[Spaltenumbruch]
mit Wein und Essig/ ihnen die Essigkeit zu erhalten und
zu erwecken.
Ob das Joch den Ochsen besser an die Hälse/ als an
die Hörner angelegt werde/ (wie Columella will) ist
dieser Unterscheid zu halten/ daß man an ebenen Orten
dieses kan passiren lassen/ wo es aber Bergauf und Thal-
ab gehet/ hat der Wagen (wann das Joch am Hals
ligt) zu Thal keine Haltung/ daher besser ist/ das Joch
an die Hörner anzubinden/ weil sie auch daselbst ihre
gröste Stärcke haben.
Die Savoyarden/ wie Herr de Serre schreibt/
brauchen ein gedoppelt Joch/ und binden das eine an die
Hörner/ das andere an den Hals/ vermeynet/ es kom-
me die Ochsen/ der Weg sey hoch oder nieder/ dergestalt
am allerleichtesten an; dißfalls ist sich nun nach der Lan-
des-Art/ und gemeinen Gebrauch zu richten/ wann man
[Spaltenumbruch]
nur mit dem Viehe sittsam/ gelind und gebührlich um-
gehet/ und solches nicht übertreibt.
Ein Knecht kan auch wol (wo starcke zähe Felder
sind) sein Tagwerck mit zwey paar Ochsen dergestalt
verrichten/ daß er Morgens ein Paar/ und Nachmit-
tag das andere Paar einspannet; in der grossen Hitze
aber muß die Arbeit allein frühe und Abends geschehen;
an theils Orten werden auch gar die Kühe eingespannet/
man muß aber nur die galten/ die nicht tragen/ darzu ge-
wehnen/ und sie des Tages nur auf etliche Stunden brau-
chen/ so wird man an der Milch keinen sonderlichen Ab-
gang spühren.
Alle Arbeit muß frühe angefangen/ und nicht allzu-
spat geendet/ nichts zur Unzeit fürgenommen/ noch durch
Versaumnis verwarloset/ weder bey schönem Wetter
und guter Zeit aufgeschoben/ noch bey allzudörrer oder zu
nasser Witterung für die Hand genommen werden.
Cap. X.
Wann das Feld zu bauen.
[Spaltenumbruch]
BEy trockenem Gewitter und hartem Acker zu pflü-
gen/ ist nicht allein/ well es Menschen und Vieh
sauer ankommt/ unbequem und fast unthunlich/
sondern auch/ wann das Feld mit Gewalt gepflüget
wird/ zu besorgen/ daß die hitzige Lufft/ die noch wenige
überbliebene Feuchtigkeit aus dem Eingeweid der Erden
vollends gantz aussauge/ und die Krafft/ so sie dem
Saamen geben solle/ völlig benehme; zu dem man auch
nicht tieff und gerade genug pflügen kan/ ja offt mancher
Ort so hart wie Stein/ von dem Pflugeisen gantz unbe-
rührt/ daher der Saamen ohne Grund/ von dem Geflü-
gel aufgefressen/ und damit dem Unkraut Platz gemacht
wird. Das Vieh wird durch schweres ziehen abgemer-
gelt/ die Pflugschaaren stumpff/ offt das Geschirr zer-
brochen/ und doch wenig verrichtet; und werden sonder-
lich die sandichten Felder (die sonst leichter in der Dür-
ren zu bauen) zu solcher Zeit/ wann man sie umreisset/
am meisten verderbt/ weil sie von solcher unzeitiger Er-
öffnung/ alles ihres inhabenden Safftes und Krafftes
beraubet werden.
So wenig ist auch thunlich/ in der Nässe/ bey ko-
ticht und schlammichtem Wetter/ bevorab in starcken
und laimichten Feldern/ einige Bau-Arbeit mit dem
Pflug vorzunehmen/ denn die Erde/ sonderlich der zähe
Letten/ legt sich gantz unzerbrochen um/ oder macht doch
aufs wenigste grosse und ungeheure Schrollen/ die durch
nachfolgende Dürren/ wie ein Stein erharten/ den ein-
geworffenen Saamen in sich ersticken/ oder doch mit
doppelter Mühe zu brechen und voneinander zu schlagen
sind; so greifft auch der Pflug (an Orten/ wo es seichte
Aecker hat) allzutieff ein/ schiebt den guten Grund un-
tersich/ und den schlechten herauf/ dardurch ein Feld ver-
derbt/ und übel wieder zu verbessern ist.
Gleichfalls/ wann das Wetter gar zu kalt/ und die
Erden etwas gefroren ist/ soll man sich hüten zu ackern/
weiln die Kälte gar zu tieff in die Aecker dringet/ und die
natürliche Wärme/ welche der Erden fermentation
und Befrüchtigung muß befördern/ aus dem Grund her-
aus treibet/ und ihre unfruchtbare kalte Qualitet dersel-
bigen eingiesset/ und dardurch auf viel Jahr Schaden
bringt.
[Spaltenumbruch]
Sowol ist auch die allzugrosse Hitze schädlich zu die-
ser Handthierung/ weil die äuserliche Hitze calorem agri
nativum intrinsecum, qui sua natura sursum tendit per
aperta Terrae Viscera, desto leichter an sich ziehet/ und
solche zur Trächtigkeit höchstnöthige qualitet gäntzlich
entziehet/ die innere Feuchtigkeit ausrauchen/ und also
das Feld untauglich machet.
Daher diese Feld-Arbeit anzustellen bey tempe-
rirtem Wetter/ wann Himmel/ Lufft und Erden in gu-
ter Vereinigung und Accord stehen/ welches nicht allein
die Arbeit befördert und erleichtert/ sondern auch zu Bes-
serung des Feldes/ Empfangung des Saamens/ und
Befriedigung der geitzigen Hoffnung des Hausvatters/
auch zu sonderbarem Lob und Nutzen seiner wolbestell-
ten Wirthschafft dienet; da im Gegentheil von unrechtem
Beginnen der Feld-Arbeit/ man von der gantzen Nach-
barschafft Spott/ und seinen eigenen unwiederbringli-
chen Schaden zu gewarten hat.
Die Astronomi wollen im zunehmenden Monden/
sonderlich in Krebsen und Fischen/ solle man die magern/
trocknen und hochgelegnen Aecker bauen und besäen/ auch
allerley harte Getrayd anbauen/ Hanfkörner und Lein
aber soll man säen/ wann der Mond in der Wage laufft.
Die feisten und tief-gelegenen Aecker soll man bauen
und besaamen/ wie auch Sommerkorn/ Erbsen/ Boh-
nen/ Linsen/ Hirs und Halden im abnehmenden Mon-
den/ sonderlich/ wann er im Stier/ Jungfrau/ Wag/
und Steinbock laufft/ da soll es/ ihrer Meynung nach/
am bequemsten und glückseligsten seyn.
Jedoch ist dieses auch wol zu beobachten/ daß man
feuchte und laimichte Felder lieber in der Dürren; hin-
gegen sandichte und trockene lieber bey feuchtem Wetter
(nur daß keines übermässig sey) arbeiten solle; Jtem
je fetter/ stärcker und trächtiger ein Grund/ desto eher/
besser/ öffter/ fleissiger und anhäbiger will er gepflogen/
und zu allen Zeiten beschicket werden/ damit man das
Unkraut (welches hierinnen gewöhnlich am meisten
wächset) desto füglicher kan heraus verbannen; ein leich-
tes und mageres Feld darff nicht so viel/ muß allein im
Herbst und Früling/ und wenig im Sommer geackert
werden/ damit es von der zu selben Jahrs Zeiten herr-