Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] sie gute Locke finden/ daher sich auf solche zu befleissen/
aber sie dauren selten länger als etwan ein Jahr.

Wenn Nebel und Reiffe fallen/ bleibt dieser Vo-
gel gerne ligen/ und ziehet ungerne/ sonst wann es kalt
und helles Wetter ist/ eilet er desto schleuniger/ sie kommen
fast mit dem Kranwets-Vogel; im letzten Viertel des
Mondes fallen sie am liebsten ein/ und streichen im Ne-
bel hart über der Erden/ hergegen je schöner und heiterer
die Lufft/ je höher ziehet er.

Die Amsel theilet sich auch in etliche Sorten; die
gemeinesten bey uns sind (sonderlich die Männlein)
schwartz/ und das Weiblein ist etwas dunckelbraun/ sie
wohnen gern in Gehägen und Sträuchern/ und bleiben
selten lang an einem Ort/ sondern wechseln hin und wie-
der/ sie werden gewöhnet/ daß sie den Menschen gewisse
Arien und Weisen nachpfeiffen lernen; ihre Speise
ist wie der vorigen/ auch Würm/ Heuschrecken/ Arles-
beer und Holunder. Jm Winter stecken sie in den Ge-
hägen/ und suchen ihre Nahrung darinnen/ sie haben
fast am ersten ihre Jungen ihm Jahr/ daß solche auch
offt erfrieren/ nisten zweymal im Früling/ und im Som-
mer; haben von 3 biß 5 Eyer/ die sind grün und röth-
licht gesprecklicht/ leben von 6 biß 8 Jahr. Jn die gros-
sen Vogelhäuser muß man diese Vögel nicht lassen/ sie
sind bissig/ leiden die andern nicht gerne/ und machen sie
alle unruhig und verwirret. Von den Körnlein der
Granatäpfeln/ schreibt D. Olina, sterben sie. Sie wer-
den mit Mäschen/ Netzen/ Sprenckeln/ und Leim ge-
fangen; sie streichen nicht hauffenweiß/ sondern gantz
zerstreuet/ halten sich gern in den Bircken und Erlenen
Vorhöltzern auf.

Die Ring-Amseln sind schöne Vögel/ weiß und
schwartzbraun gescheckicht/ und haben um den Hals einen
weissen Ring/ halten sich gern und am liebsten in gros-
sen Gebürgen auf/ sollen auch mit den Kranweth-Vö-
geln bißweilen in die Ebene kommen/ ist ein gefressiger
fürwitziger Vogel/ der gern einfället/ und auch andere
mit sich verführet; Die Weidleute sehen ihn gern/
[Spaltenumbruch] wann er mit einen Hauffen Kranwet-Vögeln auf ih-
re Tenne komt/ daher sie auch Nachmittags/ wann er
nur mit wenigen komt/ nicht leicht auf sie ziehen; Son-
dern hoffen gewiß/ er werde Morgen wider zusprechen und
mehr Gäste mit sich bringen; Jhr Strich ist kurtz und
währet am längesten nicht über 5 Tage.

Oriolus oder Galbula, wird in Oesterreich Gu-
gelfyhaus/ wegen seines Geschreyes genant/ das Männ-
lein ist schön gelb mit schwartzen Flügeln/ und das
Weiblein etwas weißlichtgrauer/ kommt allein/ wann
die Kerschen zeitigen/ und wird hernach bey uns nicht
mehr gesehen; in Jtalia frisset er Feigen/ lebt auch sonst
von Würmen; Wie er sein Nest künstlich zwischen
die Bäum-Aeste aufhänge/ und mit Hanff artlich
umwinde/ besihe Aldrovandum. lib. 12 ornitholog.
cap.
39. Er verräthet sich überall auf den Bäumen
mit seinem Geschrey/ wird mit Schröten geschossen/ auch
mit dem Kreutzlein auf Leim-Spindeln gefangen;
Wann er im Frühling komt/ förchtet man selbes Jahr
keinen Reiff mehr.

Ob er in diesen Ländern nistet/ ist ungewiß/ theils
halten dafür/ er niste in Italia im Frühling/ und komme
hernach wann die Kerschen reiffen/ in diese Länder/ fliegt
immer von einen grossen Baum in den andern/ schreyet/
und leidet keinen andern Vogel um sich; Solle die Gel-
süchtigen heilen/ er aber sterben.

Jn Italia/ schreibt Aldrovandus, in primis fere
delitiis habetur, pinguescit enim mirum in mo-
dum, bonum succum generat, carne est admodum
delicata, unde mirum est, quod Galli, ut Bruyerinus
lib. 15. cap. 53. de re cibaria refert, hanc avem a
mensae usu rejiciant;
Wird vom Gesnero Witte-
wall/ Pirolt und Kersenriff genannt. Jch halte auch
dasür/ er könte gefangen werden wie das Rothkröpff-
lein/ oder der Steinrötl/ wann man einen lebendigen in
ein Kefichen thäte und Leimspindlein darüber richte-
te/ würden die andern darauf stechen/ und sich also fan-
gen.

