Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Periode 4. Quellen.
ster hervor, und es währte nicht sehr lange
bis die Stelle des praepositus sacri cubiculi
zu den allerersten im Staate gehörte. Eine
Folge der Pracht die bey Hofe herrschte,
waren wohl die neuen Abgaben, deren eini-
ge z. B. das aurum lustrale die Industrie so
gedrückt haben sollen.

§. 133.

Erst kurz vor seinem Tode nahm Constan-
tin die Taufe an, und wenn man die Vor-
urtheile seines Zeitalters und die Flecken sei-
nes Characters kennt, so muß man es aller-
dings billigen, daß er recht sicher gehen woll-
te. Aber schon als Catechumen hatte er ei-
ne neue Branche von Gesetzgebung entdeckt,
womit alle seine Nachfolger sich weit mehr
und eifriger beschäfftigten, als August sich
mit der Bevölkerung und dem Flore des
Reichs beschäfftigt hatte. Es war nicht ge-
nug, die christliche Religion zur herrschenden
und bald beynahe zur einzigen zu machen;
noch wichtiger war es festzusetzen, welche
Meynungen man haben müsse, um bey der
christlichen Religion nicht noch mehr Gefahr
zu laufen, als bey der heidnischen. Einen
Anhänger der alten Gebräuche des Landes
dultete man viel eher, als einen Ketzer, aber
wer gerade unter dieser Regierung das Recht,

sei-
K 4

Periode 4. Quellen.
ſter hervor, und es waͤhrte nicht ſehr lange
bis die Stelle des praepoſitus ſacri cubiculi
zu den allererſten im Staate gehoͤrte. Eine
Folge der Pracht die bey Hofe herrſchte,
waren wohl die neuen Abgaben, deren eini-
ge z. B. das aurum luſtrale die Induſtrie ſo
gedruͤckt haben ſollen.

§. 133.

Erſt kurz vor ſeinem Tode nahm Conſtan-
tin die Taufe an, und wenn man die Vor-
urtheile ſeines Zeitalters und die Flecken ſei-
nes Characters kennt, ſo muß man es aller-
dings billigen, daß er recht ſicher gehen woll-
te. Aber ſchon als Catechumen hatte er ei-
ne neue Branche von Geſetzgebung entdeckt,
womit alle ſeine Nachfolger ſich weit mehr
und eifriger beſchaͤfftigten, als Auguſt ſich
mit der Bevoͤlkerung und dem Flore des
Reichs beſchaͤfftigt hatte. Es war nicht ge-
nug, die chriſtliche Religion zur herrſchenden
und bald beynahe zur einzigen zu machen;
noch wichtiger war es feſtzuſetzen, welche
Meynungen man haben muͤſſe, um bey der
chriſtlichen Religion nicht noch mehr Gefahr
zu laufen, als bey der heidniſchen. Einen
Anhaͤnger der alten Gebraͤuche des Landes
dultete man viel eher, als einen Ketzer, aber
wer gerade unter dieſer Regierung das Recht,

ſei-
K 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0163" n="151"/><fw place="top" type="header">Periode 4. Quellen.</fw><lb/>
&#x017F;ter hervor, und es wa&#x0364;hrte nicht &#x017F;ehr lange<lb/>
bis die Stelle des <hi rendition="#aq">praepo&#x017F;itus <hi rendition="#i">&#x017F;acri</hi> cubiculi</hi><lb/>
zu den allerer&#x017F;ten im Staate geho&#x0364;rte. Eine<lb/>
Folge der Pracht die bey Hofe herr&#x017F;chte,<lb/>
waren wohl die neuen Abgaben, deren eini-<lb/>
ge z. B. das <hi rendition="#aq">aurum lu&#x017F;trale</hi> die Indu&#x017F;trie &#x017F;o<lb/>
gedru&#x0364;ckt haben &#x017F;ollen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 133.</head><lb/>
              <p>Er&#x017F;t kurz vor &#x017F;einem Tode nahm Con&#x017F;tan-<lb/>
tin die Taufe an, und wenn man die Vor-<lb/>
urtheile &#x017F;eines Zeitalters und die Flecken &#x017F;ei-<lb/>
nes Characters kennt, &#x017F;o muß man es aller-<lb/>
dings billigen, daß er recht &#x017F;icher gehen woll-<lb/>
te. Aber &#x017F;chon als Catechumen hatte er ei-<lb/>
ne neue Branche von Ge&#x017F;etzgebung entdeckt,<lb/>
womit alle &#x017F;eine Nachfolger &#x017F;ich weit mehr<lb/>
und eifriger be&#x017F;cha&#x0364;fftigten, als <hi rendition="#fr">Augu&#x017F;t</hi> &#x017F;ich<lb/>
mit der Bevo&#x0364;lkerung und dem Flore des<lb/>
Reichs be&#x017F;cha&#x0364;fftigt hatte. Es war nicht ge-<lb/>
nug, die chri&#x017F;tliche Religion zur herr&#x017F;chenden<lb/>
und bald beynahe zur einzigen zu machen;<lb/>
noch wichtiger war es fe&#x017F;tzu&#x017F;etzen, welche<lb/>
Meynungen man haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, um bey der<lb/>
chri&#x017F;tlichen Religion nicht noch mehr Gefahr<lb/>
zu laufen, als bey der heidni&#x017F;chen. Einen<lb/>
Anha&#x0364;nger der alten Gebra&#x0364;uche des Landes<lb/>
dultete man viel eher, als einen Ketzer, aber<lb/>
wer gerade unter die&#x017F;er Regierung das Recht,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ei-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0163] Periode 4. Quellen. ſter hervor, und es waͤhrte nicht ſehr lange bis die Stelle des praepoſitus ſacri cubiculi zu den allererſten im Staate gehoͤrte. Eine Folge der Pracht die bey Hofe herrſchte, waren wohl die neuen Abgaben, deren eini- ge z. B. das aurum luſtrale die Induſtrie ſo gedruͤckt haben ſollen. §. 133. Erſt kurz vor ſeinem Tode nahm Conſtan- tin die Taufe an, und wenn man die Vor- urtheile ſeines Zeitalters und die Flecken ſei- nes Characters kennt, ſo muß man es aller- dings billigen, daß er recht ſicher gehen woll- te. Aber ſchon als Catechumen hatte er ei- ne neue Branche von Geſetzgebung entdeckt, womit alle ſeine Nachfolger ſich weit mehr und eifriger beſchaͤfftigten, als Auguſt ſich mit der Bevoͤlkerung und dem Flore des Reichs beſchaͤfftigt hatte. Es war nicht ge- nug, die chriſtliche Religion zur herrſchenden und bald beynahe zur einzigen zu machen; noch wichtiger war es feſtzuſetzen, welche Meynungen man haben muͤſſe, um bey der chriſtlichen Religion nicht noch mehr Gefahr zu laufen, als bey der heidniſchen. Einen Anhaͤnger der alten Gebraͤuche des Landes dultete man viel eher, als einen Ketzer, aber wer gerade unter dieſer Regierung das Recht, ſei- K 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/163
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/163>, abgerufen am 21.11.2024.