walzwerke für feine Eisensorten (Walzdraht) mit etwa 400 Umgängen per Minute und 6--8 Walzgerüsten erhalten Maschinen von 400--500 Pferdestärken. Kleine Blechwalzwerke mit Schwungrad für dünne Eisen- sorten (Schwarzblech) lassen sich bei 40 Umgängen per Minute schon mit einer 20--30 pferdigen Maschine treiben; für Kesselbleche wendet man 100--200 pferdige Maschinen an und zu dem Betriebe eines Kehr- walzwerkes ohne Schwungrad für die Darstellung der schwersten Blech- sorten ist eine 600--800 pferdige Maschine erforderlich.
Am deutlichsten zeigt sich die Steigerung der Ansprüche, welche man an die Leistungsfähigkeit der Walzenzugsmaschinen stellt, bei den Eisenbahnschienen-Walzwerken. Während man in den sechziger Jahren, wo man sich der Duowalzwerke zum Auswalzen bediente und Schweiss- eisen als Material für die Schienen verwendete, Maschinen mit 250 Pferde- stärken als ausreichend betrachtete, pflegt man in der Jetztzeit den Schienenwalzwerken 600--800 pferdige Maschinen zu geben und dadurch ihre Leistungsfähigkeit auf oft das Dreifache der früheren Zeit zu steigern.
3. Die Luppenquetschen und Luppenmühlen.
Alle unter die in der Ueberschrift enthaltenen Benennungen fallen- den Vorrichtungen sind lediglich dazu bestimmt, die weichen, von flüssiger Schlacke durchsetzten, formlosen Eisenklumpen, Luppen ge- nannt, welche das erste rohe Erzeugniss der Schweisseisendarstellung zu bilden pflegen, einer vorläufigen Reinigung von Schlacke zu unter- ziehen. Zur Verdichtung von Flusseisenblöcken oder für eine weiter- gehende Formgebung des Eisens sind sie nicht geeignet.
Geschieht jene Reinigung durch mehrfach wiederholtes Drücken des weichen Eisens, so heisst der Apparat Luppenquetsche oder Luppen- presse; wird dagegen die Luppe zwischen Walzen gerollt und dabei ausgedrückt, so pflegt man die Vorrichtung als Luppenmühle zu be- zeichnen.
Mannigfache Constructionen sind im Laufe der Zeit für den ge- nannten Zweck ersonnen worden, von denen jedoch nur eine sehr beschränkte Zahl sich einer allgemeineren Anwendung zu erfreuen vermochte.
Die am häufigsten benutzte Vorrichtung dieser Art, welche in fast jeder Puddelhütte angetroffen werden kann, ist die in Fig. 211 abgebildete Luppenquetsche, welcher man ihrer eigenthümlichen Form halber auch wohl scherzweise den Namen Alligatorquetsche gegeben hat. Sie besteht aus einem um horizontale Zapfen schwingenden, kräftig gebauten Gusseisenhebel, dessen längeres Ende durch eine Schubstange oder ein Excenter auf- und niedergehende Bewegung erhält. Das kürzere Ende dieses Hebels bildet gewissermaassen den Oberkiefer des Maules. An der Unterseite desselben ist eine aus- wechselbare Platte aus Hartguss oder Stahl eingesetzt, welche mit nach rückwärts gerichteten Zähnen zum besseren Erfassen der Luppe ver- sehen zu sein pflegt. Die untere Hälfte des Maules bildet der fest- liegende, aber ebenfalls auswechselbare Ambos. An der vorderen Kante desselben befindet sich ein treppenstufenartiger Absatz, welcher eine
Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
walzwerke für feine Eisensorten (Walzdraht) mit etwa 400 Umgängen per Minute und 6—8 Walzgerüsten erhalten Maschinen von 400—500 Pferdestärken. Kleine Blechwalzwerke mit Schwungrad für dünne Eisen- sorten (Schwarzblech) lassen sich bei 40 Umgängen per Minute schon mit einer 20—30 pferdigen Maschine treiben; für Kesselbleche wendet man 100—200 pferdige Maschinen an und zu dem Betriebe eines Kehr- walzwerkes ohne Schwungrad für die Darstellung der schwersten Blech- sorten ist eine 600—800 pferdige Maschine erforderlich.
Am deutlichsten zeigt sich die Steigerung der Ansprüche, welche man an die Leistungsfähigkeit der Walzenzugsmaschinen stellt, bei den Eisenbahnschienen-Walzwerken. Während man in den sechziger Jahren, wo man sich der Duowalzwerke zum Auswalzen bediente und Schweiss- eisen als Material für die Schienen verwendete, Maschinen mit 250 Pferde- stärken als ausreichend betrachtete, pflegt man in der Jetztzeit den Schienenwalzwerken 600—800 pferdige Maschinen zu geben und dadurch ihre Leistungsfähigkeit auf oft das Dreifache der früheren Zeit zu steigern.
3. Die Luppenquetschen und Luppenmühlen.
Alle unter die in der Ueberschrift enthaltenen Benennungen fallen- den Vorrichtungen sind lediglich dazu bestimmt, die weichen, von flüssiger Schlacke durchsetzten, formlosen Eisenklumpen, Luppen ge- nannt, welche das erste rohe Erzeugniss der Schweisseisendarstellung zu bilden pflegen, einer vorläufigen Reinigung von Schlacke zu unter- ziehen. Zur Verdichtung von Flusseisenblöcken oder für eine weiter- gehende Formgebung des Eisens sind sie nicht geeignet.
