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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Zehenden Buchs Erster Theil/ Bienenhütten.
[Spaltenumbruch] geben/ es wird ihnen allda im Nahmen des Churfür-
stens gereichet eine Tonnen Bier/ mit zweyen Schef-
feln Brod/ und ein Viertel Erbsen/ darzu legen sie von
dem ihren noch andere vier Faß/ und schlemmen etliche
Tage nacheinander/ und haben also ihre Zechen/ wie an-
dere Handwercke/ die den Nahmen wol recht von dem
Zechen haben/ weil sie mit Zechen/ fressen und sauffen/ den
gemeinen Mißbrauch nach/ begangen und gehalten wer-
den.

Die Zeidler nun (sagt Herr Colerus ferner) ha-
ben schöne Hayden/ (dardurch er grosse Wälder verste-
het) und schöne Wiesen darzu; Sie kauffen einander
die Hönig Zeidlung/ Bienen und Beuten ab/ wie an-
dere gemeine Erbgüter oder vielmehr Lehengüter/ geben
Leutkauff und werden eingewiesen. Darnach die Hay-
den sind/ darnach geben sie auch darfür/ wer nur eine
halbe Hayde hat/ der giebt nur die Helffte/ wer eine
gantze Hayde hat/ der giebts gantz; um acht/ neun oder
zehen Schock kan man eine gantze Hayde kauffen. Es
hat auch jeder alle Jahr Macht zwölff neue Beuten aus-
zuhauen/ doch muß solches mit Bewust und Bewilli-
gung der Hayde-Reuter geschehen; es taugen aber nicht
[Spaltenumbruch] alle Bäume darzu/ die Windfällig/ und Wipffeldürr/
schadhafft und nicht fein dicht sind/ die nehmen sie nicht
darzu. Daselbst hat man die Bienen in den Wäldern
in eitel Fiechten und Kühnfören/ ich habe auch (sagt Co-
lerus
) Bienen in einem hohlen Nußbaum wohnen sehen.
Jns gemein nehmen sie seine gerade Kühnbäume oder
Kühnföhren/ wie sie in Oesterreich genennet werden/ dar-
zu/ die im Wald allein stehen/ und an welchen andere
Bäume nicht nahend angelegen sind/ damit die Bienen
daselbst ihre Sonn und Lufft/ auch freyen Flug haben
können; von diesen Bäumen hauen sie von unten her
biß schier gar oben an die Aeste glatt weg/ und in der Mit-
te des Baumes setzen sie die Beuten/ und das wegen der
Dieb und um der Bären willen/ weil dieselben dem Hö-
nig gefährlich sind/ und grossen Schaden thun. Wie sie
in Polen den Bären das Hönig-naschen wehren/ schreibt
Herr Heresbach, sie hängen einen grossen schweren Ham-
mer oder Klotz über die Thür des Bienenstocks/ wann nun
der Bär kommt/ und dieser Hindernus halber unwillig den
Hammer empor wirfft/ fällt er ihm mit grossen Ungestümm
wieder auf den Kopff/ und je ungedultiger der Bär da-
mit umgehet/ je mehr Schläge kriegt er.

Cap. XIX.
Vom Alter der Bienen.
[Spaltenumbruch]

VOn ihrem Alter sind die alten und neuen Autho-
ren nicht einerley Opinion; Unser fürtrefflicher
Maro redet also von ihnen:

Ergo, ipsas quamvis angustus terminus aevi
Excipiat (neque enim plus septima ducitur aestas)
At genus immortale manet; multosque per annos
Stat fortuna domus, & avi numerantur avo-
rum.

