Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Schlacken. Zinkschwamm.
der Mischung nach dem Brennen derjenigen des Portlandcementes ent-
spricht, dann zu Ziegeln geformt und ebenso wie der Portlandcement
gebrannt. Durch den Wassergehalt des Bauxits soll beim Glühen eine
Zersetzung des Schwefelcalciumgehaltes der Schlacke unter Schwefel-
wasserstoffentwickelung herbeigeführt werden, ein Vorgang, welcher den
Werth des Enderzeugnisses nicht unerheblich erhöhen würde.

Sehr thonerdereiche Schlacken, z. B. diejenigen englischer Hoch-
öfen (vergl. die Analysen auf S. 538), bedürfen eines thonerdehaltigen
Zuschlages überhaupt nicht; man mischt sie mit pulverisirtem Kalk-
stein und brennt sie. Die Festigkeit des daraus dargestellten Cements
soll diejenige gewöhnlichen Portlandcements noch übertreffen. 1)

Glasdarstellung.

Bei der grossen Aehnlichkeit, welche die Zusammensetzung mancher
für gewöhnliche Zwecke benutzten Gläser, insbesondere des sogenannten
Flaschenglases, mit der Zusammensetzung der Hochofenschlacken be-
sitzt, liegt der Gedanke nahe, die letzteren unter Anwendung ent-
sprechender Zusätze für die Glasdarstellung zu verwenden. Nach
Britten 2) ist die Zusammensetzung des Flaschenglases ungefähr
folgende:

Kieselsäure     45--60 Proc.
Kalkerde     18--28 "
Magnesia     0-- 7 "
Thonerde     6--12 "
Alkali     2-- 7 "
Eisenoxydul     2-- 6 "

und es wird deshalb oft nur geringer, vorwiegend kieselsäurehaltiger,
Zusätze zur Hochofenschlacke bedürfen, um eine gleiche Zusammen-
setzung zu erzielen; ja, manche Holzkohlenhochofenschlacken stimmen
in ihrer Zusammensetzung schon ziemlich genau mit jener überein
und erstarren in dünneren Querschnitten thatsächlich mit allen Merk-
malen grünlichen Glases. Die Hochöfen zu Finedon in Northamton-
shire liefern für mehrere Glasfabriken das Material, welches aus einer
Schlacke mit 38 Proc. Kieselsäure besteht. In dem Schmelzherde der
Glasfabrik wird die Schlacke mit Alkalien und Sand, färbenden und
entfärbenden Materialien, je nach Beschaffenheit des herzustellenden
Glases, versetzt.

3. Zinkschwamm.

Der Entstehung dieses, auch Gichtschwamm oder Ofenbruch
genannten Körpers wurde bereits bei Besprechung des Hochofenpro-
cesses mehrfach gedacht. Sie beruht auf der Reduction und Verflüch-
tigung von Zink in dem unteren Theile des Hochofens, welches dann
bei seinem Aufsteigen durch den an Kohlensäure und Wasserdampf
immer mehr sich anreichernden Gasstrom allmählich wieder oxydirt
wird und nun in einer gewissen Entfernung unterhalb der Gicht

1) Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1880, S. 25.
2) Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1877, S. 407.
Ledebur, Handbuch. 38

Schlacken. Zinkschwamm.
der Mischung nach dem Brennen derjenigen des Portlandcementes ent-
spricht, dann zu Ziegeln geformt und ebenso wie der Portlandcement
gebrannt. Durch den Wassergehalt des Bauxits soll beim Glühen eine
Zersetzung des Schwefelcalciumgehaltes der Schlacke unter Schwefel-
wasserstoffentwickelung herbeigeführt werden, ein Vorgang, welcher den
Werth des Enderzeugnisses nicht unerheblich erhöhen würde.

Sehr thonerdereiche Schlacken, z. B. diejenigen englischer Hoch-
öfen (vergl. die Analysen auf S. 538), bedürfen eines thonerdehaltigen
Zuschlages überhaupt nicht; man mischt sie mit pulverisirtem Kalk-
stein und brennt sie. Die Festigkeit des daraus dargestellten Cements
soll diejenige gewöhnlichen Portlandcements noch übertreffen. 1)

Glasdarstellung.

