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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Einiges über Schlacken.
betreffenden chemischen Vorgänge zu ermöglichen. Es ist nicht unwahr-
scheinlich, dass zwei Schlacken von gleicher chemischer Zusammen-
setzung doch anders "constituirt" sein und demnach auch ein anderes
Verhalten zeigen können, wenn ihre Entstehungstemperaturen ver-
schieden waren; ja, die Annahme ist keineswegs ausgeschlossen, dass
in einer und derselben Schlacke bei verschiedenen Temperaturen auch
verschiedene Verbindungen vorhanden sind, die bei dem Temperatur-
wechsel entstehen und zerfallen; dass also die Schlacke im erkalteten
Zustande anders constituirt sein könne als im flüssigen.

Auf die Richtigkeit dieser zuletzt erwähnten Theorie deutet ein
Vorgang, der sich auch bei anderen Lösungen häufig beobachten lässt:
ein Zerfallen der im erhitzten Zustande gleichartigen Lösung unter
vorzeitiger Ausscheidung einzelner Bestandtheile.1) Manche erstarrte
Schlacken lassen auf der Bruchfläche deutlich eingemengte Krystalle
von anderer Farbe u. s. w. erkennen; häufiger noch gewahrt man die
Anwesenheit solcher vorzeitig auskrystallisirten Bestandtheile mit Hilfe
des Mikroskopes, mit welchem man feine Splitterchen der Schlacken
oder, besser noch, Dünnschliffe derselben untersucht (vergl. die unter
"Literatur" erwähnte Abhandlung von H. Vogelsang).

2. Eintheilung und Benennung.

Ihrer allgemeinen chemischen Zusammensetzung nach würde man
die Schlacken eintheilen können in

Silikatschlacken mit dem ausgeprägten Charakter eines Silikats;

Phosphatschlacken, in welchen die Kieselsäure zum grösseren
Theile durch Phosphorsäure ersetzt ist, und

Oxydschlacken, in welchen nur verhältnissmässig unbedeutende
Mengen von Kieselsäure oder Phosphorsäure auftreten und Oxyde der
Metalle, insbesondere der Schwermetalle (Eisen und Mangan), den Haupt-
bestandtheil ausmachen.

Es versteht sich von selbst, dass auch, wenn man diese Eintheilung
im Allgemeinen festhalten will, doch zahlreiche Uebergänge von der
einen zur andern Gattung zu beobachten sein werden. Ganz reine
Phosphat- oder Oxydschlacken kommen in der Praxis überhaupt kaum
vor; Silikatschlacken, wenn auch selten ganz rein2), sind unter allen die
häufigsten.

Da nun von dem Kieselsäuregehalte dieser Silikatschlacken wesent-
lich ihr chemisches und physikalisches Verhalten bei den verschiedenen
Schmelzprocessen abhängt, so ist man von Alters her gewöhnt, sie
gemäss diesem Kieselsäuregehalte in verschiedene Silicirungsstufen --
Classen -- mit bestimmten Benennungen einzutheilen.

Die Bestimmung des Silicirungsgrades lässt sich am einfachsten
bewirken, indem man den Sauerstoffgehalt der bei der Analyse ge-

1) Bei den Legirungen nennt man dieses Zerfallen der Legirung in mehrere
abweichend zusammengesetzte und bei verschiedener Temperatur erstarrende Legi-
rungen: Saigern.
2) Auch die von Phosphaten und schweren Metalloxyden freien Silikatschlacken
(z. B. Hochofenschlacken) enthalten häufig Sulfide in Mengen bis zu einigen Procenten.

Einiges über Schlacken.
betreffenden chemischen Vorgänge zu ermöglichen. Es ist nicht unwahr-
scheinlich, dass zwei Schlacken von gleicher chemischer Zusammen-
setzung doch anders „constituirt“ sein und demnach auch ein anderes
Verhalten zeigen können, wenn ihre Entstehungstemperaturen ver-
schieden waren; ja, die Annahme ist keineswegs ausgeschlossen, dass
in einer und derselben Schlacke bei verschiedenen Temperaturen auch
verschiedene Verbindungen vorhanden sind, die bei dem Temperatur-
wechsel entstehen und zerfallen; dass also die Schlacke im erkalteten
Zustande anders constituirt sein könne als im flüssigen.

Auf die Richtigkeit dieser zuletzt erwähnten Theorie deutet ein
Vorgang, der sich auch bei anderen Lösungen häufig beobachten lässt:
ein Zerfallen der im erhitzten Zustande gleichartigen Lösung unter
vorzeitiger Ausscheidung einzelner Bestandtheile.1) Manche erstarrte
Schlacken lassen auf der Bruchfläche deutlich eingemengte Krystalle
von anderer Farbe u. s. w. erkennen; häufiger noch gewahrt man die
Anwesenheit solcher vorzeitig auskrystallisirten Bestandtheile mit Hilfe
des Mikroskopes, mit welchem man feine Splitterchen der Schlacken
oder, besser noch, Dünnschliffe derselben untersucht (vergl. die unter
„Literatur“ erwähnte Abhandlung von H. Vogelsang).

