Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.Dieses bewegt die Eltern zum Mitleiden, und vermehret die von GOtt ohne dem schon in die Natur gepflantzte Liebe zu denjenigen, die wir zeugen. Diese Liebe bewegt die Eltern das Kind zu pflegen und zu erhal- ten, biß es sich selbst ernehren kann. Das erste Jahr müssen die Eltern oder die Wär- terinnen das Kind auf den Armen tragen, und das andere dritte und vierdte Jahr dörffen sie es auch nicht weit von sich las- sen. Das Kind will immer Veränderung haben, und in Ermangelung derselben fän- get es an zu weinen. Die Music ist de- nen, die es warten, sehr unangenehm, und werden dahero genöthiget das Kind viel anzureden. Sie müssen ihm beständig etwas vorquäckeln, und also immer mit dem Kinde sprechen. Bey dieser Gele- genheit wird ihnen das Papa und Mama und andere Worte hundertmahl vorgesagt und vorgesungen. Sie kriegen eine Be- gierde dieses nachzusprechen. Und auf diese Weise lernen sie reden. Durch den beständigen Umgang wird die Liebe zwi- schen Eltern und Kindern immer unver- merckt grösser. Die Eltern suchen entwe- der ihren Kindern dasjenige wieder beyzu- bringen, was sie wissen, oder sie unterge- ben Erstes Stück. D
Dieſes bewegt die Eltern zum Mitleiden, und vermehret die von GOtt ohne dem ſchon in die Natur gepflantzte Liebe zu denjenigen, die wir zeugen. Dieſe Liebe bewegt die Eltern das Kind zu pflegen und zu erhal- ten, biß es ſich ſelbſt ernehren kann. Das erſte Jahr muͤſſen die Eltern oder die Waͤr- terinnen das Kind auf den Armen tragen, und das andere dritte und vierdte Jahr doͤrffen ſie es auch nicht weit von ſich laſ- ſen. Das Kind will immer Veraͤnderung haben, und in Ermangelung derſelben faͤn- get es an zu weinen. Die Muſic iſt de- nen, die es warten, ſehr unangenehm, und werden dahero genoͤthiget das Kind viel anzureden. Sie muͤſſen ihm beſtaͤndig etwas vorquaͤckeln, und alſo immer mit dem Kinde ſprechen. Bey dieſer Gele- genheit wird ihnen das Papa und Mama und andere Worte hundertmahl vorgeſagt und vorgeſungen. Sie kriegen eine Be- gierde dieſes nachzuſprechen. Und auf dieſe Weiſe lernen ſie reden. Durch den beſtaͤndigen Umgang wird die Liebe zwi- ſchen Eltern und Kindern immer unver- merckt groͤſſer. Die Eltern ſuchen entwe- der ihren Kindern dasjenige wieder beyzu- bringen, was ſie wiſſen, oder ſie unterge- ben Erſtes Stuͤck. D
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0085" n="49"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Dieſes bewegt die Eltern zum Mitleiden, und<lb/> vermehret die von GOtt ohne dem ſchon<lb/> in die Natur gepflantzte Liebe zu denjenigen,<lb/> die wir zeugen. Dieſe Liebe bewegt die<lb/> Eltern das Kind zu pflegen und zu erhal-<lb/> ten, biß es ſich ſelbſt ernehren kann. Das<lb/> erſte Jahr muͤſſen die Eltern oder die Waͤr-<lb/> terinnen das Kind auf den Armen tragen,<lb/> und das andere dritte und vierdte Jahr<lb/> doͤrffen ſie es auch nicht weit von ſich laſ-<lb/> ſen. Das Kind will immer Veraͤnderung<lb/> haben, und in Ermangelung derſelben faͤn-<lb/> get es an zu weinen. Die Muſic iſt de-<lb/> nen, die es warten, ſehr unangenehm, und<lb/> werden dahero genoͤthiget das Kind viel<lb/> anzureden. Sie muͤſſen ihm beſtaͤndig<lb/> etwas vorquaͤckeln, und alſo immer mit<lb/> dem Kinde ſprechen. Bey dieſer Gele-<lb/> genheit wird ihnen das Papa und Mama<lb/> und andere Worte hundertmahl vorgeſagt<lb/> und vorgeſungen. Sie kriegen eine Be-<lb/> gierde dieſes nachzuſprechen. Und auf<lb/> dieſe Weiſe lernen ſie reden. Durch den<lb/> beſtaͤndigen Umgang wird die Liebe zwi-<lb/> ſchen Eltern und Kindern immer unver-<lb/> merckt groͤſſer. Die Eltern ſuchen entwe-<lb/> der ihren Kindern dasjenige wieder beyzu-<lb/> bringen, was ſie wiſſen, oder ſie unterge-<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Erſtes Stuͤck.</hi> D</fw><fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [49/0085]
Dieſes bewegt die Eltern zum Mitleiden, und
vermehret die von GOtt ohne dem ſchon
in die Natur gepflantzte Liebe zu denjenigen,
die wir zeugen. Dieſe Liebe bewegt die
Eltern das Kind zu pflegen und zu erhal-
ten, biß es ſich ſelbſt ernehren kann. Das
erſte Jahr muͤſſen die Eltern oder die Waͤr-
terinnen das Kind auf den Armen tragen,
und das andere dritte und vierdte Jahr
doͤrffen ſie es auch nicht weit von ſich laſ-
ſen. Das Kind will immer Veraͤnderung
haben, und in Ermangelung derſelben faͤn-
get es an zu weinen. Die Muſic iſt de-
nen, die es warten, ſehr unangenehm, und
werden dahero genoͤthiget das Kind viel
anzureden. Sie muͤſſen ihm beſtaͤndig
etwas vorquaͤckeln, und alſo immer mit
dem Kinde ſprechen. Bey dieſer Gele-
genheit wird ihnen das Papa und Mama
und andere Worte hundertmahl vorgeſagt
und vorgeſungen. Sie kriegen eine Be-
gierde dieſes nachzuſprechen. Und auf
dieſe Weiſe lernen ſie reden. Durch den
beſtaͤndigen Umgang wird die Liebe zwi-
ſchen Eltern und Kindern immer unver-
merckt groͤſſer. Die Eltern ſuchen entwe-
der ihren Kindern dasjenige wieder beyzu-
bringen, was ſie wiſſen, oder ſie unterge-
ben
Erſtes Stuͤck. D
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |