in schmiedbares Eisen umwandelt, oder ein rohschmelziges Roheisen (graues Roheisen, manganreiches Weisseisen) verarbeitet, wobei dann das geschmolzene Eisen "aufgebrochen" werden muss, um abermals nieder- geschmolzen zu werden. Alle der zuerst erwähnten Methode zugehörige Verfahrungsarten pflegt man als Einmalschmelzerei zu bezeichnen, während die anderen dem Aufbrechfrischen oder der Deutschen Frischmethode angehören.
Ein anderer Unterschied beruht in der Art und Weise, wie das gewonnen Eisen geschweisst wird, um weiter verarbeitet zu werden. In manchen Fällen geschieht die Erhitzung in dem Frischfeuer selbst und das Ausschmieden erfolgt, während der folgende Einsatz eingeschmolzen wird; besonders war dieses Verfahren seiner grösseren Einfachheit halber in älterer Zeit üblich. In anderen Fällen wird das Frischfeuer nur zum Frischen selbst benutzt, die gezängte Luppe aber wird in einem besonderen Ofen erhitzt, welcher mit anderem Brennmateriale (Steinkohlen, Gas) geheizt werden kann. Man nennt alle die in dieser letzteren Weise betriebenen Methoden das Wallonfrischen. Der Ver- brauch an Holzkohlen ist beim Wallonschmieden geringer, die Beschaffen- heit des geschweissten Eisens durchschnittlich günstiger. Aus diesem Grunde hat in der Neuzeit, wo in fast allen Ländern das Preisverhältniss zwischen Holzkohlen und mineralischen Brennstoffen für die ersteren immer ungünstiger wurde und man durch die geänderten Zeitverhält- nisse gezwungen war, da, wo der Frischfeuerbetrieb überhaupt noch beibehalten wurde, den grössten Werth auf möglichst vorzügliche Be- schaffenheit des erfolgenden Eisens zu legen, das Wallonfrischen die anderen Methoden in den meisten Ländern, wo dieselben früher in Anwendung waren, verdrängt. Auch das Wallonfrischen aber zerfällt wieder in mehrere verschiedene Arten.
Es kann nicht in dem Ziele dieses Buches liegen, eine Beschreibung aller der in den früheren Jahrzehnten dieses Jahrhunderts üblichen Frischmethoden zu liefern, von denen manche zweifellos inzwischen voll- ständig aus der Praxis verschwunden sind. Als Beispiel für die Durch- führung des Herdfrischens überhaupt möge deshalb eine Beschreibung derjenigen Methode folgen, welche in der Jetztzeit die am meisten verbreitete sein dürfte und z. B. auch in den meisten Frischhütten Schwedens in Anwendung ist. Dieselbe, ursprünglich in England aus- gebildet und Lancashire-Frischen genannt 1), gehört der Gruppe der Wallonfrischmethoden an.
Die Feuer dieser Lancashireschmieden sind sämmtlich, wie das in Fig. 215 abgebildete, mit Vorglühherd versehen, Winderhitzungs- apparate dagegen sind, wo sie früher eingeführt waren, vielfach wieder beseitigt worden; oder man begnügt sich, mit einer Temperatur von nicht über 100°C. zu blasen. Dass eine Ersparung an Brennstoff durch Anwendung heissen Windes beim Herdfrischen kaum zu erreichen sein wird, lässt sich aus den Einflüssen der Winderhitzung auf den Verbrennungsprocess (Vermehrung der Kohlenoxydgasbildung) sowie aus
1) Nach Percy ist die Bezeichnung Lancashire-Frischen insofern unrichtig, als die Methode nicht aus Lancashire, sondern aus Süd-Wales stammt und durch süd- waleser Arbeiter nach Schweden verpflanzt wurde.
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Das Herdfrischen.
in schmiedbares Eisen umwandelt, oder ein rohschmelziges Roheisen (graues Roheisen, manganreiches Weisseisen) verarbeitet, wobei dann das geschmolzene Eisen „aufgebrochen“ werden muss, um abermals nieder- geschmolzen zu werden. Alle der zuerst erwähnten Methode zugehörige Verfahrungsarten pflegt man als Einmalschmelzerei zu bezeichnen, während die anderen dem Aufbrechfrischen oder der Deutschen Frischmethode angehören.
Ein anderer Unterschied beruht in der Art und Weise, wie das gewonnen Eisen geschweisst wird, um weiter verarbeitet zu werden. In manchen Fällen geschieht die Erhitzung in dem Frischfeuer selbst und das Ausschmieden erfolgt, während der folgende Einsatz eingeschmolzen wird; besonders war dieses Verfahren seiner grösseren Einfachheit halber in älterer Zeit üblich. In anderen Fällen wird das Frischfeuer nur zum Frischen selbst benutzt, die gezängte Luppe aber wird in einem besonderen Ofen erhitzt, welcher mit anderem Brennmateriale (Steinkohlen, Gas) geheizt werden kann. Man nennt alle die in dieser letzteren Weise betriebenen Methoden das Wallonfrischen. Der Ver- brauch an Holzkohlen ist beim Wallonschmieden geringer, die Beschaffen- heit des geschweissten Eisens durchschnittlich günstiger. Aus diesem Grunde hat in der Neuzeit, wo in fast allen Ländern das Preisverhältniss zwischen Holzkohlen und mineralischen Brennstoffen für die ersteren immer ungünstiger wurde und man durch die geänderten Zeitverhält- nisse gezwungen war, da, wo der Frischfeuerbetrieb überhaupt noch beibehalten wurde, den grössten Werth auf möglichst vorzügliche Be- schaffenheit des erfolgenden Eisens zu legen, das Wallonfrischen die anderen Methoden in den meisten Ländern, wo dieselben früher in Anwendung waren, verdrängt. Auch das Wallonfrischen aber zerfällt wieder in mehrere verschiedene Arten.
