Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte
4.
Wenn ich doch nur nicht gebunden
Schönste solte von dir gehn/
Aber so muß meinen Wunden
Linderung und Hülff' entstehn.
Ach Amors Güte hat mich nur so hoch gestellet/
Daß mich sein harter Grimm nun desto tieffer fället.
5.
Lust und Freude muß ersterben/
Mein Vergnügen küst das Grab.
Kont' ich vormahls Rosen erben/
Nun so brech ich Dornen ab.
Doch darff dein schöner Arm mich nun nicht mehr vergnügen/
So laß mich nur zum Trost in deinen Hertzen liegen.
Eine Ecloga nach Frantzöischer
Invention.
E. N.
BEtrübte Wüsteney! Doch wo der frohe Schatten
Den Schmertzen des Gemüths ein lindes-Pflaster giebt.
Vergönne mir die Ruh/ du kömst mir bloß zu statten/
Denn was mich sonst ergötzt/ das macht mich nun betrübt.
Mein schönster Schäffer hat die schöne Flur verlassen/
Wo kan zu meiner Lust noch eine Myrthe stehn?
Ach mein verlaßnes Hertz muß Feld und Auen hassen/
Und wil dargegen nur in öde Wildniß gehn.
Doch nichts sol zwischen uns das Band der Liebe scheiden/
In meiner Brust zerfällt der Felß der Treue nicht.
Deswegen ist sein Schluß/ ich wil Gesellschafft meiden/
Mein Auge fliehet auch so gar das Sonnen-Licht.
Denn
Vermiſchte Gedichte
4.
Wenn ich doch nur nicht gebunden
Schoͤnſte ſolte von dir gehn/
Aber ſo muß meinen Wunden
Linderung und Huͤlff' entſtehn.
Ach Amors Guͤte hat mich nur ſo hoch geſtellet/
Daß mich ſein harter Grimm nun deſto tieffer faͤllet.
5.
Luſt und Freude muß erſterben/
Mein Vergnuͤgen kuͤſt das Grab.
Kont' ich vormahls Roſen erben/
Nun ſo brech ich Dornen ab.
Doch darff dein ſchoͤner Arm mich nun nicht mehr vergnuͤgen/
So laß mich nur zum Troſt in deinen Hertzen liegen.
Eine Ecloga nach Frantzoͤiſcher
Invention.
E. N.
BEtruͤbte Wuͤſteney! Doch wo der frohe Schatten
Den Schmertzen des Gemuͤths ein lindes-Pflaſter giebt.
Vergoͤnne mir die Ruh/ du koͤmſt mir bloß zu ſtatten/
Denn was mich ſonſt ergoͤtzt/ das macht mich nun betruͤbt.
Mein ſchoͤnſter Schaͤffer hat die ſchoͤne Flur verlaſſen/
Wo kan zu meiner Luſt noch eine Myrthe ſtehn?
Ach mein verlaßnes Hertz muß Feld und Auen haſſen/
Und wil dargegen nur in oͤde Wildniß gehn.
Doch nichts ſol zwiſchen uns das Band der Liebe ſcheiden/
In meiner Bruſt zerfaͤllt der Felß der Treue nicht.
Deswegen iſt ſein Schluß/ ich wil Geſellſchafft meiden/
Mein Auge fliehet auch ſo gar das Sonnen-Licht.
Denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0137" n="127"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Vermi&#x017F;chte Gedichte</hi> </fw><lb/>
            <l> <hi rendition="#c">4.</hi> </l><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Wenn ich doch nur nicht gebunden</l><lb/>
              <l>Scho&#x0364;n&#x017F;te &#x017F;olte von dir gehn/</l><lb/>
              <l>Aber &#x017F;o muß meinen Wunden</l><lb/>
              <l>Linderung und Hu&#x0364;lff' ent&#x017F;tehn.</l><lb/>
              <l>Ach Amors Gu&#x0364;te hat mich nur &#x017F;o hoch ge&#x017F;tellet/</l><lb/>
              <l>Daß mich &#x017F;ein harter Grimm nun de&#x017F;to tieffer fa&#x0364;llet.</l>
            </lg><lb/>
            <l> <hi rendition="#c">5.</hi> </l><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Lu&#x017F;t und Freude muß er&#x017F;terben/</l><lb/>
              <l>Mein Vergnu&#x0364;gen ku&#x0364;&#x017F;t das Grab.</l><lb/>
              <l>Kont' ich vormahls Ro&#x017F;en erben/</l><lb/>
              <l>Nun &#x017F;o brech ich Dornen ab.</l><lb/>
              <l>Doch darff dein &#x017F;cho&#x0364;ner Arm mich nun nicht mehr vergnu&#x0364;gen/</l><lb/>
              <l>So laß mich nur zum Tro&#x017F;t in deinen Hertzen liegen.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">E</hi>ine</hi> <hi rendition="#aq">Ecloga</hi> <hi rendition="#b">nach <hi rendition="#in">F</hi>rantzo&#x0364;i&#x017F;cher<lb/>
Invention.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#in">E. N.</hi> </hi> </l><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">B</hi>Etru&#x0364;bte Wu&#x0364;&#x017F;teney! Doch wo der frohe Schatten</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Den Schmertzen des Gemu&#x0364;ths ein lindes-Pfla&#x017F;ter giebt. </hi> </l><lb/>
              <l>Vergo&#x0364;nne mir die Ruh/ du ko&#x0364;m&#x017F;t mir bloß zu &#x017F;tatten/</l><lb/>
              <l>Denn was mich &#x017F;on&#x017F;t ergo&#x0364;tzt/ das macht mich nun betru&#x0364;bt.</l><lb/>
              <l>Mein &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ter Scha&#x0364;ffer hat die &#x017F;cho&#x0364;ne Flur verla&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Wo kan zu meiner Lu&#x017F;t noch eine Myrthe &#x017F;tehn?</l><lb/>
              <l>Ach mein verlaßnes Hertz muß Feld und Auen ha&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Und wil dargegen nur in o&#x0364;de Wildniß gehn.</l><lb/>
              <l>Doch nichts &#x017F;ol zwi&#x017F;chen uns das Band der Liebe &#x017F;cheiden/</l><lb/>
              <l>In meiner Bru&#x017F;t zerfa&#x0364;llt der Felß der Treue nicht.</l><lb/>
              <l>Deswegen i&#x017F;t &#x017F;ein Schluß/ ich wil Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft meiden/</l><lb/>
              <l>Mein Auge fliehet auch &#x017F;o gar das Sonnen-Licht.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0137] Vermiſchte Gedichte 4. Wenn ich doch nur nicht gebunden Schoͤnſte ſolte von dir gehn/ Aber ſo muß meinen Wunden Linderung und Huͤlff' entſtehn. Ach Amors Guͤte hat mich nur ſo hoch geſtellet/ Daß mich ſein harter Grimm nun deſto tieffer faͤllet. 5. Luſt und Freude muß erſterben/ Mein Vergnuͤgen kuͤſt das Grab. Kont' ich vormahls Roſen erben/ Nun ſo brech ich Dornen ab. Doch darff dein ſchoͤner Arm mich nun nicht mehr vergnuͤgen/ So laß mich nur zum Troſt in deinen Hertzen liegen. Eine Ecloga nach Frantzoͤiſcher Invention. E. N. BEtruͤbte Wuͤſteney! Doch wo der frohe Schatten Den Schmertzen des Gemuͤths ein lindes-Pflaſter giebt. Vergoͤnne mir die Ruh/ du koͤmſt mir bloß zu ſtatten/ Denn was mich ſonſt ergoͤtzt/ das macht mich nun betruͤbt. Mein ſchoͤnſter Schaͤffer hat die ſchoͤne Flur verlaſſen/ Wo kan zu meiner Luſt noch eine Myrthe ſtehn? Ach mein verlaßnes Hertz muß Feld und Auen haſſen/ Und wil dargegen nur in oͤde Wildniß gehn. Doch nichts ſol zwiſchen uns das Band der Liebe ſcheiden/ In meiner Bruſt zerfaͤllt der Felß der Treue nicht. Deswegen iſt ſein Schluß/ ich wil Geſellſchafft meiden/ Mein Auge fliehet auch ſo gar das Sonnen-Licht. Denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/137
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/137>, abgerufen am 21.11.2024.