Bis hieher haben wir gezeiget, wieWas die Säfte des Leibes der El- tern zu Fort- pflan- tzung bö- ser Be- gierden beytra- gen kön- nen. muthmaßlich die Gemüthsbewegungen der Mutter einen Einfluß in die Seele des Kindes, so sie bey sich trägt, haben können, und wie dadurch die Fortpflan- tzung böser Begierden einigermassen be- greiflich werde. Nun wollen wir auch kürtzlich berühren, was vielleicht die Säfte, welche das Kind sowol vom Vater als der Mutter bekommt, dazu beytragen können. Es ist bekannt, daß durch verschiedene Vermischung der Säfte des menschlichen Leibes allerhand Bewegungen des Gemüths können er- regt, ernehrt und vergrössert werden. Wer weiß nicht, daß man die Begier- de zur fleischlichen Vermischung durch allerhand Medicamente ungemein ver- grössern, ja bey manchen unersättlich machen kan? Wem ist unbekant, daß Kranckheiten die Säfte des menschlichen Leibes verderben, und die Menschen da- durch entweder tollkühne und rasend oder schwermüthig, zaghaft und furchtsam machen können. Wer wolte dahero zweifeln, daß nicht auch die ersten Säf- te, welche sowol vom Vater als der Mutter bey der Empfängniß dem Kin- de eigen werden, und hernach immer ih-
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§. 26.
Bis hieher haben wir gezeiget, wieWas die Saͤfte des Leibes der El- tern zu Fort- pflan- tzung boͤ- ſer Be- gierden beytra- gen koͤn- nen. muthmaßlich die Gemuͤthsbewegungen der Mutter einen Einfluß in die Seele des Kindes, ſo ſie bey ſich traͤgt, haben koͤnnen, und wie dadurch die Fortpflan- tzung boͤſer Begierden einigermaſſen be- greiflich werde. Nun wollen wir auch kuͤrtzlich beruͤhren, was vielleicht die Saͤfte, welche das Kind ſowol vom Vater als der Mutter bekommt, dazu beytragen koͤnnen. Es iſt bekannt, daß durch verſchiedene Vermiſchung der Saͤfte des menſchlichen Leibes allerhand Bewegungen des Gemuͤths koͤnnen er- regt, ernehrt und vergroͤſſert werden. Wer weiß nicht, daß man die Begier- de zur fleiſchlichen Vermiſchung durch allerhand Medicamente ungemein ver- groͤſſern, ja bey manchen unerſaͤttlich machen kan? Wem iſt unbekant, daß Kranckheiten die Saͤfte des menſchlichen Leibes verderben, und die Menſchen da- durch entweder tollkuͤhne und raſend oder ſchwermuͤthig, zaghaft und furchtſam machen koͤnnen. Wer wolte dahero zweifeln, daß nicht auch die erſten Saͤf- te, welche ſowol vom Vater als der Mutter bey der Empfaͤngniß dem Kin- de eigen werden, und hernach immer ih-
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[281[277]/0313]
§. 26.
Bis hieher haben wir gezeiget, wie
muthmaßlich die Gemuͤthsbewegungen
der Mutter einen Einfluß in die Seele
des Kindes, ſo ſie bey ſich traͤgt, haben
koͤnnen, und wie dadurch die Fortpflan-
tzung boͤſer Begierden einigermaſſen be-
greiflich werde. Nun wollen wir auch
kuͤrtzlich beruͤhren, was vielleicht die
Saͤfte, welche das Kind ſowol vom
Vater als der Mutter bekommt, dazu
beytragen koͤnnen. Es iſt bekannt, daß
durch verſchiedene Vermiſchung der
Saͤfte des menſchlichen Leibes allerhand
Bewegungen des Gemuͤths koͤnnen er-
regt, ernehrt und vergroͤſſert werden.
Wer weiß nicht, daß man die Begier-
de zur fleiſchlichen Vermiſchung durch
allerhand Medicamente ungemein ver-
groͤſſern, ja bey manchen unerſaͤttlich
machen kan? Wem iſt unbekant, daß
Kranckheiten die Saͤfte des menſchlichen
Leibes verderben, und die Menſchen da-
durch entweder tollkuͤhne und raſend oder
ſchwermuͤthig, zaghaft und furchtſam
machen koͤnnen. Wer wolte dahero
zweifeln, daß nicht auch die erſten Saͤf-
te, welche ſowol vom Vater als der
Mutter bey der Empfaͤngniß dem Kin-
de eigen werden, und hernach immer ih-
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Was die
Saͤfte
des Leibes
der El-
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tzung boͤ-
ſer Be-
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beytra-
gen koͤn-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 281[277]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/313>, abgerufen am 21.12.2024.
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