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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816.

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Ein Wort muß das andere erklären, jedes ist
ein Schlüssel zur Sprachkammer, das erste beste
ist der Reigenführer zur ganzen Wörterfolge,
wie bei der Angabe der Sprunghöhen
(Seite 28): Knöchelhoch, wadenhoch, knie-
hoch, schenkelhoch, hüfthoch, nabelhoch,
herzhoch, brusthoch, halshoch, schulter-
hoch, kinnhoch, mundhoch, nasenhoch,
augenhoch, stirnhoch, scheitelhoch
.

Eine durchgeführte Kunstsprache muß schon
in der Wortbildung ein Wortfinden gewäh-
ren; als: Sprunghöhe, Sprungweite,
Sprungtiefe
-- und von turnschen und
Turnschene alle mögliche Arten. Mithin soll
aber auch kein Buchrichter ein einzelnes Kunst-
wort herausgreifen, vor seinen Freistuhl ziehen,
und darüber dünkelweise aburtheln. Man muß
die Kunstwörter einer Kunstsprache allesammt in
Reih und Glied mustern, und dann Schau
über sie halten, ob jedes an Ort und Stelle ist,
und kunstgerecht seinen Posten einnimmt. Wer
nicht mit Umsicht, Übersicht und Einsicht erst die
Kunst und ihren Wortbedarf erforscht --
mag leicht vorlaut Wörter verabschieden, so er

nach

Ein Wort muß das andere erklären, jedes iſt
ein Schlüſſel zur Sprachkammer, das erſte beſte
iſt der Reigenführer zur ganzen Wörterfolge,
wie bei der Angabe der Sprunghöhen
(Seite 28): Knöchelhoch, wadenhoch, knie-
hoch, ſchenkelhoch, hüfthoch, nabelhoch,
herzhoch, bruſthoch, halshoch, ſchulter-
hoch, kinnhoch, mundhoch, naſenhoch,
augenhoch, ſtirnhoch, ſcheitelhoch
.

Eine durchgeführte Kunſtſprache muß ſchon
in der Wortbildung ein Wortfinden gewäh-
ren; als: Sprunghöhe, Sprungweite,
Sprungtiefe
— und von turnſchen und
Turnſchene alle mögliche Arten. Mithin ſoll
aber auch kein Buchrichter ein einzelnes Kunſt-
wort herausgreifen, vor ſeinen Freiſtuhl ziehen,
und darüber dünkelweiſe aburtheln. Man muß
die Kunſtwörter einer Kunſtſprache alleſammt in
Reih und Glied muſtern, und dann Schau
über ſie halten, ob jedes an Ort und Stelle iſt,
und kunſtgerecht ſeinen Poſten einnimmt. Wer
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[XXXVI/0042] Ein Wort muß das andere erklären, jedes iſt ein Schlüſſel zur Sprachkammer, das erſte beſte iſt der Reigenführer zur ganzen Wörterfolge, wie bei der Angabe der Sprunghöhen (Seite 28): Knöchelhoch, wadenhoch, knie- hoch, ſchenkelhoch, hüfthoch, nabelhoch, herzhoch, bruſthoch, halshoch, ſchulter- hoch, kinnhoch, mundhoch, naſenhoch, augenhoch, ſtirnhoch, ſcheitelhoch. Eine durchgeführte Kunſtſprache muß ſchon in der Wortbildung ein Wortfinden gewäh- ren; als: Sprunghöhe, Sprungweite, Sprungtiefe — und von turnſchen und Turnſchene alle mögliche Arten. Mithin ſoll aber auch kein Buchrichter ein einzelnes Kunſt- wort herausgreifen, vor ſeinen Freiſtuhl ziehen, und darüber dünkelweiſe aburtheln. Man muß die Kunſtwörter einer Kunſtſprache alleſammt in Reih und Glied muſtern, und dann Schau über ſie halten, ob jedes an Ort und Stelle iſt, und kunſtgerecht ſeinen Poſten einnimmt. Wer nicht mit Umſicht, Überſicht und Einſicht erſt die Kunſt und ihren Wortbedarf erforſcht — mag leicht vorlaut Wörter verabſchieden, ſo er nach

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. XXXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/42>, abgerufen am 26.04.2024.