das ist/ ob sie gleich kurtzes Leben/ und nicht mehr als sie-
ben Jahr erreichen; bleiben doch ihre Nachkommen/ die
sie nach und nach abtreiben/ auf viel Jahr/ also daß man
von einem Stock viel andere fortpflantzet/ und also gleich-
sam unsterbliche Bienen hat. Etliche haben ihr Leben auf
zehen Jahr erstrecken wollen/ der Author aber des neuen
Bienenbüchleins sagt/ die Erfahrung gebe es/ daß sie
selten über vier Jahr gut thun/ nicht daß sie nicht länger
leben solten/ sondern daß ihre Arbeit nicht mehr wol von
statten gehe/ schwartz und stinckend (gleichwie ein altes
Haus) den Ruß annimmt/ und wurmstichig wird/ gewin-
net auch Zapffen und Löcher/ gleich als fielen die Wän-
de ein/ in einem Hause/ und wann nun diese Zeichen er-
scheinen/ soll man sie hinweg thun und nicht länger ste-
[Spaltenumbruch] hen lassen/ sonderlich wann sie feist sind/ und viel Hönig
haben/ anders ziehen sie selbst auf den Früling hinweg/
und suchen ein andere Herberge.

Vielleicht werden aus dieser Ursach im Königreich
Ungern die Bienstöck/ die schon 2 oder 3 mal abgetrieben
haben/ jährlich mit Wasser oder Feuer getödtet/ behal-
ten allein die jungen ein- und zweyjährigen Bienen/ und
die übrigen werden Hönig und Bienen miteinander zu-
sammen eingestossen/ in Fässer und Geschirr eingemacht/
und also verkaufft/ so wol für eine Grausamkeit/ will
nicht sagen/ grossen Undanck möchte gehalten werden/
Gutes dergestalt mit Bösen zu vergelten/ da hingegen
an andern Orten verbotten ist die Bienen zu tödten. O-
ves tondere decet, non deglubere.
Bißweilen stehen sie
wol von freyen Stücken ab/ und kommen um/ als wann
der/ so sie gehabt/ und ihrer mit Wartung gepflogen hat/
gestorben ist; oder/ wann man diebisch und untreu da-
mit umgehet; wann es nasse Sommer/ grosse Ungewit-
ter und Sturmwinde giebt; weil zu solcher Zeit weder
Gras noch Blumen Hönigreich/ und von dem klebe-
richten Hönigthau nicht beseuchtet sind/ indem alles vom
Regen abgewaschen wird.

Cap. XX.
Von der Bienen Feinden.
[Spaltenumbruch]

GLeichwie kein Königreich oder Republic unter
denen Welt-Provinzen sich befindet/ so wol be-
stellt und versichert/ daß es nicht bißweilen durch
Krieg/ Aufruhr und feindlichen Angriff wäre ange-
sprengt und belästiget worden/ indem nichts vollkomme-
nes auf der Welt zu finden/ und jedes seine Widerwär-
tigkeit findet/ bißweilen auch wol selbst suchet: Also ge-
het es auch unsern Bienlein/ denen ein Hausvatter/ so
viel möglich/ zu Hülffe kommen soll/ dann gar zu verhü-
[Spaltenumbruch] ten/ daß sie nicht im Sommer/ von denen hin- und wieder
die Lufft durchstreichenden schnellen Schwalben/ am
Aus- und Heimflug/ oder vom andern Geflügel solten
aufgefangen und gefressen werden/ ist keine menschliche
Möglichkeit/ die solches gar verwehren kan; und wie
der offtgedachte Author des neuen Bienen-Büchleins
meldet/ so können drey oder vier gute Bienenschwärme
nicht so viel Bienenhecken als diese wegfressen; und wo
Schwalben in der Nähe/ bey dem Bienenhause nisten/

da schwär-

Zehenden Buchs Erſter Theil/ Bienenhuͤtten.
[Spaltenumbruch] geben/ es wird ihnen allda im Nahmen des Churfuͤr-
ſtens gereichet eine Tonnen Bier/ mit zweyen Schef-
feln Brod/ und ein Viertel Erbſen/ darzu legen ſie von
dem ihren noch andere vier Faß/ und ſchlemmen etliche
Tage nacheinander/ und haben alſo ihre Zechen/ wie an-
dere Handwercke/ die den Nahmen wol recht von dem
Zechen haben/ weil ſie mit Zechen/ freſſen und ſauffen/ den
gemeinen Mißbrauch nach/ begangen und gehalten wer-
den.

