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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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immer als Kinder. Der Freyheitstrieb ist allen
Creaturen von der Natur eingeprägt; sie glauben
sich einem Joche zu entziehn, wenn sie von uns
gehen, glauben Unsrer nicht mehr zu bedürfen,
sich selbst rathen und regieren zu können. Viel¬
fältig aber reuet es solche Menschen in der
Folge, uns verlassen zu haben, wenn sie erst
den Unterschied unter einem Herrn und einem
Hausvater erfahren, und lebhafte, ächte Be¬
griffe von wahrer Freyheit erhalten. Das
Fremde, so man nicht kennt, sieht immer bes¬
ser aus, als das gewöhnte auch noch so Gute.
Auf Erfolg und Dankbarkeit soll man übrigens
in dieser Welt nie rechnen, sondern das Gute
blos aus Liebe zum Guten thun. Nicht alle
Mühe aber ist verlohren, die verlohren zu seyn
scheint, und die Würkungen einer guten Erzie¬
hung äussern sich oft erst spät nachher. Es ist
auch süß, für Andre zu pflanzen, da hingegen.
Früchte zu ziehn, die man selbst geniesst, ein
sehr gemeines Verdienst ist.

6.

Ein Hausvater hat das Recht, sein Ge¬
sinde ernstlich zur Pflichts-Erfüllung anzu¬

hal¬
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immer als Kinder. Der Freyheitstrieb iſt allen
Creaturen von der Natur eingepraͤgt; ſie glauben
ſich einem Joche zu entziehn, wenn ſie von uns
gehen, glauben Unſrer nicht mehr zu beduͤrfen,
ſich ſelbſt rathen und regieren zu koͤnnen. Viel¬
faͤltig aber reuet es ſolche Menſchen in der
Folge, uns verlaſſen zu haben, wenn ſie erſt
den Unterſchied unter einem Herrn und einem
Hausvater erfahren, und lebhafte, aͤchte Be¬
griffe von wahrer Freyheit erhalten. Das
Fremde, ſo man nicht kennt, ſieht immer beſ¬
ſer aus, als das gewoͤhnte auch noch ſo Gute.
Auf Erfolg und Dankbarkeit ſoll man uͤbrigens
in dieſer Welt nie rechnen, ſondern das Gute
blos aus Liebe zum Guten thun. Nicht alle
Muͤhe aber iſt verlohren, die verlohren zu ſeyn
ſcheint, und die Wuͤrkungen einer guten Erzie¬
hung aͤuſſern ſich oft erſt ſpaͤt nachher. Es iſt
auch ſuͤß, fuͤr Andre zu pflanzen, da hingegen.
Fruͤchte zu ziehn, die man ſelbſt genieſſt, ein
ſehr gemeines Verdienſt iſt.

6.

Ein Hausvater hat das Recht, ſein Ge¬
ſinde ernſtlich zur Pflichts-Erfuͤllung anzu¬

hal¬
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[217/0247] immer als Kinder. Der Freyheitstrieb iſt allen Creaturen von der Natur eingepraͤgt; ſie glauben ſich einem Joche zu entziehn, wenn ſie von uns gehen, glauben Unſrer nicht mehr zu beduͤrfen, ſich ſelbſt rathen und regieren zu koͤnnen. Viel¬ faͤltig aber reuet es ſolche Menſchen in der Folge, uns verlaſſen zu haben, wenn ſie erſt den Unterſchied unter einem Herrn und einem Hausvater erfahren, und lebhafte, aͤchte Be¬ griffe von wahrer Freyheit erhalten. Das Fremde, ſo man nicht kennt, ſieht immer beſ¬ ſer aus, als das gewoͤhnte auch noch ſo Gute. Auf Erfolg und Dankbarkeit ſoll man uͤbrigens in dieſer Welt nie rechnen, ſondern das Gute blos aus Liebe zum Guten thun. Nicht alle Muͤhe aber iſt verlohren, die verlohren zu ſeyn ſcheint, und die Wuͤrkungen einer guten Erzie¬ hung aͤuſſern ſich oft erſt ſpaͤt nachher. Es iſt auch ſuͤß, fuͤr Andre zu pflanzen, da hingegen. Fruͤchte zu ziehn, die man ſelbſt genieſſt, ein ſehr gemeines Verdienſt iſt. 6. Ein Hausvater hat das Recht, ſein Ge¬ ſinde ernſtlich zur Pflichts-Erfuͤllung anzu¬ hal¬ O5

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/247>, abgerufen am 24.11.2024.