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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] mit Wein und Eſſig/ ihnen die Eſſigkeit zu erhalten und
zu erwecken.

Ob das Joch den Ochſen beſſer an die Haͤlſe/ als an
die Hoͤrner angelegt werde/ (wie Columella will) iſt
dieſer Unterſcheid zu halten/ daß man an ebenen Orten
dieſes kan paſſiren laſſen/ wo es aber Bergauf und Thal-
ab gehet/ hat der Wagen (wann das Joch am Hals
ligt) zu Thal keine Haltung/ daher beſſer iſt/ das Joch
an die Hoͤrner anzubinden/ weil ſie auch daſelbſt ihre
groͤſte Staͤrcke haben.

Die Savoyarden/ wie Herr de Serre ſchreibt/
brauchen ein gedoppelt Joch/ und binden das eine an die
Hoͤrner/ das andere an den Hals/ vermeynet/ es kom-
me die Ochſen/ der Weg ſey hoch oder nieder/ dergeſtalt
am allerleichteſten an; dißfalls iſt ſich nun nach der Lan-
des-Art/ und gemeinen Gebrauch zu richten/ wann man
[Spaltenumbruch] nur mit dem Viehe ſittſam/ gelind und gebuͤhrlich um-
gehet/ und ſolches nicht uͤbertreibt.

Ein Knecht kan auch wol (wo ſtarcke zaͤhe Felder
ſind) ſein Tagwerck mit zwey paar Ochſen dergeſtalt
verrichten/ daß er Morgens ein Paar/ und Nachmit-
tag das andere Paar einſpannet; in der groſſen Hitze
aber muß die Arbeit allein fruͤhe und Abends geſchehen;
an theils Orten werden auch gar die Kuͤhe eingeſpannet/
man muß aber nur die galten/ die nicht tragen/ darzu ge-
wehnen/ und ſie des Tages nur auf etliche Stundẽ brau-
chen/ ſo wird man an der Milch keinen ſonderlichen Ab-
gang ſpuͤhren.

Alle Arbeit muß fruͤhe angefangen/ und nicht allzu-
ſpat geendet/ nichts zur Unzeit fuͤrgenommen/ noch durch
Verſaumnis verwarloſet/ weder bey ſchoͤnem Wetter
und guter Zeit aufgeſchoben/ noch bey allzudoͤrrer oder zu
naſſer Witterung fuͤr die Hand genommen werden.

Cap. X.
Wann das Feld zu bauen.
[Spaltenumbruch]

BEy trockenem Gewitter und hartem Acker zu pfluͤ-
gen/ iſt nicht allein/ well es Menſchen und Vieh
ſauer ankommt/ unbequem und faſt unthunlich/
ſondern auch/ wann das Feld mit Gewalt gepfluͤget
wird/ zu beſorgen/ daß die hitzige Lufft/ die noch wenige
uͤberbliebene Feuchtigkeit aus dem Eingeweid der Erden
vollends gantz ausſauge/ und die Krafft/ ſo ſie dem
Saamen geben ſolle/ voͤllig benehme; zu dem man auch
nicht tieff und gerade genug pfluͤgen kan/ ja offt mancher
Ort ſo hart wie Stein/ von dem Pflugeiſen gantz unbe-
ruͤhrt/ daher der Saamen ohne Grund/ von dem Gefluͤ-
gel aufgefreſſen/ und damit dem Unkraut Platz gemacht
wird. Das Vieh wird durch ſchweres ziehen abgemer-
gelt/ die Pflugſchaaren ſtumpff/ offt das Geſchirr zer-
brochen/ und doch wenig verrichtet; und werden ſonder-
lich die ſandichten Felder (die ſonſt leichter in der Duͤr-
ren zu bauen) zu ſolcher Zeit/ wann man ſie umreiſſet/
am meiſten verderbt/ weil ſie von ſolcher unzeitiger Er-
oͤffnung/ alles ihres inhabenden Safftes und Krafftes
beraubet werden.