Bei der grossen Aehnlichkeit, welche die Zusammensetzung mancher
für gewöhnliche Zwecke benutzten Gläser, insbesondere des sogenannten
Flaschenglases, mit der Zusammensetzung der Hochofenschlacken be-
sitzt, liegt der Gedanke nahe, die letzteren unter Anwendung ent-
sprechender Zusätze für die Glasdarstellung zu verwenden. Nach
Britten 2) ist die Zusammensetzung des Flaschenglases ungefähr
folgende:

Kieselsäure     45—60 Proc.
Kalkerde     18—28 „
Magnesia     0— 7 „
Thonerde     6—12 „
Alkali     2— 7 „
Eisenoxydul     2— 6 „

und es wird deshalb oft nur geringer, vorwiegend kieselsäurehaltiger,
Zusätze zur Hochofenschlacke bedürfen, um eine gleiche Zusammen-
setzung zu erzielen; ja, manche Holzkohlenhochofenschlacken stimmen
in ihrer Zusammensetzung schon ziemlich genau mit jener überein
und erstarren in dünneren Querschnitten thatsächlich mit allen Merk-
malen grünlichen Glases. Die Hochöfen zu Finedon in Northamton-
shire liefern für mehrere Glasfabriken das Material, welches aus einer
Schlacke mit 38 Proc. Kieselsäure besteht. In dem Schmelzherde der
Glasfabrik wird die Schlacke mit Alkalien und Sand, färbenden und
entfärbenden Materialien, je nach Beschaffenheit des herzustellenden
Glases, versetzt.

3. Zinkschwamm.

Der Entstehung dieses, auch Gichtschwamm oder Ofenbruch
genannten Körpers wurde bereits bei Besprechung des Hochofenpro-
cesses mehrfach gedacht. Sie beruht auf der Reduction und Verflüch-
tigung von Zink in dem unteren Theile des Hochofens, welches dann
bei seinem Aufsteigen durch den an Kohlensäure und Wasserdampf
immer mehr sich anreichernden Gasstrom allmählich wieder oxydirt
wird und nun in einer gewissen Entfernung unterhalb der Gicht

1) Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1880, S. 25.
2) Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1877, S. 407.
Ledebur, Handbuch. 38
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0653" n="593"/><fw place="top" type="header">Schlacken. Zinkschwamm.</fw><lb/>
der Mischung nach dem Brennen derjenigen des Portlandcementes ent-<lb/>
spricht, dann zu Ziegeln geformt und ebenso wie der Portlandcement<lb/>
gebrannt. Durch den Wassergehalt des Bauxits soll beim Glühen eine<lb/>
Zersetzung des Schwefelcalciumgehaltes der Schlacke unter Schwefel-<lb/>
wasserstoffentwickelung herbeigeführt werden, ein Vorgang, welcher den<lb/>
Werth des Enderzeugnisses nicht unerheblich erhöhen würde.</p><lb/>
              <p>Sehr thonerdereiche Schlacken, z. B. diejenigen englischer Hoch-<lb/>
öfen (vergl. die Analysen auf S. 538), bedürfen eines thonerdehaltigen<lb/>
Zuschlages überhaupt nicht; man mischt sie mit pulverisirtem Kalk-<lb/>
stein und brennt sie. Die Festigkeit des daraus dargestellten Cements<lb/>
soll diejenige gewöhnlichen Portlandcements noch übertreffen. <note place="foot" n="1)">Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1880, S. 25.</note></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Glasdarstellung.</hi> </head><lb/>
              <p>Bei der grossen Aehnlichkeit, welche die Zusammensetzung mancher<lb/>
für gewöhnliche Zwecke benutzten Gläser, insbesondere des sogenannten<lb/>
Flaschenglases, mit der Zusammensetzung der Hochofenschlacken be-<lb/>
sitzt, liegt der Gedanke nahe, die letzteren unter Anwendung ent-<lb/>
sprechender Zusätze für die Glasdarstellung zu verwenden. Nach<lb/><hi rendition="#g">Britten</hi> <note place="foot" n="2)">Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1877, S. 407.</note> ist die Zusammensetzung des Flaschenglases ungefähr<lb/>
folgende:</p><lb/>
              <list>
                <item>Kieselsäure <space dim="horizontal"/> 45&#x2014;60 Proc.</item><lb/>
                <item>Kalkerde <space dim="horizontal"/> 18&#x2014;28 &#x201E;</item><lb/>
                <item>Magnesia <space dim="horizontal"/> 0&#x2014; 7 &#x201E;</item><lb/>
                <item>Thonerde <space dim="horizontal"/> 6&#x2014;12 &#x201E;</item><lb/>
                <item>Alkali <space dim="horizontal"/> 2&#x2014; 7 &#x201E;</item><lb/>
                <item>Eisenoxydul <space dim="horizontal"/> 2&#x2014; 6 &#x201E;</item>
              </list><lb/>
              <p>und es wird deshalb oft nur geringer, vorwiegend kieselsäurehaltiger,<lb/>
Zusätze zur Hochofenschlacke bedürfen, um eine gleiche Zusammen-<lb/>
setzung zu erzielen; ja, manche Holzkohlenhochofenschlacken stimmen<lb/>
in ihrer Zusammensetzung schon ziemlich genau mit jener überein<lb/>
und erstarren in dünneren Querschnitten thatsächlich mit allen Merk-<lb/>
malen grünlichen Glases. Die Hochöfen zu Finedon in Northamton-<lb/>
shire liefern für mehrere Glasfabriken das Material, welches aus einer<lb/>
Schlacke mit 38 Proc. Kieselsäure besteht. In dem Schmelzherde der<lb/>
Glasfabrik wird die Schlacke mit Alkalien und Sand, färbenden und<lb/>
entfärbenden Materialien, je nach Beschaffenheit des herzustellenden<lb/>
Glases, versetzt.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">3. Zinkschwamm.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Entstehung dieses, auch <hi rendition="#g">Gichtschwamm</hi> oder <hi rendition="#g">Ofenbruch</hi><lb/>
genannten Körpers wurde bereits bei Besprechung des Hochofenpro-<lb/>
cesses mehrfach gedacht. Sie beruht auf der Reduction und Verflüch-<lb/>
tigung von Zink in dem unteren Theile des Hochofens, welches dann<lb/>
bei seinem Aufsteigen durch den an Kohlensäure und Wasserdampf<lb/>
immer mehr sich anreichernden Gasstrom allmählich wieder oxydirt<lb/>
wird und nun in einer gewissen Entfernung unterhalb der Gicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ledebur</hi>, Handbuch. 38</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[593/0653] Schlacken. Zinkschwamm. der Mischung nach dem Brennen derjenigen des Portlandcementes ent- spricht, dann zu Ziegeln geformt und ebenso wie der Portlandcement gebrannt. Durch den Wassergehalt des Bauxits soll beim Glühen eine Zersetzung des Schwefelcalciumgehaltes der Schlacke unter Schwefel- wasserstoffentwickelung herbeigeführt werden, ein Vorgang, welcher den Werth des Enderzeugnisses nicht unerheblich erhöhen würde. Sehr thonerdereiche Schlacken, z. B. diejenigen englischer Hoch- öfen (vergl. die Analysen auf S. 538), bedürfen eines thonerdehaltigen Zuschlages überhaupt nicht; man mischt sie mit pulverisirtem Kalk- stein und brennt sie. Die Festigkeit des daraus dargestellten Cements soll diejenige gewöhnlichen Portlandcements noch übertreffen. 1) Glasdarstellung. Bei der grossen Aehnlichkeit, welche die Zusammensetzung mancher für gewöhnliche Zwecke benutzten Gläser, insbesondere des sogenannten Flaschenglases, mit der Zusammensetzung der Hochofenschlacken be- sitzt, liegt der Gedanke nahe, die letzteren unter Anwendung ent- sprechender Zusätze für die Glasdarstellung zu verwenden. Nach Britten 2) ist die Zusammensetzung des Flaschenglases ungefähr folgende: Kieselsäure 45—60 Proc. Kalkerde 18—28 „ Magnesia 0— 7 „ Thonerde 6—12 „ Alkali 2— 7 „ Eisenoxydul 2— 6 „ und es wird deshalb oft nur geringer, vorwiegend kieselsäurehaltiger, Zusätze zur Hochofenschlacke bedürfen, um eine gleiche Zusammen- setzung zu erzielen; ja, manche Holzkohlenhochofenschlacken stimmen in ihrer Zusammensetzung schon ziemlich genau mit jener überein und erstarren in dünneren Querschnitten thatsächlich mit allen Merk- malen grünlichen Glases. Die Hochöfen zu Finedon in Northamton- shire liefern für mehrere Glasfabriken das Material, welches aus einer Schlacke mit 38 Proc. Kieselsäure besteht. In dem Schmelzherde der Glasfabrik wird die Schlacke mit Alkalien und Sand, färbenden und entfärbenden Materialien, je nach Beschaffenheit des herzustellenden Glases, versetzt. 3. Zinkschwamm. Der Entstehung dieses, auch Gichtschwamm oder Ofenbruch genannten Körpers wurde bereits bei Besprechung des Hochofenpro- cesses mehrfach gedacht. Sie beruht auf der Reduction und Verflüch- tigung von Zink in dem unteren Theile des Hochofens, welches dann bei seinem Aufsteigen durch den an Kohlensäure und Wasserdampf immer mehr sich anreichernden Gasstrom allmählich wieder oxydirt wird und nun in einer gewissen Entfernung unterhalb der Gicht 1) Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1880, S. 25. 2) Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1877, S. 407. Ledebur, Handbuch. 38

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/653
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/653>, abgerufen am 26.06.2024.