zu gattirenden Erze es überhaupt unmöglich macht, diese oder jene Schlacke zu bilden, giebt die Tabelle sofort den Nachweis darüber.
Ebenso leicht als die Berechnung ganz neuer Beschickungen lassen sich Aenderungen vorhandener Beschickungen mit Hilfe der Tabelle vornehmen, wenn z. B. der Vorrath einer Erzsorte zu Ende geht, wenn ein neues Erz in die Beschickung eingeschaltet werden soll, wenn der Phosphorgehalt abgemindert oder der Mangangehalt erhöht werden soll; und dergleichen mehr. In der Praxis kommt dieser Fall noch häufiger vor als die Berechnung einer neuen Beschickung; und die Lösung dieser Aufgabe ist insofern leichter, als hier gewöhnlich bereits eine Schlacke von bewährter Zusammensetzung vorhanden ist und es also nur darauf ankommt, die Zusammensetzung der Beschickung zu ändern, ohne dass die Zusammensetzung der Schlacke wesentliche Aenderungen erfährt. In allen derartigen Fällen bleibt der Silicirungs- grad der Schlacke derselbe, sofern man die verschiedenen Erze oder Zuschläge in dem Gewichtsverhältnisse, in welchem ihre stöchiometrischen Aequivalente zu ein- ander stehen, sich gegenseitig vertreten lässt. 19.59 Ge- wichtstheile Liaserz sind bei Singulosilikatbildung, wie Rubrik 19 der oben mitgetheilten Tabelle ohne Weiteres angiebt, gleichwerthig mit 23.92 Gewichtstheilen Rasenerz; enthält also eine Beschickung 25 Ge- wichtstheile Liaserz, welche durch Rasenerz ersetzt werden sollen, so würden dazu
[Formel 1]
25 = 30.5 Gewichtstheile des letztern Erzes erfor- derlich sein. Der Silicirungsgrad der Schlacke würde in diesem Falle also unverändert bleiben; der Thonerdegehalt der Beschickung aber würde, wie sich leicht erkennen lässt, bei dem Ersatze des Liaserzes durch Rasenerz geringer ausfallen. Soll dieses vermieden werden, so würde ein Zusatz eines thonerdereicheren Materiales, etwa Thonschiefer, erfor- derlich sein; und sobald dessen Zusammensetzung und Aequivalent- zahl ermittelt worden ist, würde die Tabelle wiederum erkennen lassen, in welcher Weise ein solcher Zusatz zu ermöglichen ist.
Darstellung des grauen Roheisens.
Die Reduction des Siliciums, dieses nothwendigen Bestandtheiles alles grauen Roheisens, erfordert einestheils eine hohe Temperatur im Schmelzraume und ist anderntheils nur möglich, wenn nicht eine vor- zeitige Verschlackung des unreducirten Eisens stattfindet. Die Gegen- wart einer eisenreichen Schlacke macht die Reduction grösserer Mengen Silicium unmöglich; die Reduction des letzteren durch Kohle gelingt überhaupt nur, wenn bereits reducirtes Eisen vorhanden war, mit dem es im Entstehungszustande sich legiren konnte (S. 241).
Es kommt also bei Graueisendarstellung darauf an, die indirecte Reduction der Erze soviel als möglich auszudehnen, die reducirten Erze aber einer nunmehr rasch steigenden Temperatur auszusetzen. Verlangsamter Schmelzgang, starke Erhitzung des Gebläsewindes, reich- liches Verhältniss des Brennstoffes zum Erz (zur Deckung des für die Reduction des Siliciums stattfindenden Wärmeverbrauches) und eine
Der Hochofenbetrieb.
zu gattirenden Erze es überhaupt unmöglich macht, diese oder jene Schlacke zu bilden, giebt die Tabelle sofort den Nachweis darüber.
Ebenso leicht als die Berechnung ganz neuer Beschickungen lassen sich Aenderungen vorhandener Beschickungen mit Hilfe der Tabelle vornehmen, wenn z. B. der Vorrath einer Erzsorte zu Ende geht, wenn ein neues Erz in die Beschickung eingeschaltet werden soll, wenn der Phosphorgehalt abgemindert oder der Mangangehalt erhöht werden soll; und dergleichen mehr. In der Praxis kommt dieser Fall noch häufiger vor als die Berechnung einer neuen Beschickung; und die Lösung dieser Aufgabe ist insofern leichter, als hier gewöhnlich bereits eine Schlacke von bewährter Zusammensetzung vorhanden ist und es also nur darauf ankommt, die Zusammensetzung der Beschickung zu ändern, ohne dass die Zusammensetzung der Schlacke wesentliche Aenderungen erfährt. In allen derartigen Fällen bleibt der Silicirungs- grad der Schlacke derselbe, sofern man die verschiedenen Erze oder Zuschläge in dem Gewichtsverhältnisse, in welchem ihre stöchiometrischen Aequivalente zu ein- ander stehen, sich gegenseitig vertreten lässt. 19.59 Ge- wichtstheile Liaserz sind bei Singulosilikatbildung, wie Rubrik 19 der oben mitgetheilten Tabelle ohne Weiteres angiebt, gleichwerthig mit 23.92 Gewichtstheilen Rasenerz; enthält also eine Beschickung 25 Ge- wichtstheile Liaserz, welche durch Rasenerz ersetzt werden sollen, so würden dazu
[Formel 1]
25 = 30.5 Gewichtstheile des letztern Erzes erfor- derlich sein. Der Silicirungsgrad der Schlacke würde in diesem Falle also unverändert bleiben; der Thonerdegehalt der Beschickung aber würde, wie sich leicht erkennen lässt, bei dem Ersatze des Liaserzes durch Rasenerz geringer ausfallen. Soll dieses vermieden werden, so würde ein Zusatz eines thonerdereicheren Materiales, etwa Thonschiefer, erfor- derlich sein; und sobald dessen Zusammensetzung und Aequivalent- zahl ermittelt worden ist, würde die Tabelle wiederum erkennen lassen, in welcher Weise ein solcher Zusatz zu ermöglichen ist.
