Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
Darstellung von Cement (hydraulischem Mörtel).
Schon oben wurde erwähnt, dass Schlackensand, durch Granu- lirung hergestellt, ein vortreffliches Material als Zusatz bei der Mörtel- bereitung an Stelle anderer für diesen Zweck benutzter Körper bilde. Man mischt den gelöschten Kalk mit drei bis fünf Theilen Schlacken- sand, und ein derartiger Mörtel besitzt häufig bei entsprechender Be- schaffenheit der Schlacke, wenn auch vielleicht nicht immer, hydrau- lische Eigenschaften, d. h. die Fähigkeit auch unter Wasser zu erhärten. Versuche, welche über die Zerdrückungsfestigkeit gewöhnlichen, d. h. mit scharfem Mauersande beziehentlich Mauersande und rheinischem Trass zubereiteten Mörtels, und Schlackenmörtels angestellt wurden, ergaben, dass die Festigkeit des letzteren beim Erhärten an der Luft 9--16 mal so gross als die des nur mit Mauersand bereiteten Mörtels, doppelt bis dreifach so gross als die des mit Mauersand und rheinischem Trass bereiteten Mörtels war, während beim Erhärten in feuchtem Erdreich die Festigkeit des Schlackenmörtels doppelt bis vierfach so gross war als bei Zusatz von rheinischem Trass und Mauersand. Der Festigkeit des Portlandcements aber stand in beiden Fällen die Festigkeit des Schlackenmörtels erheblich nach (Verhältniss 1 : 2--1 : 3). 1)
Dass übrigens auch Portlandcement, wenn er mit Schlackensand statt mit anderen sonst üblichen Körpern gemischt wird, sich ent- schieden günstiger verhalten müsse, unterliegt keinem Zweifel; haben doch sogar einzelne Cementfabrikanten den gebrannten Cement schon in Vermischung mit Schlackensand in den Handel gebracht. 2) Ein dem Port- landcement gleichwerthiges Baumaterial lässt sich aus Hochofenschlacke nur darstellen, wenn man unter Beachtung der chemischen Zusammen- setzung der Schlacke sie mit Zusätzen versieht, und das Gemisch in einer Weise zubereitet, dass auch die Zusammensetzung mit derjenigen des Portlandcementes übereinstimmt. Letzterer enthält:
Kalkerde 55--63, durchschnittlich 60 Proc.
Thonerde 6--10, " 7,5 "
Kieselsäure 22--26, " 24 "
Daneben kleine Mengen Eisenoxyd, Alkalien u. s. w.
In allen Fällen wird also für jenen Zweck eine Anreicherung des Kalkerdegehaltes der Schlacke, in den meisten Fällen auch eine An- reicherung des Thonerdegehaltes erforderlich sein. Ein einfaches Mischen der Körper aber würde kaum den Zweck vollständig erreichen lassen; vollständiger führt ein Brennen des Gemisches zum Ziel. Als Material zur Anreicherung des Thonerdegehaltes empfiehlt Roth (vergl. dessen unter Literatur erwähnte Schrift) den Bauxit, ein Mineral, dessen durch- schnittliche Zusammensetzung bereits auf S. 137 angegeben ist. Sämmt- liche erforderliche Materialien, also Hochofenschlacke, Bauxit und Kalk- stein beziehentlich gebrannter Kalk, werden im fein gemahlenen Zu- stande in solchen Verhältnissen gemischt, dass die Zusammensetzung
1) Zeitschr. d. Ingenieur- und Architecten-Vereins für das Königreich Hannover, Bd. XIII (1867), S. 303.
2)Ludw. Roth, Der Bauxit u. s. w. Vergl. Literatur.
Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
Darstellung von Cement (hydraulischem Mörtel).
Schon oben wurde erwähnt, dass Schlackensand, durch Granu- lirung hergestellt, ein vortreffliches Material als Zusatz bei der Mörtel- bereitung an Stelle anderer für diesen Zweck benutzter Körper bilde. Man mischt den gelöschten Kalk mit drei bis fünf Theilen Schlacken- sand, und ein derartiger Mörtel besitzt häufig bei entsprechender Be- schaffenheit der Schlacke, wenn auch vielleicht nicht immer, hydrau- lische Eigenschaften, d. h. die Fähigkeit auch unter Wasser zu erhärten. Versuche, welche über die Zerdrückungsfestigkeit gewöhnlichen, d. h. mit scharfem Mauersande beziehentlich Mauersande und rheinischem Trass zubereiteten Mörtels, und Schlackenmörtels angestellt wurden, ergaben, dass die Festigkeit des letzteren beim Erhärten an der Luft 9—16 mal so gross als die des nur mit Mauersand bereiteten Mörtels, doppelt bis dreifach so gross als die des mit Mauersand und rheinischem Trass bereiteten Mörtels war, während beim Erhärten in feuchtem Erdreich die Festigkeit des Schlackenmörtels doppelt bis vierfach so gross war als bei Zusatz von rheinischem Trass und Mauersand. Der Festigkeit des Portlandcements aber stand in beiden Fällen die Festigkeit des Schlackenmörtels erheblich nach (Verhältniss 1 : 2—1 : 3). 1)
Dass übrigens auch Portlandcement, wenn er mit Schlackensand statt mit anderen sonst üblichen Körpern gemischt wird, sich ent- schieden günstiger verhalten müsse, unterliegt keinem Zweifel; haben doch sogar einzelne Cementfabrikanten den gebrannten Cement schon in Vermischung mit Schlackensand in den Handel gebracht. 2) Ein dem Port- landcement gleichwerthiges Baumaterial lässt sich aus Hochofenschlacke nur darstellen, wenn man unter Beachtung der chemischen Zusammen- setzung der Schlacke sie mit Zusätzen versieht, und das Gemisch in einer Weise zubereitet, dass auch die Zusammensetzung mit derjenigen des Portlandcementes übereinstimmt. Letzterer enthält:
Kalkerde 55—63, durchschnittlich 60 Proc.
