Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Da nun die Offenbarung Johannis dieses
Holz des Lebens ebenfalls dem Paradiese
Gottes zueignet *), so stimmet es ja mit
den Meinungen der alten Juden viel besser
überein, wenn man unter dem Holze des
Lebens eine Glückseligkeit des Himmels
verstehet, als wenn man selbiges auf das
Evangelium deutet. Endlich ist oben
schon mit Exempeln bewiesen worden, daß
Jesus und seine Apostel zwar Redensarten
und Bilder der Juden behalten, nicht sel-
ten aber die Deutung derselben ändern,
und sie auf etwas ganz anders gerichtet,
als die Juden gethan haben. Es muß
daher aus den Schriften des neuen Testa-
ments selber bestimmet werden, ob der
Heiland und seine Apostel mit Wörtern
und Bildern, so man bey den Juden fin-
det, auch ihre Begriffe verbunden. Die-
ser Grund fällt also auch hinweg und be-
weiset keinesweges, daß hier annoch von
der Kirche auf Erden die Rede sey.

§. 24.

Der dritte Hauptgrund, womit manBeantwor-
tung eines
dritten.
Einwurfes.

selbiges zu erweisen glaubet, ist dieser:
Es wird gesaget **), daß die Könige auf
Erden ihre Herrlichkeit in das neue Jeru-
salem bringen würden, ingleichen, daß
die Ehre und Herrlichkeit der Heiden, oder
der Völker, in selbige Stadt würde ge-

bracht
*) Offenb. Joh. C. 2. v. 7.
**) Offenb. Joh. C. 21.
F f 3

Da nun die Offenbarung Johannis dieſes
Holz des Lebens ebenfalls dem Paradieſe
Gottes zueignet *), ſo ſtimmet es ja mit
den Meinungen der alten Juden viel beſſer
uͤberein, wenn man unter dem Holze des
Lebens eine Gluͤckſeligkeit des Himmels
verſtehet, als wenn man ſelbiges auf das
Evangelium deutet. Endlich iſt oben
ſchon mit Exempeln bewieſen worden, daß
Jeſus und ſeine Apoſtel zwar Redensarten
und Bilder der Juden behalten, nicht ſel-
ten aber die Deutung derſelben aͤndern,
und ſie auf etwas ganz anders gerichtet,
als die Juden gethan haben. Es muß
daher aus den Schriften des neuen Teſta-
ments ſelber beſtimmet werden, ob der
Heiland und ſeine Apoſtel mit Woͤrtern
und Bildern, ſo man bey den Juden fin-
det, auch ihre Begriffe verbunden. Die-
ſer Grund faͤllt alſo auch hinweg und be-
weiſet keinesweges, daß hier annoch von
der Kirche auf Erden die Rede ſey.

§. 24.

Der dritte Hauptgrund, womit manBeantwor-
tung eines
dritten.
Einwurfes.

ſelbiges zu erweiſen glaubet, iſt dieſer:
Es wird geſaget **), daß die Koͤnige auf
Erden ihre Herrlichkeit in das neue Jeru-
ſalem bringen wuͤrden, ingleichen, daß
die Ehre und Herrlichkeit der Heiden, oder
der Voͤlker, in ſelbige Stadt wuͤrde ge-

