Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 2, Bd. 2. Leipzig, 1858.Zweites Buch. Erster Abschn. III. Die jurist. Technik. B. Des ält. Rechts. lateinischer Sprache abschließen; so wenig wie das Volk sichin seinem völkerrechtlichen Verkehr mit Auswärtigen der frem- den Sprache bediente, 799) so wenig duldete es dieselbe in den Geschäften des Civilrechts. 800) Die Geschäfte des jus gentium hingegen und die des späteren römischen Rechts, wie z. B. die Fideicommisse, waren weil an keine Formel, auch nicht an den Gebrauch einer bestimmten Sprache gebunden. Freilich war man späterhin doch genöthigt, gewisse Concessionen zu machen, was erst im dritten System nachgewiesen werden kann. 801) 2. Mündliche Rede. Das Schreiben ist etwas Abstractes und Erlerntes, und 799) Dirksen Civil. Abh. B. 1. Abh. 1. 800) Als Princip ist dies indirect anerkannt in der in der folgenden Note abgedruckten L. 8 §. 4 de accept. Einzelne Anwendungsfälle gewäh- ren: die sponsio Gaj. III, 93 .. adeo propria civium Romanorum est, ut ne quidem in graecum sermonem per interpretationem proprie transferri possit, quamvis dicatur a graeca voce figurata esse, das Te- stament L. 21 §. 4 Cod. de test. (6. 23) mit seinen sämmtlichen Bestim- mungen, z. B. der Freilassung (L. 14 Cod. de test. man. 7. 2), dem Legat (Ulp. XXV, 9. Gaj. II, 281), der Ernennung eines Tutors (L. 8 Cod. de tut. test. 5. 28), vor allem also auch der Erbeseinsetzung. 801) Z. B. bei der Acceptilation L. 8 §. 4 de acc. (46. 4): hoc
jure utimur, ut juris gentium sit acceptilatio, (d. h. eigentlich wäre sie es nicht) et ideo puto et graece posse acceptum fieri, dummodo sic fiat, ut latinis verbis solet, bei der Bestellung eines Cognitor Vat. fr. §. 319, obgleich dafür certa et quasi solennia verba nöthig waren Gaj. IV, 83, 97, bei der fidejussio L. 8 pr. de fidej. (46. 1) L. 12 Cod. de fidej. (8. 41). Bei der gewöhnlichen Stipulation mit Ausnahme der sponsio L. 1 §. ult. de V. O. (45. 1) Gaj. III, 93 kann man kaum von einer Concession sprechen, da sie keiner verba certa et solennia bedarf. Ob sie aber nicht überhaupt, sowohl in der Anwendung auf Peregrinen als Römer, späteren Ursprunges ist, scheint mir mehr als wahrscheinlich. Zweites Buch. Erſter Abſchn. III. Die juriſt. Technik. B. Des ält. Rechts. lateiniſcher Sprache abſchließen; ſo wenig wie das Volk ſichin ſeinem völkerrechtlichen Verkehr mit Auswärtigen der frem- den Sprache bediente, 799) ſo wenig duldete es dieſelbe in den Geſchäften des Civilrechts. 800) Die Geſchäfte des jus gentium hingegen und die des ſpäteren römiſchen Rechts, wie z. B. die Fideicommiſſe, waren weil an keine Formel, auch nicht an den Gebrauch einer beſtimmten Sprache gebunden. Freilich war man ſpäterhin doch genöthigt, gewiſſe Conceſſionen zu machen, was erſt im dritten Syſtem nachgewieſen werden kann. 801) 2. Mündliche Rede. Das Schreiben iſt etwas Abſtractes und Erlerntes, und 799) Dirkſen Civil. Abh. B. 1. Abh. 1. 800) Als Princip iſt dies indirect anerkannt in der in der folgenden Note abgedruckten L. 8 §. 4 de accept. Einzelne Anwendungsfälle gewäh- ren: die sponsio Gaj. III, 93 .. adeo propria civium Romanorum est, ut ne quidem in graecum sermonem per interpretationem proprie transferri possit, quamvis dicatur a graeca voce figurata esse, das Te- ſtament L. 21 §. 4 Cod. de test. (6. 23) mit ſeinen ſämmtlichen Beſtim- mungen, z. B. der Freilaſſung (L. 14 Cod. de test. man. 7. 2), dem Legat (Ulp. XXV, 9. Gaj. II, 281), der Ernennung eines Tutors (L. 8 Cod. de tut. test. 5. 28), vor allem alſo auch der Erbeseinſetzung. 801) Z. B. bei der Acceptilation L. 8 §. 4 de acc. (46. 4): hoc
