halten; allein nie soll er sich durch Hitze ver¬ leiten lassen, erwachsene Dienstbothen mit gro¬ ben Schimpfwörtern, oder gar mit Schlägen zu behandeln. Ein edler Mann mag nur Kraft gegen Kraft setzen; nie wird er Den mis¬ handeln, der sich nicht wehren darf.
7.
Fremden Bedienten soll man in aller Rück¬ sicht höflich und liebreich begegnen, denn in Betracht Unsrer sind sie freye Leute, oder wir dürfen selbst uns nicht frey nennen, wenn wir Fürsten dienen. Dazu kömmt, daß manche Bediente sehr viel Einfluß auf ihre Herrschaften haben, an deren Gunst uns gelegen ist, daß die Stimme der niedrigen Classen von Men¬ chen oft sehr entscheidend für unsern Ruf wer¬ den kann, und endlich, daß diese Classe es sehr viel genauer damit zu nehmen pflegt, sich leich¬ ter beleidigt, nicht gehörig gepflegt glaubt, als Personen, welche die Grundsätze einer feinen Erziehung über elende Kleinigkeiten hinaussetzt.
8.
Es wird hier nicht am unrechten Orte stehn, wenn ich die Warnung hinzufüge, sich vor Ge¬
schwä¬
halten; allein nie ſoll er ſich durch Hitze ver¬ leiten laſſen, erwachſene Dienſtbothen mit gro¬ ben Schimpfwoͤrtern, oder gar mit Schlaͤgen zu behandeln. Ein edler Mann mag nur Kraft gegen Kraft ſetzen; nie wird er Den mis¬ handeln, der ſich nicht wehren darf.
7.
Fremden Bedienten ſoll man in aller Ruͤck¬ ſicht hoͤflich und liebreich begegnen, denn in Betracht Unſrer ſind ſie freye Leute, oder wir duͤrfen ſelbſt uns nicht frey nennen, wenn wir Fuͤrſten dienen. Dazu koͤmmt, daß manche Bediente ſehr viel Einfluß auf ihre Herrſchaften haben, an deren Gunſt uns gelegen iſt, daß die Stimme der niedrigen Claſſen von Men¬ chen oft ſehr entſcheidend fuͤr unſern Ruf wer¬ den kann, und endlich, daß dieſe Claſſe es ſehr viel genauer damit zu nehmen pflegt, ſich leich¬ ter beleidigt, nicht gehoͤrig gepflegt glaubt, als Perſonen, welche die Grundſaͤtze einer feinen Erziehung uͤber elende Kleinigkeiten hinausſetzt.
8.
Es wird hier nicht am unrechten Orte ſtehn, wenn ich die Warnung hinzufuͤge, ſich vor Ge¬
ſchwaͤ¬
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halten; allein nie ſoll er ſich durch Hitze ver¬
leiten laſſen, erwachſene Dienſtbothen mit gro¬
ben Schimpfwoͤrtern, oder gar mit Schlaͤgen
zu behandeln. Ein edler Mann mag nur
Kraft gegen Kraft ſetzen; nie wird er Den mis¬
handeln, der ſich nicht wehren darf.
7.
Fremden Bedienten ſoll man in aller Ruͤck¬
ſicht hoͤflich und liebreich begegnen, denn in
Betracht Unſrer ſind ſie freye Leute, oder wir
duͤrfen ſelbſt uns nicht frey nennen, wenn wir
Fuͤrſten dienen. Dazu koͤmmt, daß manche
Bediente ſehr viel Einfluß auf ihre Herrſchaften
haben, an deren Gunſt uns gelegen iſt, daß
die Stimme der niedrigen Claſſen von Men¬
chen oft ſehr entſcheidend fuͤr unſern Ruf wer¬
den kann, und endlich, daß dieſe Claſſe es ſehr
viel genauer damit zu nehmen pflegt, ſich leich¬
ter beleidigt, nicht gehoͤrig gepflegt glaubt, als
Perſonen, welche die Grundſaͤtze einer feinen
Erziehung uͤber elende Kleinigkeiten hinausſetzt.
8.
Es wird hier nicht am unrechten Orte ſtehn,
wenn ich die Warnung hinzufuͤge, ſich vor Ge¬
ſchwaͤ¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/248>, abgerufen am 22.02.2025.
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