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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Erstes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] der andern Obrigkeit sich erhebt/ so gehets des Eisen-
Obmanns Instanz an/ und muß daselbst ausgetragen/
oder da sie daselbst nicht vergleichlich/ bey der Nider-
Oesterreichischen Hof-Cammer auf das schleunigst ex-
pedi
rt/ von dem Cammer-Grafen aber muß nach Grätz
appellirt werden.

Jtem die Holtzungen/ Kohlenmachen und dergleichen/
sollen von der Grund-Obrigkeit nicht mit neuen Aufla-
gen beschweret/ die Wasser-Flüsse/ darauf man das
Eysen fortbringet/ nicht gesperrt/ verhindert/ oder mit
Fischärchen (dardurch grosser Schade geschehen kan)
belegt/ wie auch die Ab- und Zufuhren/ des Proviants
so wol als des Eysens/ nicht gehemmet/ oder mit eini-
gerley Hindernus fürsätzlich oder ohngefähr belästiget/
sondern die Fahrten und Weege zu Wasser und Land
also und dergestalt versehen werden/ daß so wol die Eysen-
und Proviant-Fuhren zu Land auf allen Strassen/ als
auch die Schiffe hin und wider keinen Anstoß oder Jr-
rung haben/ die Wege ausgebessert/ mit Brücken/ und
andern Nothdurfften versehen/ versichert und wol versor-
get werden. Uber dieses haben auch die Jnner- und Vor-
der-Bergischen Eysen-Bergwercks-Arbeiter/ so wol
auch die jenigen/ welche Eysen/ Kohl/ Ertz und anders
führen/ diese Freyheit/ daß sie unter den Feyer-Tagen
nur diese halten dörffen/ als Weyhenachten/ Ostern
und Pfingsten/ auch alle Sonntäge/ Jtem den Fron-
leichnams Tage/ so lang der Umgang währet/ Jtem das
Neue Jahr/ die heiligen drey Könige/ der zwölff Apostel
Täge/ ausser S. Thomas. (weil er so nahe vor Weyhe-
nachten einfällt) Jtem feyren sie Maria Liechtmessen/
Himmelfahrt/ Verkündigung und Geburts-Tag/ Jtem
die Himmelfahrt Christi/ S. Johannis Baptistae Tag/
S. Oswaldi und S. Barbarae Tag/ als ihrer sonder-
bahren Patronen; doch alle diese Feyer-Tage arbeiten
sie gleichwol Vormittags biß auf den Mittage/ und
feyren allein Nachmittages/ und alle vorhergehende
Feyerabends und heilige Abends-Täge werden völlig
hinaus gearbeitet.

Das Jnnerbergische Eisenwesen wird eigentlich
Gewerckschafft genennet/ ihr Handels-Gezirck ist gantz
Oesterreich/ Böheim/ Mähren/ und hauptsächlich mit
dem Stahl ins Reich. Die aber den vordern Berge
bearbeiten/ werden nicht Gewerckschafft/ sondern Rath-
meister geheissen/ (hat jeder besonders sein erkaufftes
Berg- oder Ertz-Rechten und Rath-Werck/ das ist/
Schmeltz-Hütten/ wo in denen so genannten Blähäusern
das Eysen zu grossen Massen und Stücken verarbeitet
[Spaltenumbruch] wird) die verlegen die Herren Jnnhaber der Hämmer/
als Praelat von Admont, Graf von Schwartzenberg/
Herr von Stubenberg/ Saurau und andere auf ihren
dort und da habenden grossen so genannten Welschen
Hämmern/ und ferners auch darunter gehörigen kleinen
Hämmern/ da dann allerhand Zeuge Sorten verfertigt
werden. Diese nun versehen gantz Steyermarck/ und
Nider-Ungern abwerts gegen der Sau/ (dahin die
Gewerckschafft in den innern Bergen nicht darff) und
Neustadt ist ihr Gräntz-Gezirck. Jn Jtalien sind beede
Jnner- und Vorder-Bergischen zu handeln nicht berech-
tiget; die letzern aber dörffen gleichwol Vässel Stahl
nach Venedig und Jtalien bringen. Sonst was das
Eysen betrifft/ haben ihren gewöhnlichen Handel dahin
die Kärnderischen Bergwercks-Jnnhaber/ als die von
Grotta/ Paulen und andere. Haben also jeder Theil seine
ausgetheilte Ort/ damit jeder seinen Handel unverhin-
dert fortsetzen/ und keiner dem andern einigen Eintrag
thun möge/ deßwegen auch eigne Uberreuter bestellt
sind/ daß jeder seines Rechtes unmolestirt und frey sicher
geniessen könne.