Es kann nicht in dem Ziele dieses Buches liegen, eine Beschreibung aller der in den früheren Jahrzehnten dieses Jahrhunderts üblichen Frischmethoden zu liefern, von denen manche zweifellos inzwischen voll- ständig aus der Praxis verschwunden sind. Als Beispiel für die Durch- führung des Herdfrischens überhaupt möge deshalb eine Beschreibung derjenigen Methode folgen, welche in der Jetztzeit die am meisten verbreitete sein dürfte und z. B. auch in den meisten Frischhütten Schwedens in Anwendung ist. Dieselbe, ursprünglich in England aus- gebildet und Lancashire-Frischen genannt 1), gehört der Gruppe der Wallonfrischmethoden an.
Die Feuer dieser Lancashireschmieden sind sämmtlich, wie das in Fig. 215 abgebildete, mit Vorglühherd versehen, Winderhitzungs- apparate dagegen sind, wo sie früher eingeführt waren, vielfach wieder beseitigt worden; oder man begnügt sich, mit einer Temperatur von nicht über 100°C. zu blasen. Dass eine Ersparung an Brennstoff durch Anwendung heissen Windes beim Herdfrischen kaum zu erreichen sein wird, lässt sich aus den Einflüssen der Winderhitzung auf den Verbrennungsprocess (Vermehrung der Kohlenoxydgasbildung) sowie aus
1) Nach Percy ist die Bezeichnung Lancashire-Frischen insofern unrichtig, als die Methode nicht aus Lancashire, sondern aus Süd-Wales stammt und durch süd- waleser Arbeiter nach Schweden verpflanzt wurde.
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Das Herdfrischen.
in schmiedbares Eisen umwandelt, oder ein rohschmelziges Roheisen
(graues Roheisen, manganreiches Weisseisen) verarbeitet, wobei dann das
geschmolzene Eisen „aufgebrochen“ werden muss, um abermals nieder-
geschmolzen zu werden. Alle der zuerst erwähnten Methode zugehörige
Verfahrungsarten pflegt man als Einmalschmelzerei zu bezeichnen,
während die anderen dem Aufbrechfrischen oder der Deutschen
Frischmethode angehören.
Ein anderer Unterschied beruht in der Art und Weise, wie das
gewonnen Eisen geschweisst wird, um weiter verarbeitet zu werden.
In manchen Fällen geschieht die Erhitzung in dem Frischfeuer selbst und
das Ausschmieden erfolgt, während der folgende Einsatz eingeschmolzen
wird; besonders war dieses Verfahren seiner grösseren Einfachheit
halber in älterer Zeit üblich. In anderen Fällen wird das Frischfeuer
nur zum Frischen selbst benutzt, die gezängte Luppe aber wird in
einem besonderen Ofen erhitzt, welcher mit anderem Brennmateriale
(Steinkohlen, Gas) geheizt werden kann. Man nennt alle die in dieser
letzteren Weise betriebenen Methoden das Wallonfrischen. Der Ver-
brauch an Holzkohlen ist beim Wallonschmieden geringer, die Beschaffen-
heit des geschweissten Eisens durchschnittlich günstiger. Aus diesem
Grunde hat in der Neuzeit, wo in fast allen Ländern das Preisverhältniss
zwischen Holzkohlen und mineralischen Brennstoffen für die ersteren
immer ungünstiger wurde und man durch die geänderten Zeitverhält-
nisse gezwungen war, da, wo der Frischfeuerbetrieb überhaupt noch
beibehalten wurde, den grössten Werth auf möglichst vorzügliche Be-
schaffenheit des erfolgenden Eisens zu legen, das Wallonfrischen die
anderen Methoden in den meisten Ländern, wo dieselben früher in
Anwendung waren, verdrängt. Auch das Wallonfrischen aber zerfällt
wieder in mehrere verschiedene Arten.
Es kann nicht in dem Ziele dieses Buches liegen, eine Beschreibung
aller der in den früheren Jahrzehnten dieses Jahrhunderts üblichen
Frischmethoden zu liefern, von denen manche zweifellos inzwischen voll-
ständig aus der Praxis verschwunden sind. Als Beispiel für die Durch-
führung des Herdfrischens überhaupt möge deshalb eine Beschreibung
derjenigen Methode folgen, welche in der Jetztzeit die am meisten
verbreitete sein dürfte und z. B. auch in den meisten Frischhütten
Schwedens in Anwendung ist. Dieselbe, ursprünglich in England aus-
gebildet und Lancashire-Frischen genannt 1), gehört der Gruppe
der Wallonfrischmethoden an.
Die Feuer dieser Lancashireschmieden sind sämmtlich, wie das in
Fig. 215 abgebildete, mit Vorglühherd versehen, Winderhitzungs-
apparate dagegen sind, wo sie früher eingeführt waren, vielfach wieder
beseitigt worden; oder man begnügt sich, mit einer Temperatur von
nicht über 100°C. zu blasen. Dass eine Ersparung an Brennstoff
durch Anwendung heissen Windes beim Herdfrischen kaum zu erreichen
sein wird, lässt sich aus den Einflüssen der Winderhitzung auf den
Verbrennungsprocess (Vermehrung der Kohlenoxydgasbildung) sowie aus
1) Nach Percy ist die Bezeichnung Lancashire-Frischen insofern unrichtig, als
die Methode nicht aus Lancashire, sondern aus Süd-Wales stammt und durch süd-
waleser Arbeiter nach Schweden verpflanzt wurde.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/835>, abgerufen am 04.12.2024.
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