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Kepler, Johannes: Außzug auß der Vralten Messe Kunst Archimedis. Linz, 1616.

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Oeſterreichiſches Wein Viſier Buͤchlein.
1. Von Notwendigkeit der Viſier-
ruthen.

AM Reinſtrom vnnd ſonſten hin vnnd wider in
Teutſchen Landen/ wa es groſſen Weinwachs hat/ fuͤhret man
die newe laͤre Faͤſſer zu der Eych/ an die Brunnenkaͤſten auff off-
nen Marck: da iſt ein geſchworner/ der hat ſein gewiſſe Statt-
oder Landtmas/ mit deren fuͤllet er das Faß/ vnd zehlet/ wievil
in allem darein gehe; was ſich nun findet/ das brennet er drauff
mit einem kennlichen Brandzeichen/ deſſen ein jedes ort ſich gebrauchet. Wirdt
alſo die Rechnung vnd der Kauff gemacht nach diſer Eych/ vnd diß haiſſen dann
Geeychte Faͤſſer. Diß iſt der gewiſſeſte vnnd ſicherſte weg/ wann man nur alle-
mal denſelben brauchen vnd gehen kan.

Es taugt aber diſe weiſe maiſten theils nur fuͤr die/ welche jnnerhalb einer
Statt oder eines Landes mit einander handeln/ vnd es begeben ſich ſehr vil faͤlle/
da man darmit nicht vergnuͤget ſein kan.

Dann erſtlich [k]an geſchehen/ das etliche Froͤſche abgeſtoſſen werden; wil
dann der Binder das Faß nicht gar zu hauffen ſchlahen/ ſo muß er ein andere
Saag ſtreichen/ vnd den Boden weiter hinein ſetzen/ vnd alsdann helt das Faß
ſein auffgeſtaͤmpffte Eych nicht mehr.

Zum andern/ ſo werden etliche Faͤſſer ſo groß vnnd in die gewoͤlbte Keller
hinein gebawet/ das ſie nimmer ans tagliecht kommen: zu geſchweigen/ das man
ein ſolches groſſes gebew ſolte an einen Brunnen fuͤhren/ allda anfuͤllen/ da off[t]
ein gantzer Roͤhrkaſten nicht ſovil Waſſers in ſich helt/ ja inn etlichen vilen ſtun-
den oder taͤgen nicht Waſſers gnug zuerinnen moͤchte.

Fuͤrs dritte/ vnd wann dann ein Faß nicht geeychet/ oder die Eych nit mehr
helt/ oder wann das zeichen auff einem Marck/ dahin man das Faß verfuͤhret/
nicht erkennet oder paſſirt wirt/ ſolte man alsdann muͤſſen den Wein außlaͤhren/
mit Waſſer eychen/ oder warten/ biß der Wein außgetruncken/ vnnd hernach
allererſt rechnung machen/ oder nach dem Geſicht handlen? Was were diß in
einem vnd anderem fuͤr eine vnleidenliche verwirrung vnd ſchaͤdliche hinderung?

Zu abhelffung dieſer Inconvenientien, vnnd zu befuͤrderung deß Handels
vnnd Wandels hat man die Viſierruthen erdacht/ vnd es ſeind bey allen wolge-
ordneten Stetten geſchworne Weinviſlerer beſtelt/ die jhr genants darvon ha-
ben/ vnd mit jhrer Viſierruthen/ die jhnen ein jede Statt- oder Land Obrigkeit
fuͤrlegt/ den Kaͤuffer vnnd Verkaͤuffern auff erfordern entſchaiden muͤſſen/ was
ein Faß in ſich halte.

2. Das inſonderheit bey der Oeſterrei-
chiſchen Viſierruthen oder Hemſtab vor an-
dern oͤrtern ein erwuͤnſchte behendigkeit mit
lauffe.

OB nun wol die Viſierruthen weit vnd breit/ an allen or-
ten/ da es groſſen Weinwachs hat/ gebraucht wirt/ ſo hat es doch mit der-
ſelben nicht vberall einerley Art. Dann am Reinſtrom/ vnnd wa ein groſſer

Wein-
A

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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Außzug auß der Vralten Messe Kunst Archimedis. Linz, 1616, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kepler_messekunst_1616/5>, abgerufen am 06.01.2025.