[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.Die Königinn Luise. Da Sie, ihr Name wird im Himmel nur genennet! Ihr sanftes Aug' im Tode schloß, Und, von dem Thron', empor zum höhern Throne, In Siegsgewande trat, Da weinten wir! Auch der, der sonst nicht Thränen kannte, Ward blaß, erbebt' und weinte laut! Wer mehr empfand, blieb unbeweglich stehen, Verstummt', und weint' erst spät. So steht mit starrem Blick, der Marmor auf dem Grabe; So schautest Du Ihr, Friedrich, nach! Ihr Engel sah, als er zu Gott Sie führte, Nach deinen Thränen hin. O, Schmerz! stark, wie der Tod! ... Wir sollten zwar nicht weinen, Weil Sie so groß und edel starb! Doch weinen wir. Ach, so geliebt zu werden, Wie heilig ist dieß Glück! Der König stand, und sah, sah die Entschlafne liegen, Und neben ihr den todten Sohn. Auch er! auch er! O Gott! o, unser Richter! Ein Friedrich starb in ihm! Wir
Die Koͤniginn Luiſe. Da Sie, ihr Name wird im Himmel nur genennet! Ihr ſanftes Aug’ im Tode ſchloß, Und, von dem Thron’, empor zum hoͤhern Throne, In Siegsgewande trat, Da weinten wir! Auch der, der ſonſt nicht Thraͤnen kannte, Ward blaß, erbebt’ und weinte laut! Wer mehr empfand, blieb unbeweglich ſtehen, Verſtummt’, und weint’ erſt ſpaͤt. So ſteht mit ſtarrem Blick, der Marmor auf dem Grabe; So ſchauteſt Du Ihr, Friedrich, nach! Ihr Engel ſah, als er zu Gott Sie fuͤhrte, Nach deinen Thraͤnen hin. O, Schmerz! ſtark, wie der Tod! … Wir ſollten zwar nicht weinen, Weil Sie ſo groß und edel ſtarb! Doch weinen wir. Ach, ſo geliebt zu werden, Wie heilig iſt dieß Gluͤck! Der Koͤnig ſtand, und ſah, ſah die Entſchlafne liegen, Und neben ihr den todten Sohn. Auch er! auch er! O Gott! o, unſer Richter! Ein Friedrich ſtarb in ihm! Wir
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Die Koͤniginn Luiſe.
Da Sie, ihr Name wird im Himmel nur genennet!
Ihr ſanftes Aug’ im Tode ſchloß,
Und, von dem Thron’, empor zum hoͤhern Throne,
In Siegsgewande trat,
Da weinten wir! Auch der, der ſonſt nicht Thraͤnen
kannte,
Ward blaß, erbebt’ und weinte laut!
Wer mehr empfand, blieb unbeweglich ſtehen,
Verſtummt’, und weint’ erſt ſpaͤt.
So ſteht mit ſtarrem Blick, der Marmor auf dem
Grabe;
So ſchauteſt Du Ihr, Friedrich, nach!
Ihr Engel ſah, als er zu Gott Sie fuͤhrte,
Nach deinen Thraͤnen hin.
O, Schmerz! ſtark, wie der Tod! … Wir ſollten
zwar nicht weinen,
Weil Sie ſo groß und edel ſtarb!
Doch weinen wir. Ach, ſo geliebt zu werden,
Wie heilig iſt dieß Gluͤck!
Der Koͤnig ſtand, und ſah, ſah die Entſchlafne liegen,
Und neben ihr den todten Sohn.
Auch er! auch er! O Gott! o, unſer Richter!
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