nach Siemens', Krupp's oder einem andern Verfahren ist nicht ohne Mehrkosten für Arbeitslöhne und Vorrichtungen zu bewirken. Mehr und mehr hat man aber in den letzten Jahrzehnten gelernt, durch Anwendung einfacherer Mittel, insbesondere durch Regelung der chemi- schen Zusammensetzung und durch Benutzung der unter 2--4 be- schriebenen Kunstgriffe, die Entwickelung von Gasen beim Giessen zu beschränken; und natürlicherweise hat das umständlichere Erstarren- lassen unter Druck hierdurch nicht unwesentlich an Wichtigkeit verloren.
2. Die Giessvorrichtungen.
In denjenigen Fällen, wo grössere Mengen Flusseisen in einem gemeinschaftlichen Apparate hergestellt werden und in verschiedene Gussformen vertheilt werden sollen, pflegt man sich für diesen Zweck einer ausreichend grossen Giesspfanne zu bedienen, welche das sämmt- liche Metall aufnimmt und mit Hilfe maschineller Vorrichtungen nach den einzelnen Gussformen hin bewegt wird, um hier nach und nach entleert zu werden. Fig. 240 1) zeigt das Aeussere einer solchen Giess- pfanne mit der darunter stehenden Gussform (B). Die Pfanne wird aus Eisenblech von etwa 10 mm Stärke gefertigt, vor dem Ge- brauche mit einer 70--100 mm starken Schicht feuerfester Masse ausgestrichen, sorgfältig getrocknet und schliesslich bis zum beginnen- den Rothglühen erhitzt, indem man sie in umgekehrter Lage über ein Koksfeuer oder eine Gasfeuerung stellt. Die Ausfutterung hält längere Zeit aus, muss aber nach jedes- maliger Benutzung der Pfanne nachgesehen und, wenn erforderlich, ausgebessert werden. Die Entleerung erfolgt durch eine Oeffnung im Boden in der Nähe der Wand, welche durch einen wie ein Ventil wirkenden Stopfen verschlossen gehalten wird. In Fig. 240 ist die Stange b, an welcher der Stopfen a sitzt, soweit sie sich im Innern der Pfanne be-
[Abbildung]
Fig. 240.
findet, punktirt gezeichnet. Oberhalb des Pfannenrandes ist sie nach aussen umgebogen und an einem Schieber befestigt, welcher in Führungen c und d mit Hilfe des Handhebels f auf- und abbewegt werden kann, so dass man leicht im Stande ist, die Ausflussöffnung zu schliessen oder beliebig weit zu öffnen.
Fig. 241 auf S. 824 zeigt die Einrichtung dieses Auslasses im ver- grösserten Maassstabe. Im Boden der Pfanne ist unten eine entsprechend weite Oeffnung ausgespart und mit einem Ringe, welcher einen kurzen Auslassstutzen bildet, eingefasst. In diese Oeffnung kommt die aus bestem feuerfesten Thon in einer eisernen Form gefertigte und gut gebrannte Hülse i und wird mit feuerfester Masse umstampft. Die schmiede- eiserne Ventilstange b endigt unten mit einer Hülse, in welcher der
1) Aus Kerl, Grundriss der Eisenhüttenkunde.
Die Giessvorrichtungen.
nach Siemens’, Krupp’s oder einem andern Verfahren ist nicht ohne Mehrkosten für Arbeitslöhne und Vorrichtungen zu bewirken. Mehr und mehr hat man aber in den letzten Jahrzehnten gelernt, durch Anwendung einfacherer Mittel, insbesondere durch Regelung der chemi- schen Zusammensetzung und durch Benutzung der unter 2—4 be- schriebenen Kunstgriffe, die Entwickelung von Gasen beim Giessen zu beschränken; und natürlicherweise hat das umständlichere Erstarren- lassen unter Druck hierdurch nicht unwesentlich an Wichtigkeit verloren.
2. Die Giessvorrichtungen.
In denjenigen Fällen, wo grössere Mengen Flusseisen in einem gemeinschaftlichen Apparate hergestellt werden und in verschiedene Gussformen vertheilt werden sollen, pflegt man sich für diesen Zweck einer ausreichend grossen Giesspfanne zu bedienen, welche das sämmt- liche Metall aufnimmt und mit Hilfe maschineller Vorrichtungen nach den einzelnen Gussformen hin bewegt wird, um hier nach und nach entleert zu werden. Fig. 240 1) zeigt das Aeussere einer solchen Giess- pfanne mit der darunter stehenden Gussform (B). Die Pfanne wird aus Eisenblech von etwa 10 mm Stärke gefertigt, vor dem Ge- brauche mit einer 70—100 mm starken Schicht feuerfester Masse ausgestrichen, sorgfältig getrocknet und schliesslich bis zum beginnen- den Rothglühen erhitzt, indem man sie in umgekehrter Lage über ein Koksfeuer oder eine Gasfeuerung stellt. Die Ausfutterung hält längere Zeit aus, muss aber nach jedes- maliger Benutzung der Pfanne nachgesehen und, wenn erforderlich, ausgebessert werden. Die Entleerung erfolgt durch eine Oeffnung im Boden in der Nähe der Wand, welche durch einen wie ein Ventil wirkenden Stopfen verschlossen gehalten wird. In Fig. 240 ist die Stange b, an welcher der Stopfen a sitzt, soweit sie sich im Innern der Pfanne be-
[Abbildung]
Fig. 240.