2. Eintheilung und Benennung.

Ihrer allgemeinen chemischen Zusammensetzung nach würde man
die Schlacken eintheilen können in

Silikatschlacken mit dem ausgeprägten Charakter eines Silikats;

Phosphatschlacken, in welchen die Kieselsäure zum grösseren
Theile durch Phosphorsäure ersetzt ist, und

Oxydschlacken, in welchen nur verhältnissmässig unbedeutende
Mengen von Kieselsäure oder Phosphorsäure auftreten und Oxyde der
Metalle, insbesondere der Schwermetalle (Eisen und Mangan), den Haupt-
bestandtheil ausmachen.

Es versteht sich von selbst, dass auch, wenn man diese Eintheilung
im Allgemeinen festhalten will, doch zahlreiche Uebergänge von der
einen zur andern Gattung zu beobachten sein werden. Ganz reine
Phosphat- oder Oxydschlacken kommen in der Praxis überhaupt kaum
vor; Silikatschlacken, wenn auch selten ganz rein2), sind unter allen die
häufigsten.

Da nun von dem Kieselsäuregehalte dieser Silikatschlacken wesent-
lich ihr chemisches und physikalisches Verhalten bei den verschiedenen
Schmelzprocessen abhängt, so ist man von Alters her gewöhnt, sie
gemäss diesem Kieselsäuregehalte in verschiedene Silicirungsstufen —
Classen — mit bestimmten Benennungen einzutheilen.

Die Bestimmung des Silicirungsgrades lässt sich am einfachsten
bewirken, indem man den Sauerstoffgehalt der bei der Analyse ge-

1) Bei den Legirungen nennt man dieses Zerfallen der Legirung in mehrere
abweichend zusammengesetzte und bei verschiedener Temperatur erstarrende Legi-
rungen: Saigern.
2) Auch die von Phosphaten und schweren Metalloxyden freien Silikatschlacken
(z. B. Hochofenschlacken) enthalten häufig Sulfide in Mengen bis zu einigen Procenten.
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[148/0188] Einiges über Schlacken. betreffenden chemischen Vorgänge zu ermöglichen. Es ist nicht unwahr- scheinlich, dass zwei Schlacken von gleicher chemischer Zusammen- setzung doch anders „constituirt“ sein und demnach auch ein anderes Verhalten zeigen können, wenn ihre Entstehungstemperaturen ver- schieden waren; ja, die Annahme ist keineswegs ausgeschlossen, dass in einer und derselben Schlacke bei verschiedenen Temperaturen auch verschiedene Verbindungen vorhanden sind, die bei dem Temperatur- wechsel entstehen und zerfallen; dass also die Schlacke im erkalteten Zustande anders constituirt sein könne als im flüssigen. Auf die Richtigkeit dieser zuletzt erwähnten Theorie deutet ein Vorgang, der sich auch bei anderen Lösungen häufig beobachten lässt: ein Zerfallen der im erhitzten Zustande gleichartigen Lösung unter vorzeitiger Ausscheidung einzelner Bestandtheile. 1) Manche erstarrte Schlacken lassen auf der Bruchfläche deutlich eingemengte Krystalle von anderer Farbe u. s. w. erkennen; häufiger noch gewahrt man die Anwesenheit solcher vorzeitig auskrystallisirten Bestandtheile mit Hilfe des Mikroskopes, mit welchem man feine Splitterchen der Schlacken oder, besser noch, Dünnschliffe derselben untersucht (vergl. die unter „Literatur“ erwähnte Abhandlung von H. Vogelsang). 2. Eintheilung und Benennung. Ihrer allgemeinen chemischen Zusammensetzung nach würde man die Schlacken eintheilen können in Silikatschlacken mit dem ausgeprägten Charakter eines Silikats; Phosphatschlacken, in welchen die Kieselsäure zum grösseren Theile durch Phosphorsäure ersetzt ist, und Oxydschlacken, in welchen nur verhältnissmässig unbedeutende Mengen von Kieselsäure oder Phosphorsäure auftreten und Oxyde der Metalle, insbesondere der Schwermetalle (Eisen und Mangan), den Haupt- bestandtheil ausmachen. Es versteht sich von selbst, dass auch, wenn man diese Eintheilung im Allgemeinen festhalten will, doch zahlreiche Uebergänge von der einen zur andern Gattung zu beobachten sein werden. Ganz reine Phosphat- oder Oxydschlacken kommen in der Praxis überhaupt kaum vor; Silikatschlacken, wenn auch selten ganz rein 2), sind unter allen die häufigsten. Da nun von dem Kieselsäuregehalte dieser Silikatschlacken wesent- lich ihr chemisches und physikalisches Verhalten bei den verschiedenen Schmelzprocessen abhängt, so ist man von Alters her gewöhnt, sie gemäss diesem Kieselsäuregehalte in verschiedene Silicirungsstufen — Classen — mit bestimmten Benennungen einzutheilen. Die Bestimmung des Silicirungsgrades lässt sich am einfachsten bewirken, indem man den Sauerstoffgehalt der bei der Analyse ge- 1) Bei den Legirungen nennt man dieses Zerfallen der Legirung in mehrere abweichend zusammengesetzte und bei verschiedener Temperatur erstarrende Legi- rungen: Saigern. 2) Auch die von Phosphaten und schweren Metalloxyden freien Silikatschlacken (z. B. Hochofenschlacken) enthalten häufig Sulfide in Mengen bis zu einigen Procenten.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/188>, abgerufen am 23.11.2024.