Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

hertzen für sich selbst ohne weitleufftige erinnerung verstehen vnd bekennen müssen. Denn solte die Seele des menschen selbst die Erbsünde ohn allen vnterscheid sein / so müste das Gegentheil zugeben / das die Erbsünde ein geistlich wesen were / desgleichen das die Erbsünde von Gott erschaffen. Da wolte nu eine schöne Theologia aus werden.

Item / solte die Seele des vorderbten menschen ohne allen vnterscheid die Erbsünde sein / so müste das Gegentheil abermalß gestehen / das die Erbsünde ein geistlich vnsterblich wesen were / das nimmermehr köndte getödtet werden / Ja das auch vberbleibe ob gleich der mensch stürbe. Denn die Seele stirbet nicht / sondern bleibet vber / auch nach dem absterben des menschen / ja lebet ewiglich / sie gerate vnnd kome wo hin sie wolle / ins ewige Leben oder ins ewige verdamnis. Dieses aber kan der Erbsünde niemands zuschreiben / er wolle denn die gantze heilige Schrifft vmbstossen vnd lügenstraffen.

Bleibt demnach der vnterscheid zwischen der Seele des vorderbten menschen vnd zwischen der Erbsünde nochmalß feste vnd vnbeweglich stehen.

Rom. 7. spricht der Apostel Paulus / die sünde wone in2. Grund. seinem fleische / derwegen es (vermög des heiligen Geistes wort / so er durch Paulum vorzeichnen lassen) nicht sein kan / das das fleisch oder menschliche natur auch nach der vorderbung / vnnd die Erbsünde ohn allen vnterscheid einerley sein solten. Denn das jenige so in einem andern wonet / vnd das darinnen es wohnet / sind vnterscheiden. Die sünde wohnet im fleisch / darumb ist das fleisch vnd die Erbsünde / welche im fleisch wohnet / nicht einerley.

In ermeltem Capite schreibt der Apostel / das die sünde3. Grund. in seinen gliedern wohne. Daraus offenbar / das die Erb-

hertzen für sich selbst ohne weitleufftige erinnerung verstehen vnd bekennen müssen. Denn solte die Seele des menschen selbst die Erbsünde ohn allen vnterscheid sein / so müste das Gegentheil zugeben / das die Erbsünde ein geistlich wesen were / desgleichen das die Erbsünde von Gott erschaffen. Da wolte nu eine schöne Theologia aus werden.

Item / solte die Seele des vorderbten menschen ohne allen vnterscheid die Erbsünde sein / so müste das Gegentheil abermalß gestehen / das die Erbsünde ein geistlich vnsterblich wesen were / das nimmermehr köndte getödtet werden / Ja das auch vberbleibe ob gleich der mensch stürbe. Denn die Seele stirbet nicht / sondern bleibet vber / auch nach dem absterben des menschen / ja lebet ewiglich / sie gerate vnnd kome wo hin sie wolle / ins ewige Leben oder ins ewige verdamnis. Dieses aber kan der Erbsünde niemands zuschreiben / er wolle denn die gantze heilige Schrifft vmbstossen vnd lügenstraffen.

Bleibt demnach der vnterscheid zwischen der Seele des vorderbten menschen vnd zwischen der Erbsünde nochmalß feste vnd vnbeweglich stehen.

Rom. 7. spricht der Apostel Paulus / die sünde wone in2. Grund. seinem fleische / derwegen es (vermög des heiligen Geistes wort / so er durch Paulum vorzeichnen lassen) nicht sein kan / das das fleisch oder menschliche natur auch nach der vorderbung / vnnd die Erbsünde ohn allen vnterscheid einerley sein solten. Denn das jenige so in einem andern wonet / vnd das darinnen es wohnet / sind vnterscheiden. Die sünde wohnet im fleisch / darumb ist das fleisch vnd die Erbsünde / welche im fleisch wohnet / nicht einerley.

