Dich das Glück nicht anlächelt. Sobald sie aber gar wahrnehmen, daß Du ganz ohne Hülfsquellen bist, daß Du keinen geheimen Schutz hast, niemand, der sich Deiner an¬ nimmt -- o! so rechne auf Keinen mehr! Wer hat den Muth, einzig und fest als die Stütze des von aller Welt Verlassenen öffent¬ lich aufzutreten? Wer hat den Muth zu sa¬ gen: "Ich kenne den Mann; Er ist mein "Freund; er ist mehr werth als Ihr Alle, die "Ihr ihn schmähet?" Und fändest Du ja einen Solchen; so würde es doch nur etwa ein an¬ drer armer Teufel seyn, der selbst in elenden Umständen, aus Verzweiflung sein Schicksal an das Deinige knüpfen wollte, dessen Schutz Dir also mehr schädlich als nützlich wäre.
3.
Rühme aber auch nicht zu laut Deine glückliche Lage! krame nicht zu glänzend Deine Pracht, Deinen Reichthum, Deine Talente aus! Die Menschen vertragen selten ein sol¬ ches Uebergewicht ohne Murren und Neid. Lege daher auch Andern keine zu große Ver¬ bindlichkeit auf! Thue nicht zu viel für Deine
Mit¬
Dich das Gluͤck nicht anlaͤchelt. Sobald ſie aber gar wahrnehmen, daß Du ganz ohne Huͤlfsquellen biſt, daß Du keinen geheimen Schutz haſt, niemand, der ſich Deiner an¬ nimmt — o! ſo rechne auf Keinen mehr! Wer hat den Muth, einzig und feſt als die Stuͤtze des von aller Welt Verlaſſenen oͤffent¬ lich aufzutreten? Wer hat den Muth zu ſa¬ gen: „Ich kenne den Mann; Er iſt mein „Freund; er iſt mehr werth als Ihr Alle, die „Ihr ihn ſchmaͤhet?“ Und faͤndeſt Du ja einen Solchen; ſo wuͤrde es doch nur etwa ein an¬ drer armer Teufel ſeyn, der ſelbſt in elenden Umſtaͤnden, aus Verzweiflung ſein Schickſal an das Deinige knuͤpfen wollte, deſſen Schutz Dir alſo mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich waͤre.
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Ruͤhme aber auch nicht zu laut Deine gluͤckliche Lage! krame nicht zu glaͤnzend Deine Pracht, Deinen Reichthum, Deine Talente aus! Die Menſchen vertragen ſelten ein ſol¬ ches Uebergewicht ohne Murren und Neid. Lege daher auch Andern keine zu große Ver¬ bindlichkeit auf! Thue nicht zu viel fuͤr Deine
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Dich das Gluͤck nicht anlaͤchelt. Sobald ſie
aber gar wahrnehmen, daß Du ganz ohne
Huͤlfsquellen biſt, daß Du keinen geheimen
Schutz haſt, niemand, der ſich Deiner an¬
nimmt — o! ſo rechne auf Keinen mehr!
Wer hat den Muth, einzig und feſt als die
Stuͤtze des von aller Welt Verlaſſenen oͤffent¬
lich aufzutreten? Wer hat den Muth zu ſa¬
gen: „Ich kenne den Mann; Er iſt mein
„Freund; er iſt mehr werth als Ihr Alle, die
„Ihr ihn ſchmaͤhet?“ Und faͤndeſt Du ja einen
Solchen; ſo wuͤrde es doch nur etwa ein an¬
drer armer Teufel ſeyn, der ſelbſt in elenden
Umſtaͤnden, aus Verzweiflung ſein Schickſal
an das Deinige knuͤpfen wollte, deſſen Schutz
Dir alſo mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich waͤre.
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Ruͤhme aber auch nicht zu laut Deine
gluͤckliche Lage! krame nicht zu glaͤnzend Deine
Pracht, Deinen Reichthum, Deine Talente
aus! Die Menſchen vertragen ſelten ein ſol¬
ches Uebergewicht ohne Murren und Neid.
Lege daher auch Andern keine zu große Ver¬
bindlichkeit auf! Thue nicht zu viel fuͤr Deine
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/70>, abgerufen am 02.05.2024.
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