Das Vorder-Berger-Eysen hat/ damit es das Vat-
terland wolfeiler haben möchte/ vom Ertz-Berg an/ ei-
ne ringere Frohn/ dessen Bearbeit- und Bewirthschaff-
tung so wol bey der Wurtzen/ als nachgehends bey dem
Rath- und Hammer-Wercks-Wesen wird immerfort/
ohne einige Reformation, im vorigen Stand gelassen/ da
nemlich wie bißhero/ so wol was die Rad- als Hammer-
Meister betrifft/ das Werck von lauter Privat-Par-
teyen unterhalten und verlegt/ auch also immerfort wol-
ständig continuirt und bearbeitet wird. Das Jnner-
Bergische aber/ weils in andere Länder/ sonderlich aber
in Oesterreich aus Steyer (welches vorher zween Landes-
Fürsten gehabt) geführt wird/ hat von einen Centner 18
Kreutzer Maut geben müssen/ dabey es auch jetzt/ wiewol
sie nur einer Lands-Fürstlichen Obrigkeit gehören/ sein
Verbleiben.

Daß ich aber von diesen etwas weitläuffiger gehan-
delt/ ist geschehen/ weil viel vornehme Lands-Mitglieder
auch bey der Jnnerbergischen Gewerckschafft mit in der
Einlag sind/ damit die jenigen/ so etwan ferner Lust sich
einverleiben zu lassen/ genugsame Information hätten/
wie alles beschaffen sey. Dieses alles ist mir von einem
guten Freunde/ der aber unentdeckt seyn wollen/ com-
munici
rt worden/ sonst hätte ich nicht unterlassen/ seiner
gleichmässig/ mit billichem Ruhm zu gedencken; und so
gut ichs empfangen/ habe ichs auch mittheilen wollen.

Cap. LXXIX.
Bediente/ so zum Eysen-Bergwerck Jnnern Bergs gehören.
[Spaltenumbruch]

DEs Käyserlichen Bergwercks und Cammer-Guts
erste Instanz ist der Cammer-Graf/ von ihm geht
die Appellation an die Hof-Cammer. Des Ei-
sen-Obmanns Iurisdiction und Bottmässigkeit fängt
sich an/ wann solches Cammer-Gut zu Bürgerlichen
Gewerben gedeyet/ dahin auch die Proviants-Glieder
Grästen/ Scheibs/ Burchstall und dergleichen gehören.
Käyserliche Beamte/ nechst den Cammer-Grafen/ sind
der Bergrichter/ Rauch-Eysen-Wäger/ Mautner/
Schinerer/ der mit dem Berg-Compost weiß umzuge-
hen/ die von der Hoff-Cammer besoldet werden. Zu
[Spaltenumbruch] Bestellung und Bewirtschafftung am Berg in Eysen-
Ertz sind bestellet ein Bergschaffer und zwey Ober-Hut-
leute/ die von der Gewerckschafft besoldet sind. Die
Vorgeher werden von den Gliedern der Gewerckschafft
selbst erwehlet. Drey Vorgeher samt den Kastnern sollen
zu Steyer wohnen/ ihnen auch ein Cassier/ ein Buchhalter/
ein Zeugs-Verhandler/ ein Eysen-Cammerer/ zween Zeugs-
Empfanger/ ein Kastner und Pfund-Außwäger zuge-
ordnet seyn; wiewol die Haupt-Buchhalterey itzund ins
Eysen-Ertz transferirt worden. Bey der Rad- und
Hammerwerks-Bewirtschaffung/ soll an jedem Ort gleich-

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Erſtes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] der andern Obrigkeit ſich erhebt/ ſo gehets des Eiſen-
Obmanns Inſtanz an/ und muß daſelbſt ausgetragen/
oder da ſie daſelbſt nicht vergleichlich/ bey der Nider-
Oeſterreichiſchen Hof-Cammer auf das ſchleunigſt ex-
pedi
rt/ von dem Cammer-Grafen aber muß nach Graͤtz
appellirt werden.