findet, punktirt gezeichnet. Oberhalb des Pfannenrandes ist sie nach aussen umgebogen und an einem Schieber befestigt, welcher in Führungen c und d mit Hilfe des Handhebels f auf- und abbewegt werden kann, so dass man leicht im Stande ist, die Ausflussöffnung zu schliessen oder beliebig weit zu öffnen.
Fig. 241 auf S. 824 zeigt die Einrichtung dieses Auslasses im ver- grösserten Maassstabe. Im Boden der Pfanne ist unten eine entsprechend weite Oeffnung ausgespart und mit einem Ringe, welcher einen kurzen Auslassstutzen bildet, eingefasst. In diese Oeffnung kommt die aus bestem feuerfesten Thon in einer eisernen Form gefertigte und gut gebrannte Hülse i und wird mit feuerfester Masse umstampft. Die schmiede- eiserne Ventilstange b endigt unten mit einer Hülse, in welcher der
1) Aus Kerl, Grundriss der Eisenhüttenkunde.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0903"n="823"/><fwplace="top"type="header">Die Giessvorrichtungen.</fw><lb/>
nach <hirendition="#g">Siemens’, Krupp’s</hi> oder einem andern Verfahren ist nicht<lb/>
ohne Mehrkosten für Arbeitslöhne und Vorrichtungen zu bewirken.<lb/>
Mehr und mehr hat man aber in den letzten Jahrzehnten gelernt, durch<lb/>
Anwendung einfacherer Mittel, insbesondere durch Regelung der chemi-<lb/>
schen Zusammensetzung und durch Benutzung der unter 2—4 be-<lb/>
schriebenen Kunstgriffe, die Entwickelung von Gasen beim Giessen zu<lb/>
beschränken; und natürlicherweise hat das umständlichere Erstarren-<lb/>
lassen unter Druck hierdurch nicht unwesentlich an Wichtigkeit verloren.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">2. Die Giessvorrichtungen.</hi></head><lb/><p>In denjenigen Fällen, wo grössere Mengen Flusseisen in einem<lb/>
gemeinschaftlichen Apparate hergestellt werden und in verschiedene<lb/>
Gussformen vertheilt werden sollen, pflegt man sich für diesen Zweck<lb/>
einer ausreichend grossen Giesspfanne zu bedienen, welche das sämmt-<lb/>
liche Metall aufnimmt und mit Hilfe maschineller Vorrichtungen nach<lb/>
den einzelnen Gussformen hin bewegt wird, um hier nach und nach<lb/>
entleert zu werden. Fig. 240 <noteplace="foot"n="1)">Aus <hirendition="#g">Kerl</hi>, Grundriss der Eisenhüttenkunde.</note> zeigt das Aeussere einer solchen Giess-<lb/>
pfanne mit der darunter stehenden Gussform<lb/>
(<hirendition="#i">B</hi>). Die Pfanne wird aus Eisenblech von<lb/>
etwa 10 mm Stärke gefertigt, vor dem Ge-<lb/>
brauche mit einer 70—100 mm starken Schicht<lb/>
feuerfester Masse ausgestrichen, sorgfältig<lb/>
getrocknet und schliesslich bis zum beginnen-<lb/>
den Rothglühen erhitzt, indem man sie in<lb/>
umgekehrter Lage über ein Koksfeuer oder<lb/>
eine Gasfeuerung stellt. Die Ausfutterung<lb/>
hält längere Zeit aus, muss aber nach jedes-<lb/>
maliger Benutzung der Pfanne nachgesehen<lb/>
und, wenn erforderlich, ausgebessert werden.<lb/>
Die Entleerung erfolgt durch eine Oeffnung<lb/>
im Boden in der Nähe der Wand, welche<lb/>
durch einen wie ein Ventil wirkenden Stopfen<lb/>
verschlossen gehalten wird. In Fig. 240 ist<lb/>
die Stange <hirendition="#i">b</hi>, an welcher der Stopfen <hirendition="#i">a</hi> sitzt,<lb/>
soweit sie sich im Innern der Pfanne be-<lb/><figure><head>Fig. 240.</head></figure><lb/>
findet, punktirt gezeichnet. Oberhalb des Pfannenrandes ist sie nach<lb/>
aussen umgebogen und an einem Schieber befestigt, welcher in<lb/>
Führungen <hirendition="#i">c</hi> und <hirendition="#i">d</hi> mit Hilfe des Handhebels <hirendition="#i">f</hi> auf- und abbewegt<lb/>
werden kann, so dass man leicht im Stande ist, die Ausflussöffnung<lb/>
zu schliessen oder beliebig weit zu öffnen.</p><lb/><p>Fig. 241 auf S. 824 zeigt die Einrichtung dieses Auslasses im ver-<lb/>
grösserten Maassstabe. Im Boden der Pfanne ist unten eine entsprechend<lb/>
weite Oeffnung ausgespart und mit einem Ringe, welcher einen kurzen<lb/>
Auslassstutzen bildet, eingefasst. In diese Oeffnung kommt die aus bestem<lb/>
feuerfesten Thon in einer eisernen Form gefertigte und gut gebrannte<lb/>
Hülse <hirendition="#i">i</hi> und wird mit feuerfester Masse umstampft. Die schmiede-<lb/>
eiserne Ventilstange <hirendition="#i">b</hi> endigt unten mit einer Hülse, in welcher der<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[823/0903]
Die Giessvorrichtungen.
