Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.Vermischte Gedichte. Kommt lernet Sterbliche/ die auch der Neid bekrieget/Daß eurer Tugend-Macht wie diese dennoch sieget. Und denn will auch ein Knecht die tieffe Pflicht bezahlen/ Und ehret was man jetzt der Ehren würdig schätzt/ Er spricht: Kan mich ein Blick von der[o] Huld bestrahlen/ So bin ich dem Gelück schon in den Schooß gesetzt. Die Tugend heißt zuletzt den Kiel noch dieses schreiben/ Wer himmlisch ist gesinnt/ muß Palmen gleich verbleiben. Er ist unglücklich. 1. STürmen denn die Unglücks-Wetter 2.Häuffig auff mich Armen zu? Himmel werde mein Erretter/ Schütze meiner Seelen Ruh! Doch nein/ der Himmel hat mir Hertz und Ohr verschlossen/ Wo bin ich endlich hin zu meiner Qvaal verstossen? Meine Sonn' ist untergangen 3.In die düstre Schmertzens-See. Schatten die den Geist umfangen/ Sind nur Jammer/ Ach und Weh. Ihr Augen weinet Blut/ weil keine Thränen reichen/ Den Demant-festen Sinn des Schicksals zu erweichen. Lisimene/ werthste Seele! Wo sind deine Strahlen hin? Ich lieg' in der Marter-Höle Weil ich nun entfernet bin. Ach daß mein Auge doch die Sonne nie erblicket/ Die mir nun Finsterniß/ und andern Klarheit schicket. 4. Wenn
Vermiſchte Gedichte. Kommt lernet Sterbliche/ die auch der Neid bekrieget/Daß eurer Tugend-Macht wie dieſe dennoch ſieget. Und denn will auch ein Knecht die tieffe Pflicht bezahlen/ Und ehret was man jetzt der Ehren wuͤrdig ſchaͤtzt/ Er ſpricht: Kan mich ein Blick von der[o] Huld beſtrahlen/ So bin ich dem Geluͤck ſchon in den Schooß geſetzt. Die Tugend heißt zuletzt den Kiel noch dieſes ſchreiben/ Wer himmliſch iſt geſinnt/ muß Palmen gleich verbleiben. Er iſt ungluͤcklich. 1. STuͤrmen denn die Ungluͤcks-Wetter 2.Haͤuffig auff mich Armen zu? Himmel werde mein Erretter/ Schuͤtze meiner Seelen Ruh! Doch nein/ der Himmel hat mir Hertz und Ohr verſchloſſen/ Wo bin ich endlich hin zu meiner Qvaal verſtoſſen? Meine Sonn' iſt untergangen 3.In die duͤſtre Schmertzens-See. Schatten die den Geiſt umfangen/ Sind nur Jammer/ Ach und Weh. Ihr Augen weinet Blut/ weil keine Thraͤnen reichen/ Den Demant-feſten Sinn des Schickſals zu erweichen. Liſimene/ werthſte Seele! Wo ſind deine Strahlen hin? Ich lieg' in der Marter-Hoͤle Weil ich nun entfernet bin. Ach daß mein Auge doch die Sonne nie erblicket/ Die mir nun Finſterniß/ und andern Klarheit ſchicket. 4. Wenn
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Vermiſchte Gedichte.
Kommt lernet Sterbliche/ die auch der Neid bekrieget/
Daß eurer Tugend-Macht wie dieſe dennoch ſieget.
Und denn will auch ein Knecht die tieffe Pflicht bezahlen/
Und ehret was man jetzt der Ehren wuͤrdig ſchaͤtzt/
Er ſpricht: Kan mich ein Blick von dero Huld beſtrahlen/
So bin ich dem Geluͤck ſchon in den Schooß geſetzt.
Die Tugend heißt zuletzt den Kiel noch dieſes ſchreiben/
Wer himmliſch iſt geſinnt/ muß Palmen gleich verbleiben.
Er iſt ungluͤcklich.
1.
STuͤrmen denn die Ungluͤcks-Wetter
Haͤuffig auff mich Armen zu?
Himmel werde mein Erretter/
Schuͤtze meiner Seelen Ruh!
Doch nein/ der Himmel hat mir Hertz und Ohr verſchloſſen/
Wo bin ich endlich hin zu meiner Qvaal verſtoſſen?
2.
Meine Sonn' iſt untergangen
In die duͤſtre Schmertzens-See.
Schatten die den Geiſt umfangen/
Sind nur Jammer/ Ach und Weh.
Ihr Augen weinet Blut/ weil keine Thraͤnen reichen/
Den Demant-feſten Sinn des Schickſals zu erweichen.
3.
Liſimene/ werthſte Seele!
Wo ſind deine Strahlen hin?
Ich lieg' in der Marter-Hoͤle
Weil ich nun entfernet bin.
Ach daß mein Auge doch die Sonne nie erblicket/
Die mir nun Finſterniß/ und andern Klarheit ſchicket.
4. Wenn
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