Cap. CVII.
Seidenschwäntzel/ Krummschnäbel und Kernbeiß.
[Spaltenumbruch]

SEidenschwäntzl ist ein Vogel/ der nicht alle Jahr
bey uns gesehen/ und gleichsam für Ominoso
als ein Verkündiger eines annahenden Ster-
bens gehalten wird; Herr Colerus glaubt/ sie kommen
allzeit im siebenden Jahr/ wird auch bey Regenspurg
gar offt gefangen/ hat ein zartes wolgeschmackes Fleisch/
als ob es lieblich gewürtzt wäre/ derhalben er auch allda
von den gemeinen Leuten Pfeffervöglein genennet wird/
trägt auf dem Kopf ein Käpplein/ das er niderlegt und
aufrichtet/ hat eine Stimme gleich wie die kleinen lang-
schweiffigen Meißlein/ die in Oesterreich Pfannenstiel heis-
sen/ in den Flügeln hat er an den Schwingfedern etliche
kleine Carmesin-färbige Pünctlein/ und am Ende des
Schweiffes schön hochgelbe Federlein/ hat sonst am Leib
die Farbe wie ein Häher/ darum ihn auch Gesnerus Gar-
rulum Bohemicum
nennet/ ist aber nicht grösser als ein
Krummschnabel/ ist ein fürwitziger Vogel/ der bald ein-
fällt und bald wieder aufstehet/ werden stracks heimlich/
leben aber nicht lang/ fressen die rothen Vogelbeer.
Man kan sie in dem Zimmer umfliegen lassen/ und mit
[Spaltenumbruch] gar klein-geschnittenen Mörhen oder gelben Ruben er-
halten/ doch thut er in die Keffichen eingesperrt gantz kein
gut.

Der Krummschnabel oder Creutzvogel hat seinen
Namen mit der That/ weil der unter und obere Schna-
bel kreutzweise vor einander gehen/ und gleichsam ein
krummes Creutz machen/ meistentheils gehet der ober
Schnabel auf der rechten Seiten abwärts/ und der
untere Schnabel auf der lincken Seiten aufwärts/ ist
ein wenig/ aber doch nicht viel grösser/ als der erst
itztgedachte/ ist ein artlicher Vogel/ dessen Farb fast
nicht eigentlich zu beschreiben ist/ weil er alle Jahr
solche mercklich verändert/ bald ist er graulicht/ bald
röthlicht/ und bald hat er grünlichte Federn/ mit
auch vermischten gelben; er wird bey uns meistentheils
nur im Winter gesehen/ da er auch zu singen pflegt/ wi-
der anderer Vögel Gebrauch. Gesnerus und Aldro-
vandus
schreibt/ er niste im Jenner oder Anfang des
Hornungs in den grossen Tannenbäumen/ von welcher
Saamen er seine Nahrung nimmt/ ist ein ungeschickter

Vogel/

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ſie gute Locke finden/ daher ſich auf ſolche zu befleiſſen/
aber ſie dauren ſelten laͤnger als etwan ein Jahr.

Wenn Nebel und Reiffe fallen/ bleibt dieſer Vo-
gel gerne ligen/ und ziehet ungerne/ ſonſt wann es kalt
und helles Wetter iſt/ eilet er deſto ſchleuniger/ ſie kommen
faſt mit dem Kranwets-Vogel; im letzten Viertel des
Mondes fallen ſie am liebſten ein/ und ſtreichen im Ne-
bel hart uͤber der Erden/ hergegen je ſchoͤner und heiterer
die Lufft/ je hoͤher ziehet er.

Die Amſel theilet ſich auch in etliche Sorten; die
gemeineſten bey uns ſind (ſonderlich die Maͤnnlein)
ſchwartz/ und das Weiblein iſt etwas dunckelbraun/ ſie
wohnen gern in Gehaͤgen und Straͤuchern/ und bleiben
ſelten lang an einem Ort/ ſondern wechſeln hin und wie-
der/ ſie werden gewoͤhnet/ daß ſie den Menſchen gewiſſe
Arien und Weiſen nachpfeiffen lernen; ihre Speiſe
iſt wie der vorigen/ auch Wuͤrm/ Heuſchrecken/ Arles-
beer und Holunder. Jm Winter ſtecken ſie in den Ge-
haͤgen/ und ſuchen ihre Nahrung darinnen/ ſie haben
faſt am erſten ihre Jungen ihm Jahr/ daß ſolche auch
offt erfrieren/ niſten zweymal im Fruͤling/ und im Som-
mer; haben von 3 biß 5 Eyer/ die ſind gruͤn und roͤth-
licht geſprecklicht/ leben von 6 biß 8 Jahr. Jn die groſ-
ſen Vogelhaͤuſer muß man dieſe Voͤgel nicht laſſen/ ſie
ſind biſſig/ leiden die andern nicht gerne/ und machen ſie
alle unruhig und verwirret. Von den Koͤrnlein der
Granataͤpfeln/ ſchreibt D. Olina, ſterben ſie. Sie wer-
den mit Maͤſchen/ Netzen/ Sprenckeln/ und Leim ge-
fangen; ſie ſtreichen nicht hauffenweiß/ ſondern gantz
zerſtreuet/ halten ſich gern in den Bircken und Erlenen
Vorhoͤltzern auf.