So wenig iſt auch thunlich/ in der Naͤſſe/ bey ko-
ticht und ſchlammichtem Wetter/ bevorab in ſtarcken
und laimichten Feldern/ einige Bau-Arbeit mit dem
Pflug vorzunehmen/ denn die Erde/ ſonderlich der zaͤhe
Letten/ legt ſich gantz unzerbrochen um/ oder macht doch
aufs wenigſte groſſe und ungeheure Schrollen/ die durch
nachfolgende Duͤrren/ wie ein Stein erharten/ den ein-
geworffenen Saamen in ſich erſticken/ oder doch mit
doppelter Muͤhe zu brechen und voneinander zu ſchlagen
ſind; ſo greifft auch der Pflug (an Orten/ wo es ſeichte
Aecker hat) allzutieff ein/ ſchiebt den guten Grund un-
terſich/ und den ſchlechten herauf/ dardurch ein Feld ver-
derbt/ und uͤbel wieder zu verbeſſern iſt.

Gleichfalls/ wann das Wetter gar zu kalt/ und die
Erden etwas gefroren iſt/ ſoll man ſich huͤten zu ackern/
weiln die Kaͤlte gar zu tieff in die Aecker dringet/ und die
natuͤrliche Waͤrme/ welche der Erden fermentation
und Befruͤchtigung muß befoͤrdern/ aus dem Grund her-
aus treibet/ und ihre unfruchtbare kalte Qualitet derſel-
bigen eingieſſet/ und dardurch auf viel Jahr Schaden
bringt.

[Spaltenumbruch]

Sowol iſt auch die allzugroſſe Hitze ſchaͤdlich zu die-
ſer Handthierung/ weil die aͤuſerliche Hitze calorem agri
nativum intrinſecum, qui ſuâ naturâ ſurſum tendit per
aperta Terræ Viſcera,
deſto leichter an ſich ziehet/ und
ſolche zur Traͤchtigkeit hoͤchſtnoͤthige qualitet gaͤntzlich
entziehet/ die innere Feuchtigkeit ausrauchen/ und alſo
das Feld untauglich machet.

Daher dieſe Feld-Arbeit anzuſtellen bey tempe-
rir
tem Wetter/ wann Himmel/ Lufft und Erden in gu-
ter Vereinigung und Accord ſtehen/ welches nicht allein
die Arbeit befoͤrdert und erleichtert/ ſondern auch zu Beſ-
ſerung des Feldes/ Empfangung des Saamens/ und
Befriedigung der geitzigen Hoffnung des Hausvatters/
auch zu ſonderbarem Lob und Nutzen ſeiner wolbeſtell-
ten Wirthſchafft dienet; da im Gegentheil von unrechtem
Beginnen der Feld-Arbeit/ man von der gantzen Nach-
barſchafft Spott/ und ſeinen eigenen unwiederbringli-
chen Schaden zu gewarten hat.

Die Aſtronomi wollen im zunehmenden Monden/
ſonderlich in Krebſen und Fiſchen/ ſolle man die magern/
trocknen und hochgelegnen Aecker bauen und beſaͤen/ auch
allerley harte Getrayd anbauen/ Hanfkoͤrner und Lein
aber ſoll man ſaͤen/ wann der Mond in der Wage laufft.
Die feiſten und tief-gelegenen Aecker ſoll man bauen
und beſaamen/ wie auch Sommerkorn/ Erbſen/ Boh-
nen/ Linſen/ Hirs und Halden im abnehmenden Mon-
den/ ſonderlich/ wann er im Stier/ Jungfrau/ Wag/
und Steinbock laufft/ da ſoll es/ ihrer Meynung nach/
am bequemſten und gluͤckſeligſten ſeyn.

Jedoch iſt dieſes auch wol zu beobachten/ daß man
feuchte und laimichte Felder lieber in der Duͤrren; hin-
gegen ſandichte und trockene lieber bey feuchtem Wetter
(nur daß keines uͤbermaͤſſig ſey) arbeiten ſolle; Jtem
je fetter/ ſtaͤrcker und traͤchtiger ein Grund/ deſto eher/
beſſer/ oͤffter/ fleiſſiger und anhaͤbiger will er gepflogen/
und zu allen Zeiten beſchicket werden/ damit man das
Unkraut (welches hierinnen gewoͤhnlich am meiſten
waͤchſet) deſto fuͤglicher kan heraus verbannen; ein leich-
tes und mageres Feld darff nicht ſo viel/ muß allein im
Herbſt und Fruͤling/ und wenig im Sommer geackert
werden/ damit es von der zu ſelben Jahrs Zeiten herr-

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/40>, abgerufen am 07.01.2025.