Jtem die Holtzungen/ Kohlenmachen und dergleichen/
ſollen von der Grund-Obrigkeit nicht mit neuen Aufla-
gen beſchweret/ die Waſſer-Fluͤſſe/ darauf man das
Eyſen fortbringet/ nicht geſperrt/ verhindert/ oder mit
Fiſchaͤrchen (dardurch groſſer Schade geſchehen kan)
belegt/ wie auch die Ab- und Zufuhren/ des Proviants
ſo wol als des Eyſens/ nicht gehemmet/ oder mit eini-
gerley Hindernus fuͤrſaͤtzlich oder ohngefaͤhr belaͤſtiget/
ſondern die Fahrten und Weege zu Waſſer und Land
alſo und dergeſtalt verſehen werden/ daß ſo wol die Eyſen-
und Proviant-Fuhren zu Land auf allen Straſſen/ als
auch die Schiffe hin und wider keinen Anſtoß oder Jr-
rung haben/ die Wege ausgebeſſert/ mit Bruͤcken/ und
andern Nothdurfften verſehen/ verſichert und wol verſor-
get werden. Uber dieſes haben auch die Jnner- und Vor-
der-Bergiſchen Eyſen-Bergwercks-Arbeiter/ ſo wol
auch die jenigen/ welche Eyſen/ Kohl/ Ertz und anders
fuͤhren/ dieſe Freyheit/ daß ſie unter den Feyer-Tagen
nur dieſe halten doͤrffen/ als Weyhenachten/ Oſtern
und Pfingſten/ auch alle Sonntaͤge/ Jtem den Fron-
leichnams Tage/ ſo lang der Umgang waͤhret/ Jtem das
Neue Jahr/ die heiligen drey Koͤnige/ der zwoͤlff Apoſtel
Taͤge/ auſſer S. Thomas. (weil er ſo nahe vor Weyhe-
nachten einfaͤllt) Jtem feyren ſie Maria Liechtmeſſen/
Himmelfahrt/ Verkuͤndigung und Geburts-Tag/ Jtem
die Himmelfahrt Chriſti/ S. Johannis Baptiſtæ Tag/
S. Oſwaldi und S. Barbaræ Tag/ als ihrer ſonder-
bahren Patronen; doch alle dieſe Feyer-Tage arbeiten
ſie gleichwol Vormittags biß auf den Mittage/ und
feyren allein Nachmittages/ und alle vorhergehende
Feyerabends und heilige Abends-Taͤge werden voͤllig
hinaus gearbeitet.

Das Jnnerbergiſche Eiſenweſen wird eigentlich
Gewerckſchafft genennet/ ihr Handels-Gezirck iſt gantz
Oeſterreich/ Boͤheim/ Maͤhren/ und hauptſaͤchlich mit
dem Stahl ins Reich. Die aber den vordern Berge
bearbeiten/ werden nicht Gewerckſchafft/ ſondern Rath-
meiſter geheiſſen/ (hat jeder beſonders ſein erkaufftes
Berg- oder Ertz-Rechten und Rath-Werck/ das iſt/
Schmeltz-Huͤtten/ wo in denen ſo genannten Blaͤhaͤuſern
das Eyſen zu groſſen Maſſen und Stuͤcken verarbeitet
[Spaltenumbruch] wird) die verlegen die Herren Jnnhaber der Haͤmmer/
als Prælat von Admont, Graf von Schwartzenberg/
Herr von Stubenberg/ Saurau und andere auf ihren
dort und da habenden groſſen ſo genannten Welſchen
Haͤmmern/ und ferners auch darunter gehoͤrigen kleinen
Haͤmmern/ da dann allerhand Zeuge Sorten verfertigt
werden. Dieſe nun verſehen gantz Steyermarck/ und
Nider-Ungern abwerts gegen der Sau/ (dahin die
Gewerckſchafft in den innern Bergen nicht darff) und
Neuſtadt iſt ihr Graͤntz-Gezirck. Jn Jtalien ſind beede
Jnner- und Vorder-Bergiſchen zu handeln nicht berech-
tiget; die letzern aber doͤrffen gleichwol Vaͤſſel Stahl
nach Venedig und Jtalien bringen. Sonſt was das
Eyſen betrifft/ haben ihren gewoͤhnlichen Handel dahin
die Kaͤrnderiſchen Bergwercks-Jnnhaber/ als die von
Grotta/ Paulen und andere. Haben alſo jeder Theil ſeine
ausgetheilte Ort/ damit jeder ſeinen Handel unverhin-
dert fortſetzen/ und keiner dem andern einigen Eintrag
thun moͤge/ deßwegen auch eigne Uberreuter beſtellt
ſind/ daß jeder ſeines Rechtes unmoleſtirt und frey ſicher
genieſſen koͤnne.