Die Ring-Amſeln ſind ſchoͤne Voͤgel/ weiß und
ſchwartzbraun geſcheckicht/ und haben um den Hals einen
weiſſen Ring/ halten ſich gern und am liebſten in groſ-
ſen Gebuͤrgen auf/ ſollen auch mit den Kranweth-Voͤ-
geln bißweilen in die Ebene kommen/ iſt ein gefreſſiger
fuͤrwitziger Vogel/ der gern einfaͤllet/ und auch andere
mit ſich verfuͤhret; Die Weidleute ſehen ihn gern/
[Spaltenumbruch] wann er mit einen Hauffen Kranwet-Voͤgeln auf ih-
re Tenne komt/ daher ſie auch Nachmittags/ wann er
nur mit wenigen komt/ nicht leicht auf ſie ziehen; Son-
dern hoffen gewiß/ er werde Morgen wider zuſprechen und
mehr Gaͤſte mit ſich bringen; Jhr Strich iſt kurtz und
waͤhret am laͤngeſten nicht uͤber 5 Tage.

Oriolus oder Galbula, wird in Oeſterreich Gu-
gelfyhaus/ wegen ſeines Geſchreyes genant/ das Maͤnn-
lein iſt ſchoͤn gelb mit ſchwartzen Fluͤgeln/ und das
Weiblein etwas weißlichtgrauer/ kommt allein/ wann
die Kerſchen zeitigen/ und wird hernach bey uns nicht
mehr geſehen; in Jtalia friſſet er Feigen/ lebt auch ſonſt
von Wuͤrmen; Wie er ſein Neſt kuͤnſtlich zwiſchen
die Baͤum-Aeſte aufhaͤnge/ und mit Hanff artlich
umwinde/ beſihe Aldrovandum. lib. 12 ornitholog.
cap.
39. Er verraͤthet ſich uͤberall auf den Baͤumen
mit ſeinem Geſchrey/ wird mit Schroͤten geſchoſſen/ auch
mit dem Kreutzlein auf Leim-Spindeln gefangen;
Wann er im Fruͤhling komt/ foͤrchtet man ſelbes Jahr
keinen Reiff mehr.

Ob er in dieſen Laͤndern niſtet/ iſt ungewiß/ theils
halten dafuͤr/ er niſte in Italia im Fruͤhling/ und komme
hernach wann die Kerſchen reiffen/ in dieſe Laͤnder/ fliegt
immer von einen groſſen Baum in den andern/ ſchreyet/
und leidet keinen andern Vogel um ſich; Solle die Gel-
ſuͤchtigen heilen/ er aber ſterben.

Jn Italiâ/ ſchreibt Aldrovandus, in primis ferè
delitiis habetur, pingueſcit enim mirum in mo-
dum, bonum ſuccum generat, carne eſt admodum
delicatâ, unde mirum eſt, quod Galli, ut Bruyerinus
lib. 15. cap. 53. de re cibariâ refert, hanc avem à
menſæ uſu rejiciant;
Wird vom Geſnero Witte-
wall/ Pirolt und Kerſenriff genannt. Jch halte auch
daſuͤr/ er koͤnte gefangen werden wie das Rothkroͤpff-
lein/ oder der Steinroͤtl/ wann man einen lebendigen in
ein Kefichen thaͤte und Leimſpindlein daruͤber richte-
te/ wuͤrden die andern darauf ſtechen/ und ſich alſo fan-
gen.

Cap. CVII.
Seidenſchwaͤntzel/ Krummſchnaͤbel und Kernbeiß.
[Spaltenumbruch]