nach Siemens’, Krupp’s oder einem andern Verfahren ist nicht
ohne Mehrkosten für Arbeitslöhne und Vorrichtungen zu bewirken.
Mehr und mehr hat man aber in den letzten Jahrzehnten gelernt, durch
Anwendung einfacherer Mittel, insbesondere durch Regelung der chemi-
schen Zusammensetzung und durch Benutzung der unter 2—4 be-
schriebenen Kunstgriffe, die Entwickelung von Gasen beim Giessen zu
beschränken; und natürlicherweise hat das umständlichere Erstarren-
lassen unter Druck hierdurch nicht unwesentlich an Wichtigkeit verloren.
2. Die Giessvorrichtungen.
In denjenigen Fällen, wo grössere Mengen Flusseisen in einem
gemeinschaftlichen Apparate hergestellt werden und in verschiedene
Gussformen vertheilt werden sollen, pflegt man sich für diesen Zweck
einer ausreichend grossen Giesspfanne zu bedienen, welche das sämmt-
liche Metall aufnimmt und mit Hilfe maschineller Vorrichtungen nach
den einzelnen Gussformen hin bewegt wird, um hier nach und nach
entleert zu werden. Fig. 240 1) zeigt das Aeussere einer solchen Giess-
pfanne mit der darunter stehenden Gussform
(B). Die Pfanne wird aus Eisenblech von
etwa 10 mm Stärke gefertigt, vor dem Ge-
brauche mit einer 70—100 mm starken Schicht
feuerfester Masse ausgestrichen, sorgfältig
getrocknet und schliesslich bis zum beginnen-
den Rothglühen erhitzt, indem man sie in
umgekehrter Lage über ein Koksfeuer oder
eine Gasfeuerung stellt. Die Ausfutterung
hält längere Zeit aus, muss aber nach jedes-
maliger Benutzung der Pfanne nachgesehen
und, wenn erforderlich, ausgebessert werden.
Die Entleerung erfolgt durch eine Oeffnung
im Boden in der Nähe der Wand, welche
durch einen wie ein Ventil wirkenden Stopfen
verschlossen gehalten wird. In Fig. 240 ist
die Stange b, an welcher der Stopfen a sitzt,
soweit sie sich im Innern der Pfanne be-
[Abbildung Fig. 240.]
findet, punktirt gezeichnet. Oberhalb des Pfannenrandes ist sie nach
aussen umgebogen und an einem Schieber befestigt, welcher in
Führungen c und d mit Hilfe des Handhebels f auf- und abbewegt
werden kann, so dass man leicht im Stande ist, die Ausflussöffnung
zu schliessen oder beliebig weit zu öffnen.
Fig. 241 auf S. 824 zeigt die Einrichtung dieses Auslasses im ver-
grösserten Maassstabe. Im Boden der Pfanne ist unten eine entsprechend
weite Oeffnung ausgespart und mit einem Ringe, welcher einen kurzen
Auslassstutzen bildet, eingefasst. In diese Oeffnung kommt die aus bestem
feuerfesten Thon in einer eisernen Form gefertigte und gut gebrannte
Hülse i und wird mit feuerfester Masse umstampft. Die schmiede-
eiserne Ventilstange b endigt unten mit einer Hülse, in welcher der
1) Aus Kerl, Grundriss der Eisenhüttenkunde.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 823. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/903>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.