den dadurch bedeuteten Sachen vorkommen. Jn dieser Untersuchung können wir hier das weglassen, was die willkührlichen und die wissenschaftlichen Zeichen betrifft, weil wir diese in der Semiotic be- sonders betrachtet haben. Es bleiben demnach hier eigentlich nur die sogenannten natürlichen Zeichen vorzunehmen, wovon wir in dem §. 47. Semiot. Er- wähnung gethan haben, und welche von den beyden erstern Arten und so auch von der Zeichnung des Scheines, (Phänomenol. §. 266-288.) ganz ver- schieden sind.
§. 647.
Das erste, was wir in Ansehung der natürlichen Zeichen anzumerken haben, ist, daß sie mehren- theils nicht nur Zeichen von einer Sache, son- dern zugleich auch Zeichen von unserer Unwis- senheit, und zuweilen letzteres ohne das erstere sind. Es ist nämlich zwischen dem natürlichen Zei- chen, und der Sache, die es bedeutet, eine solche Verbindung, daß sie entweder zugleich sind, oder das Zeichen der Sache vorgeht oder darauf folget. Dafern uns nun diese Verbindung bekannt ist, so daß wir sie beschreiben und mit ihrem eigenen Na- men benennen können, so gebrauchen wir das Wort Zeichen höchstens nur als einen abgekürzten Aus- druck. Jst uns aber diese Verbindung nicht be- kannt, so müssen wir bey dem Worte Zeichen, oder andern demselben gleich geltenden Ausdrücken bleiben, und in so ferne zeiget es an, daß wir die Verbin- dung nicht wissen. Zu diesen beyden Fällen kömmt öfters noch der dritte, da wir uns nämlich nur ein- bilden, daß eine Sache ein Zeichen von einer andern sey, wenn sie es in der That nicht ist, oder etwas
anders
XXI. Hauptſtuͤck.
den dadurch bedeuteten Sachen vorkommen. Jn dieſer Unterſuchung koͤnnen wir hier das weglaſſen, was die willkuͤhrlichen und die wiſſenſchaftlichen Zeichen betrifft, weil wir dieſe in der Semiotic be- ſonders betrachtet haben. Es bleiben demnach hier eigentlich nur die ſogenannten natuͤrlichen Zeichen vorzunehmen, wovon wir in dem §. 47. Semiot. Er- waͤhnung gethan haben, und welche von den beyden erſtern Arten und ſo auch von der Zeichnung des Scheines, (Phaͤnomenol. §. 266-288.) ganz ver- ſchieden ſind.
§. 647.
Das erſte, was wir in Anſehung der natuͤrlichen Zeichen anzumerken haben, iſt, daß ſie mehren- theils nicht nur Zeichen von einer Sache, ſon- dern zugleich auch Zeichen von unſerer Unwiſ- ſenheit, und zuweilen letzteres ohne das erſtere ſind. Es iſt naͤmlich zwiſchen dem natuͤrlichen Zei- chen, und der Sache, die es bedeutet, eine ſolche Verbindung, daß ſie entweder zugleich ſind, oder das Zeichen der Sache vorgeht oder darauf folget. Dafern uns nun dieſe Verbindung bekannt iſt, ſo daß wir ſie beſchreiben und mit ihrem eigenen Na- men benennen koͤnnen, ſo gebrauchen wir das Wort Zeichen hoͤchſtens nur als einen abgekuͤrzten Aus- druck. Jſt uns aber dieſe Verbindung nicht be- kannt, ſo muͤſſen wir bey dem Worte Zeichen, oder andern demſelben gleich geltenden Ausdruͤcken bleiben, und in ſo ferne zeiget es an, daß wir die Verbin- dung nicht wiſſen. Zu dieſen beyden Faͤllen koͤmmt oͤfters noch der dritte, da wir uns naͤmlich nur ein- bilden, daß eine Sache ein Zeichen von einer andern ſey, wenn ſie es in der That nicht iſt, oder etwas
anders
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XXI. Hauptſtuͤck.
den dadurch bedeuteten Sachen vorkommen. Jn
dieſer Unterſuchung koͤnnen wir hier das weglaſſen,
was die willkuͤhrlichen und die wiſſenſchaftlichen
Zeichen betrifft, weil wir dieſe in der Semiotic be-
ſonders betrachtet haben. Es bleiben demnach hier
eigentlich nur die ſogenannten natuͤrlichen Zeichen
vorzunehmen, wovon wir in dem §. 47. Semiot. Er-
waͤhnung gethan haben, und welche von den beyden
erſtern Arten und ſo auch von der Zeichnung des
Scheines, (Phaͤnomenol. §. 266-288.) ganz ver-
ſchieden ſind.
§. 647.
Das erſte, was wir in Anſehung der natuͤrlichen
Zeichen anzumerken haben, iſt, daß ſie mehren-
theils nicht nur Zeichen von einer Sache, ſon-
dern zugleich auch Zeichen von unſerer Unwiſ-
ſenheit, und zuweilen letzteres ohne das erſtere
ſind. Es iſt naͤmlich zwiſchen dem natuͤrlichen Zei-
chen, und der Sache, die es bedeutet, eine ſolche
Verbindung, daß ſie entweder zugleich ſind, oder
das Zeichen der Sache vorgeht oder darauf folget.
Dafern uns nun dieſe Verbindung bekannt iſt, ſo
daß wir ſie beſchreiben und mit ihrem eigenen Na-
men benennen koͤnnen, ſo gebrauchen wir das Wort
Zeichen hoͤchſtens nur als einen abgekuͤrzten Aus-
druck. Jſt uns aber dieſe Verbindung nicht be-
kannt, ſo muͤſſen wir bey dem Worte Zeichen, oder
andern demſelben gleich geltenden Ausdruͤcken bleiben,
und in ſo ferne zeiget es an, daß wir die Verbin-
dung nicht wiſſen. Zu dieſen beyden Faͤllen koͤmmt
oͤfters noch der dritte, da wir uns naͤmlich nur ein-
bilden, daß eine Sache ein Zeichen von einer andern
ſey, wenn ſie es in der That nicht iſt, oder etwas
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/284>, abgerufen am 21.11.2024.
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