SEidenſchwaͤntzl iſt ein Vogel/ der nicht alle Jahr
bey uns geſehen/ und gleichſam fuͤr Ominoſo
als ein Verkuͤndiger eines annahenden Ster-
bens gehalten wird; Herr Colerus glaubt/ ſie kommen
allzeit im ſiebenden Jahr/ wird auch bey Regenſpurg
gar offt gefangen/ hat ein zartes wolgeſchmackes Fleiſch/
als ob es lieblich gewuͤrtzt waͤre/ derhalben er auch allda
von den gemeinen Leuten Pfeffervoͤglein genennet wird/
traͤgt auf dem Kopf ein Kaͤpplein/ das er niderlegt und
aufrichtet/ hat eine Stimme gleich wie die kleinen lang-
ſchweiffigẽ Meißlein/ die in Oeſterreich Pfañenſtiel heiſ-
ſen/ in den Fluͤgeln hat er an den Schwingfedern etliche
kleine Carmeſin-faͤrbige Puͤnctlein/ und am Ende des
Schweiffes ſchoͤn hochgelbe Federlein/ hat ſonſt am Leib
die Farbe wie ein Haͤher/ darum ihn auch Geſnerus Gar-
rulum Bohemicum
nennet/ iſt aber nicht groͤſſer als ein
Krummſchnabel/ iſt ein fuͤrwitziger Vogel/ der bald ein-
faͤllt und bald wieder aufſtehet/ werden ſtracks heimlich/
leben aber nicht lang/ freſſen die rothen Vogelbeer.
Man kan ſie in dem Zimmer umfliegen laſſen/ und mit
[Spaltenumbruch] gar klein-geſchnittenen Moͤrhen oder gelben Ruben er-
halten/ doch thut er in die Keffichen eingeſperrt gantz kein
gut.

Der Krummſchnabel oder Creutzvogel hat ſeinen
Namen mit der That/ weil der unter und obere Schna-
bel kreutzweiſe vor einander gehen/ und gleichſam ein
krummes Creutz machen/ meiſtentheils gehet der ober
Schnabel auf der rechten Seiten abwaͤrts/ und der
untere Schnabel auf der lincken Seiten aufwaͤrts/ iſt
ein wenig/ aber doch nicht viel groͤſſer/ als der erſt
itztgedachte/ iſt ein artlicher Vogel/ deſſen Farb faſt
nicht eigentlich zu beſchreiben iſt/ weil er alle Jahr
ſolche mercklich veraͤndert/ bald iſt er graulicht/ bald
roͤthlicht/ und bald hat er gruͤnlichte Federn/ mit
auch vermiſchten gelben; er wird bey uns meiſtentheils
nur im Winter geſehen/ da er auch zu ſingen pflegt/ wi-
der anderer Voͤgel Gebrauch. Geſnerus und Aldro-
vandus
ſchreibt/ er niſte im Jenner oder Anfang des
Hornungs in den groſſen Tannenbaͤumen/ von welcher
Saamen er ſeine Nahrung nimmt/ iſt ein ungeſchickter

Vogel/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0698" n="680"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Adelichen Land- und Feld-Lebens</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;ie gute Locke finden/ daher &#x017F;ich auf &#x017F;olche zu beflei&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
aber &#x017F;ie dauren &#x017F;elten la&#x0364;nger als etwan ein Jahr.</p><lb/>
            <p>Wenn Nebel und Reiffe fallen/ bleibt die&#x017F;er Vo-<lb/>
gel gerne ligen/ und ziehet ungerne/ &#x017F;on&#x017F;t wann es kalt<lb/>
und helles Wetter i&#x017F;t/ eilet er de&#x017F;to &#x017F;chleuniger/ &#x017F;ie kommen<lb/>
fa&#x017F;t mit dem Kranwets-Vogel; im letzten Viertel des<lb/>
Mondes fallen &#x017F;ie am lieb&#x017F;ten ein/ und &#x017F;treichen im Ne-<lb/>
bel hart u&#x0364;ber der Erden/ hergegen je &#x017F;cho&#x0364;ner und heiterer<lb/>
die Lufft/ je ho&#x0364;her ziehet er.</p><lb/>
            <p>Die Am&#x017F;el theilet &#x017F;ich auch in etliche Sorten; die<lb/>
gemeine&#x017F;ten bey uns &#x017F;ind (&#x017F;onderlich die Ma&#x0364;nnlein)<lb/>
&#x017F;chwartz/ und das Weiblein i&#x017F;t etwas dunckelbraun/ &#x017F;ie<lb/>
wohnen gern in Geha&#x0364;gen und Stra&#x0364;uchern/ und bleiben<lb/>
&#x017F;elten lang an einem Ort/ &#x017F;ondern wech&#x017F;eln hin und wie-<lb/>
der/ &#x017F;ie werden gewo&#x0364;hnet/ daß &#x017F;ie den Men&#x017F;chen gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Arien</hi> und Wei&#x017F;en nachpfeiffen lernen; ihre Spei&#x017F;e<lb/>
i&#x017F;t wie der vorigen/ auch Wu&#x0364;rm/ Heu&#x017F;chrecken/ Arles-<lb/>
beer und Holunder. Jm Winter &#x017F;tecken &#x017F;ie in den Ge-<lb/>
ha&#x0364;gen/ und &#x017F;uchen ihre Nahrung darinnen/ &#x017F;ie haben<lb/>
fa&#x017F;t am er&#x017F;ten ihre Jungen ihm Jahr/ daß &#x017F;olche auch<lb/>
offt erfrieren/ ni&#x017F;ten zweymal im Fru&#x0364;ling/ und im Som-<lb/>
mer; haben von 3 biß 5 Eyer/ die &#x017F;ind gru&#x0364;n und ro&#x0364;th-<lb/>
licht ge&#x017F;precklicht/ leben von 6 biß 8 Jahr. Jn die gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Vogelha&#x0364;u&#x017F;er muß man die&#x017F;e Vo&#x0364;gel nicht la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ind bi&#x017F;&#x017F;ig/ leiden die andern nicht gerne/ und machen &#x017F;ie<lb/>
alle unruhig und verwirret. Von den Ko&#x0364;rnlein der<lb/>
Granata&#x0364;pfeln/ &#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">D. Olina,</hi> &#x017F;terben &#x017F;ie. Sie wer-<lb/>
den mit Ma&#x0364;&#x017F;chen/ Netzen/ Sprenckeln/ und Leim ge-<lb/>
fangen; &#x017F;ie &#x017F;treichen nicht hauffenweiß/ &#x017F;ondern gantz<lb/>
zer&#x017F;treuet/ halten &#x017F;ich gern in den Bircken und Erlenen<lb/>
Vorho&#x0364;ltzern auf.</p><lb/>
            <p>Die Ring-Am&#x017F;eln &#x017F;ind &#x017F;cho&#x0364;ne Vo&#x0364;gel/ weiß und<lb/>
&#x017F;chwartzbraun ge&#x017F;checkicht/ und haben um den Hals einen<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Ring/ halten &#x017F;ich gern und am lieb&#x017F;ten in gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Gebu&#x0364;rgen auf/ &#x017F;ollen auch mit den Kranweth-Vo&#x0364;-<lb/>
geln bißweilen in die Ebene kommen/ i&#x017F;t ein gefre&#x017F;&#x017F;iger<lb/>
fu&#x0364;rwitziger Vogel/ der gern einfa&#x0364;llet/ und auch andere<lb/>
mit &#x017F;ich verfu&#x0364;hret; Die Weidleute &#x017F;ehen ihn gern/<lb/><cb/>
wann er mit einen Hauffen Kranwet-Vo&#x0364;geln auf ih-<lb/>
re Tenne komt/ daher &#x017F;ie auch Nachmittags/ wann er<lb/>
nur mit wenigen komt/ nicht leicht auf &#x017F;ie ziehen; Son-<lb/>
dern hoffen gewiß/ er werde Morgen wider zu&#x017F;prechen und<lb/>
mehr Ga&#x0364;&#x017F;te mit &#x017F;ich bringen; Jhr Strich i&#x017F;t kurtz und<lb/>
wa&#x0364;hret am la&#x0364;nge&#x017F;ten nicht u&#x0364;ber 5 Tage.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Oriolus</hi> oder <hi rendition="#aq">Galbula,</hi> wird in Oe&#x017F;terreich Gu-<lb/>
gelfyhaus/ wegen &#x017F;eines Ge&#x017F;chreyes genant/ das Ma&#x0364;nn-<lb/>
lein i&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;n gelb mit &#x017F;chwartzen Flu&#x0364;geln/ und das<lb/>
Weiblein etwas weißlichtgrauer/ kommt allein/ wann<lb/>
die Ker&#x017F;chen zeitigen/ und wird hernach bey uns nicht<lb/>
mehr ge&#x017F;ehen; in Jtalia fri&#x017F;&#x017F;et er Feigen/ lebt auch &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
von Wu&#x0364;rmen; Wie er &#x017F;ein Ne&#x017F;t ku&#x0364;n&#x017F;tlich zwi&#x017F;chen<lb/>
die Ba&#x0364;um-Ae&#x017F;te aufha&#x0364;nge/ und mit Hanff artlich<lb/>
umwinde/ be&#x017F;ihe <hi rendition="#aq">Aldrovandum. lib. 12 ornitholog.<lb/>
cap.</hi> 39. Er verra&#x0364;thet &#x017F;ich u&#x0364;berall auf den Ba&#x0364;umen<lb/>
mit &#x017F;einem Ge&#x017F;chrey/ wird mit Schro&#x0364;ten ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/ auch<lb/>
mit dem Kreutzlein auf Leim-Spindeln gefangen;<lb/>
Wann er im Fru&#x0364;hling komt/ fo&#x0364;rchtet man &#x017F;elbes Jahr<lb/>
keinen Reiff mehr.</p><lb/>
            <p>Ob er in die&#x017F;en La&#x0364;ndern ni&#x017F;tet/ i&#x017F;t ungewiß/ theils<lb/>
halten dafu&#x0364;r/ er ni&#x017F;te in <hi rendition="#aq">Italia</hi> im Fru&#x0364;hling/ und komme<lb/>
hernach wann die Ker&#x017F;chen reiffen/ in die&#x017F;e La&#x0364;nder/ fliegt<lb/>
immer von einen gro&#x017F;&#x017F;en Baum in den andern/ &#x017F;chreyet/<lb/>
und leidet keinen andern Vogel um &#x017F;ich; Solle die Gel-<lb/>
&#x017F;u&#x0364;chtigen heilen/ er aber &#x017F;terben.</p><lb/>
            <p>Jn <hi rendition="#aq">Italiâ/</hi> &#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">Aldrovandus, in primis ferè<lb/>
delitiis habetur, pingue&#x017F;cit enim mirum in mo-<lb/>
dum, bonum &#x017F;uccum generat, carne e&#x017F;t admodum<lb/>
delicatâ, unde mirum e&#x017F;t, quod Galli, ut Bruyerinus<lb/>
lib. 15. cap. 53. de re cibariâ refert, hanc avem à<lb/>
men&#x017F;æ u&#x017F;u rejiciant;</hi> Wird vom <hi rendition="#aq">Ge&#x017F;nero</hi> Witte-<lb/>
wall/ Pirolt und Ker&#x017F;enriff genannt. Jch halte auch<lb/>
da&#x017F;u&#x0364;r/ er ko&#x0364;nte gefangen werden wie das Rothkro&#x0364;pff-<lb/>
lein/ oder der Steinro&#x0364;tl/ wann man einen lebendigen in<lb/>
ein Kefichen tha&#x0364;te und Leim&#x017F;pindlein daru&#x0364;ber richte-<lb/>
te/ wu&#x0364;rden die andern darauf &#x017F;techen/ und &#x017F;ich al&#x017F;o fan-<lb/>
gen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> CVII</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Seiden&#x017F;chwa&#x0364;ntzel/ Krumm&#x017F;chna&#x0364;bel und Kernbeiß.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Eiden&#x017F;chwa&#x0364;ntzl i&#x017F;t ein Vogel/ der nicht alle Jahr<lb/>
bey uns ge&#x017F;ehen/ und gleich&#x017F;am fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Omino&#x017F;o</hi><lb/>
als ein Verku&#x0364;ndiger eines annahenden Ster-<lb/>
bens gehalten wird; Herr <hi rendition="#aq">Colerus</hi> glaubt/ &#x017F;ie kommen<lb/>
allzeit im &#x017F;iebenden Jahr/ wird auch bey Regen&#x017F;purg<lb/>
gar offt gefangen/ hat ein zartes wolge&#x017F;chmackes Flei&#x017F;ch/<lb/>
als ob es lieblich gewu&#x0364;rtzt wa&#x0364;re/ derhalben er auch allda<lb/>
von den gemeinen Leuten Pfeffervo&#x0364;glein genennet wird/<lb/>
tra&#x0364;gt auf dem Kopf ein Ka&#x0364;pplein/ das er niderlegt und<lb/>
aufrichtet/ hat eine Stimme gleich wie die kleinen lang-<lb/>
&#x017F;chweiffige&#x0303; Meißlein/ die in Oe&#x017F;terreich Pfan&#x0303;en&#x017F;tiel hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ in den Flu&#x0364;geln hat er an den Schwingfedern etliche<lb/>
kleine Carme&#x017F;in-fa&#x0364;rbige Pu&#x0364;nctlein/ und am Ende des<lb/>
Schweiffes &#x017F;cho&#x0364;n hochgelbe Federlein/ hat &#x017F;on&#x017F;t am Leib<lb/>
die Farbe wie ein Ha&#x0364;her/ darum ihn auch <hi rendition="#aq">Ge&#x017F;nerus Gar-<lb/>
rulum Bohemicum</hi> nennet/ i&#x017F;t aber nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als ein<lb/>
Krumm&#x017F;chnabel/ i&#x017F;t ein fu&#x0364;rwitziger Vogel/ der bald ein-<lb/>
