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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Schweisseisens.
[Abbildung] Fig. 215.
unter verschiedenen Betriebsverhältnissen verschieden. Länge und
Breite sind selten oder niemals geringer als 0.5 m, gewöhnlich 0.6 bis
0.7 m, während die Tiefe unter der Form 0.16--0.26 m zu betragen
pflegt.

Das Arbeitsverfahren.

Es ist leicht erklärlich, dass ein Verfahren, welches ganz allmählich
im Laufe der Jahrhunderte und in Zeiten ausgebildet wurde, wo der
Verkehr der Menschen unter einander weit beschränkter als jetzt war,
eine Fachliteratur aber fast vollständig fehlte, auch in verschiedenen
Gegenden ziemlich abweichende äussere Formen annehmen konnte.
Schon die verschiedene Beschaffenheit des zur Verwendung stehenden
Roheisens macht, wie oben erläutert wurde, Abweichungen in der Aus-
führung des Verfahrens nothwendig; nicht minder der Umstand, ob
man beabsichtigt, weiches, d. h. kohlenstoffarmes Eisen (Schmiede-
eisen) oder Stahl darzustellen. Hierzu kommen nun aber die noch
zahlreicheren Verschiedenheiten, welche durch den Bau des Feuers, die
Grösse des Einsatzes und die Handhabungen bedingt sind und zum
grossen Theile auf jahrelangen Gewohnheiten beruhen. Solcherart
konnte Tunner in seinem bereits erwähnten, im Jahre 1858 in zweiter
Auflage erschienenen Werke: "Die Stabeisen- und Stahlbereitung in
Frischherden" nicht weniger als 14 verschiedene Arten des Frisch-
feuerbetriebes für Schmiedeeisenerzeugung und ausserdem fünf ver-
schiedene Arten des Frischfeuerbetriebes für Stahlerzeugung unter-
scheiden; und auch hier waren nur die hauptsächlichsten Typen der
verschiedenen Arten berücksichtigt worden.

Wesentliche Unterschiede zeigen sich, je nachdem man ein man-
gan- und siliciumarmes, entweder aus geeigneten Erzen unmittelbar
erblasenes oder durch einen Feinprocess aus grauem Roheisen
erhaltenes Roheisen verwendet und mit einmaligem Niederschmelzen

Die Darstellung des Schweisseisens.
[Abbildung] Fig. 215.
unter verschiedenen Betriebsverhältnissen verschieden. Länge und
Breite sind selten oder niemals geringer als 0.5 m, gewöhnlich 0.6 bis
0.7 m, während die Tiefe unter der Form 0.16—0.26 m zu betragen
pflegt.

Das Arbeitsverfahren.

Es ist leicht erklärlich, dass ein Verfahren, welches ganz allmählich
im Laufe der Jahrhunderte und in Zeiten ausgebildet wurde, wo der
Verkehr der Menschen unter einander weit beschränkter als jetzt war,
eine Fachliteratur aber fast vollständig fehlte, auch in verschiedenen
Gegenden ziemlich abweichende äussere Formen annehmen konnte.
Schon die verschiedene Beschaffenheit des zur Verwendung stehenden
Roheisens macht, wie oben erläutert wurde, Abweichungen in der Aus-
führung des Verfahrens nothwendig; nicht minder der Umstand, ob
man beabsichtigt, weiches, d. h. kohlenstoffarmes Eisen (Schmiede-
eisen) oder Stahl darzustellen. Hierzu kommen nun aber die noch
zahlreicheren Verschiedenheiten, welche durch den Bau des Feuers, die
Grösse des Einsatzes und die Handhabungen bedingt sind und zum
grossen Theile auf jahrelangen Gewohnheiten beruhen. Solcherart
konnte Tunner in seinem bereits erwähnten, im Jahre 1858 in zweiter
Auflage erschienenen Werke: „Die Stabeisen- und Stahlbereitung in
Frischherden“ nicht weniger als 14 verschiedene Arten des Frisch-
feuerbetriebes für Schmiedeeisenerzeugung und ausserdem fünf ver-
schiedene Arten des Frischfeuerbetriebes für Stahlerzeugung unter-
scheiden; und auch hier waren nur die hauptsächlichsten Typen der
verschiedenen Arten berücksichtigt worden.

Wesentliche Unterschiede zeigen sich, je nachdem man ein man-
gan- und siliciumarmes, entweder aus geeigneten Erzen unmittelbar
erblasenes oder durch einen Feinprocess aus grauem Roheisen
erhaltenes Roheisen verwendet und mit einmaligem Niederschmelzen

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[762/0834] Die Darstellung des Schweisseisens. [Abbildung Fig. 215.] unter verschiedenen Betriebsverhältnissen verschieden. Länge und Breite sind selten oder niemals geringer als 0.5 m, gewöhnlich 0.6 bis 0.7 m, während die Tiefe unter der Form 0.16—0.26 m zu betragen pflegt. Das Arbeitsverfahren. Es ist leicht erklärlich, dass ein Verfahren, welches ganz allmählich im Laufe der Jahrhunderte und in Zeiten ausgebildet wurde, wo der Verkehr der Menschen unter einander weit beschränkter als jetzt war, eine Fachliteratur aber fast vollständig fehlte, auch in verschiedenen Gegenden ziemlich abweichende äussere Formen annehmen konnte. Schon die verschiedene Beschaffenheit des zur Verwendung stehenden Roheisens macht, wie oben erläutert wurde, Abweichungen in der Aus- führung des Verfahrens nothwendig; nicht minder der Umstand, ob man beabsichtigt, weiches, d. h. kohlenstoffarmes Eisen (Schmiede- eisen) oder Stahl darzustellen. Hierzu kommen nun aber die noch zahlreicheren Verschiedenheiten, welche durch den Bau des Feuers, die Grösse des Einsatzes und die Handhabungen bedingt sind und zum grossen Theile auf jahrelangen Gewohnheiten beruhen. Solcherart konnte Tunner in seinem bereits erwähnten, im Jahre 1858 in zweiter Auflage erschienenen Werke: „Die Stabeisen- und Stahlbereitung in Frischherden“ nicht weniger als 14 verschiedene Arten des Frisch- feuerbetriebes für Schmiedeeisenerzeugung und ausserdem fünf ver- schiedene Arten des Frischfeuerbetriebes für Stahlerzeugung unter- scheiden; und auch hier waren nur die hauptsächlichsten Typen der verschiedenen Arten berücksichtigt worden. Wesentliche Unterschiede zeigen sich, je nachdem man ein man- gan- und siliciumarmes, entweder aus geeigneten Erzen unmittelbar erblasenes oder durch einen Feinprocess aus grauem Roheisen erhaltenes Roheisen verwendet und mit einmaligem Niederschmelzen

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/834>, abgerufen am 03.12.2024.