[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.Braga.
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Säumst du noch immer an der Waldung auf dem Heerd', und schläfst Scheinbar denkend ein? Wecket dich der silberne Reif Des Decembers, o du Zärtling! nicht auf? Noch die Gestirne des krystallnen Sees? Lachend erblick' ich dich am Feuer, in des Wolfes Pelz, Blutig noch vom Pfeil, welcher dem entscheidenden Blick, In die Seite des Eroberers schnell Folgte, daß nieder in den Strauch er sank. Auf denn, erwache! Der December hat noch nie so schön, Nie so sanft, wie Heut, über dem Gefilde gestrahlt! Und die Blume von dem nachtlichen Frost Blühte noch niemals, wenn es tagte, so! Neide mich! schon, von dem Gefühle der Gesund- heit froh, Hab ich, weit hinab, weiß an dem Gestade gemacht Den bedeckenden Krystall, und geschwebt Eilend, als sänge der Bardiet den Tanz. Unter
Braga.
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Saͤumſt du noch immer an der Waldung auf dem Heerd’, und ſchlaͤfſt Scheinbar denkend ein? Wecket dich der ſilberne Reif Des Decembers, o du Zaͤrtling! nicht auf? Noch die Geſtirne des kryſtallnen Sees? Lachend erblick’ ich dich am Feuer, in des Wolfes Pelz, Blutig noch vom Pfeil, welcher dem entſcheidenden Blick, In die Seite des Eroberers ſchnell Folgte, daß nieder in den Strauch er ſank. Auf denn, erwache! Der December hat noch nie ſo ſchoͤn, Nie ſo ſanft, wie Heut, uͤber dem Gefilde geſtrahlt! Und die Blume von dem nachtlichen Froſt Bluͤhte noch niemals, wenn es tagte, ſo! Neide mich! ſchon, von dem Gefuͤhle der Geſund- heit froh, Hab ich, weit hinab, weiß an dem Geſtade gemacht Den bedeckenden Kryſtall, und geſchwebt Eilend, als ſaͤnge der Bardiet den Tanz. Unter
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Braga.
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Saͤumſt du noch immer an der Waldung auf dem
Heerd’, und ſchlaͤfſt
Scheinbar denkend ein? Wecket dich der ſilberne
Reif
Des Decembers, o du Zaͤrtling! nicht auf?
Noch die Geſtirne des kryſtallnen Sees?
Lachend erblick’ ich dich am Feuer, in des Wolfes
Pelz,
Blutig noch vom Pfeil, welcher dem entſcheidenden
Blick,
In die Seite des Eroberers ſchnell
Folgte, daß nieder in den Strauch er ſank.
Auf denn, erwache! Der December hat noch nie ſo
ſchoͤn,
Nie ſo ſanft, wie Heut, uͤber dem Gefilde geſtrahlt!
Und die Blume von dem nachtlichen Froſt
Bluͤhte noch niemals, wenn es tagte, ſo!
Neide mich! ſchon, von dem Gefuͤhle der Geſund-
heit froh,
Hab ich, weit hinab, weiß an dem Geſtade gemacht
Den bedeckenden Kryſtall, und geſchwebt
Eilend, als ſaͤnge der Bardiet den Tanz.
Unter
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