Huber, Victor Aimé: Sieben Briefe über englisches Revival und deutsche Erweckung. Frankfurt (Main), 1862.Fünster Brief. Bei Jhrer mir eben so erfreulichen als einigermaßen uner- Hier drängen sich mir nun zunächst solche Punkte auf, die sich Fünſter Brief. Bei Jhrer mir eben ſo erfreulichen als einigermaßen uner- Hier drängen ſich mir nun zunächſt ſolche Punkte auf, die ſich <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0052" n="46"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Fünſter Brief.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Bei Jhrer mir eben ſo erfreulichen als einigermaßen uner-<lb/> warteten Zuſtimmung zu den weſentlichen Punkten, womit ich im<lb/> Vorigen meine Stellung zu den allgemeinen kirchlichen Fragen be-<lb/> zeichnete, die hinſichtlich des Revivals in Betracht kommen, darf ich<lb/> nun ohne Weiteres zu einer kurzen Beleuchtung <hi rendition="#g">der</hi> Bedenken über-<lb/> gehen, die von manchen andern kirchlichen Standpunkten aus gegen<lb/> jene ganze Bewegung erhoben worden ſind — <hi rendition="#g">beſten Falls,</hi> wie<lb/> ich annehmen darf, ohne genügende Jnformation hinſichtlich der<lb/> Thatſachen.</p><lb/> <p>Hier drängen ſich mir nun zunächſt ſolche Punkte auf, die ſich<lb/> eigentlich nicht ſowohl auf die Thatſachen ſelbſt, als auf die dog-<lb/> matiſche Auffaßung, Formulirung und Nomenklatur beziehen. So<lb/> hat man z. B. großen Anſtoß daran genommen, daß von manchen<lb/> Seiten das Revival als eine Art von neuem Pfingſtwunder wohl gar<lb/> in Verbindung mit apokalyptiſchen Fragen aufgefaßt worden — als<lb/> eine neue Ausgießung des Heiligen Geiſtes auf alles Fleiſch u. ſ. w.<lb/> Nun kann Niemand dieſer ganzen Auffaßung ſowohl im Allgemeinen<lb/> als in der conkreten Anwendung weniger geneigt ſein, als ich; aber<lb/> was nun weiter? Zunächſt dürfte doch jedensfalls eine irrige Auf-<lb/> faßung einer Sache, dieſer Sache <hi rendition="#g">ſelbſt</hi> nicht zum Präjudiz gereichen!<lb/> Daß der Heilige Geiſt im Revival durch ſeine Wirkungen auf<lb/> Tauſende ſo thätig war und iſt, wie er es nur irgend ohne poſitive<lb/> Wunder im ſtrengſten Sinne in der gegenwärtigen argen Welt ſein<lb/> kann und ſeit Jahrhunderten war, wird Niemand im Ernſt läugnen,<lb/> dem nicht alle Bekanntſchaft mit notoriſchen Thatſachen fehlt. Daß<lb/> dieſe Wirkungen ſich anders als nur der Ausdehnung, dem <hi rendition="#g">Grade</hi><lb/> nach von Erſcheinungen unterſcheiden, die ſeit der erſten Ausgießung<lb/> des Heiligen Geiſtes unter Gottes Gnade zu dem Alltagsleben der<lb/> objektiven Chriſtenheit und deren einzelnen ſubjektiven Glieder ge-<lb/> hören, wird ſogar im Revival nur von wenigen irgend gewichtigen<lb/> Stimmen behauptet; aber auch wenn irrige Anſichten und Er-<lb/> klärungen jener Erſcheinungen viel allgemeiner wären, als ſie es ſind,<lb/> würde damit an der wirklichen Bedeutung, dem wirklichen Weſen,<lb/> der wirklichen Thatſachen das Mindeſte geändert? Handelt es ſich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0052]
Fünſter Brief.
Bei Jhrer mir eben ſo erfreulichen als einigermaßen uner-
warteten Zuſtimmung zu den weſentlichen Punkten, womit ich im
Vorigen meine Stellung zu den allgemeinen kirchlichen Fragen be-
zeichnete, die hinſichtlich des Revivals in Betracht kommen, darf ich
nun ohne Weiteres zu einer kurzen Beleuchtung der Bedenken über-
gehen, die von manchen andern kirchlichen Standpunkten aus gegen
jene ganze Bewegung erhoben worden ſind — beſten Falls, wie
ich annehmen darf, ohne genügende Jnformation hinſichtlich der
Thatſachen.
Hier drängen ſich mir nun zunächſt ſolche Punkte auf, die ſich
eigentlich nicht ſowohl auf die Thatſachen ſelbſt, als auf die dog-
matiſche Auffaßung, Formulirung und Nomenklatur beziehen. So
hat man z. B. großen Anſtoß daran genommen, daß von manchen
Seiten das Revival als eine Art von neuem Pfingſtwunder wohl gar
in Verbindung mit apokalyptiſchen Fragen aufgefaßt worden — als
eine neue Ausgießung des Heiligen Geiſtes auf alles Fleiſch u. ſ. w.
Nun kann Niemand dieſer ganzen Auffaßung ſowohl im Allgemeinen
als in der conkreten Anwendung weniger geneigt ſein, als ich; aber
was nun weiter? Zunächſt dürfte doch jedensfalls eine irrige Auf-
faßung einer Sache, dieſer Sache ſelbſt nicht zum Präjudiz gereichen!
Daß der Heilige Geiſt im Revival durch ſeine Wirkungen auf
Tauſende ſo thätig war und iſt, wie er es nur irgend ohne poſitive
Wunder im ſtrengſten Sinne in der gegenwärtigen argen Welt ſein
kann und ſeit Jahrhunderten war, wird Niemand im Ernſt läugnen,
dem nicht alle Bekanntſchaft mit notoriſchen Thatſachen fehlt. Daß
dieſe Wirkungen ſich anders als nur der Ausdehnung, dem Grade
nach von Erſcheinungen unterſcheiden, die ſeit der erſten Ausgießung
des Heiligen Geiſtes unter Gottes Gnade zu dem Alltagsleben der
objektiven Chriſtenheit und deren einzelnen ſubjektiven Glieder ge-
hören, wird ſogar im Revival nur von wenigen irgend gewichtigen
Stimmen behauptet; aber auch wenn irrige Anſichten und Er-
klärungen jener Erſcheinungen viel allgemeiner wären, als ſie es ſind,
würde damit an der wirklichen Bedeutung, dem wirklichen Weſen,
der wirklichen Thatſachen das Mindeſte geändert? Handelt es ſich
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