aufmerksamen Stille nach, und achte auf das Gute, so aus seinen Einrichtungen er- folget, und bewundere die Weisheit, Macht und Liebe, so sich mir alsdenn zeiget.
§. 3.
Gott ist das allervollkommenste WesenVerschiede- ne grosse Anordnun- gen Gottes nach dem verschiede- nen Ver- halten der Menschen. und seine Neigungen gehen dahero auch auf das Vollkommene und Beste *). Als er derowegen eine Welt schafte, machte er alles sehr gut und auf das Beste **). Die Schrift und die Erfahrung lehren uns, daß er auch Geschöpfe hervorgebracht, welche er mit Vernunft und einem freyen Willen begabet. Jch schliesse daher, daß selbige zu dem vollkommenen und sehr guten oder besten Plan der Welt gehören. Endliche Geschöpfe erhalten aber ihre Vollkommen- heiten nicht auf einmal, sondern nach und nach. Gott hatte derowegen den ersten Plan der Welt also eingerichtet, daß auch besonders die vernünftigen und freyen Creaturen immer vollkommener werden möchten ***). Weil aber hierbey den ver- nünftigen Geschöpfen nach dem göttlichen und vollkommenen Plan die Freyheit blei-
ben
*) Matth. C. 5. v. 48.
**) 1 B. Mos. C. 1. v. 31.
***) Man lese hiervon Betracht. VI.
M 5
aufmerkſamen Stille nach, und achte auf das Gute, ſo aus ſeinen Einrichtungen er- folget, und bewundere die Weisheit, Macht und Liebe, ſo ſich mir alsdenn zeiget.
§. 3.
Gott iſt das allervollkommenſte WeſenVerſchiede- ne groſſe Anordnun- gen Gottes nach dem verſchiede- nen Ver- halten der Menſchen. und ſeine Neigungen gehen dahero auch auf das Vollkommene und Beſte *). Als er derowegen eine Welt ſchafte, machte er alles ſehr gut und auf das Beſte **). Die Schrift und die Erfahrung lehren uns, daß er auch Geſchoͤpfe hervorgebracht, welche er mit Vernunft und einem freyen Willen begabet. Jch ſchlieſſe daher, daß ſelbige zu dem vollkommenen und ſehr guten oder beſten Plan der Welt gehoͤren. Endliche Geſchoͤpfe erhalten aber ihre Vollkommen- heiten nicht auf einmal, ſondern nach und nach. Gott hatte derowegen den erſten Plan der Welt alſo eingerichtet, daß auch beſonders die vernuͤnftigen und freyen Creaturen immer vollkommener werden moͤchten ***). Weil aber hierbey den ver- nuͤnftigen Geſchoͤpfen nach dem goͤttlichen und vollkommenen Plan die Freyheit blei-
ben
*) Matth. C. 5. v. 48.
**) 1 B. Moſ. C. 1. v. 31.
***) Man leſe hiervon Betracht. VI.
M 5
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aufmerkſamen Stille nach, und achte auf
das Gute, ſo aus ſeinen Einrichtungen er-
folget, und bewundere die Weisheit, Macht
und Liebe, ſo ſich mir alsdenn zeiget.
§. 3.
Gott iſt das allervollkommenſte Weſen
und ſeine Neigungen gehen dahero auch
auf das Vollkommene und Beſte *). Als
er derowegen eine Welt ſchafte, machte er
alles ſehr gut und auf das Beſte **). Die
Schrift und die Erfahrung lehren uns, daß
er auch Geſchoͤpfe hervorgebracht, welche
er mit Vernunft und einem freyen Willen
begabet. Jch ſchlieſſe daher, daß ſelbige
zu dem vollkommenen und ſehr guten oder
beſten Plan der Welt gehoͤren. Endliche
Geſchoͤpfe erhalten aber ihre Vollkommen-
heiten nicht auf einmal, ſondern nach und
nach. Gott hatte derowegen den erſten
Plan der Welt alſo eingerichtet, daß auch
beſonders die vernuͤnftigen und freyen
Creaturen immer vollkommener werden
moͤchten ***). Weil aber hierbey den ver-
nuͤnftigen Geſchoͤpfen nach dem goͤttlichen
und vollkommenen Plan die Freyheit blei-
ben
Verſchiede-
ne groſſe
Anordnun-
gen Gottes
nach dem
verſchiede-
nen Ver-
halten der
Menſchen.
*) Matth. C. 5. v. 48.
**) 1 B. Moſ. C. 1. v. 31.
***) Man leſe hiervon Betracht. VI.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/205>, abgerufen am 30.12.2024.
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