fa&#x0364;llt und bald wieder auf&#x017F;tehet/ werden &#x017F;tracks heimlich/<lb/>
leben aber nicht lang/ fre&#x017F;&#x017F;en die rothen Vogelbeer.<lb/>
Man kan &#x017F;ie in dem Zimmer umfliegen la&#x017F;&#x017F;en/ und mit<lb/><cb/>
gar klein-ge&#x017F;chnittenen Mo&#x0364;rhen oder gelben Ruben er-<lb/>
halten/ doch thut er in die Keffichen einge&#x017F;perrt gantz kein<lb/>
gut.</p><lb/>
            <p>Der Krumm&#x017F;chnabel oder Creutzvogel hat &#x017F;einen<lb/>
Namen mit der That/ weil der unter und obere Schna-<lb/>
bel kreutzwei&#x017F;e vor einander gehen/ und gleich&#x017F;am ein<lb/>
krummes Creutz machen/ mei&#x017F;tentheils gehet der ober<lb/>
Schnabel auf der rechten Seiten abwa&#x0364;rts/ und der<lb/>
untere Schnabel auf der lincken Seiten aufwa&#x0364;rts/ i&#x017F;t<lb/>
ein wenig/ aber doch nicht viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ als der er&#x017F;t<lb/>
itztgedachte/ i&#x017F;t ein artlicher Vogel/ de&#x017F;&#x017F;en Farb fa&#x017F;t<lb/>
nicht eigentlich zu be&#x017F;chreiben i&#x017F;t/ weil er alle Jahr<lb/>
&#x017F;olche mercklich vera&#x0364;ndert/ bald i&#x017F;t er graulicht/ bald<lb/>
ro&#x0364;thlicht/ und bald hat er gru&#x0364;nlichte Federn/ mit<lb/>
auch vermi&#x017F;chten gelben; er wird bey uns mei&#x017F;tentheils<lb/>
nur im Winter ge&#x017F;ehen/ da er auch zu &#x017F;ingen pflegt/ wi-<lb/>
der anderer Vo&#x0364;gel Gebrauch. <hi rendition="#aq">Ge&#x017F;nerus</hi> und <hi rendition="#aq">Aldro-<lb/>
vandus</hi> &#x017F;chreibt/ er ni&#x017F;te im Jenner oder Anfang des<lb/>
Hornungs in den gro&#x017F;&#x017F;en Tannenba&#x0364;umen/ von welcher<lb/>
Saamen er &#x017F;eine Nahrung nimmt/ i&#x017F;t ein unge&#x017F;chickter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vogel/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[680/0698] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ſie gute Locke finden/ daher ſich auf ſolche zu befleiſſen/ aber ſie dauren ſelten laͤnger als etwan ein Jahr. Wenn Nebel und Reiffe fallen/ bleibt dieſer Vo- gel gerne ligen/ und ziehet ungerne/ ſonſt wann es kalt und helles Wetter iſt/ eilet er deſto ſchleuniger/ ſie kommen faſt mit dem Kranwets-Vogel; im letzten Viertel des Mondes fallen ſie am liebſten ein/ und ſtreichen im Ne- bel hart uͤber der Erden/ hergegen je ſchoͤner und heiterer die Lufft/ je hoͤher ziehet er. Die Amſel theilet ſich auch in etliche Sorten; die gemeineſten bey uns ſind (ſonderlich die Maͤnnlein) ſchwartz/ und das Weiblein iſt etwas dunckelbraun/ ſie wohnen gern in Gehaͤgen und Straͤuchern/ und bleiben ſelten lang an einem Ort/ ſondern wechſeln hin und wie- der/ ſie werden gewoͤhnet/ daß ſie den Menſchen gewiſſe Arien und Weiſen nachpfeiffen lernen; ihre Speiſe iſt wie der vorigen/ auch Wuͤrm/ Heuſchrecken/ Arles- beer und Holunder. Jm Winter ſtecken ſie in den Ge- haͤgen/ und ſuchen ihre Nahrung darinnen/ ſie haben faſt am erſten ihre Jungen ihm Jahr/ daß ſolche auch offt erfrieren/ niſten zweymal im Fruͤling/ und im Som- mer; haben von 3 biß 5 Eyer/ die ſind gruͤn und roͤth- licht geſprecklicht/ leben von 6 biß 8 Jahr. Jn die groſ- ſen Vogelhaͤuſer muß man dieſe Voͤgel nicht laſſen/ ſie ſind biſſig/ leiden die andern nicht gerne/ und machen ſie alle unruhig und verwirret. Von den Koͤrnlein der Granataͤpfeln/ ſchreibt D. Olina, ſterben ſie. Sie wer- den mit Maͤſchen/ Netzen/ Sprenckeln/ und Leim ge- fangen; ſie ſtreichen nicht hauffenweiß/ ſondern gantz zerſtreuet/ halten ſich gern in den Bircken und Erlenen Vorhoͤltzern auf. Die Ring-Amſeln ſind ſchoͤne Voͤgel/ weiß und ſchwartzbraun geſcheckicht/ und haben um den Hals einen weiſſen Ring/ halten ſich gern und am liebſten in groſ- ſen Gebuͤrgen auf/ ſollen auch mit den Kranweth-Voͤ- geln bißweilen in die Ebene kommen/ iſt ein gefreſſiger fuͤrwitziger Vogel/ der gern einfaͤllet/ und auch andere mit ſich verfuͤhret; Die Weidleute ſehen ihn gern/ wann er mit einen Hauffen Kranwet-Voͤgeln auf ih- re Tenne komt/ daher ſie auch Nachmittags/ wann er nur mit wenigen komt/ nicht leicht auf