In ermeltem Capite schreibt der Apostel / das die sünde3. Grund. in seinen gliedern wohne. Daraus offenbar / das die Erb-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0025"/>
hertzen für sich selbst ohne weitleufftige erinnerung       verstehen vnd bekennen müssen. Denn solte die Seele des menschen selbst die Erbsünde ohn allen       vnterscheid sein / so müste das Gegentheil zugeben / das die Erbsünde ein geistlich wesen were       / desgleichen das die Erbsünde von Gott erschaffen. Da wolte nu eine schöne Theologia aus       werden.</p>
        <p>Item / solte die Seele des vorderbten menschen ohne allen vnterscheid die Erbsünde sein / so       müste das Gegentheil abermalß gestehen / das die Erbsünde ein geistlich vnsterblich wesen were       / das nimmermehr köndte getödtet werden / Ja das auch vberbleibe ob gleich der mensch stürbe.       Denn die Seele stirbet nicht / sondern bleibet vber / auch nach dem absterben des menschen / ja       lebet ewiglich / sie gerate vnnd kome wo hin sie wolle / ins ewige Leben oder ins ewige       verdamnis. Dieses aber kan der Erbsünde niemands zuschreiben / er wolle denn die gantze heilige       Schrifft vmbstossen vnd lügenstraffen.</p>
        <p>Bleibt demnach der vnterscheid zwischen der Seele des vorderbten menschen vnd zwischen der       Erbsünde nochmalß feste vnd vnbeweglich stehen.</p>
        <p>Rom. 7. spricht der Apostel Paulus / die sünde wone in<note place="right">2. Grund.</note>       seinem fleische / derwegen es (vermög des heiligen Geistes wort / so er durch Paulum       vorzeichnen lassen) nicht sein kan / das das fleisch oder menschliche natur auch nach der       vorderbung / vnnd die Erbsünde ohn allen vnterscheid einerley sein solten. Denn das jenige so       in einem andern wonet / vnd das darinnen es wohnet / sind vnterscheiden. Die sünde wohnet im       fleisch / darumb ist das fleisch vnd die Erbsünde / welche im fleisch wohnet / nicht       einerley.</p>
        <p>In ermeltem Capite schreibt der Apostel / das die sünde<note place="right">3. Grund.</note>       in seinen gliedern wohne. Daraus offenbar / das die Erb-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0025] hertzen für sich selbst ohne weitleufftige erinnerung verstehen vnd bekennen müssen. Denn solte die Seele des menschen selbst die Erbsünde ohn allen vnterscheid sein / so müste das Gegentheil zugeben / das die Erbsünde ein geistlich wesen were / desgleichen das die Erbsünde von Gott erschaffen. Da wolte nu eine schöne Theologia aus werden. Item / solte die Seele des vorderbten menschen ohne allen vnterscheid die Erbsünde sein / so müste das Gegentheil abermalß gestehen / das die Erbsünde ein geistlich vnsterblich wesen were / das nimmermehr köndte getödtet werden / Ja das auch vberbleibe ob gleich der mensch stürbe. Denn die Seele stirbet nicht / sondern bleibet vber / auch nach dem absterben des menschen / ja lebet ewiglich / sie gerate vnnd kome wo hin sie wolle / ins ewige Leben oder ins ewige verdamnis. Dieses aber kan der Erbsünde niemands zuschreiben / er wolle denn die gantze heilige Schrifft vmbstossen vnd lügenstraffen. Bleibt demnach der vnterscheid zwischen der Seele des vorderbten menschen vnd zwischen der Erbsünde nochmalß feste vnd vnbeweglich stehen. Rom. 7. spricht der Apostel Paulus / die sünde wone in seinem fleische / derwegen es (vermög des heiligen Geistes wort / so er durch Paulum vorzeichnen lassen) nicht sein kan / das das fleisch oder menschliche natur auch nach der vorderbung / vnnd die Erbsünde ohn allen vnterscheid einerley sein solten. Denn das jenige so in einem andern wonet / vnd das darinnen es wohnet / sind vnterscheiden. Die sünde wohnet im fleisch / darumb ist das fleisch vnd die Erbsünde / welche im fleisch wohnet / nicht einerley. 2. Grund. In ermeltem Capite schreibt der Apostel / das die sünde in seinen gliedern wohne. Daraus offenbar / das die Erb- 3. Grund.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/25
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/25>, abgerufen am 02.05.2024.