jure utimur, ut juris gentium sit acceptilatio, (d. h. eigentlich wäre ſie es nicht) et ideo puto et graece posse acceptum fieri, dummodo sic fiat, ut latinis verbis solet, bei der Beſtellung eines Cognitor Vat. fr. §. 319, obgleich dafür certa et quasi solennia verba nöthig waren Gaj. IV, 83, 97, bei der fidejussio L. 8 pr. de fidej. (46. 1) L. 12 Cod. de fidej. (8. 41). Bei der gewöhnlichen Stipulation mit Ausnahme der sponsio L. 1 §. ult. de V. O. (45. 1) Gaj. III, 93 kann man kaum von einer Conceſſion ſprechen, da ſie keiner verba certa et solennia bedarf. Ob ſie aber nicht überhaupt, ſowohl in der Anwendung auf Peregrinen als Römer, ſpäteren Urſprunges iſt, ſcheint mir mehr als wahrſcheinlich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="9"> <p><pb facs="#f0322" n="616"/><fw place="top" type="header">Zweites Buch. Erſter Abſchn. <hi rendition="#aq">III.</hi> Die juriſt. Technik. <hi rendition="#aq">B.</hi> Des ält. Rechts.</fw><lb/> lateiniſcher Sprache abſchließen; ſo wenig wie das Volk ſich<lb/> in ſeinem völkerrechtlichen Verkehr mit Auswärtigen der frem-<lb/> den Sprache bediente, <note place="foot" n="799)">Dirkſen Civil. Abh. B. 1. Abh. 1.</note> ſo wenig duldete es dieſelbe in den<lb/> Geſchäften des Civilrechts. <note place="foot" n="800)">Als Princip iſt dies indirect anerkannt in der in der folgenden<lb/> Note abgedruckten <hi rendition="#aq">L. 8 §. 4 de accept.</hi> Einzelne Anwendungsfälle gewäh-<lb/> ren: die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">sponsio</hi> Gaj. III, 93 .. adeo propria civium Romanorum<lb/> est, ut ne quidem in graecum sermonem per interpretationem proprie<lb/> transferri possit, quamvis dicatur a graeca voce figurata esse,</hi> das <hi rendition="#g">Te-<lb/> ſtament</hi> <hi rendition="#aq">L. 21 §. 4 Cod. de test. (6. 23)</hi> mit ſeinen ſämmtlichen Beſtim-<lb/> mungen, z. B. der Freilaſſung (<hi rendition="#aq">L. 14 Cod. de test. man. 7. 2</hi>), dem Legat<lb/> (<hi rendition="#aq">Ulp. XXV, 9. Gaj. II, 281</hi>), der Ernennung eines Tutors (<hi rendition="#aq">L. 8 Cod. de<lb/> tut. test. 5. 28</hi>), vor allem alſo auch der Erbeseinſetzung.</note> Die Geſchäfte des <hi rendition="#aq">jus gentium</hi><lb/> hingegen und die des <hi rendition="#g">ſpäteren</hi> römiſchen Rechts, wie z. B.<lb/> die Fideicommiſſe, waren weil an keine Formel, auch nicht an<lb/> den Gebrauch einer beſtimmten Sprache gebunden. Freilich<lb/> war man ſpäterhin doch genöthigt, gewiſſe Conceſſionen zu<lb/> machen, was erſt im dritten Syſtem nachgewieſen werden<lb/> kann. <note place="foot" n="801)">Z. B. bei der Acceptilation <hi rendition="#aq">L. 8 §. 4 de acc. (46. 4): hoc<lb/> jure utimur, ut juris gentium sit acceptilatio,</hi> (d. h. eigentlich wäre ſie<lb/> es nicht) <hi rendition="#aq">et ideo puto et graece posse acceptum fieri, dummodo sic fiat,<lb/> ut latinis verbis solet,</hi> bei der Beſtellung eines Cognitor <hi rendition="#aq">Vat. fr. §. 319,</hi><lb/> obgleich dafür <hi rendition="#aq">certa et quasi solennia verba</hi> nöthig waren <hi rendition="#aq">Gaj. IV, 83,<lb/> 97,</hi> bei der <hi rendition="#aq">fidejussio L. 8 pr. de fidej. (46. 