damit auszudrücken, und wie in der Mahlerey durch Zusammenmischung zweyer Farben eine dritte her- vorzubringen. Diese Zusammensetzung in der Schrift vermengte man aus Mißverstand mit der Ausspra- che, und nannte einen solchen Laut, der immer nur ein einfacher blieb, sehr unrichtig einen Dop- pellaut. Um ihn in der Schrift darzustellen, setz- ten die Lateiner und hernach die Franzosen einen neben dem anderen ae ai au eu, die Deutschen einen über den andern ä ö ü; bey einigen späteren Lateinern stoßen sie endlich gar in Eines zusammen, aus ae oe wurde ae oe.
§. 124.
Was die zweyte Klasse der Doppellauter anbe- langet, so kann man sie mit mehrerem Rechte so nennen, weil sie wirklich auch in der Aussprache durch zwey Selbstlauter ausgedrückt werden, aber diese fließen nie in einen Laut zusammen, sondern jeder wird besonders gehört. Es werden nämlich zwey in der Schrift beysammenstehende Selbstlauter bey der Aussprache in eine Sylbe zusammengezogen, und ge-
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IV. Abtheilung.
damit auszudruͤcken, und wie in der Mahlerey durch Zuſammenmiſchung zweyer Farben eine dritte her- vorzubringen. Dieſe Zuſammenſetzung in der Schrift vermengte man aus Mißverſtand mit der Ausſpra- che, und nannte einen ſolchen Laut, der immer nur ein einfacher blieb, ſehr unrichtig einen Dop- pellaut. Um ihn in der Schrift darzuſtellen, ſetz- ten die Lateiner und hernach die Franzoſen einen neben dem anderen ae ai au eu, die Deutſchen einen uͤber den andern aͤ oͤ uͤ; bey einigen ſpaͤteren Lateinern ſtoßen ſie endlich gar in Eines zuſammen, aus ae oe wurde æ œ.
§. 124.
Was die zweyte Klaſſe der Doppellauter anbe- langet, ſo kann man ſie mit mehrerem Rechte ſo nennen, weil ſie wirklich auch in der Ausſprache durch zwey Selbſtlauter ausgedruͤckt werden, aber dieſe fließen nie in einen Laut zuſammen, ſondern jeder wird beſonders gehoͤrt. Es werden naͤmlich zwey in der Schrift beyſammenſtehende Selbſtlauter bey der Ausſprache in eine Sylbe zuſammengezogen, und ge-
ſchliffen
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IV. Abtheilung.
damit auszudruͤcken, und wie in der Mahlerey durch
Zuſammenmiſchung zweyer Farben eine dritte her-
vorzubringen. Dieſe Zuſammenſetzung in der Schrift
vermengte man aus Mißverſtand mit der Ausſpra-
che, und nannte einen ſolchen Laut, der immer
nur ein einfacher blieb, ſehr unrichtig einen Dop-
pellaut. Um ihn in der Schrift darzuſtellen, ſetz-
ten die Lateiner und hernach die Franzoſen einen
neben dem anderen ae ai au eu, die Deutſchen
einen uͤber den andern aͤ oͤ uͤ; bey einigen ſpaͤteren
Lateinern ſtoßen ſie endlich gar in Eines zuſammen,
aus ae oe wurde æ œ.
§. 124.
Was die zweyte Klaſſe der Doppellauter anbe-
langet, ſo kann man ſie mit mehrerem Rechte ſo
nennen, weil ſie wirklich auch in der Ausſprache durch
zwey Selbſtlauter ausgedruͤckt werden, aber dieſe
fließen nie in einen Laut zuſammen, ſondern jeder
wird beſonders gehoͤrt. Es werden naͤmlich zwey in
der Schrift beyſammenſtehende Selbſtlauter bey der
Ausſprache in eine Sylbe zuſammengezogen, und ge-
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/266>, abgerufen am 22.02.2025.
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