sichte sehen und sprechen dürfen, und muth- masset, daß eben dieser Gebrauch unter den Jsraeliten als nächsten Nachbarn von Arabien gewesen. Jch wünschte, daß die- se Sache mehr von Zweifeln befreyet wer- den möchte. Denn es ist dieser Gedanke zu schön, als daß ich nicht wünschen sollte, ihn in einer grössern Klarheit zu sehen. Allein bey den Jsraeliten scheinet mir der Gebrauch des Schleyers von den Zeiten Abrahams an, bis auf die Zeit, da das hohe Lied verfertiget worden, nicht so noth- wendig und bestimmt gewesen zu seyn. Rebecca war in Gegenwart des Knechtes Abrahams unverhüllet, als Jsaac ihr ent- gegen kam und bedeckte sich erst, als Jsaac herzunahete. 1 B. Mos. C. 24. v. 65. Si- chem sahe die Dina ohne Zweifel ohne Schleyer. 1 B. Mos. C. 34. v. 2. Die Ruth scheinet ohne Schleyer gewesen zu seyn, als sie zuerst aus Boas Acker kam, und behieng sich nur mit einer Decke, als sie geputzet zu ihm gieng. Sie gieng auch, wiewol am frühen Morgen, unverhüllet in die Stadt. B. Ruth C. 3. v. 15. Die Braut im Hohenliede wird als eine solche vorgestellet, welche die Sonne gebrannt, und folglich den Schleyer nicht viel ge- braucht hat. C. 1. v. 6.
§. 12.
Jch kehre nunmehro zu den göttlichenWarum die Mutter nicht zu ehelichen? Gesetzen zurück, welche die Ehen zwischen
nahen
Z 3
ſichte ſehen und ſprechen duͤrfen, und muth- maſſet, daß eben dieſer Gebrauch unter den Jſraeliten als naͤchſten Nachbarn von Arabien geweſen. Jch wuͤnſchte, daß die- ſe Sache mehr von Zweifeln befreyet wer- den moͤchte. Denn es iſt dieſer Gedanke zu ſchoͤn, als daß ich nicht wuͤnſchen ſollte, ihn in einer groͤſſern Klarheit zu ſehen. Allein bey den Jſraeliten ſcheinet mir der Gebrauch des Schleyers von den Zeiten Abrahams an, bis auf die Zeit, da das hohe Lied verfertiget worden, nicht ſo noth- wendig und beſtimmt geweſen zu ſeyn. Rebecca war in Gegenwart des Knechtes Abrahams unverhuͤllet, als Jſaac ihr ent- gegen kam und bedeckte ſich erſt, als Jſaac herzunahete. 1 B. Moſ. C. 24. v. 65. Si- chem ſahe die Dina ohne Zweifel ohne Schleyer. 1 B. Moſ. C. 34. v. 2. Die Ruth ſcheinet ohne Schleyer geweſen zu ſeyn, als ſie zuerſt aus Boas Acker kam, und behieng ſich nur mit einer Decke, als ſie geputzet zu ihm gieng. Sie gieng auch, wiewol am fruͤhen Morgen, unverhuͤllet in die Stadt. B. Ruth C. 3. v. 15. Die Braut im Hohenliede wird als eine ſolche vorgeſtellet, welche die Sonne gebrannt, und folglich den Schleyer nicht viel ge- braucht hat. C. 1. v. 6.
§. 12.
Jch kehre nunmehro zu den goͤttlichenWarum die Mutter nicht zu ehelichen? Geſetzen zuruͤck, welche die Ehen zwiſchen
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ſichte ſehen und ſprechen duͤrfen, und muth-
maſſet, daß eben dieſer Gebrauch unter
den Jſraeliten als naͤchſten Nachbarn von
Arabien geweſen. Jch wuͤnſchte, daß die-
ſe Sache mehr von Zweifeln befreyet wer-
den moͤchte. Denn es iſt dieſer Gedanke
zu ſchoͤn, als daß ich nicht wuͤnſchen ſollte,
ihn in einer groͤſſern Klarheit zu ſehen.
Allein bey den Jſraeliten ſcheinet mir der
Gebrauch des Schleyers von den Zeiten
Abrahams an, bis auf die Zeit, da das
hohe Lied verfertiget worden, nicht ſo noth-
wendig und beſtimmt geweſen zu ſeyn.
Rebecca war in Gegenwart des Knechtes
Abrahams unverhuͤllet, als Jſaac ihr ent-
gegen kam und bedeckte ſich erſt, als Jſaac
herzunahete. 1 B. Moſ. C. 24. v. 65. Si-
chem ſahe die Dina ohne Zweifel ohne
Schleyer. 1 B. Moſ. C. 34. v. 2. Die
Ruth ſcheinet ohne Schleyer geweſen zu
ſeyn, als ſie zuerſt aus Boas Acker kam,
und behieng ſich nur mit einer Decke, als
ſie geputzet zu ihm gieng. Sie gieng auch,
wiewol am fruͤhen Morgen, unverhuͤllet in
die Stadt. B. Ruth C. 3. v. 15. Die
Braut im Hohenliede wird als eine ſolche
vorgeſtellet, welche die Sonne gebrannt,
und folglich den Schleyer nicht viel ge-
braucht hat. C. 1. v. 6.
§. 12.
Jch kehre nunmehro zu den goͤttlichen
Geſetzen zuruͤck, welche die Ehen zwiſchen
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Warum die
Mutter
nicht zu
ehelichen?
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/377>, abgerufen am 20.11.2024.
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