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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Darstellung des grauen Roheisens.
Schlacke, deren Entstehungstemperatur hoch liegt, sind die hauptsäch-
lichsten Mittel zur Darstellung grauen Roheisens.

Bei dem Betriebe mit Holzkohlen, welcher überhaupt nicht
die Erreichung so hoher Temperaturen als es bei Koksbetrieb möglich
ist, gestattet, verleiht man gern der Schlacke durch höheren Kiesel-
säuregehalt die erforderliche Strengflüssigkeit und erleichtert dadurch
zugleich die Reduction von Silicium. Die Bildung einer kieselsäure-
reichen Schlacke liegt hier gewöhnlich um so näher, als die meisten
Erze ohnehin einen Ueberschuss von Kieselsäure besitzen und des-
halb basischer Zuschläge bedürfen; je grösser aber der Kieselsäure-
gehalt der Schlacke sein kann, desto geringere Mengen solcher, den
Eisengehalt der Beschickung abmindernder Zuschläge sind erforder-
lich. Der Procentgehalt an Kieselsäure dieser bei Graueisendarstellung
mit Holzkohlen aus kieselsäurereicheren Erzen gebildeten Schlacken
beträgt in den meisten Fällen 55--65 Proc., und steigt in einzelnen
Fällen auf 70 Proc. Besonders üblich sind bei Verhüttung sand-
reicher Rasenerze solche Schlacken mit mehr als 60 Procent Kiesel-
säure.

Bei Verhüttung von Beschickungen aus quarzführenden Roth-
und älteren Brauneisenerzen pflegt dagegen der Kieselsäuregehalt der
Schlacke nicht unter 50 und nicht über 60 Proc. zu betragen und
durchschnittlich um so niedriger zu sein, je höher der daneben an-
wesende Thonerdegehalt ist. In fast allen diesen Fällen steht der Sili-
cirungsgrad der Schlacke zwischen Bi- und Trisilikat und nur bei
Beschickungen aus Rasenerzen wird mitunter das Trisilikat erreicht.

Basischere Schlacken -- zwischen Singulo- und Bisilikat stehend
und gewöhnlich 40--45 Proc. Kieselsäure enthaltend -- treten nicht
selten bei Verhüttung von Spathen oder anderen an basischen Gang-
arten reichen Erzen auf. Eine Bildung kieselsäurereicherer Schlacken
würde hier nur durch entsprechende Zuschläge zu erreichen sein,
welche den Eisengehalt der Beschickung abmindern würden; sind die
Erze aber reich an Magnesia, wie es z. B. bei vielen Spathen der Fall
ist, so würde, wie die Erfahrung lehrt, ein Betrieb mit hohem Kiesel-
säuregehalte gar nicht möglich sein, ja man ist -- z. B. auf ungari-
schen Eisenwerken -- nicht selten gezwungen, den schon basischen
Erzen noch einen Kalksteinzuschlag zu geben, um neben der Magnesia
auch soviel Kalk in die Beschickung zu führen, dass die Menge des-
selben die der Magnesia überwiegt.

Folgende Beispiele zeigen die Zusammensetzung solcher Schlacken,
welche bei Verhüttung verschiedenartiger Erze, theils in früherer,
theils in neuester Zeit, entstanden sind. In allen Fällen wurden die
Hochöfen, denen die Schlacken entstammen, mit erwärmtem Wind
betrieben.

Darstellung des grauen Roheisens.
Schlacke, deren Entstehungstemperatur hoch liegt, sind die hauptsäch-
lichsten Mittel zur Darstellung grauen Roheisens.

Bei dem Betriebe mit Holzkohlen, welcher überhaupt nicht
die Erreichung so hoher Temperaturen als es bei Koksbetrieb möglich
ist, gestattet, verleiht man gern der Schlacke durch höheren Kiesel-
säuregehalt die erforderliche Strengflüssigkeit und erleichtert dadurch
zugleich die Reduction von Silicium. Die Bildung einer kieselsäure-
reichen Schlacke liegt hier gewöhnlich um so näher, als die meisten
Erze ohnehin einen Ueberschuss von Kieselsäure besitzen und des-
halb basischer Zuschläge bedürfen; je grösser aber der Kieselsäure-
gehalt der Schlacke sein kann, desto geringere Mengen solcher, den
Eisengehalt der Beschickung abmindernder Zuschläge sind erforder-
lich. Der Procentgehalt an Kieselsäure dieser bei Graueisendarstellung
mit Holzkohlen aus kieselsäurereicheren Erzen gebildeten Schlacken
beträgt in den meisten Fällen 55—65 Proc., und steigt in einzelnen
Fällen auf 70 Proc. Besonders üblich sind bei Verhüttung sand-
reicher Rasenerze solche Schlacken mit mehr als 60 Procent Kiesel-
säure.

