Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
Anwendung nicht allein für wissenschaftliche Versuche, sondern auch für die tägliche Beaufsichtigung geeignet erscheinen dürfte.
Für wissenschaftliche Untersuchungen kann die Anwendung des von Siemens construirten elektrischen Pyrometers1) zweck- mässig sein, besonders dann, wenn sehr hohe Temperaturen zu messen sind. Die Einrichtung desselben beruht auf dem Umstande, dass der elektrische Leitungswiderstand metallischer Körper mit der Temperatur zunimmt. Setzt man also einen Platindraht, durch welchen ein elektri- scher Strom hindurchgeht, der zu messenden Temperatur aus, so wird der letztere um so mehr an Stärke einbüssen, je höher die Temperatur ist. Der von einer Batterie kommende Strom ist in zwei Leitungen getheilt; die eine geht durch den erhitzten Platindraht nach einem Voltameter (Wasserzersetzungsapparat), die andere, ohne erhitzt zu werden, durch einen Neusilberwiderstand von 17 Siemens-Einheiten nach einem zweiten Voltameter. Je schwächer der erstere Strom wird, desto stärker wird die Intensität des zweiten. Die Volumina des in beiden Voltametern entstehenden Knallgases, welche an Scalen abgelesen werden können, sind den Widerständen in den beiden Leitungen umgekehrt proportional, und da man alle Widerstände ausser dem des erhitzten Platindrahtes kennt, so lässt sich auch dieser und somit die Temperatur dieses Drahtes berechnen. Für den praktischen Gebrauch ist alle Rechnung durch eine dem Pyrometer beigegebene Tabelle erspart.2)
Für den täglichen Gebrauch dürfte sich indess das Siemens'- sche Pyrometer der sorgfältigen Behandlung halber, welche dasselbe erheischt, kaum besonders gut eignen.
c) Die Windberechnung.
Um ein vollständiges Bild aller bei dem Betriebe eines Hochofens maassgebenden Verhältnisse zu erhalten, wird der Eisenhüttenmann ver- schiedentlich in die Lage kommen, die Menge des dem Hochofen in bestimmten Zeiträumen (per Minute) zugeführten Windes zu ermitteln.
Zur Lösung dieser Aufgabe giebt es verschiedene Wege.
Die einfachste Methode, welche allerdings nur Annäherungswerthe innerhalb ziemlich weiter Grenzen liefert, beruht auf dem Kohlenstoff- verbrauche des Hochofens innerhalb der bestimmten Zeit.
Aller Kohlenstoff, welcher vor die Formen des Hochofens gelangt, wird hier durch den Sauerstoff des eingeblasenen Windes zu Kohlen- oxyd verbrannt. Da das Verhältniss zwischen dem Sauerstoffgehalte der Gebläseluft zu ihrer Gesammtmenge bekannt ist, so würde man, sofern aller dem Hochofen durch die Gicht zugeführte Kohlenstoff auch bis vor die Formen gelangte, mit Leichtigkeit im Stande sein, auf Grund jenes Verhältnisses die Menge der zugeführten Luft zu berechnen. Wenn A den Brennstoffverbrauch des Hochofens in 24 Stunden, p den
1)Jul. Post, Chemisch-technische Analyse, S. 62; Dingler's Polyt. Jonrnal, Bd. 201, S. 41; Bd. 209, S. 419; Bd. 217, S. 291; Bd. 221, S. 468.
2) Das Pyrometer ist käuflich zu erhalten durch Siemens Brothers, London S. W. Queen Annes Gate. Der Preis beträgt 450 Mark.
Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
Anwendung nicht allein für wissenschaftliche Versuche, sondern auch für die tägliche Beaufsichtigung geeignet erscheinen dürfte.
Für wissenschaftliche Untersuchungen kann die Anwendung des von Siemens construirten elektrischen Pyrometers1) zweck- mässig sein, besonders dann, wenn sehr hohe Temperaturen zu messen sind. Die Einrichtung desselben beruht auf dem Umstande, dass der elektrische Leitungswiderstand metallischer Körper mit der Temperatur zunimmt. Setzt man also einen Platindraht, durch welchen ein elektri- scher Strom hindurchgeht, der zu messenden Temperatur aus, so wird der letztere um so mehr an Stärke einbüssen, je höher die Temperatur ist. Der von einer Batterie kommende Strom ist in zwei Leitungen getheilt; die eine geht durch den erhitzten Platindraht nach einem Voltameter (Wasserzersetzungsapparat), die andere, ohne erhitzt zu werden, durch einen Neusilberwiderstand von 17 Siemens-Einheiten nach einem zweiten Voltameter. Je schwächer der erstere Strom wird, desto stärker wird die Intensität des zweiten. Die Volumina des in beiden Voltametern entstehenden Knallgases, welche an Scalen abgelesen werden können, sind den Widerständen in den beiden Leitungen umgekehrt proportional, und da man alle Widerstände ausser dem des erhitzten Platindrahtes kennt, so lässt sich auch dieser und somit die Temperatur dieses Drahtes berechnen. Für den praktischen Gebrauch ist alle Rechnung durch eine dem Pyrometer beigegebene Tabelle erspart.2)
Für den täglichen Gebrauch dürfte sich indess das Siemens’- sche Pyrometer der sorgfältigen Behandlung halber, welche dasselbe erheischt, kaum besonders gut eignen.
c) Die Windberechnung.