Das Vorder-Berger-Eyſen hat/ damit es das Vat-
terland wolfeiler haben moͤchte/ vom Ertz-Berg an/ ei-
ne ringere Frohn/ deſſen Bearbeit- und Bewirthſchaff-
tung ſo wol bey der Wurtzen/ als nachgehends bey dem
Rath- und Hammer-Wercks-Weſen wird immerfort/
ohne einige Reformation, im vorigen Stand gelaſſen/ da
nemlich wie bißhero/ ſo wol was die Rad- als Hammer-
Meiſter betrifft/ das Werck von lauter Privat-Par-
teyen unterhalten und verlegt/ auch alſo immerfort wol-
ſtaͤndig continuirt und bearbeitet wird. Das Jnner-
Bergiſche aber/ weils in andere Laͤnder/ ſonderlich aber
in Oeſterreich aus Steyer (welches vorher zween Landes-
Fuͤrſten gehabt) gefuͤhrt wird/ hat von einen Centner 18
Kreutzer Maut geben muͤſſen/ dabey es auch jetzt/ wiewol
ſie nur einer Lands-Fuͤrſtlichen Obrigkeit gehoͤren/ ſein
Verbleiben.

Daß ich aber von dieſen etwas weitlaͤuffiger gehan-
delt/ iſt geſchehen/ weil viel vornehme Lands-Mitglieder
auch bey der Jnnerbergiſchen Gewerckſchafft mit in der
Einlag ſind/ damit die jenigen/ ſo etwan ferner Luſt ſich
einverleiben zu laſſen/ genugſame Information haͤtten/
wie alles beſchaffen ſey. Dieſes alles iſt mir von einem
guten Freunde/ der aber unentdeckt ſeyn wollen/ com-
munici
rt worden/ ſonſt haͤtte ich nicht unterlaſſen/ ſeiner
gleichmaͤſſig/ mit billichem Ruhm zu gedencken; und ſo
gut ichs empfangen/ habe ichs auch mittheilen wollen.

Cap. LXXIX.
Bediente/ ſo zum Eyſen-Bergwerck Jnnern Bergs gehoͤren.
[Spaltenumbruch]

DEs Kaͤyſerlichen Bergwercks und Cammer-Guts
erſte Inſtanz iſt der Cammer-Graf/ von ihm geht
die Appellation an die Hof-Cammer. Des Ei-
ſen-Obmanns Iurisdiction und Bottmaͤſſigkeit faͤngt
ſich an/ wann ſolches Cammer-Gut zu Buͤrgerlichen
Gewerben gedeyet/ dahin auch die Proviants-Glieder
Graͤſten/ Scheibs/ Burchſtall und dergleichen gehoͤren.
Kaͤyſerliche Beamte/ nechſt den Cammer-Grafen/ ſind
der Bergrichter/ Rauch-Eyſen-Waͤger/ Mautner/
Schinerer/ der mit dem Berg-Compoſt weiß umzuge-
hen/ die von der Hoff-Cammer beſoldet werden. Zu
[Spaltenumbruch] Beſtellung und Bewirtſchafftung am Berg in Eyſen-
Ertz ſind beſtellet ein Bergſchaffer und zwey Ober-Hut-
leute/ die von der Gewerckſchafft beſoldet ſind. Die
Vorgeher werden von den Gliedern der Gewerckſchafft
ſelbſt erwehlet. Drey Vorgeher ſamt den Kaſtnern ſollen
zu Steyer wohnen/ ihnẽ auch ein Caſſier/ ein Buchhalter/
ein Zeugs-Verhandler/ ein Eyſen-Cam̃erer/ zweẽ Zeugs-
Empfanger/ ein Kaſtner und Pfund-Außwaͤger zuge-
ordnet ſeyn; wiewol die Haupt-Buchhalterey itzund ins
Eyſen-Ertz transferirt worden. Bey der Rad- und
Ham̃erwerks-Bewirtſchaffung/ ſoll an jedem Ort gleich-

