ben mußte *), so kam es auf ihre Wahl an, ob sie der göttlichen Absicht und Ein- richtung folgen wollten. Einige von den- selben aber und besonders die Menschen verliessen den Weg zur Vollkommenheit, welchen sie ihr Schöpfer führen wollte. Sie verfielen in Sünde, und überliessen sich solchen Begierden, welche mit der Vollkommenheit streiten, und eine Gesell- schaft in die traurigste Zerrüttung setzen. Die göttliche Weisheit erforderte daher den ersten Plan der Welt zu ändern, und eine andere Einrichtung zu machen **). Die Menschen machten sich durch ihre ei- genen unordentlichen Begierden höchst unglücklich, und, damit diese Unordnung nicht den allerhöchsten Grad erreichen könn- te, setzte Gott derselben durch allerhand Strafen Schranken ***). Wie aber Gott die Liebe selber ist, so machte er auch einen neuen Plan und Einrichtung, die ge- fallenen Menschen, nach dem sie die trau- rigen Folgen der Sünden an sich selber er-
fahren,
*) Es erhellet dieses daraus, weil ihnen Gott die Freyheit gelassen. Man kann aber sicher also schliessen: Was Gott thut, das ist sehr gut.
**) Wein hierbey einfällt, daß also die erste Einrichtung der Welt vergeblich gewesen, der lese was Betracht. VI. §. 9. darauf ge- saget worden.
***) Man lese hierüber Betracht. V. §. 40.
ben mußte *), ſo kam es auf ihre Wahl an, ob ſie der goͤttlichen Abſicht und Ein- richtung folgen wollten. Einige von den- ſelben aber und beſonders die Menſchen verlieſſen den Weg zur Vollkommenheit, welchen ſie ihr Schoͤpfer fuͤhren wollte. Sie verfielen in Suͤnde, und uͤberlieſſen ſich ſolchen Begierden, welche mit der Vollkommenheit ſtreiten, und eine Geſell- ſchaft in die traurigſte Zerruͤttung ſetzen. Die goͤttliche Weisheit erforderte daher den erſten Plan der Welt zu aͤndern, und eine andere Einrichtung zu machen **). Die Menſchen machten ſich durch ihre ei- genen unordentlichen Begierden hoͤchſt ungluͤcklich, und, damit dieſe Unordnung nicht den allerhoͤchſten Grad erreichen koͤnn- te, ſetzte Gott derſelben durch allerhand Strafen Schranken ***). Wie aber Gott die Liebe ſelber iſt, ſo machte er auch einen neuen Plan und Einrichtung, die ge- fallenen Menſchen, nach dem ſie die trau- rigen Folgen der Suͤnden an ſich ſelber er-
fahren,
*) Es erhellet dieſes daraus, weil ihnen Gott die Freyheit gelaſſen. Man kann aber ſicher alſo ſchlieſſen: Was Gott thut, das iſt ſehr gut.
**) Wein hierbey einfaͤllt, daß alſo die erſte Einrichtung der Welt vergeblich geweſen, der leſe was Betracht. VI. §. 9. darauf ge- ſaget worden.
***) Man leſe hieruͤber Betracht. V. §. 40.
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ben mußte *), ſo kam es auf ihre Wahl
an, ob ſie der goͤttlichen Abſicht und Ein-
richtung folgen wollten. Einige von den-
ſelben aber und beſonders die Menſchen
verlieſſen den Weg zur Vollkommenheit,
welchen ſie ihr Schoͤpfer fuͤhren wollte.
Sie verfielen in Suͤnde, und uͤberlieſſen
ſich ſolchen Begierden, welche mit der
Vollkommenheit ſtreiten, und eine Geſell-
ſchaft in die traurigſte Zerruͤttung ſetzen.
Die goͤttliche Weisheit erforderte daher
den erſten Plan der Welt zu aͤndern, und
eine andere Einrichtung zu machen **).
Die Menſchen machten ſich durch ihre ei-
genen unordentlichen Begierden hoͤchſt
ungluͤcklich, und, damit dieſe Unordnung
nicht den allerhoͤchſten Grad erreichen koͤnn-
te, ſetzte Gott derſelben durch allerhand
Strafen Schranken ***). Wie aber
Gott die Liebe ſelber iſt, ſo machte er auch
einen neuen Plan und Einrichtung, die ge-
fallenen Menſchen, nach dem ſie die trau-
rigen Folgen der Suͤnden an ſich ſelber er-
fahren,
*) Es erhellet dieſes daraus, weil ihnen Gott
die Freyheit gelaſſen. Man kann aber ſicher
alſo ſchlieſſen: Was Gott thut, das iſt
ſehr gut.
**) Wein hierbey einfaͤllt, daß alſo die erſte
Einrichtung der Welt vergeblich geweſen,
der leſe was Betracht. VI. §. 9. darauf ge-
ſaget worden.
***) Man leſe hieruͤber Betracht. V. §. 40.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/206>, abgerufen am 27.07.2024.
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