ſie ziehen; Son- dern hoffen gewiß/ er werde Morgen wider zuſprechen und mehr Gaͤſte mit ſich bringen; Jhr Strich iſt kurtz und waͤhret am laͤngeſten nicht uͤber 5 Tage. Oriolus oder Galbula, wird in Oeſterreich Gu- gelfyhaus/ wegen ſeines Geſchreyes genant/ das Maͤnn- lein iſt ſchoͤn gelb mit ſchwartzen Fluͤgeln/ und das Weiblein etwas weißlichtgrauer/ kommt allein/ wann die Kerſchen zeitigen/ und wird hernach bey uns nicht mehr geſehen; in Jtalia friſſet er Feigen/ lebt auch ſonſt von Wuͤrmen; Wie er ſein Neſt kuͤnſtlich zwiſchen die Baͤum-Aeſte aufhaͤnge/ und mit Hanff artlich umwinde/ beſihe Aldrovandum. lib. 12 ornitholog. cap. 39. Er verraͤthet ſich uͤberall auf den Baͤumen mit ſeinem Geſchrey/ wird mit Schroͤten geſchoſſen/ auch mit dem Kreutzlein auf Leim-Spindeln gefangen; Wann er im Fruͤhling komt/ foͤrchtet man ſelbes Jahr keinen Reiff mehr. Ob er in dieſen Laͤndern niſtet/ iſt ungewiß/ theils halten dafuͤr/ er niſte in Italia im Fruͤhling/ und komme hernach wann die Kerſchen reiffen/ in dieſe Laͤnder/ fliegt immer von einen groſſen Baum in den andern/ ſchreyet/ und leidet keinen andern Vogel um ſich; Solle die Gel- ſuͤchtigen heilen/ er aber ſterben. Jn Italiâ/ ſchreibt Aldrovandus, in primis ferè delitiis habetur, pingueſcit enim mirum in mo- dum, bonum ſuccum generat, carne eſt admodum delicatâ, unde mirum eſt, quod Galli, ut Bruyerinus lib. 15. cap. 53. de re cibariâ refert, hanc avem à menſæ uſu rejiciant; Wird vom Geſnero Witte- wall/ Pirolt und Kerſenriff genannt. Jch halte auch daſuͤr/ er koͤnte gefangen werden wie das Rothkroͤpff- lein/ oder der Steinroͤtl/ wann man einen lebendigen in ein Kefichen thaͤte und Leimſpindlein daruͤber richte- te/ wuͤrden die andern darauf ſtechen/ und ſich alſo fan- gen. Cap. CVII. Seidenſchwaͤntzel/ Krummſchnaͤbel und Kernbeiß. SEidenſchwaͤntzl iſt ein Vogel/ der nicht alle Jahr bey uns geſehen/ und gleichſam fuͤr Ominoſo als ein Verkuͤndiger eines annahenden Ster- bens gehalten wird; Herr Colerus glaubt/ ſie kommen allzeit im ſiebenden Jahr/ wird auch bey Regenſpurg gar offt gefangen/ hat ein zartes wolgeſchmackes Fleiſch/ als ob es lieblich gewuͤrtzt waͤre/ derhalben er auch allda von den gemeinen Leuten Pfeffervoͤglein genennet wird/ traͤgt auf dem Kopf ein Kaͤpplein/ das er niderlegt und aufrichtet/ hat eine Stimme gleich wie die kleinen lang- ſchweiffigẽ Meißlein/ die in Oeſterreich Pfañenſtiel heiſ- ſen/ in den Fluͤgeln hat er an den Schwingfedern etliche kleine Carmeſin-faͤrbige Puͤnctlein/ und am Ende des Schweiffes ſchoͤn hochgelbe Federlein/ hat ſonſt am Leib die Farbe wie ein Haͤher/ darum ihn auch Geſnerus Gar- rulum Bohemicum nennet/ iſt aber nicht groͤſſer als ein Krummſchnabel/ iſt ein fuͤrwitziger Vogel/ der bald ein- faͤllt und bald wieder aufſtehet/ werden ſtracks heimlich/ leben aber nicht lang/ freſſen die rothen Vogelbeer. Man kan ſie in dem Zimmer umfliegen laſſen/ und mit gar klein-geſchnittenen Moͤrhen oder gelben Ruben er- halten/ doch thut er in die Keffichen eingeſperrt gantz kein gut. Der Krummſchnabel oder Creutzvogel hat ſeinen Namen mit der That/ weil der unter und obere Schna- bel kreutzweiſe vor einander gehen/ und gleichſam ein krummes Creutz machen/ meiſtentheils gehet der ober Schnabel auf der rechten Seiten abwaͤrts/ und der untere Schnabel auf der lincken Seiten aufwaͤrts/ iſt ein wenig/ aber doch nicht viel groͤſſer/ als der erſt itztgedachte/ iſt ein artlicher Vogel/ deſſen Farb faſt nicht eigentlich zu beſchreiben iſt/ weil er alle Jahr ſolche mercklich veraͤndert/ bald iſt er graulicht/ bald roͤthlicht/ und bald hat er gruͤnlichte Federn/ mit auch vermiſchten gelben; er wird bey uns meiſtentheils nur im Winter geſehen/ da er auch zu ſingen pflegt/ wi- der anderer Voͤgel Gebrauch. Geſnerus und Aldro- vandus ſchreibt/ er niſte im Jenner oder Anfang des Hornungs in den groſſen Tannenbaͤumen/ von welcher Saamen er ſeine Nahrung nimmt/ iſt ein ungeſchickter Vogel/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/698
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/698>, abgerufen am 30.12.2024.