Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.(§. 3. 4.) und so wol Fromme als Gottlose würden sich auf das kümmerlichste nehren müssen. Wie würde es alsdenn mit der Erkäntniß des Heils stehen? Wie viele Gemeinen würden ohne Lehrer seyn, wenn alle lasterhafte Lehrer solten ausser den Stand gesetzet werden ihr Amt zu verwal- ten? Und wie wenige Eltern würden we- gen der elenden Zeiten vermögend seyn ihre Kinder zur Schule zu halten? Wie viele würden alsdenn verlohren gehen, welche bey der jetzigen Verfassung der Welt zur Erkäntniß GOttes und Christi gelangen, und dadurch zum ewigen Leben erhalten werden? Da nun aber GOtt denjenigen Zusammenhang vermöge seiner unendli- chen Vollkommenheiten erwehlen muß, in welchem die mehresten zur wahren Glück- seeligkeit können gebracht werden; (siehe den zweyten Grundriß §. 2.) so kan er wegen einiger wenigen keinen Zusammen- hang machen, in welchem ein weit grösse- rer Hauffe von andern unglücklich wäre. §. 6. Wer überhaupt den Folgen weiter sprin-
(§. 3. 4.) und ſo wol Fromme als Gottloſe wuͤrden ſich auf das kuͤmmerlichſte nehren muͤſſen. Wie wuͤrde es alsdenn mit der Erkaͤntniß des Heils ſtehen? Wie viele Gemeinen wuͤrden ohne Lehrer ſeyn, wenn alle laſterhafte Lehrer ſolten auſſer den Stand geſetzet werden ihr Amt zu verwal- ten? Und wie wenige Eltern wuͤrden we- gen der elenden Zeiten vermoͤgend ſeyn ihre Kinder zur Schule zu halten? Wie viele wuͤrden alsdenn verlohren gehen, welche bey der jetzigen Verfaſſung der Welt zur Erkaͤntniß GOttes und Chriſti gelangen, und dadurch zum ewigen Leben erhalten werden? Da nun aber GOtt denjenigen Zuſammenhang vermoͤge ſeiner unendli- chen Vollkommenheiten erwehlen muß, in welchem die mehreſten zur wahren Gluͤck- ſeeligkeit koͤnnen gebracht werden; (ſiehe den zweyten Grundriß §. 2.) ſo kan er wegen einiger wenigen keinen Zuſammen- hang machen, in welchem ein weit groͤſſe- rer Hauffe von andern ungluͤcklich waͤre. §. 6. Wer uͤberhaupt den Folgen weiter ſprin-
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(§. 3. 4.) und ſo wol Fromme als Gottloſe
wuͤrden ſich auf das kuͤmmerlichſte nehren
muͤſſen. Wie wuͤrde es alsdenn mit der
Erkaͤntniß des Heils ſtehen? Wie viele
Gemeinen wuͤrden ohne Lehrer ſeyn, wenn
alle laſterhafte Lehrer ſolten auſſer den
Stand geſetzet werden ihr Amt zu verwal-
ten? Und wie wenige Eltern wuͤrden we-
gen der elenden Zeiten vermoͤgend ſeyn ihre
Kinder zur Schule zu halten? Wie viele
wuͤrden alsdenn verlohren gehen, welche
bey der jetzigen Verfaſſung der Welt zur
Erkaͤntniß GOttes und Chriſti gelangen,
und dadurch zum ewigen Leben erhalten
werden? Da nun aber GOtt denjenigen
Zuſammenhang vermoͤge ſeiner unendli-
chen Vollkommenheiten erwehlen muß, in
welchem die mehreſten zur wahren Gluͤck-
ſeeligkeit koͤnnen gebracht werden; (ſiehe
den zweyten Grundriß §. 2.) ſo kan er
wegen einiger wenigen keinen Zuſammen-
hang machen, in welchem ein weit groͤſſe-
rer Hauffe von andern ungluͤcklich waͤre.
§. 6.
Wer uͤberhaupt den Folgen weiter
nachdencket, welche daraus entſtehen wuͤr-
den, wenn GOtt einen jeden muthwilli-
gen Suͤnder unmittelbahr bey einer jeden
Uebertretung an Leib und Seel und Guͤ-
tern ſtrafte, der wird finden, daß die groͤ-
ſte Verwirrung dadurch in der Welt ent-
ſprin-
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