Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





zu einiger Deutlichkeit in der Erkäntniß
verschiedener Dinge, indem uns eine Sa-
che und eine Regel öffters erzehlet und
vorgesagt oder schrifftlich vorgeleget wird.
Und hierbey zeiget sich in uns eine solche
Nachläßigkeit und Faulheit, daß wir öff-
ters mit Schärffe zum guten müssen ge-
zwungen werden.

§. 8.
Die
Schwach-
heit der
Kinder
bahnt ih-
nen den
Weg zur
Erler-
nung der
Sprache.

Nachdem wir also gesehen, wie der
Mensch zum Gebrauch seines Verstandes
und also zum Grunde seiner übrigen Glück-
seligkeit gelange, so wollen wir nunmeh-
ro untersuchen, was die Schwachheit, wo-
rinne die Kinder gebohren werden, zu die-
sem Haupt-Endzwecke beytrage, damit
wir die Güte und Weisheit GOttes da-
bey erkennen und in tieffster Ehrfurcht be-
wundern mögen. Die Kinder können
nicht wohl ohne anderer verständiger Leute
Beyhülffe gebohren werden. Was folgt
hieraus? Dieses, daß die Menschen sich
um einige Gesellschafft bemühen und selbi-
ger einiger massen zu Gefallen leben müs-
sen. Dieses aber ist dienlich zu Verbesse-
rung des Verstandes und der Menschen
Glückseligkeit. Das Kind ist elend und
schwach, und kann sich selber nicht helffen.

Dieses





zu einiger Deutlichkeit in der Erkaͤntniß
verſchiedener Dinge, indem uns eine Sa-
che und eine Regel oͤffters erzehlet und
vorgeſagt oder ſchrifftlich vorgeleget wird.
Und hierbey zeiget ſich in uns eine ſolche
Nachlaͤßigkeit und Faulheit, daß wir oͤff-
ters mit Schaͤrffe zum guten muͤſſen ge-
zwungen werden.

§. 8.
Die
Schwach-
heit der
Kinder
bahnt ih-
nen den
Weg zur
Erler-
nung der
Sprache.

Nachdem wir alſo geſehen, wie der
Menſch zum Gebrauch ſeines Verſtandes
und alſo zum Grunde ſeiner uͤbrigen Gluͤck-
ſeligkeit gelange, ſo wollen wir nunmeh-
ro unterſuchen, was die Schwachheit, wo-
rinne die Kinder gebohren werden, zu die-
ſem Haupt-Endzwecke beytrage, damit
wir die Guͤte und Weisheit GOttes da-
bey erkennen und in tieffſter Ehrfurcht be-
wundern moͤgen. Die Kinder koͤnnen
nicht wohl ohne anderer verſtaͤndiger Leute
Beyhuͤlffe gebohren werden. Was folgt
hieraus? Dieſes, daß die Menſchen ſich
um einige Geſellſchafft bemuͤhen und ſelbi-
ger einiger maſſen zu Gefallen leben muͤſ-
ſen. Dieſes aber iſt dienlich zu Verbeſſe-
rung des Verſtandes und der Menſchen
Gluͤckſeligkeit. Das Kind iſt elend und
ſchwach, und kann ſich ſelber nicht helffen.

Dieſes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0084" n="48"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
zu einiger Deutlichkeit in der Erka&#x0364;ntniß<lb/>
ver&#x017F;chiedener Dinge, indem uns eine Sa-<lb/>
che und eine Regel o&#x0364;ffters erzehlet und<lb/>
vorge&#x017F;agt oder &#x017F;chrifftlich vorgeleget wird.<lb/>
Und hierbey zeiget &#x017F;ich in uns eine &#x017F;olche<lb/>
Nachla&#x0364;ßigkeit und Faulheit, daß wir o&#x0364;ff-<lb/>
ters mit Scha&#x0364;rffe zum guten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
zwungen werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head><lb/>
            <note place="left">Die<lb/>
Schwach-<lb/>
heit der<lb/>
Kinder<lb/>
bahnt ih-<lb/>
nen den<lb/>
Weg zur<lb/>
Erler-<lb/>
nung der<lb/>
Sprache.</note>
            <p>Nachdem wir al&#x017F;o ge&#x017F;ehen, wie der<lb/>
Men&#x017F;ch zum Gebrauch &#x017F;eines Ver&#x017F;tandes<lb/>
und al&#x017F;o zum Grunde &#x017F;einer u&#x0364;brigen Glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eligkeit gelange, &#x017F;o wollen wir nunmeh-<lb/>
ro unter&#x017F;uchen, was die Schwachheit, wo-<lb/>
rinne die Kinder gebohren werden, zu die-<lb/>
&#x017F;em Haupt-Endzwecke beytrage, damit<lb/>
wir die Gu&#x0364;te und Weisheit GOttes da-<lb/>
bey erkennen und in tieff&#x017F;ter Ehrfurcht be-<lb/>
wundern mo&#x0364;gen. Die Kinder ko&#x0364;nnen<lb/>
nicht wohl ohne anderer ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Leute<lb/>
Beyhu&#x0364;lffe gebohren werden. Was folgt<lb/>
hieraus? Die&#x017F;es, daß die Men&#x017F;chen &#x017F;ich<lb/>
um einige Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft bemu&#x0364;hen und &#x017F;elbi-<lb/>
ger einiger ma&#x017F;&#x017F;en zu Gefallen leben mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Die&#x017F;es aber i&#x017F;t dienlich zu Verbe&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rung des Ver&#x017F;tandes und der Men&#x017F;chen<lb/>
Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit. Das Kind i&#x017F;t elend und<lb/>
&#x017F;chwach, und kann &#x017F;ich &#x017F;elber nicht helffen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;es</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0084] zu einiger Deutlichkeit in der Erkaͤntniß verſchiedener Dinge, indem uns eine Sa- che und eine Regel oͤffters erzehlet und vorgeſagt oder ſchrifftlich vorgeleget wird. Und hierbey zeiget ſich in uns eine ſolche Nachlaͤßigkeit und Faulheit, daß wir oͤff- ters mit Schaͤrffe zum guten muͤſſen ge- zwungen werden. §. 8. Nachdem wir alſo geſehen, wie der Menſch zum Gebrauch ſeines Verſtandes und alſo zum Grunde ſeiner uͤbrigen Gluͤck- ſeligkeit gelange, ſo wollen wir nunmeh- ro unterſuchen, was die Schwachheit, wo- rinne die Kinder gebohren werden, zu die- ſem Haupt-Endzwecke beytrage, damit wir die Guͤte und Weisheit GOttes da- bey erkennen und in tieffſter Ehrfurcht be- wundern moͤgen. Die Kinder koͤnnen nicht wohl ohne anderer verſtaͤndiger Leute Beyhuͤlffe gebohren werden. Was folgt hieraus? Dieſes, daß die Menſchen ſich um einige Geſellſchafft bemuͤhen und ſelbi- ger einiger maſſen zu Gefallen leben muͤſ- ſen. Dieſes aber iſt dienlich zu Verbeſſe- rung des Verſtandes und der Menſchen Gluͤckſeligkeit. Das Kind iſt elend und ſchwach, und kann ſich ſelber nicht helffen. Dieſes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/84
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/84>, abgerufen am 21.12.2024.