Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.Mitmenschen! Sie fliehen den überschwengli¬ 4. Vor allen Dingen wache über Dich, daß 5. Zwey Gründe hauptsächlich müssen uns be¬ schen C 5
Mitmenſchen! Sie fliehen den uͤberſchwengli¬ 4. Vor allen Dingen wache uͤber Dich, daß 5. Zwey Gruͤnde hauptſaͤchlich muͤſſen uns be¬ ſchen C 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0071" n="41"/> Mitmenſchen! Sie fliehen den uͤberſchwengli¬<lb/> chen Wohlthaͤter, wie man einen Glaͤubiger<lb/> flieht, den man nie bezahlen kann. Alſo<lb/> huͤte Dich, zu groß zu werden in Deiner Bruͤ¬<lb/> der Augen! auch fordert dann Jeder zu viel von<lb/> Dir, und eine einzige abgeſchlagene Wohlthat<lb/> macht tauſend wuͤrklich erzeigte in Einem Au¬<lb/> genblicke vergeſſen.</p><lb/> </div> <div n="3"> <head>4.<lb/></head> <p>Vor allen Dingen wache uͤber Dich, daß<lb/> Du nie die innere Zuverſicht zu dir ſelbſt, das<lb/> Vertrauen auf Gott, auf gute Menſchen und<lb/> auf das Schickſal verliehreſt! Sobald Dein Ne¬<lb/> benmann auf Deiner Stirne Mismuth und<lb/> Verzweiflung lieſt — ſo iſt alles aus. Sehr<lb/> oft aber iſt man im Ungluͤcke ungerecht gegen<lb/> die Menſchen. Jede kleine boͤſe Laune, jede<lb/> kleine Miene von Kaͤlte deutet man auf ſich;<lb/> Man meint, Jeder ſehe es uns an, daß wir lei¬<lb/> den, und weiche vor der Bitte zuruͤck, die wir<lb/> ihm thun koͤnnten.</p><lb/> </div> <div n="3"> <head>5.<lb/></head> <p>Zwey Gruͤnde hauptſaͤchlich muͤſſen uns be¬<lb/> wegen, nicht gar zu offenherzig gegen die Men¬<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſchen<lb/></fw> <fw place="bottom" type="sig">C 5<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0071]
Mitmenſchen! Sie fliehen den uͤberſchwengli¬
chen Wohlthaͤter, wie man einen Glaͤubiger
flieht, den man nie bezahlen kann. Alſo
huͤte Dich, zu groß zu werden in Deiner Bruͤ¬
der Augen! auch fordert dann Jeder zu viel von
Dir, und eine einzige abgeſchlagene Wohlthat
macht tauſend wuͤrklich erzeigte in Einem Au¬
genblicke vergeſſen.
4.
Vor allen Dingen wache uͤber Dich, daß
Du nie die innere Zuverſicht zu dir ſelbſt, das
Vertrauen auf Gott, auf gute Menſchen und
auf das Schickſal verliehreſt! Sobald Dein Ne¬
benmann auf Deiner Stirne Mismuth und
Verzweiflung lieſt — ſo iſt alles aus. Sehr
oft aber iſt man im Ungluͤcke ungerecht gegen
die Menſchen. Jede kleine boͤſe Laune, jede
kleine Miene von Kaͤlte deutet man auf ſich;
Man meint, Jeder ſehe es uns an, daß wir lei¬
den, und weiche vor der Bitte zuruͤck, die wir
ihm thun koͤnnten.
5.
Zwey Gruͤnde hauptſaͤchlich muͤſſen uns be¬
wegen, nicht gar zu offenherzig gegen die Men¬
ſchen
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