Die Zeidler nun (ſagt Herꝛ Colerus ferner) ha-
ben ſchoͤne Hayden/ (dardurch er groſſe Waͤlder verſte-
het) und ſchoͤne Wieſen darzu; Sie kauffen einander
die Hoͤnig Zeidlung/ Bienen und Beuten ab/ wie an-
dere gemeine Erbguͤter oder vielmehr Lehenguͤter/ geben
Leutkauff und werden eingewieſen. Darnach die Hay-
den ſind/ darnach geben ſie auch darfuͤr/ wer nur eine
halbe Hayde hat/ der giebt nur die Helffte/ wer eine
gantze Hayde hat/ der giebts gantz; um acht/ neun oder
zehen Schock kan man eine gantze Hayde kauffen. Es
hat auch jeder alle Jahr Macht zwoͤlff neue Beuten aus-
zuhauen/ doch muß ſolches mit Bewuſt und Bewilli-
gung der Hayde-Reuter geſchehen; es taugen aber nicht
[Spaltenumbruch] alle Baͤume darzu/ die Windfaͤllig/ und Wipffelduͤrr/
ſchadhafft und nicht fein dicht ſind/ die nehmen ſie nicht
darzu. Daſelbſt hat man die Bienen in den Waͤldern
in eitel Fiechten und Kuͤhnfoͤren/ ich habe auch (ſagt Co-
lerus
) Bienen in einem hohlen Nußbaum wohnen ſehen.
Jns gemein nehmen ſie ſeine gerade Kuͤhnbaͤume oder
Kuͤhnfoͤhren/ wie ſie in Oeſterreich genennet werden/ dar-
zu/ die im Wald allein ſtehen/ und an welchen andere
Baͤume nicht nahend angelegen ſind/ damit die Bienen
daſelbſt ihre Sonn und Lufft/ auch freyen Flug haben
koͤnnen; von dieſen Baͤumen hauen ſie von unten her
biß ſchier gar oben an die Aeſte glatt weg/ und in der Mit-
te des Baumes ſetzen ſie die Beuten/ und das wegen der
Dieb und um der Baͤren willen/ weil dieſelben dem Hoͤ-
nig gefaͤhrlich ſind/ und groſſen Schaden thun. Wie ſie
in Polen den Baͤren das Hoͤnig-naſchen wehren/ ſchreibt
Herꝛ Heresbach, ſie haͤngen einen groſſen ſchwerẽ Ham-
mer oder Klotz uͤber die Thuͤr des Bienenſtocks/ wañ nun
der Baͤr kom̃t/ und dieſer Hindernus halber unwillig den
Hammer empor wirfft/ faͤllt er ihm mit groſſen Ungeſtuͤm̃
wieder auf den Kopff/ und je ungedultiger der Baͤr da-
mit umgehet/ je mehr Schlaͤge kriegt er.

Cap. XIX.
Vom Alter der Bienen.
[Spaltenumbruch]

VOn ihrem Alter ſind die alten und neuen Autho-
ren nicht einerley Opinion; Unſer fuͤrtrefflicher
Maro redet alſo von ihnen:

Ergô, ipſas quamvis anguſtus terminus ævi
Excipiat (neque enim plus ſeptima ducitur æſtas)
At genus immortale manet; multosq́ue per annos
Stat fortuna domus, & avi numerantur avo-
rum.

