diese a priori herausbringen, oder daß wir sie a po- steriori erst noch finden müssen. Und dazu ist auf eine sehr natürliche Art die ganze Sprache eingerich- tet, (Semiot. §. 122. seqq.). Trägt es sich nun schick- lich zu, daß die Sprache Wörter angiebt, auch die einzelnen Theile der Veränderung so zu benennen, daß man nicht ganz bis zu dem Einfachsten alles zerglie- dern müsse, so lassen sich auf diese Art die Haupt- theile derselben durch wenige Wörter, oder in das Kurze gezogen, anzeigen, und diese Anzeige ist eine Anlage zu der vollständigen und ausführlichen Sach- erklärung, die aber, wenn sie ausführlich seyn soll, noch mehr entwickelt werden muß.
§. 591.
Man setze nun z. E. A werde in B verwandelt, und die Sprache gebe die Verhältniß A : B durch das Wort q an, so daß A : B = q, oder A = qB sey. Nun kann es gar wohl seyn, daß q ein complexer Ver- hältnißbegriff ist (§. 569.), und daß man bey ge- nauerer Untersuchung z. E. findet; das will sagen; die Bestimmung p sey, bey der Ver- wandlung, von A weggenommen, und statt dersel- ben m gesetzet, oder p sey in m verwandelt worden, und überdieß sey noch ein neuer Theil hinzugekommen und mit zusammengesetzt worden. Setzet man nun, A sey durchaus gleichartig, so kann es auch seyn, daß m und p dabey durchgängige Bestimmun- gen sind, und in so fern mag der Ausdruck blei- ben. Wenn demnach dieser Theil allein wäre, so
würde
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Urſachen und Wirkungen.
dieſe a priori herausbringen, oder daß wir ſie a po- ſteriori erſt noch finden muͤſſen. Und dazu iſt auf eine ſehr natuͤrliche Art die ganze Sprache eingerich- tet, (Semiot. §. 122. ſeqq.). Traͤgt es ſich nun ſchick- lich zu, daß die Sprache Woͤrter angiebt, auch die einzelnen Theile der Veraͤnderung ſo zu benennen, daß man nicht ganz bis zu dem Einfachſten alles zerglie- dern muͤſſe, ſo laſſen ſich auf dieſe Art die Haupt- theile derſelben durch wenige Woͤrter, oder in das Kurze gezogen, anzeigen, und dieſe Anzeige iſt eine Anlage zu der vollſtaͤndigen und ausfuͤhrlichen Sach- erklaͤrung, die aber, wenn ſie ausfuͤhrlich ſeyn ſoll, noch mehr entwickelt werden muß.
§. 591.
Man ſetze nun z. E. A werde in B verwandelt, und die Sprache gebe die Verhaͤltniß A : B durch das Wort q an, ſo daß A : B = q, oder A = qB ſey. Nun kann es gar wohl ſeyn, daß q ein complexer Ver- haͤltnißbegriff iſt (§. 569.), und daß man bey ge- nauerer Unterſuchung z. E. findet; das will ſagen; die Beſtimmung p ſey, bey der Ver- wandlung, von A weggenommen, und ſtatt derſel- ben m geſetzet, oder p ſey in m verwandelt worden, und uͤberdieß ſey noch ein neuer Theil hinzugekommen und mit zuſammengeſetzt worden. Setzet man nun, A ſey durchaus gleichartig, ſo kann es auch ſeyn, daß m und p dabey durchgaͤngige Beſtimmun- gen ſind, und in ſo fern mag der Ausdruck blei- ben. Wenn demnach dieſer Theil allein waͤre, ſo
wuͤrde
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Urſachen und Wirkungen.
dieſe a priori herausbringen, oder daß wir ſie a po-
ſteriori erſt noch finden muͤſſen. Und dazu iſt auf
eine ſehr natuͤrliche Art die ganze Sprache eingerich-
tet, (Semiot. §. 122. ſeqq.). Traͤgt es ſich nun ſchick-
lich zu, daß die Sprache Woͤrter angiebt, auch die
einzelnen Theile der Veraͤnderung ſo zu benennen, daß
man nicht ganz bis zu dem Einfachſten alles zerglie-
dern muͤſſe, ſo laſſen ſich auf dieſe Art die Haupt-
theile derſelben durch wenige Woͤrter, oder in das
Kurze gezogen, anzeigen, und dieſe Anzeige iſt eine
Anlage zu der vollſtaͤndigen und ausfuͤhrlichen Sach-
erklaͤrung, die aber, wenn ſie ausfuͤhrlich ſeyn ſoll,
noch mehr entwickelt werden muß.
§. 591.
Man ſetze nun z. E. A werde in B verwandelt, und
die Sprache gebe die Verhaͤltniß A : B durch das
Wort q an, ſo daß A : B = q, oder A = qB ſey. Nun
kann es gar wohl ſeyn, daß q ein complexer Ver-
haͤltnißbegriff iſt (§. 569.), und daß man bey ge-
nauerer Unterſuchung z. E. [FORMEL] findet;
das will ſagen; die Beſtimmung p ſey, bey der Ver-
wandlung, von A weggenommen, und ſtatt derſel-
ben m geſetzet, oder p ſey in m verwandelt worden, und
uͤberdieß ſey noch ein neuer Theil [FORMEL] hinzugekommen
und mit [FORMEL] zuſammengeſetzt worden. Setzet man
nun, A ſey durchaus gleichartig, ſo kann es auch
ſeyn, daß m und p dabey durchgaͤngige Beſtimmun-
gen ſind, und in ſo fern mag der Ausdruck [FORMEL] blei-
ben. Wenn demnach dieſer Theil allein waͤre, ſo
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/219>, abgerufen am 22.02.2025.
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