Darstellung des grauen Roheisens.
Die Reduction des Siliciums, dieses nothwendigen Bestandtheiles alles grauen Roheisens, erfordert einestheils eine hohe Temperatur im Schmelzraume und ist anderntheils nur möglich, wenn nicht eine vor- zeitige Verschlackung des unreducirten Eisens stattfindet. Die Gegen- wart einer eisenreichen Schlacke macht die Reduction grösserer Mengen Silicium unmöglich; die Reduction des letzteren durch Kohle gelingt überhaupt nur, wenn bereits reducirtes Eisen vorhanden war, mit dem es im Entstehungszustande sich legiren konnte (S. 241).
Es kommt also bei Graueisendarstellung darauf an, die indirecte Reduction der Erze soviel als möglich auszudehnen, die reducirten Erze aber einer nunmehr rasch steigenden Temperatur auszusetzen. Verlangsamter Schmelzgang, starke Erhitzung des Gebläsewindes, reich- liches Verhältniss des Brennstoffes zum Erz (zur Deckung des für die Reduction des Siliciums stattfindenden Wärmeverbrauches) und eine
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[534/0594]
Der Hochofenbetrieb.
zu gattirenden Erze es überhaupt unmöglich macht, diese oder jene
Schlacke zu bilden, giebt die Tabelle sofort den Nachweis darüber.
Ebenso leicht als die Berechnung ganz neuer Beschickungen lassen
sich Aenderungen vorhandener Beschickungen mit Hilfe der Tabelle
vornehmen, wenn z. B. der Vorrath einer Erzsorte zu Ende geht, wenn
ein neues Erz in die Beschickung eingeschaltet werden soll, wenn der
Phosphorgehalt abgemindert oder der Mangangehalt erhöht werden soll;
und dergleichen mehr. In der Praxis kommt dieser Fall noch häufiger
vor als die Berechnung einer neuen Beschickung; und die Lösung
dieser Aufgabe ist insofern leichter, als hier gewöhnlich bereits eine
Schlacke von bewährter Zusammensetzung vorhanden ist und es also
nur darauf ankommt, die Zusammensetzung der Beschickung zu ändern,
ohne dass die Zusammensetzung der Schlacke wesentliche Aenderungen
erfährt. In allen derartigen Fällen bleibt der Silicirungs-
grad der Schlacke derselbe, sofern man die verschiedenen
Erze oder Zuschläge in dem Gewichtsverhältnisse, in
welchem ihre stöchiometrischen Aequivalente zu ein-
ander stehen, sich gegenseitig vertreten lässt. 19.59 Ge-
wichtstheile Liaserz sind bei Singulosilikatbildung, wie Rubrik 19 der
oben mitgetheilten Tabelle ohne Weiteres angiebt, gleichwerthig mit
23.92 Gewichtstheilen Rasenerz; enthält also eine Beschickung 25 Ge-
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würden dazu [FORMEL] 25 = 30.5 Gewichtstheile des letztern Erzes erfor-
derlich sein. Der Silicirungsgrad der Schlacke würde in diesem Falle also
unverändert bleiben; der Thonerdegehalt der Beschickung aber würde,
wie sich leicht erkennen lässt, bei dem Ersatze des Liaserzes durch
Rasenerz geringer ausfallen. Soll dieses vermieden werden, so würde
ein Zusatz eines thonerdereicheren Materiales, etwa Thonschiefer, erfor-
derlich sein; und sobald dessen Zusammensetzung und Aequivalent-
zahl ermittelt worden ist, würde die Tabelle wiederum erkennen lassen,
in welcher Weise ein solcher Zusatz zu ermöglichen ist.
Darstellung des grauen Roheisens.
Die Reduction des Siliciums, dieses nothwendigen Bestandtheiles
alles grauen Roheisens, erfordert einestheils eine hohe Temperatur im
Schmelzraume und ist anderntheils nur möglich, wenn nicht eine vor-
zeitige Verschlackung des unreducirten Eisens stattfindet. Die Gegen-
wart einer eisenreichen Schlacke macht die Reduction grösserer Mengen
Silicium unmöglich; die Reduction des letzteren durch Kohle gelingt
überhaupt nur, wenn bereits reducirtes Eisen vorhanden war, mit dem
es im Entstehungszustande sich legiren konnte (S. 241).
Es kommt also bei Graueisendarstellung darauf an, die indirecte
Reduction der Erze soviel als möglich auszudehnen, die reducirten
Erze aber einer nunmehr rasch steigenden Temperatur auszusetzen.
Verlangsamter Schmelzgang, starke Erhitzung des Gebläsewindes, reich-
liches Verhältniss des Brennstoffes zum Erz (zur Deckung des für
die Reduction des Siliciums stattfindenden Wärmeverbrauches) und eine
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/594>, abgerufen am 21.11.2024.
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