Geschieht jene Reinigung durch mehrfach wiederholtes Drücken des weichen Eisens, so heisst der Apparat Luppenquetsche oder Luppen- presse; wird dagegen die Luppe zwischen Walzen gerollt und dabei ausgedrückt, so pflegt man die Vorrichtung als Luppenmühle zu be- zeichnen.
Mannigfache Constructionen sind im Laufe der Zeit für den ge- nannten Zweck ersonnen worden, von denen jedoch nur eine sehr beschränkte Zahl sich einer allgemeineren Anwendung zu erfreuen vermochte.
Die am häufigsten benutzte Vorrichtung dieser Art, welche in fast jeder Puddelhütte angetroffen werden kann, ist die in Fig. 211 abgebildete Luppenquetsche, welcher man ihrer eigenthümlichen Form halber auch wohl scherzweise den Namen Alligatorquetsche gegeben hat. Sie besteht aus einem um horizontale Zapfen schwingenden, kräftig gebauten Gusseisenhebel, dessen längeres Ende durch eine Schubstange oder ein Excenter auf- und niedergehende Bewegung erhält. Das kürzere Ende dieses Hebels bildet gewissermaassen den Oberkiefer des Maules. An der Unterseite desselben ist eine aus- wechselbare Platte aus Hartguss oder Stahl eingesetzt, welche mit nach rückwärts gerichteten Zähnen zum besseren Erfassen der Luppe ver- sehen zu sein pflegt. Die untere Hälfte des Maules bildet der fest- liegende, aber ebenfalls auswechselbare Ambos. An der vorderen Kante desselben befindet sich ein treppenstufenartiger Absatz, welcher eine
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Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
walzwerke für feine Eisensorten (Walzdraht) mit etwa 400 Umgängen
per Minute und 6—8 Walzgerüsten erhalten Maschinen von 400—500
Pferdestärken. Kleine Blechwalzwerke mit Schwungrad für dünne Eisen-
sorten (Schwarzblech) lassen sich bei 40 Umgängen per Minute schon
mit einer 20—30 pferdigen Maschine treiben; für Kesselbleche wendet
man 100—200 pferdige Maschinen an und zu dem Betriebe eines Kehr-
walzwerkes ohne Schwungrad für die Darstellung der schwersten Blech-
sorten ist eine 600—800 pferdige Maschine erforderlich.
Am deutlichsten zeigt sich die Steigerung der Ansprüche, welche
man an die Leistungsfähigkeit der Walzenzugsmaschinen stellt, bei den
Eisenbahnschienen-Walzwerken. Während man in den sechziger Jahren,
wo man sich der Duowalzwerke zum Auswalzen bediente und Schweiss-
eisen als Material für die Schienen verwendete, Maschinen mit 250 Pferde-
stärken als ausreichend betrachtete, pflegt man in der Jetztzeit den
Schienenwalzwerken 600—800 pferdige Maschinen zu geben und dadurch
ihre Leistungsfähigkeit auf oft das Dreifache der früheren Zeit zu steigern.
3. Die Luppenquetschen und Luppenmühlen.
Alle unter die in der Ueberschrift enthaltenen Benennungen fallen-
den Vorrichtungen sind lediglich dazu bestimmt, die weichen, von
flüssiger Schlacke durchsetzten, formlosen Eisenklumpen, Luppen ge-
nannt, welche das erste rohe Erzeugniss der Schweisseisendarstellung
zu bilden pflegen, einer vorläufigen Reinigung von Schlacke zu unter-
ziehen. Zur Verdichtung von Flusseisenblöcken oder für eine weiter-
gehende Formgebung des Eisens sind sie nicht geeignet.
Geschieht jene Reinigung durch mehrfach wiederholtes Drücken
des weichen Eisens, so heisst der Apparat Luppenquetsche oder Luppen-
presse; wird dagegen die Luppe zwischen Walzen gerollt und dabei
ausgedrückt, so pflegt man die Vorrichtung als Luppenmühle zu be-
zeichnen.
Mannigfache Constructionen sind im Laufe der Zeit für den ge-
nannten Zweck ersonnen worden, von denen jedoch nur eine sehr
beschränkte Zahl sich einer allgemeineren Anwendung zu erfreuen
vermochte.
Die am häufigsten benutzte Vorrichtung dieser Art, welche in
fast jeder Puddelhütte angetroffen werden kann, ist die in Fig. 211
abgebildete Luppenquetsche, welcher man ihrer eigenthümlichen Form
halber auch wohl scherzweise den Namen Alligatorquetsche gegeben
hat. Sie besteht aus einem um horizontale Zapfen schwingenden,
kräftig gebauten Gusseisenhebel, dessen längeres Ende durch eine
Schubstange oder ein Excenter auf- und niedergehende Bewegung
erhält. Das kürzere Ende dieses Hebels bildet gewissermaassen den
Oberkiefer des Maules. An der Unterseite desselben ist eine aus-
wechselbare Platte aus Hartguss oder Stahl eingesetzt, welche mit nach
rückwärts gerichteten Zähnen zum besseren Erfassen der Luppe ver-
sehen zu sein pflegt. Die untere Hälfte des Maules bildet der fest-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/810>, abgerufen am 03.12.2024.
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