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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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besuche aber Hn. Bispink noch immer nach wie
vor, je nachdem seine und meine Muße und unser
gegenseitiges Unterhaltungs-Bedürfniß es zuläßt
oder heischet, zumal jezt, im Sommer 1797, wo
er aus Vorsorge für seine Gesundheit und ungestöhr-
teres Arbeiten sich in Giebichenstein aufhält.

Ein und sechsigstes Kapitel.

Noch von meinem Taumel, und von dessen Folgen:



So gut ich mit Grunebergs zurechte kam, so
wenig kam ich zu der Zeit mit mir zurechte, auch
troz meinen beßten Vorsätzen. Es kochte und tobte
in mir noch immer nach, und sprudelte mich oft
zu Boden. Eine wichtigere Beleidigung konnte
mir auch nie zugefügt werden, als die ist, deren
ich vorhin erwähnt habe. Ich wußte, was und
wieviel in Frankreich ich gewagt und gelitten hatte:
der Kronprinz war nach meiner Zurückkunft
noch brav gegen mich gesinnt: hierauf hatte ich
längst gebauet, und meine Lebens-Rechnung für
die Zukunft darauf angelegt; und nun kommen An-
dere und streichen mir diese meine Rechnung durch!
-- Das brannte meine Seele an; und dieses wun-
de Fleckchen wurde aufgekrazt, so oft ich von Stu-

beſuche aber Hn. Bispink noch immer nach wie
vor, je nachdem ſeine und meine Muße und unſer
gegenſeitiges Unterhaltungs-Beduͤrfniß es zulaͤßt
oder heiſchet, zumal jezt, im Sommer 1797, wo
er aus Vorſorge fuͤr ſeine Geſundheit und ungeſtoͤhr-
teres Arbeiten ſich in Giebichenſtein aufhaͤlt.

Ein und ſechſigſtes Kapitel.

Noch von meinem Taumel, und von deſſen Folgen:



So gut ich mit Grunebergs zurechte kam, ſo
wenig kam ich zu der Zeit mit mir zurechte, auch
troz meinen beßten Vorſaͤtzen. Es kochte und tobte
in mir noch immer nach, und ſprudelte mich oft
zu Boden. Eine wichtigere Beleidigung konnte
mir auch nie zugefuͤgt werden, als die iſt, deren
ich vorhin erwaͤhnt habe. Ich wußte, was und
wieviel in Frankreich ich gewagt und gelitten hatte:
der Kronprinz war nach meiner Zuruͤckkunft
noch brav gegen mich geſinnt: hierauf hatte ich
laͤngſt gebauet, und meine Lebens-Rechnung fuͤr
die Zukunft darauf angelegt; und nun kommen An-
dere und ſtreichen mir dieſe meine Rechnung durch!
— Das brannte meine Seele an; und dieſes wun-
de Fleckchen wurde aufgekrazt, ſo oft ich von Stu-

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[283/0287] beſuche aber Hn. Bispink noch immer nach wie vor, je nachdem ſeine und meine Muße und unſer gegenſeitiges Unterhaltungs-Beduͤrfniß es zulaͤßt oder heiſchet, zumal jezt, im Sommer 1797, wo er aus Vorſorge fuͤr ſeine Geſundheit und ungeſtoͤhr- teres Arbeiten ſich in Giebichenſtein aufhaͤlt. Ein und ſechſigſtes Kapitel. Noch von meinem Taumel, und von deſſen Folgen: So gut ich mit Grunebergs zurechte kam, ſo wenig kam ich zu der Zeit mit mir zurechte, auch troz meinen beßten Vorſaͤtzen. Es kochte und tobte in mir noch immer nach, und ſprudelte mich oft zu Boden. Eine wichtigere Beleidigung konnte mir auch nie zugefuͤgt werden, als die iſt, deren ich vorhin erwaͤhnt habe. Ich wußte, was und wieviel in Frankreich ich gewagt und gelitten hatte: der Kronprinz war nach meiner Zuruͤckkunft noch brav gegen mich geſinnt: hierauf hatte ich laͤngſt gebauet, und meine Lebens-Rechnung fuͤr die Zukunft darauf angelegt; und nun kommen An- dere und ſtreichen mir dieſe meine Rechnung durch! — Das brannte meine Seele an; und dieſes wun- de Fleckchen wurde aufgekrazt, ſo oft ich von Stu-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/287>, abgerufen am 30.12.2024.