"Im wunderschönen Monat Mai Als alle Knospen sprangen, Da ist in meinem Herzen Die Liebe aufgegangen.
Im wunderschönen Monat Mai Als alle Vögel sangen, Da hab' ich ihr gestanden Mein Sehnen und Verlangen."
Es ist zwar September und die Früchte fallen, aber um so besser, die Vöglein singen noch, die Natur ist noch schön, eine üppige Frau voll Lebenslust, Saft und Liebe. Weißt Du noch, wie der Präsident in Ka¬ bale und Liebe sich spreizt und feierlich die größte Hälfte des Mords auf den überscharf geschliffenen Be¬ griff des Malitiösen, seinen Todten-Wurm wälzt und weißt Du's noch, nun so lache nicht: ich wälze, wenn auch minder feierlich, einen Theil meines bunten Lebens auf Deine Verantwortung. Sonst flog ich unbewußt umher und stahl, jetzt thu' ich's systematischer, seit ich einmal ein Stück Deines Systems gehört. Wenn ich
32. Leopold an Valerius.
„Im wunderſchönen Monat Mai Als alle Knoſpen ſprangen, Da iſt in meinem Herzen Die Liebe aufgegangen.
Im wunderſchönen Monat Mai Als alle Vögel ſangen, Da hab' ich ihr geſtanden Mein Sehnen und Verlangen.“
Es iſt zwar September und die Früchte fallen, aber um ſo beſſer, die Vöglein ſingen noch, die Natur iſt noch ſchön, eine üppige Frau voll Lebensluſt, Saft und Liebe. Weißt Du noch, wie der Präſident in Ka¬ bale und Liebe ſich ſpreizt und feierlich die größte Hälfte des Mords auf den überſcharf geſchliffenen Be¬ griff des Malitiöſen, ſeinen Todten-Wurm wälzt und weißt Du's noch, nun ſo lache nicht: ich wälze, wenn auch minder feierlich, einen Theil meines bunten Lebens auf Deine Verantwortung. Sonſt flog ich unbewußt umher und ſtahl, jetzt thu' ich's ſyſtematiſcher, ſeit ich einmal ein Stück Deines Syſtems gehört. Wenn ich
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0121"n="109"/></div><divn="1"><head>32.<lb/><hirendition="#b #g">Leopold an Valerius.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><lgn="1"><l>„Im wunderſchönen Monat Mai</l><lb/><l>Als alle Knoſpen ſprangen,</l><lb/><l>Da iſt in meinem Herzen</l><lb/><l>Die Liebe aufgegangen.</l><lb/></lg><lgn="2"><l>Im wunderſchönen Monat Mai</l><lb/><l>Als alle Vögel ſangen,</l><lb/><l>Da hab' ich ihr geſtanden</l><lb/><l>Mein Sehnen und Verlangen.“</l><lb/></lg></lg><p>Es iſt zwar September und die Früchte fallen,<lb/>
aber um ſo beſſer, die Vöglein ſingen noch, die Natur<lb/>
iſt noch ſchön, eine üppige Frau voll Lebensluſt, Saft<lb/>
und Liebe. Weißt Du noch, wie der Präſident in Ka¬<lb/>
bale und Liebe ſich ſpreizt und feierlich die größte<lb/>
Hälfte des Mords auf den überſcharf geſchliffenen Be¬<lb/>
griff des Malitiöſen, ſeinen Todten-Wurm wälzt und<lb/>
weißt Du's noch, nun ſo lache nicht: ich wälze, wenn<lb/>
auch minder feierlich, einen Theil meines bunten Lebens<lb/>
auf Deine Verantwortung. Sonſt flog ich unbewußt<lb/>
umher und ſtahl, jetzt thu' ich's ſyſtematiſcher, ſeit ich<lb/>
einmal ein Stück Deines Syſtems gehört. Wenn ich<lb/></p></div></body></text></TEI>
[109/0121]
32.
Leopold an Valerius.
„Im wunderſchönen Monat Mai
Als alle Knoſpen ſprangen,
Da iſt in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen.
Im wunderſchönen Monat Mai
Als alle Vögel ſangen,
Da hab' ich ihr geſtanden
Mein Sehnen und Verlangen.“
Es iſt zwar September und die Früchte fallen,
aber um ſo beſſer, die Vöglein ſingen noch, die Natur
iſt noch ſchön, eine üppige Frau voll Lebensluſt, Saft
und Liebe. Weißt Du noch, wie der Präſident in Ka¬
bale und Liebe ſich ſpreizt und feierlich die größte
Hälfte des Mords auf den überſcharf geſchliffenen Be¬
griff des Malitiöſen, ſeinen Todten-Wurm wälzt und
weißt Du's noch, nun ſo lache nicht: ich wälze, wenn
auch minder feierlich, einen Theil meines bunten Lebens
auf Deine Verantwortung. Sonſt flog ich unbewußt
umher und ſtahl, jetzt thu' ich's ſyſtematiſcher, ſeit ich
einmal ein Stück Deines Syſtems gehört. Wenn ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/121>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.