zu einiger Deutlichkeit in der Erkäntniß verschiedener Dinge, indem uns eine Sa- che und eine Regel öffters erzehlet und vorgesagt oder schrifftlich vorgeleget wird. Und hierbey zeiget sich in uns eine solche Nachläßigkeit und Faulheit, daß wir öff- ters mit Schärffe zum guten müssen ge- zwungen werden.
§. 8.
Die Schwach- heit der Kinder bahnt ih- nen den Weg zur Erler- nung der Sprache.
Nachdem wir also gesehen, wie der Mensch zum Gebrauch seines Verstandes und also zum Grunde seiner übrigen Glück- seligkeit gelange, so wollen wir nunmeh- ro untersuchen, was die Schwachheit, wo- rinne die Kinder gebohren werden, zu die- sem Haupt-Endzwecke beytrage, damit wir die Güte und Weisheit GOttes da- bey erkennen und in tieffster Ehrfurcht be- wundern mögen. Die Kinder können nicht wohl ohne anderer verständiger Leute Beyhülffe gebohren werden. Was folgt hieraus? Dieses, daß die Menschen sich um einige Gesellschafft bemühen und selbi- ger einiger massen zu Gefallen leben müs- sen. Dieses aber ist dienlich zu Verbesse- rung des Verstandes und der Menschen Glückseligkeit. Das Kind ist elend und schwach, und kann sich selber nicht helffen.
Dieses
zu einiger Deutlichkeit in der Erkaͤntniß verſchiedener Dinge, indem uns eine Sa- che und eine Regel oͤffters erzehlet und vorgeſagt oder ſchrifftlich vorgeleget wird. Und hierbey zeiget ſich in uns eine ſolche Nachlaͤßigkeit und Faulheit, daß wir oͤff- ters mit Schaͤrffe zum guten muͤſſen ge- zwungen werden.
§. 8.
Die Schwach- heit der Kinder bahnt ih- nen den Weg zur Erler- nung der Sprache.
Nachdem wir alſo geſehen, wie der Menſch zum Gebrauch ſeines Verſtandes und alſo zum Grunde ſeiner uͤbrigen Gluͤck- ſeligkeit gelange, ſo wollen wir nunmeh- ro unterſuchen, was die Schwachheit, wo- rinne die Kinder gebohren werden, zu die- ſem Haupt-Endzwecke beytrage, damit wir die Guͤte und Weisheit GOttes da- bey erkennen und in tieffſter Ehrfurcht be- wundern moͤgen. Die Kinder koͤnnen nicht wohl ohne anderer verſtaͤndiger Leute Beyhuͤlffe gebohren werden. Was folgt hieraus? Dieſes, daß die Menſchen ſich um einige Geſellſchafft bemuͤhen und ſelbi- ger einiger maſſen zu Gefallen leben muͤſ- ſen. Dieſes aber iſt dienlich zu Verbeſſe- rung des Verſtandes und der Menſchen Gluͤckſeligkeit. Das Kind iſt elend und ſchwach, und kann ſich ſelber nicht helffen.
Dieſes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0084"n="48"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
zu einiger Deutlichkeit in der Erkaͤntniß<lb/>
verſchiedener Dinge, indem uns eine Sa-<lb/>
che und eine Regel oͤffters erzehlet und<lb/>
vorgeſagt oder ſchrifftlich vorgeleget wird.<lb/>
Und hierbey zeiget ſich in uns eine ſolche<lb/>
Nachlaͤßigkeit und Faulheit, daß wir oͤff-<lb/>
ters mit Schaͤrffe zum guten muͤſſen ge-<lb/>
zwungen werden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 8.</head><lb/><noteplace="left">Die<lb/>
Schwach-<lb/>
heit der<lb/>
Kinder<lb/>
bahnt ih-<lb/>
nen den<lb/>
Weg zur<lb/>
Erler-<lb/>
nung der<lb/>
Sprache.</note><p>Nachdem wir alſo geſehen, wie der<lb/>
Menſch zum Gebrauch ſeines Verſtandes<lb/>
und alſo zum Grunde ſeiner uͤbrigen Gluͤck-<lb/>ſeligkeit gelange, ſo wollen wir nunmeh-<lb/>
ro unterſuchen, was die Schwachheit, wo-<lb/>
rinne die Kinder gebohren werden, zu die-<lb/>ſem Haupt-Endzwecke beytrage, damit<lb/>
wir die Guͤte und Weisheit GOttes da-<lb/>
bey erkennen und in tieffſter Ehrfurcht be-<lb/>
wundern moͤgen. Die Kinder koͤnnen<lb/>
nicht wohl ohne anderer verſtaͤndiger Leute<lb/>
Beyhuͤlffe gebohren werden. Was folgt<lb/>
hieraus? Dieſes, daß die Menſchen ſich<lb/>
um einige Geſellſchafft bemuͤhen und ſelbi-<lb/>
ger einiger maſſen zu Gefallen leben muͤſ-<lb/>ſen. Dieſes aber iſt dienlich zu Verbeſſe-<lb/>
rung des Verſtandes und der Menſchen<lb/>
Gluͤckſeligkeit. Das Kind iſt elend und<lb/>ſchwach, und kann ſich ſelber nicht helffen.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Dieſes</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[48/0084]
zu einiger Deutlichkeit in der Erkaͤntniß
verſchiedener Dinge, indem uns eine Sa-
che und eine Regel oͤffters erzehlet und
vorgeſagt oder ſchrifftlich vorgeleget wird.
Und hierbey zeiget ſich in uns eine ſolche
Nachlaͤßigkeit und Faulheit, daß wir oͤff-
ters mit Schaͤrffe zum guten muͤſſen ge-
zwungen werden.
§. 8.
Nachdem wir alſo geſehen, wie der
Menſch zum Gebrauch ſeines Verſtandes
und alſo zum Grunde ſeiner uͤbrigen Gluͤck-
ſeligkeit gelange, ſo wollen wir nunmeh-
ro unterſuchen, was die Schwachheit, wo-
rinne die Kinder gebohren werden, zu die-
ſem Haupt-Endzwecke beytrage, damit
wir die Guͤte und Weisheit GOttes da-
bey erkennen und in tieffſter Ehrfurcht be-
wundern moͤgen. Die Kinder koͤnnen
nicht wohl ohne anderer verſtaͤndiger Leute
Beyhuͤlffe gebohren werden. Was folgt
hieraus? Dieſes, daß die Menſchen ſich
um einige Geſellſchafft bemuͤhen und ſelbi-
ger einiger maſſen zu Gefallen leben muͤſ-
ſen. Dieſes aber iſt dienlich zu Verbeſſe-
rung des Verſtandes und der Menſchen
Gluͤckſeligkeit. Das Kind iſt elend und
ſchwach, und kann ſich ſelber nicht helffen.
Dieſes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/84>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.