bracht
*) Offenb. Joh. C. 2. v. 7.
**) Offenb. Joh. C. 21.
F f 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0473" n="453"/>
Da nun die Offenbarung Johannis die&#x017F;es<lb/>
Holz des Lebens ebenfalls dem Paradie&#x017F;e<lb/>
Gottes zueignet <note place="foot" n="*)">Offenb. Joh. C. 2. v. 7.</note>, &#x017F;o &#x017F;timmet es ja mit<lb/>
den Meinungen der alten Juden viel be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
u&#x0364;berein, wenn man unter dem Holze des<lb/>
Lebens eine Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit des Himmels<lb/>
ver&#x017F;tehet, als wenn man &#x017F;elbiges auf das<lb/>
Evangelium deutet. Endlich i&#x017F;t oben<lb/>
&#x017F;chon mit Exempeln bewie&#x017F;en worden, daß<lb/>
Je&#x017F;us und &#x017F;eine Apo&#x017F;tel zwar Redensarten<lb/>
und Bilder der Juden behalten, nicht &#x017F;el-<lb/>
ten aber die Deutung der&#x017F;elben a&#x0364;ndern,<lb/>
und &#x017F;ie auf etwas ganz anders gerichtet,<lb/>
als die Juden gethan haben. Es muß<lb/>
daher aus den Schriften des neuen Te&#x017F;ta-<lb/>
ments &#x017F;elber be&#x017F;timmet werden, ob der<lb/>
Heiland und &#x017F;eine Apo&#x017F;tel mit Wo&#x0364;rtern<lb/>
und Bildern, &#x017F;o man bey den Juden fin-<lb/>
det, auch ihre Begriffe verbunden. Die-<lb/>
&#x017F;er Grund fa&#x0364;llt al&#x017F;o auch hinweg und be-<lb/>
wei&#x017F;et keinesweges, daß hier annoch von<lb/>
der Kirche auf Erden die Rede &#x017F;ey.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 24.</head><lb/>
          <p>Der dritte Hauptgrund, womit man<note place="right">Beantwor-<lb/>
tung eines<lb/>
dritten.<lb/>
Einwurfes.</note><lb/>
&#x017F;elbiges zu erwei&#x017F;en glaubet, i&#x017F;t die&#x017F;er:<lb/>
Es wird ge&#x017F;aget <note place="foot" n="**)">Offenb. Joh. C. 21.</note>, daß die Ko&#x0364;nige auf<lb/>
Erden ihre Herrlichkeit in das neue Jeru-<lb/>
&#x017F;alem bringen wu&#x0364;rden, ingleichen, daß<lb/>
die Ehre und Herrlichkeit der Heiden, oder<lb/>
der Vo&#x0364;lker, in &#x017F;elbige Stadt wu&#x0364;rde ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 3</fw><fw place="bottom" type="catch">bracht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[453/0473] Da nun die Offenbarung Johannis dieſes Holz des Lebens ebenfalls dem Paradieſe Gottes zueignet *), ſo ſtimmet es ja mit den Meinungen der alten Juden viel beſſer uͤberein, wenn man unter dem Holze des Lebens eine Gluͤckſeligkeit des Himmels verſtehet, als wenn man ſelbiges auf das Evangelium deutet. Endlich iſt oben ſchon mit Exempeln bewieſen worden, daß Jeſus und ſeine Apoſtel zwar Redensarten und Bilder der Juden behalten, nicht ſel- ten aber die Deutung derſelben aͤndern, und ſie auf etwas ganz anders gerichtet, als die Juden gethan haben. Es muß daher aus den Schriften des neuen Teſta- ments ſelber beſtimmet werden, ob der Heiland und ſeine Apoſtel mit Woͤrtern und Bildern, ſo man bey den Juden fin- det, auch ihre Begriffe verbunden. Die- ſer Grund faͤllt alſo auch hinweg und be- weiſet keinesweges, daß hier annoch von der Kirche auf Erden die Rede ſey. §. 24. Der dritte Hauptgrund, womit man ſelbiges zu erweiſen glaubet, iſt dieſer: Es wird geſaget **), daß die Koͤnige auf Erden ihre Herrlichkeit in das neue Jeru- ſalem bringen wuͤrden, ingleichen, daß die Ehre und Herrlichkeit der Heiden, oder der Voͤlker, in ſelbige Stadt wuͤrde ge- bracht Beantwor- tung eines dritten. Einwurfes. *) Offenb. Joh. C. 2. v. 7. **) Offenb. Joh. C. 21. F f 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/473
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/473>, abgerufen am 21.12.2024.