Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.IIII. Beweis aus der heiligen Schrifft das die vorderbte Natur des menschen eigentlich zu reden die Erbsünde selbst nicht sey / sondern das ein vnterscheid sey zwischen der vorderbten natur selbst vnnd zwischen der Erbsünde. WIewol nu im andern Teil dieser Schrifft nohtdürftig vnd gründlich dargethan / das des Gegentheilß beschreibung der Erbsünde falsch sey. Jedoch wollen wir in diesem Capite ferner erweisung aus heiliger Schrifft einführen / das die Erbsünde nicht sey die vorderbte natur selbst / sondern das sie von derselben nach Gottes wort vnnd Artickeln des Glaubens / zu vnterscheiden sey. Vnd ist der Erste grund dieser. 1. Grund.Die vorderbte natur des menschen auch nach dem fall bestehet aus diesen zweyen / nemlich aus leib vnd Seel. Da nu der leib die Erbsünde selbst sein solte / würde Paulus zun Rom. 6. nicht geschrieben haben / Last die sünde nicht herschen in ewrem sterblichen leibe. Vnd Rom. 7. die sünde die in mir wohnet. Er hat aber also geschrieben / Derwegen ist klar / das er leib vnd Erbsünde / eigentlich zu reden nicht für einerley gehalten. Das die Seele die Erbsünde selbst nicht sey / ist daraus gewiß / denn die Seele des menschen auch itzo ist ein Geist oder geistlich wesen von Gott selbst erschaffen / vnd ist vne sterblich. Nu ist aber die Erbsünde / weder ein von Gott erschaffener Geist noch vnsterblich. Wie solches alle from- IIII. Beweis aus der heiligen Schrifft das die vorderbte Natur des menschen eigentlich zu reden die Erbsünde selbst nicht sey / sondern das ein vnterscheid sey zwischen der vorderbten natur selbst vnnd zwischen der Erbsünde. WIewol nu im andern Teil dieser Schrifft nohtdürftig vnd gründlich dargethan / das des Gegentheilß beschreibung der Erbsünde falsch sey. Jedoch wollen wir in diesem Capite ferner erweisung aus heiliger Schrifft einführen / das die Erbsünde nicht sey die vorderbte natur selbst / sondern das sie von derselben nach Gottes wort vnnd Artickeln des Glaubens / zu vnterscheiden sey. Vnd ist der Erste grund dieser. 1. Grund.Die vorderbte natur des menschen auch nach dem fall bestehet aus diesen zweyen / nemlich aus leib vnd Seel. Da nu der leib die Erbsünde selbst sein solte / würde Paulus zun Rom. 6. nicht geschrieben haben / Last die sünde nicht herschen in ewrem sterblichen leibe. Vnd Rom. 7. die sünde die in mir wohnet. Er hat aber also geschrieben / Derwegen ist klar / das er leib vnd Erbsünde / eigentlich zu reden nicht für einerley gehalten. Das die Seele die Erbsünde selbst nicht sey / ist daraus gewiß / denn die Seele des menschen auch itzo ist ein Geist oder geistlich wesen von Gott selbst erschaffen / vnd ist vne sterblich. Nu ist aber die Erbsünde / weder ein von Gott erschaffener Geist noch vnsterblich. Wie solches alle from- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0024"/> </div> <div> <head>IIII. Beweis aus der heiligen Schrifft das die vorderbte Natur des menschen eigentlich zu reden die Erbsünde selbst nicht sey / sondern das ein vnterscheid sey zwischen der vorderbten natur selbst vnnd zwischen der Erbsünde.</head><lb/> <p>WIewol nu im andern Teil dieser Schrifft nohtdürftig vnd gründlich dargethan / das des Gegentheilß beschreibung der Erbsünde falsch sey. Jedoch wollen wir in diesem Capite ferner erweisung aus heiliger Schrifft einführen / das die Erbsünde nicht sey die vorderbte natur selbst / sondern das sie von derselben nach Gottes wort vnnd Artickeln des Glaubens / zu vnterscheiden sey. Vnd ist der Erste grund dieser.</p> <note place="left">1. Grund.</note> <p>Die vorderbte natur des menschen auch nach dem fall bestehet aus diesen zweyen / nemlich aus leib vnd Seel. Da nu der leib die Erbsünde selbst sein solte / würde Paulus zun Rom. 6. nicht geschrieben haben / Last die sünde nicht herschen in ewrem sterblichen leibe. Vnd Rom. 7. die sünde die in mir wohnet. Er hat aber also geschrieben / Derwegen ist klar / das er leib vnd Erbsünde / eigentlich zu reden nicht für einerley gehalten.</p> <p>Das die Seele die Erbsünde selbst nicht sey / ist daraus gewiß / denn die Seele des menschen auch itzo ist ein Geist oder geistlich wesen von Gott selbst erschaffen / vnd ist vne sterblich. Nu ist aber die Erbsünde / weder ein von Gott erschaffener Geist noch vnsterblich. Wie solches alle from- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
IIII. Beweis aus der heiligen Schrifft das die vorderbte Natur des menschen eigentlich zu reden die Erbsünde selbst nicht sey / sondern das ein vnterscheid sey zwischen der vorderbten natur selbst vnnd zwischen der Erbsünde.
WIewol nu im andern Teil dieser Schrifft nohtdürftig vnd gründlich dargethan / das des Gegentheilß beschreibung der Erbsünde falsch sey. Jedoch wollen wir in diesem Capite ferner erweisung aus heiliger Schrifft einführen / das die Erbsünde nicht sey die vorderbte natur selbst / sondern das sie von derselben nach Gottes wort vnnd Artickeln des Glaubens / zu vnterscheiden sey. Vnd ist der Erste grund dieser.
Die vorderbte natur des menschen auch nach dem fall bestehet aus diesen zweyen / nemlich aus leib vnd Seel. Da nu der leib die Erbsünde selbst sein solte / würde Paulus zun Rom. 6. nicht geschrieben haben / Last die sünde nicht herschen in ewrem sterblichen leibe. Vnd Rom. 7. die sünde die in mir wohnet. Er hat aber also geschrieben / Derwegen ist klar / das er leib vnd Erbsünde / eigentlich zu reden nicht für einerley gehalten.
Das die Seele die Erbsünde selbst nicht sey / ist daraus gewiß / denn die Seele des menschen auch itzo ist ein Geist oder geistlich wesen von Gott selbst erschaffen / vnd ist vne sterblich. Nu ist aber die Erbsünde / weder ein von Gott erschaffener Geist noch vnsterblich. Wie solches alle from-
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/24>, abgerufen am 22.02.2025. |