das iſt/ ob ſie gleich kurtzes Leben/ und nicht mehr als ſie-
ben Jahr erreichen; bleiben doch ihre Nachkommen/ die
ſie nach und nach abtreiben/ auf viel Jahr/ alſo daß man
von einem Stock viel andere fortpflantzet/ und alſo gleich-
ſam unſterbliche Bienen hat. Etliche haben ihr Leben auf
zehen Jahr erſtrecken wollen/ der Author aber des neuen
Bienenbuͤchleins ſagt/ die Erfahrung gebe es/ daß ſie
ſelten uͤber vier Jahr gut thun/ nicht daß ſie nicht laͤnger
leben ſolten/ ſondern daß ihre Arbeit nicht mehr wol von
ſtatten gehe/ ſchwartz und ſtinckend (gleichwie ein altes
Haus) den Ruß annim̃t/ und wurmſtichig wird/ gewin-
net auch Zapffen und Loͤcher/ gleich als fielen die Waͤn-
de ein/ in einem Hauſe/ und wann nun dieſe Zeichen er-
ſcheinen/ ſoll man ſie hinweg thun und nicht laͤnger ſte-
[Spaltenumbruch] hen laſſen/ ſonderlich wann ſie feiſt ſind/ und viel Hoͤnig
haben/ anders ziehen ſie ſelbſt auf den Fruͤling hinweg/
und ſuchen ein andere Herberge.

Vielleicht werden aus dieſer Urſach im Koͤnigreich
Ungern die Bienſtoͤck/ die ſchon 2 oder 3 mal abgetrieben
haben/ jaͤhrlich mit Waſſer oder Feuer getoͤdtet/ behal-
ten allein die jungen ein- und zweyjaͤhrigen Bienen/ und
die uͤbrigen werden Hoͤnig und Bienen miteinander zu-
ſammen eingeſtoſſen/ in Faͤſſer und Geſchirꝛ eingemacht/
und alſo verkaufft/ ſo wol fuͤr eine Grauſamkeit/ will
nicht ſagen/ groſſen Undanck moͤchte gehalten werden/
Gutes dergeſtalt mit Boͤſen zu vergelten/ da hingegen
an andern Orten verbotten iſt die Bienen zu toͤdten. O-
ves tondere decet, non deglubere.
Bißweilen ſtehen ſie
wol von freyen Stuͤcken ab/ und kommen um/ als wann
der/ ſo ſie gehabt/ und ihrer mit Wartung gepflogen hat/
geſtorben iſt; oder/ wann man diebiſch und untreu da-
mit umgehet; wann es naſſe Sommer/ groſſe Ungewit-
ter und Sturmwinde giebt; weil zu ſolcher Zeit weder
Gras noch Blumen Hoͤnigreich/ und von dem klebe-
richten Hoͤnigthau nicht beſeuchtet ſind/ indem alles vom
Regen abgewaſchen wird.

Cap. XX.
Von der Bienen Feinden.
[Spaltenumbruch]

GLeichwie kein Koͤnigreich oder Republic unter
denen Welt-Provinzen ſich befindet/ ſo wol be-
ſtellt und verſichert/ daß es nicht bißweilen durch
Krieg/ Aufruhr und feindlichen Angriff waͤre ange-
ſprengt und belaͤſtiget worden/ indem nichts vollkomme-
nes auf der Welt zu finden/ und jedes ſeine Widerwaͤr-
tigkeit findet/ bißweilen auch wol ſelbſt ſuchet: Alſo ge-
het es auch unſern Bienlein/ denen ein Hausvatter/ ſo
viel moͤglich/ zu Huͤlffe kommen ſoll/ dann gar zu verhuͤ-
[Spaltenumbruch] ten/ daß ſie nicht im Sommer/ von denen hin- und wieder
die Lufft durchſtreichenden ſchnellen Schwalben/ am
Aus- und Heimflug/ oder vom andern Gefluͤgel ſolten
aufgefangen und gefreſſen werden/ iſt keine menſchliche
Moͤglichkeit/ die ſolches gar verwehren kan; und wie
der offtgedachte Author des neuen Bienen-Buͤchleins
meldet/ ſo koͤnnen drey oder vier gute Bienenſchwaͤrme
nicht ſo viel Bienenhecken als dieſe wegfreſſen; und wo
Schwalben in der Naͤhe/ bey dem Bienenhauſe niſten/