Thonerde 6—10, „ 7,5 „
Kieselsäure 22—26, „ 24 „
Daneben kleine Mengen Eisenoxyd, Alkalien u. s. w.
In allen Fällen wird also für jenen Zweck eine Anreicherung des Kalkerdegehaltes der Schlacke, in den meisten Fällen auch eine An- reicherung des Thonerdegehaltes erforderlich sein. Ein einfaches Mischen der Körper aber würde kaum den Zweck vollständig erreichen lassen; vollständiger führt ein Brennen des Gemisches zum Ziel. Als Material zur Anreicherung des Thonerdegehaltes empfiehlt Roth (vergl. dessen unter Literatur erwähnte Schrift) den Bauxit, ein Mineral, dessen durch- schnittliche Zusammensetzung bereits auf S. 137 angegeben ist. Sämmt- liche erforderliche Materialien, also Hochofenschlacke, Bauxit und Kalk- stein beziehentlich gebrannter Kalk, werden im fein gemahlenen Zu- stande in solchen Verhältnissen gemischt, dass die Zusammensetzung
1) Zeitschr. d. Ingenieur- und Architecten-Vereins für das Königreich Hannover, Bd. XIII (1867), S. 303.
2)Ludw. Roth, Der Bauxit u. s. w. Vergl. Literatur.
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[592/0652]
Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
Darstellung von Cement (hydraulischem Mörtel).
Schon oben wurde erwähnt, dass Schlackensand, durch Granu-
lirung hergestellt, ein vortreffliches Material als Zusatz bei der Mörtel-
bereitung an Stelle anderer für diesen Zweck benutzter Körper bilde.
Man mischt den gelöschten Kalk mit drei bis fünf Theilen Schlacken-
sand, und ein derartiger Mörtel besitzt häufig bei entsprechender Be-
schaffenheit der Schlacke, wenn auch vielleicht nicht immer, hydrau-
lische Eigenschaften, d. h. die Fähigkeit auch unter Wasser zu erhärten.
Versuche, welche über die Zerdrückungsfestigkeit gewöhnlichen, d. h.
mit scharfem Mauersande beziehentlich Mauersande und rheinischem Trass
zubereiteten Mörtels, und Schlackenmörtels angestellt wurden, ergaben,
dass die Festigkeit des letzteren beim Erhärten an der Luft 9—16 mal
so gross als die des nur mit Mauersand bereiteten Mörtels, doppelt bis
dreifach so gross als die des mit Mauersand und rheinischem Trass
bereiteten Mörtels war, während beim Erhärten in feuchtem Erdreich
die Festigkeit des Schlackenmörtels doppelt bis vierfach so gross war
als bei Zusatz von rheinischem Trass und Mauersand. Der Festigkeit
des Portlandcements aber stand in beiden Fällen die Festigkeit des
Schlackenmörtels erheblich nach (Verhältniss 1 : 2—1 : 3). 1)
Dass übrigens auch Portlandcement, wenn er mit Schlackensand
statt mit anderen sonst üblichen Körpern gemischt wird, sich ent-
schieden günstiger verhalten müsse, unterliegt keinem Zweifel; haben
doch sogar einzelne Cementfabrikanten den gebrannten Cement schon in
Vermischung mit Schlackensand in den Handel gebracht. 2) Ein dem Port-
landcement gleichwerthiges Baumaterial lässt sich aus Hochofenschlacke
nur darstellen, wenn man unter Beachtung der chemischen Zusammen-
setzung der Schlacke sie mit Zusätzen versieht, und das Gemisch in
einer Weise zubereitet, dass auch die Zusammensetzung mit derjenigen
des Portlandcementes übereinstimmt. Letzterer enthält:
Kalkerde 55—63, durchschnittlich 60 Proc.
Thonerde 6—10, „ 7,5 „
Kieselsäure 22—26, „ 24 „
Daneben kleine Mengen Eisenoxyd, Alkalien u. s. w.
In allen Fällen wird also für jenen Zweck eine Anreicherung des
Kalkerdegehaltes der Schlacke, in den meisten Fällen auch eine An-
reicherung des Thonerdegehaltes erforderlich sein. Ein einfaches Mischen
der Körper aber würde kaum den Zweck vollständig erreichen lassen;
vollständiger führt ein Brennen des Gemisches zum Ziel. Als Material
zur Anreicherung des Thonerdegehaltes empfiehlt Roth (vergl. dessen
unter Literatur erwähnte Schrift) den Bauxit, ein Mineral, dessen durch-
schnittliche Zusammensetzung bereits auf S. 137 angegeben ist. Sämmt-
liche erforderliche Materialien, also Hochofenschlacke, Bauxit und Kalk-
stein beziehentlich gebrannter Kalk, werden im fein gemahlenen Zu-
stande in solchen Verhältnissen gemischt, dass die Zusammensetzung
1) Zeitschr. d. Ingenieur- und Architecten-Vereins für das Königreich Hannover,
Bd. XIII (1867), S. 303.
2) Ludw. Roth, Der Bauxit u. s. w. Vergl. Literatur.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/652>, abgerufen am 21.11.2024.
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