Um ein vollständiges Bild aller bei dem Betriebe eines Hochofens maassgebenden Verhältnisse zu erhalten, wird der Eisenhüttenmann ver- schiedentlich in die Lage kommen, die Menge des dem Hochofen in bestimmten Zeiträumen (per Minute) zugeführten Windes zu ermitteln.
Zur Lösung dieser Aufgabe giebt es verschiedene Wege.
Die einfachste Methode, welche allerdings nur Annäherungswerthe innerhalb ziemlich weiter Grenzen liefert, beruht auf dem Kohlenstoff- verbrauche des Hochofens innerhalb der bestimmten Zeit.
Aller Kohlenstoff, welcher vor die Formen des Hochofens gelangt, wird hier durch den Sauerstoff des eingeblasenen Windes zu Kohlen- oxyd verbrannt. Da das Verhältniss zwischen dem Sauerstoffgehalte der Gebläseluft zu ihrer Gesammtmenge bekannt ist, so würde man, sofern aller dem Hochofen durch die Gicht zugeführte Kohlenstoff auch bis vor die Formen gelangte, mit Leichtigkeit im Stande sein, auf Grund jenes Verhältnisses die Menge der zugeführten Luft zu berechnen. Wenn A den Brennstoffverbrauch des Hochofens in 24 Stunden, p den
1)Jul. Post, Chemisch-technische Analyse, S. 62; Dingler’s Polyt. Jonrnal, Bd. 201, S. 41; Bd. 209, S. 419; Bd. 217, S. 291; Bd. 221, S. 468.
2) Das Pyrometer ist käuflich zu erhalten durch Siemens Brothers, London S. W. Queen Annes Gate. Der Preis beträgt 450 Mark.
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Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
Anwendung nicht allein für wissenschaftliche Versuche, sondern auch
für die tägliche Beaufsichtigung geeignet erscheinen dürfte.
Für wissenschaftliche Untersuchungen kann die Anwendung des
von Siemens construirten elektrischen Pyrometers 1) zweck-
mässig sein, besonders dann, wenn sehr hohe Temperaturen zu messen
sind. Die Einrichtung desselben beruht auf dem Umstande, dass der
elektrische Leitungswiderstand metallischer Körper mit der Temperatur
zunimmt. Setzt man also einen Platindraht, durch welchen ein elektri-
scher Strom hindurchgeht, der zu messenden Temperatur aus, so wird
der letztere um so mehr an Stärke einbüssen, je höher die Temperatur
ist. Der von einer Batterie kommende Strom ist in zwei Leitungen
getheilt; die eine geht durch den erhitzten Platindraht nach einem
Voltameter (Wasserzersetzungsapparat), die andere, ohne erhitzt zu
werden, durch einen Neusilberwiderstand von 17 Siemens-Einheiten
nach einem zweiten Voltameter. Je schwächer der erstere Strom wird,
desto stärker wird die Intensität des zweiten. Die Volumina des in
beiden Voltametern entstehenden Knallgases, welche an Scalen abgelesen
werden können, sind den Widerständen in den beiden Leitungen
umgekehrt proportional, und da man alle Widerstände ausser dem des
erhitzten Platindrahtes kennt, so lässt sich auch dieser und somit die
Temperatur dieses Drahtes berechnen. Für den praktischen Gebrauch
ist alle Rechnung durch eine dem Pyrometer beigegebene Tabelle
erspart. 2)
Für den täglichen Gebrauch dürfte sich indess das Siemens’-
sche Pyrometer der sorgfältigen Behandlung halber, welche dasselbe
erheischt, kaum besonders gut eignen.
c) Die Windberechnung.
Um ein vollständiges Bild aller bei dem Betriebe eines Hochofens
maassgebenden Verhältnisse zu erhalten, wird der Eisenhüttenmann ver-
schiedentlich in die Lage kommen, die Menge des dem Hochofen in
bestimmten Zeiträumen (per Minute) zugeführten Windes zu ermitteln.
Zur Lösung dieser Aufgabe giebt es verschiedene Wege.
Die einfachste Methode, welche allerdings nur Annäherungswerthe
innerhalb ziemlich weiter Grenzen liefert, beruht auf dem Kohlenstoff-
verbrauche des Hochofens innerhalb der bestimmten Zeit.
Aller Kohlenstoff, welcher vor die Formen des Hochofens gelangt,
wird hier durch den Sauerstoff des eingeblasenen Windes zu Kohlen-
oxyd verbrannt. Da das Verhältniss zwischen dem Sauerstoffgehalte
der Gebläseluft zu ihrer Gesammtmenge bekannt ist, so würde man,
sofern aller dem Hochofen durch die Gicht zugeführte Kohlenstoff auch
bis vor die Formen gelangte, mit Leichtigkeit im Stande sein, auf
Grund jenes Verhältnisses die Menge der zugeführten Luft zu berechnen.
Wenn A den Brennstoffverbrauch des Hochofens in 24 Stunden, p den
1) Jul. Post, Chemisch-technische Analyse, S. 62; Dingler’s Polyt. Jonrnal,
Bd. 201, S. 41; Bd. 209, S. 419; Bd. 217, S. 291; Bd. 221, S. 468.
2) Das Pyrometer ist käuflich zu erhalten durch Siemens Brothers, London
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/504>, abgerufen am 22.12.2024.
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