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[375/0393] Zehenden Buchs Erſter Theil/ Bienenhuͤtten. geben/ es wird ihnen allda im Nahmen des Churfuͤr- ſtens gereichet eine Tonnen Bier/ mit zweyen Schef- feln Brod/ und ein Viertel Erbſen/ darzu legen ſie von dem ihren noch andere vier Faß/ und ſchlemmen etliche Tage nacheinander/ und haben alſo ihre Zechen/ wie an- dere Handwercke/ die den Nahmen wol recht von dem Zechen haben/ weil ſie mit Zechen/ freſſen und ſauffen/ den gemeinen Mißbrauch nach/ begangen und gehalten wer- den. Die Zeidler nun (ſagt Herꝛ Colerus ferner) ha- ben ſchoͤne Hayden/ (dardurch er groſſe Waͤlder verſte- het) und ſchoͤne Wieſen darzu; Sie kauffen einander die Hoͤnig Zeidlung/ Bienen und Beuten ab/ wie an- dere gemeine Erbguͤter oder vielmehr Lehenguͤter/ geben Leutkauff und werden eingewieſen. Darnach die Hay- den ſind/ darnach geben ſie auch darfuͤr/ wer nur eine halbe Hayde hat/ der giebt nur die Helffte/ wer eine gantze Hayde hat/ der giebts gantz; um acht/ neun oder zehen Schock kan man eine gantze Hayde kauffen. Es hat auch jeder alle Jahr Macht zwoͤlff neue Beuten aus- zuhauen/ doch muß ſolches mit Bewuſt und Bewilli- gung der Hayde-Reuter geſchehen; es taugen aber nicht alle Baͤume darzu/ die Windfaͤllig/ und Wipffelduͤrr/ ſchadhafft und nicht fein dicht ſind/ die nehmen ſie nicht darzu. Daſelbſt hat man die Bienen in den Waͤldern in eitel Fiechten und Kuͤhnfoͤren/ ich habe auch (ſagt Co- lerus) Bienen in einem hohlen Nußbaum wohnen ſehen. Jns gemein nehmen ſie ſeine gerade Kuͤhnbaͤume oder Kuͤhnfoͤhren/ wie ſie in Oeſterreich genennet werden/ dar- zu/ die im Wald allein ſtehen/ und an welchen andere Baͤume nicht nahend angelegen ſind/ damit die Bienen daſelbſt ihre Sonn und Lufft/ auch freyen Flug haben koͤnnen; von dieſen Baͤumen hauen ſie von unten her biß ſchier gar oben an die Aeſte glatt weg/ und in der Mit- te des Baumes ſetzen ſie die Beuten/ und das wegen der Dieb und um der Baͤren willen/ weil dieſelben dem Hoͤ- nig gefaͤhrlich ſind/ und groſſen Schaden thun. Wie ſie in Polen den Baͤren das Hoͤnig-naſchen wehren/ ſchreibt Herꝛ Heresbach, ſie haͤngen einen groſſen ſchwerẽ Ham- mer oder Klotz uͤber die Thuͤr des Bienenſtocks/ wañ nun der Baͤr kom̃t/ und dieſer Hindernus halber unwillig den Hammer empor wirfft/ faͤllt er ihm mit groſſen Ungeſtuͤm̃ wieder auf den Kopff/ und je ungedultiger der Baͤr da- mit umgehet/ je mehr Schlaͤge kriegt er. Cap. XIX. Vom Alter der Bienen. VOn ihrem Alter ſind die alten und neuen Autho- ren nicht einerley Opinion; Unſer fuͤrtrefflicher Maro redet alſo von ihnen: Ergô, ipſas quamvis anguſtus terminus ævi Excipiat (neque enim plus ſeptima ducitur æſtas) At genus immortale manet; multosq́ue per annos Stat fortuna domus, & avi numerantur avo- rum. das iſt/ ob ſie gleich kurtzes Leben/ und nicht mehr als ſie- ben Jahr erreichen; bleiben doch ihre Nachkommen/ die ſie nach und nach