Bei Verhüttung von Beschickungen aus quarzführenden Roth-
und älteren Brauneisenerzen pflegt dagegen der Kieselsäuregehalt der
Schlacke nicht unter 50 und nicht über 60 Proc. zu betragen und
durchschnittlich um so niedriger zu sein, je höher der daneben an-
wesende Thonerdegehalt ist. In fast allen diesen Fällen steht der Sili-
cirungsgrad der Schlacke zwischen Bi- und Trisilikat und nur bei
Beschickungen aus Rasenerzen wird mitunter das Trisilikat erreicht.

Basischere Schlacken — zwischen Singulo- und Bisilikat stehend
und gewöhnlich 40—45 Proc. Kieselsäure enthaltend — treten nicht
selten bei Verhüttung von Spathen oder anderen an basischen Gang-
arten reichen Erzen auf. Eine Bildung kieselsäurereicherer Schlacken
würde hier nur durch entsprechende Zuschläge zu erreichen sein,
welche den Eisengehalt der Beschickung abmindern würden; sind die
Erze aber reich an Magnesia, wie es z. B. bei vielen Spathen der Fall
ist, so würde, wie die Erfahrung lehrt, ein Betrieb mit hohem Kiesel-
säuregehalte gar nicht möglich sein, ja man ist — z. B. auf ungari-
schen Eisenwerken — nicht selten gezwungen, den schon basischen
Erzen noch einen Kalksteinzuschlag zu geben, um neben der Magnesia
auch soviel Kalk in die Beschickung zu führen, dass die Menge des-
selben die der Magnesia überwiegt.

Folgende Beispiele zeigen die Zusammensetzung solcher Schlacken,
welche bei Verhüttung verschiedenartiger Erze, theils in früherer,
theils in neuester Zeit, entstanden sind. In allen Fällen wurden die
Hochöfen, denen die Schlacken entstammen, mit erwärmtem Wind
betrieben.

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[535/0595] Darstellung des grauen Roheisens. Schlacke, deren Entstehungstemperatur hoch liegt, sind die hauptsäch- lichsten Mittel zur Darstellung grauen Roheisens. Bei dem Betriebe mit Holzkohlen, welcher überhaupt nicht die Erreichung so hoher Temperaturen als es bei Koksbetrieb möglich ist, gestattet, verleiht man gern der Schlacke durch höheren Kiesel- säuregehalt die erforderliche Strengflüssigkeit und erleichtert dadurch zugleich die Reduction von Silicium. Die Bildung einer kieselsäure- reichen Schlacke liegt hier gewöhnlich um so näher, als die meisten Erze ohnehin einen Ueberschuss von Kieselsäure besitzen und des- halb basischer Zuschläge bedürfen; je grösser aber der Kieselsäure- gehalt der Schlacke sein kann, desto geringere Mengen solcher, den Eisengehalt der Beschickung abmindernder Zuschläge sind erforder- lich. Der Procentgehalt an Kieselsäure dieser bei Graueisendarstellung mit Holzkohlen aus kieselsäurereicheren Erzen gebildeten Schlacken beträgt in den meisten Fällen 55—65 Proc., und steigt in einzelnen Fällen auf 70 Proc. Besonders üblich sind bei Verhüttung sand- reicher Rasenerze solche Schlacken mit mehr als 60 Procent Kiesel- säure. Bei Verhüttung von Beschickungen aus quarzführenden Roth- und älteren Brauneisenerzen pflegt dagegen der Kieselsäuregehalt der Schlacke nicht unter 50 und nicht über 60 Proc. zu betragen und durchschnittlich um so niedriger zu sein, je höher der daneben an- wesende Thonerdegehalt ist. In fast allen diesen Fällen steht der Sili- cirungsgrad der Schlacke zwischen Bi- und Trisilikat und nur bei Beschickungen aus Rasenerzen wird mitunter das Trisilikat erreicht. Basischere Schlacken — zwischen Singulo- und Bisilikat stehend und gewöhnlich 40—45 Proc. Kieselsäure enthaltend — treten nicht selten bei Verhüttung von Spathen oder anderen an basischen Gang- arten reichen Erzen auf. Eine Bildung kieselsäurereicherer Schlacken würde hier nur durch entsprechende Zuschläge zu erreichen sein, welche den Eisengehalt der Beschickung abmindern würden; sind die Erze aber reich an Magnesia, wie es z. B. bei vielen Spathen der Fall ist, so würde, wie die Erfahrung lehrt, ein Betrieb mit hohem Kiesel- säuregehalte gar nicht möglich sein, ja man ist — z. B. auf ungari- schen Eisenwerken — nicht selten gezwungen, den schon basischen Erzen noch einen Kalksteinzuschlag zu geben, um neben der Magnesia auch soviel Kalk in die Beschickung zu führen, dass die Menge des- selben die der Magnesia überwiegt. Folgende Beispiele zeigen die Zusammensetzung solcher Schlacken, welche bei Verhüttung verschiedenartiger Erze, theils in früherer, theils in neuester Zeit, entstanden sind. In allen Fällen wurden die Hochöfen, denen die Schlacken entstammen, mit erwärmtem Wind betrieben.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/595>, abgerufen am 11.06.2024.