1) L. 12 Cod. de fidej. (8.<lb/> 41).</hi> Bei der gewöhnlichen Stipulation mit Ausnahme der <hi rendition="#aq">sponsio L. 1<lb/> §. ult. de V. O. (45. 1) Gaj. III, 93</hi> kann man kaum von einer Conceſſion<lb/> ſprechen, da ſie keiner <hi rendition="#aq">verba certa et solennia</hi> bedarf. Ob ſie aber nicht<lb/> überhaupt, ſowohl in der Anwendung auf Peregrinen als Römer, ſpäteren<lb/> Urſprunges iſt, ſcheint mir mehr als wahrſcheinlich.</note></p> </div><lb/> <div n="9"> <head>2. <hi rendition="#g">Mündliche Rede</hi>.</head><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Schreiben</hi> iſt etwas Abſtractes und Erlerntes, und<lb/> darum nicht das Urſprüngliche. Das Einfachſte, das Natür-<lb/> liche und Urſprüngliche iſt das <hi rendition="#g">Sprechen</hi>, und dieſe natürliche<lb/> Form der Gedankenäußerung iſt im ältern Rechte zugleich die<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [616/0322]
Zweites Buch. Erſter Abſchn. III. Die juriſt. Technik. B. Des ält. Rechts.
lateiniſcher Sprache abſchließen; ſo wenig wie das Volk ſich
in ſeinem völkerrechtlichen Verkehr mit Auswärtigen der frem-
den Sprache bediente, 799) ſo wenig duldete es dieſelbe in den
Geſchäften des Civilrechts. 800) Die Geſchäfte des jus gentium
hingegen und die des ſpäteren römiſchen Rechts, wie z. B.
die Fideicommiſſe, waren weil an keine Formel, auch nicht an
den Gebrauch einer beſtimmten Sprache gebunden. Freilich
war man ſpäterhin doch genöthigt, gewiſſe Conceſſionen zu
machen, was erſt im dritten Syſtem nachgewieſen werden
kann. 801)
2. Mündliche Rede.
Das Schreiben iſt etwas Abſtractes und Erlerntes, und
darum nicht das Urſprüngliche. Das Einfachſte, das Natür-
liche und Urſprüngliche iſt das Sprechen, und dieſe natürliche
Form der Gedankenäußerung iſt im ältern Rechte zugleich die
799) Dirkſen Civil. Abh. B. 1. Abh. 1.
800) Als Princip iſt dies indirect anerkannt in der in der folgenden
Note abgedruckten L. 8 §. 4 de accept. Einzelne Anwendungsfälle gewäh-
ren: die sponsio Gaj. III, 93 .. adeo propria civium Romanorum
est, ut ne quidem in graecum sermonem per interpretationem proprie
transferri possit, quamvis dicatur a graeca voce figurata esse, das Te-
ſtament L. 21 §. 4 Cod. de test. (6. 23) mit ſeinen ſämmtlichen Beſtim-
mungen, z. B. der Freilaſſung (L. 14 Cod. de test. man. 7. 2), dem Legat
(Ulp. XXV, 9. Gaj. II, 281), der Ernennung eines Tutors (L. 8 Cod. de
tut. test. 5. 28), vor allem alſo auch der Erbeseinſetzung.
801) Z. B. bei der Acceptilation L. 8 §. 4 de acc. (46. 4): hoc
jure utimur, ut juris gentium sit acceptilatio, (d. h. eigentlich wäre ſie
es nicht) et ideo puto et graece posse acceptum fieri, dummodo sic fiat,
ut latinis verbis solet, bei der Beſtellung eines Cognitor Vat. fr. §. 319,
obgleich dafür certa et quasi solennia verba nöthig waren Gaj. IV, 83,
97, bei der fidejussio L. 8 pr. de fidej. (46. 1) L. 12 Cod. de fidej. (8.
41). Bei der gewöhnlichen Stipulation mit Ausnahme der sponsio L. 1
§. ult. de V. O. (45. 1) Gaj. III, 93 kann man kaum von einer Conceſſion
ſprechen, da ſie keiner verba certa et solennia bedarf. Ob ſie aber nicht
überhaupt, ſowohl in der Anwendung auf Peregrinen als Römer, ſpäteren
Urſprunges iſt, ſcheint mir mehr als wahrſcheinlich.
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