abtreiben/ auf viel Jahr/ alſo daß man von einem Stock viel andere fortpflantzet/ und alſo gleich- ſam unſterbliche Bienen hat. Etliche haben ihr Leben auf zehen Jahr erſtrecken wollen/ der Author aber des neuen Bienenbuͤchleins ſagt/ die Erfahrung gebe es/ daß ſie ſelten uͤber vier Jahr gut thun/ nicht daß ſie nicht laͤnger leben ſolten/ ſondern daß ihre Arbeit nicht mehr wol von ſtatten gehe/ ſchwartz und ſtinckend (gleichwie ein altes Haus) den Ruß annim̃t/ und wurmſtichig wird/ gewin- net auch Zapffen und Loͤcher/ gleich als fielen die Waͤn- de ein/ in einem Hauſe/ und wann nun dieſe Zeichen er- ſcheinen/ ſoll man ſie hinweg thun und nicht laͤnger ſte- hen laſſen/ ſonderlich wann ſie feiſt ſind/ und viel Hoͤnig haben/ anders ziehen ſie ſelbſt auf den Fruͤling hinweg/ und ſuchen ein andere Herberge. Vielleicht werden aus dieſer Urſach im Koͤnigreich Ungern die Bienſtoͤck/ die ſchon 2 oder 3 mal abgetrieben haben/ jaͤhrlich mit Waſſer oder Feuer getoͤdtet/ behal- ten allein die jungen ein- und zweyjaͤhrigen Bienen/ und die uͤbrigen werden Hoͤnig und Bienen miteinander zu- ſammen eingeſtoſſen/ in Faͤſſer und Geſchirꝛ eingemacht/ und alſo verkaufft/ ſo wol fuͤr eine Grauſamkeit/ will nicht ſagen/ groſſen Undanck moͤchte gehalten werden/ Gutes dergeſtalt mit Boͤſen zu vergelten/ da hingegen an andern Orten verbotten iſt die Bienen zu toͤdten. O- ves tondere decet, non deglubere. Bißweilen ſtehen ſie wol von freyen Stuͤcken ab/ und kommen um/ als wann der/ ſo ſie gehabt/ und ihrer mit Wartung gepflogen hat/ geſtorben iſt; oder/ wann man diebiſch und untreu da- mit umgehet; wann es naſſe Sommer/ groſſe Ungewit- ter und Sturmwinde giebt; weil zu ſolcher Zeit weder Gras noch Blumen Hoͤnigreich/ und von dem klebe- richten Hoͤnigthau nicht beſeuchtet ſind/ indem alles vom Regen abgewaſchen wird. Cap. XX. Von der Bienen Feinden. GLeichwie kein Koͤnigreich oder Republic unter denen Welt-Provinzen ſich befindet/ ſo wol be- ſtellt und verſichert/ daß es nicht bißweilen durch Krieg/ Aufruhr und feindlichen Angriff waͤre ange- ſprengt und belaͤſtiget worden/ indem nichts vollkomme- nes auf der Welt zu finden/ und jedes ſeine Widerwaͤr- tigkeit findet/ bißweilen auch wol ſelbſt ſuchet: Alſo ge- het es auch unſern Bienlein/ denen ein Hausvatter/ ſo viel moͤglich/ zu Huͤlffe kommen ſoll/ dann gar zu verhuͤ- ten/ daß ſie nicht im Sommer/ von denen hin- und wieder die Lufft durchſtreichenden ſchnellen Schwalben/ am Aus- und Heimflug/ oder vom andern Gefluͤgel ſolten aufgefangen und gefreſſen werden/ iſt keine menſchliche Moͤglichkeit/ die ſolches gar verwehren kan; und wie der offtgedachte Author des neuen Bienen-Buͤchleins meldet/ ſo koͤnnen drey oder vier gute Bienenſchwaͤrme nicht ſo viel Bienenhecken als dieſe wegfreſſen; und wo Schwalben in der Naͤhe/ bey dem Bienenhauſe niſten/ da ſchwaͤr-

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/393>, abgerufen am 30.12.2024.