noch alle das besonders, daß man bey der Sache selbst anfängt, und dieselbe als bekannt und möglich oder als existirend voraussetzt. Das neue darinn ist dem- nach nichts anders, als die Entwickelung der Merk- maale oder Verhältnisse, wodurch der Begriff der Sache und sein Umfang bestimmt wird. Wir ha- ben gesehen, daß durch allmähliches Weglassen einiger Merkmaale, die übrig bleibenden nach und nach all- gemeinere Begriffe geben, und daß man dadurch zu den höhern Gattungen hinauf steigt. Der Begriff einer Gattung besteht in den gemeinsamen Merkmaa- len ihrer Arten, und man findet ihn durch Abstrahi- ren, indem man die eigenen Merkmaale der Sache wegläßt. Nimmt man hiebey den Rückweg, und setzt diese eigenen Merkmaale mit dem Begriffe der Gattung wieder zusammen, so ist klar, daß hieraus wiederum die Begriffe der Arten entstehen. (§. 17. 18.) Demnach ist auch das Zusammensetzen der Merkmaale ein Mittel, Begriffe zu finden, und der herausgebrachte Begriff wird ebenfalls richtig seyn, so oft man sich versichern kann, daß die zusam- mengesetzten Merkmaale einander nicht widersprechen.
§. 65.
Verfährt man dabey auf eine willkührliche Art, indem man Merkmaale zusammen nimmt, wie man sie findet, so wird zwar ein zusammengesetzter Begriff entstehen; allein es muß bewiesen werden, daß er nichts widersprechendes in sich habe. Und hiezu kann man verschiedene Mittel vorschlagen. Das er- ste ist die Erfahrung, wodurch man die Sache auf die Probe setzen kann, oder welche uns bereits solche Beyspiele aufweist, worinn die willkührlich zusam- mengesetzten Merkmaale vorkommen. Dieses letztere
ist
I. Hauptſtuͤck,
noch alle das beſonders, daß man bey der Sache ſelbſt anfaͤngt, und dieſelbe als bekannt und moͤglich oder als exiſtirend vorausſetzt. Das neue darinn iſt dem- nach nichts anders, als die Entwickelung der Merk- maale oder Verhaͤltniſſe, wodurch der Begriff der Sache und ſein Umfang beſtimmt wird. Wir ha- ben geſehen, daß durch allmaͤhliches Weglaſſen einiger Merkmaale, die uͤbrig bleibenden nach und nach all- gemeinere Begriffe geben, und daß man dadurch zu den hoͤhern Gattungen hinauf ſteigt. Der Begriff einer Gattung beſteht in den gemeinſamen Merkmaa- len ihrer Arten, und man findet ihn durch Abſtrahi- ren, indem man die eigenen Merkmaale der Sache weglaͤßt. Nimmt man hiebey den Ruͤckweg, und ſetzt dieſe eigenen Merkmaale mit dem Begriffe der Gattung wieder zuſammen, ſo iſt klar, daß hieraus wiederum die Begriffe der Arten entſtehen. (§. 17. 18.) Demnach iſt auch das Zuſammenſetzen der Merkmaale ein Mittel, Begriffe zu finden, und der herausgebrachte Begriff wird ebenfalls richtig ſeyn, ſo oft man ſich verſichern kann, daß die zuſam- mengeſetzten Merkmaale einander nicht widerſprechen.
§. 65.
Verfaͤhrt man dabey auf eine willkuͤhrliche Art, indem man Merkmaale zuſammen nimmt, wie man ſie findet, ſo wird zwar ein zuſammengeſetzter Begriff entſtehen; allein es muß bewieſen werden, daß er nichts widerſprechendes in ſich habe. Und hiezu kann man verſchiedene Mittel vorſchlagen. Das er- ſte iſt die Erfahrung, wodurch man die Sache auf die Probe ſetzen kann, oder welche uns bereits ſolche Beyſpiele aufweiſt, worinn die willkuͤhrlich zuſam- mengeſetzten Merkmaale vorkommen. Dieſes letztere
iſt
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I. Hauptſtuͤck,
noch alle das beſonders, daß man bey der Sache ſelbſt
anfaͤngt, und dieſelbe als bekannt und moͤglich oder
als exiſtirend vorausſetzt. Das neue darinn iſt dem-
nach nichts anders, als die Entwickelung der Merk-
maale oder Verhaͤltniſſe, wodurch der Begriff der
Sache und ſein Umfang beſtimmt wird. Wir ha-
ben geſehen, daß durch allmaͤhliches Weglaſſen einiger
Merkmaale, die uͤbrig bleibenden nach und nach all-
gemeinere Begriffe geben, und daß man dadurch zu
den hoͤhern Gattungen hinauf ſteigt. Der Begriff
einer Gattung beſteht in den gemeinſamen Merkmaa-
len ihrer Arten, und man findet ihn durch Abſtrahi-
ren, indem man die eigenen Merkmaale der Sache
weglaͤßt. Nimmt man hiebey den Ruͤckweg, und
ſetzt dieſe eigenen Merkmaale mit dem Begriffe der
Gattung wieder zuſammen, ſo iſt klar, daß hieraus
wiederum die Begriffe der Arten entſtehen. (§. 17. 18.)
Demnach iſt auch das Zuſammenſetzen der
Merkmaale ein Mittel, Begriffe zu finden, und
der herausgebrachte Begriff wird ebenfalls richtig
ſeyn, ſo oft man ſich verſichern kann, daß die zuſam-
mengeſetzten Merkmaale einander nicht widerſprechen.
§. 65.
Verfaͤhrt man dabey auf eine willkuͤhrliche
Art, indem man Merkmaale zuſammen nimmt, wie
man ſie findet, ſo wird zwar ein zuſammengeſetzter
Begriff entſtehen; allein es muß bewieſen werden, daß
er nichts widerſprechendes in ſich habe. Und hiezu
kann man verſchiedene Mittel vorſchlagen. Das er-
ſte iſt die Erfahrung, wodurch man die Sache auf
die Probe ſetzen kann, oder welche uns bereits ſolche
Beyſpiele aufweiſt, worinn die willkuͤhrlich zuſam-
mengeſetzten Merkmaale vorkommen. Dieſes letztere
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/64>, abgerufen am 16.07.2024.
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