Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klüber, Johann Ludwig: Öffentliches Recht des teutschen Bundes und der Bundesstaaten. Frankfurt (Main), 1817.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Th. XVI. Cap.
Gött. 1803. 8. Baier. Relig Edict v 24. März 1809.
§. 32 u 55--94. -- Mehrere ReligionsParteien im Staat
zu dulden, ist das Meisterstück der Politik, und das
sicherste Mittel, keine fürchten zu dürfen.
§. 423.
Kirchengewalt. Ihr Verhältniss zu dem Staat.

I) Ursprünglich steht die Social- oder
Kirchengewalt (potestas ecclesiastica)
nur der Kirchengesellschaft a) zu, ohne
Unterschied des religiösen Lehrbegriffs, so-
wohl der beiden christlichen, in Teutsch-
land befindlichen HauptGlaub[ - 1 Zeichen fehlt]nsparteien b),
als auch der übrigen, christlichen und nicht
christlichen, GlaubensParteien und Secten c).
II) Das Recht zu Ausübung dieser Gewalt,
das Kirchenregiment (regimen societatis
ecclesiasticae), kann von der Gesellschaft
selbst, ihrem Zweck gemäss, bestimmt wer-
den, in Absicht auf Anordnung, Vollziehung
und Aufsicht; doch so, dass die Festsetzung
oder Anordnung des kirchlichen Lehrbegriffs
(§. 426 f.), als seiner Natur nach von frem-
dem Willen schlechthin unabhängig, unter
das Kirchenregiment nicht gezogen werden
kann.

a) Scheidemantel a. a. O. II. 30 ff. Baier. Edict v.
24. März 1809, §. 55 u. 56. Badisches Constit. Edict
II. Th. XVI. Cap.
Gött. 1803. 8. Baier. Relig Edict v 24. März 1809.
§. 32 u 55—94. — Mehrere ReligionsParteien im Staat
zu dulden, ist das Meisterstück der Politik, und das
sicherste Mittel, keine fürchten zu dürfen.
§. 423.
Kirchengewalt. Ihr Verhältniſs zu dem Staat.

I) Ursprünglich steht die Social- oder
Kirchengewalt (potestas ecclesiastica)
nur der Kirchengesellschaft a) zu, ohne
Unterschied des religiösen Lehrbegriffs, so-
wohl der beiden christlichen, in Teutsch-
land befindlichen HauptGlaub[ – 1 Zeichen fehlt]nsparteien b),
als auch der übrigen, christlichen und nicht
christlichen, GlaubensParteien und Secten c).
II) Das Recht zu Ausübung dieser Gewalt,
das Kirchenregiment (regimen societatis
ecclesiasticae), kann von der Gesellschaft
selbst, ihrem Zweck gemäſs, bestimmt wer-
den, in Absicht auf Anordnung, Vollziehung
und Aufsicht; doch so, daſs die Festsetzung
oder Anordnung des kirchlichen Lehrbegriffs
(§. 426 f.), als seiner Natur nach von frem-
dem Willen schlechthin unabhängig, unter
das Kirchenregiment nicht gezogen werden
kann.

a) Scheidemantel a. a. O. II. 30 ff. Baier. Edict v.
24. März 1809, §. 55 u. 56. Badisches Constit. Edict
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="d)"><pb facs="#f0734" n="710"/><fw place="top" type="header">II. Th. XVI. Cap.</fw><lb/>
Gött. 1803. 8. Baier. Relig Edict v 24. März 1809.<lb/>
§. 32 u 55&#x2014;94. &#x2014; Mehrere ReligionsParteien im Staat<lb/>
zu dulden, ist das Meisterstück der Politik, und das<lb/>
sicherste Mittel, keine fürchten zu dürfen.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 423.<lb/><hi rendition="#i">Kirchengewalt. Ihr Verhältni&#x017F;s zu dem Staat</hi>.</head><lb/>
            <p>I) Ursprünglich steht die Social- oder<lb/><hi rendition="#g">Kirchengewalt</hi> (potestas ecclesiastica)<lb/><hi rendition="#g">nur</hi> der <hi rendition="#g">Kirchengesellschaft</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#sup">a</hi></hi>) zu, ohne<lb/>
Unterschied des religiösen Lehrbegriffs, so-<lb/>
wohl der beiden christlichen, in Teutsch-<lb/>
land befindlichen HauptGlaub<gap unit="chars" quantity="1"/>nsparteien <hi rendition="#i"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>),<lb/>
als auch der übrigen, christlichen und nicht<lb/>
christlichen, GlaubensParteien und Secten <hi rendition="#i"><hi rendition="#sup">c</hi></hi>).<lb/>
II) Das Recht zu Ausübung dieser Gewalt,<lb/>
das <hi rendition="#g">Kirchenregiment</hi> (regimen societatis<lb/>
ecclesiasticae), kann von der <hi rendition="#g">Gesellschaft</hi><lb/>
selbst, ihrem Zweck gemä&#x017F;s, bestimmt wer-<lb/>
den, in Absicht auf Anordnung, Vollziehung<lb/>
und Aufsicht; doch so, da&#x017F;s die Festsetzung<lb/>
oder Anordnung des kirchlichen Lehrbegriffs<lb/>
(§. 426 f.), als seiner Natur nach von frem-<lb/>
dem Willen schlechthin unabhängig, unter<lb/>
das Kirchenregiment nicht gezogen werden<lb/>
kann.</p><lb/>
            <note place="end" n="a)"><hi rendition="#k">Scheidemantel</hi> a. a. O. II. 30 ff. Baier. Edict v.<lb/>
24. März 1809, §. 55 u. 56. Badisches Constit. Edict<lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[710/0734] II. Th. XVI. Cap. d⁾ Gött. 1803. 8. Baier. Relig Edict v 24. März 1809. §. 32 u 55—94. — Mehrere ReligionsParteien im Staat zu dulden, ist das Meisterstück der Politik, und das sicherste Mittel, keine fürchten zu dürfen. §. 423. Kirchengewalt. Ihr Verhältniſs zu dem Staat. I) Ursprünglich steht die Social- oder Kirchengewalt (potestas ecclesiastica) nur der Kirchengesellschaft a) zu, ohne Unterschied des religiösen Lehrbegriffs, so- wohl der beiden christlichen, in Teutsch- land befindlichen HauptGlaub_nsparteien b), als auch der übrigen, christlichen und nicht christlichen, GlaubensParteien und Secten c). II) Das Recht zu Ausübung dieser Gewalt, das Kirchenregiment (regimen societatis ecclesiasticae), kann von der Gesellschaft selbst, ihrem Zweck gemäſs, bestimmt wer- den, in Absicht auf Anordnung, Vollziehung und Aufsicht; doch so, daſs die Festsetzung oder Anordnung des kirchlichen Lehrbegriffs (§. 426 f.), als seiner Natur nach von frem- dem Willen schlechthin unabhängig, unter das Kirchenregiment nicht gezogen werden kann. a⁾ Scheidemantel a. a. O. II. 30 ff. Baier. Edict v. 24. März 1809, §. 55 u. 56. Badisches Constit. Edict

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_recht_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_recht_1817/734
Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Öffentliches Recht des teutschen Bundes und der Bundesstaaten. Frankfurt (Main), 1817, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_recht_1817/734>, abgerufen am 03.12.2024.