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[81/0099] Erſtes Buch/ Land-Gut. der andern Obrigkeit ſich erhebt/ ſo gehets des Eiſen- Obmanns Inſtanz an/ und muß daſelbſt ausgetragen/ oder da ſie daſelbſt nicht vergleichlich/ bey der Nider- Oeſterreichiſchen Hof-Cammer auf das ſchleunigſt ex- pedirt/ von dem Cammer-Grafen aber muß nach Graͤtz appellirt werden. Jtem die Holtzungen/ Kohlenmachen und dergleichen/ ſollen von der Grund-Obrigkeit nicht mit neuen Aufla- gen beſchweret/ die Waſſer-Fluͤſſe/ darauf man das Eyſen fortbringet/ nicht geſperrt/ verhindert/ oder mit Fiſchaͤrchen (dardurch groſſer Schade geſchehen kan) belegt/ wie auch die Ab- und Zufuhren/ des Proviants ſo wol als des Eyſens/ nicht gehemmet/ oder mit eini- gerley Hindernus fuͤrſaͤtzlich oder ohngefaͤhr belaͤſtiget/ ſondern die Fahrten und Weege zu Waſſer und Land alſo und dergeſtalt verſehen werden/ daß ſo wol die Eyſen- und Proviant-Fuhren zu Land auf allen Straſſen/ als auch die Schiffe hin und wider keinen Anſtoß oder Jr- rung haben/ die Wege ausgebeſſert/ mit Bruͤcken/ und andern Nothdurfften verſehen/ verſichert und wol verſor- get werden. Uber dieſes haben auch die Jnner- und Vor- der-Bergiſchen Eyſen-Bergwercks-Arbeiter/ ſo wol auch die jenigen/ welche Eyſen/ Kohl/ Ertz und anders fuͤhren/ dieſe Freyheit/ daß ſie unter den Feyer-Tagen nur dieſe halten doͤrffen/ als Weyhenachten/ Oſtern und Pfingſten/ auch alle Sonntaͤge/ Jtem den Fron- leichnams Tage/ ſo lang der Umgang waͤhret/ Jtem das Neue Jahr/ die heiligen drey Koͤnige/ der zwoͤlff Apoſtel Taͤge/ auſſer S. Thomas. (weil er ſo nahe vor Weyhe- nachten einfaͤllt) Jtem feyren ſie Maria Liechtmeſſen/ Himmelfahrt/ Verkuͤndigung und Geburts-Tag/ Jtem die Himmelfahrt Chriſti/ S. Johannis Baptiſtæ Tag/ S. Oſwaldi und S. Barbaræ Tag/ als ihrer ſonder- bahren Patronen; doch alle dieſe Feyer-Tage arbeiten ſie gleichwol Vormittags biß auf den Mittage/ und feyren allein Nachmittages/ und alle vorhergehende Feyerabends und heilige Abends-Taͤge werden voͤllig hinaus gearbeitet. Das Jnnerbergiſche Eiſenweſen wird eigentlich Gewerckſchafft genennet/ ihr Handels-Gezirck iſt gantz Oeſterreich/ Boͤheim/ Maͤhren/ und hauptſaͤchlich mit dem Stahl ins Reich. Die aber den vordern Berge bearbeiten/ werden nicht Gewerckſchafft/ ſondern Rath- meiſter geheiſſen/ (hat jeder beſonders ſein erkaufftes Berg- oder Ertz-Rechten und Rath-Werck/ das iſt/ Schmeltz-Huͤtten/ wo in denen ſo genannten Blaͤhaͤuſern das Eyſen zu groſſen Maſſen und Stuͤcken verarbeitet wird) die verlegen die Herren Jnnhaber der Haͤmmer/ als Prælat von Admont, Graf von Schwartzenberg/ Herr von Stubenberg/ Saurau und andere auf ihren dort und da habenden groſſen ſo genannten Welſchen Haͤmmern/ und ferners auch darunter gehoͤrigen kleinen Haͤmmern/ da dann allerhand Zeuge Sorten verfertigt werden. Dieſe nun verſehen gantz Steyermarck/ und Nider-Ungern abwerts gegen der Sau/ (dahin die Gewerckſchafft in den innern Bergen nicht darff) und Neuſtadt iſt ihr Graͤntz-Gezirck. Jn Jtalien ſind beede Jnner- und Vorder-Bergiſchen zu handeln nicht berech- tiget; die letzern aber doͤrffen gleichwol Vaͤſſel Stahl nach Venedig und Jtalien bringen. Sonſt was das Eyſen betrifft/ haben ihren gewoͤhnlichen Handel dahin die Kaͤrnderiſchen Bergwercks-Jnnhaber/ als die von Grotta/ Paulen und andere. Haben alſo jeder Theil ſeine ausgetheilte Ort/ damit jeder ſeinen Handel unverhin- dert fortſetzen/ und keiner dem andern einigen Eintrag thun moͤge/ deßwegen auch eigne Uberreuter beſtellt ſind/ daß jeder ſeines Rechtes unmoleſtirt und frey ſicher genieſſen koͤnne. Das Vorder-Berger-Eyſen hat/ damit es das Vat- terland wolfeiler haben moͤchte/ vom Ertz-Berg an/ ei- ne ringere Frohn/ deſſen Bearbeit- und Bewirthſchaff- tung ſo wol bey der Wurtzen/ als nachgehends bey dem Rath- und Hammer-Wercks-Weſen wird immerfort/ ohne einige Reformation, im vorigen Stand gelaſſen/ da nemlich wie bißhero/ ſo wol was die Rad- als Hammer- Meiſter betrifft/ das Werck von lauter Privat-Par- teyen unterhalten und verlegt/ auch alſo immerfort wol- ſtaͤndig continuirt und bearbeitet wird. Das Jnner- Bergiſche aber/ weils in andere Laͤnder/ ſonderlich aber in Oeſterreich aus Steyer (welches vorher zween Landes- Fuͤrſten gehabt) gefuͤhrt wird/ hat von einen Centner 18 Kreutzer Maut geben muͤſſen/ dabey es auch jetzt/ wiewol ſie nur einer Lands-Fuͤrſtlichen Obrigkeit gehoͤren/ ſein Verbleiben. Daß ich aber von dieſen etwas weitlaͤuffiger gehan- delt/ iſt geſchehen/ weil viel vornehme Lands-Mitglieder auch bey der Jnnerbergiſchen Gewerckſchafft mit in der Einlag ſind/ damit die jenigen/ ſo etwan ferner Luſt ſich einverleiben zu laſſen/ genugſame Information haͤtten/ wie alles beſchaffen ſey. Dieſes alles iſt mir von einem guten Freunde/ der aber unentdeckt ſeyn wollen/ com- municirt worden/ ſonſt haͤtte ich nicht unterlaſſen/ ſeiner gleichmaͤſſig/ mit billichem Ruhm zu gedencken; und ſo gut ichs empfangen/ habe ichs auch mittheilen wollen. Cap. LXXIX. Bediente/ ſo zum Eyſen-Bergwerck Jnnern Bergs gehoͤren. DEs Kaͤyſerlichen Bergwercks und Cammer-Guts erſte Inſtanz iſt der Cammer-Graf/ von ihm geht die Appellation an die Hof-Cammer. Des Ei- ſen-Obmanns Iurisdiction und Bottmaͤſſigkeit faͤngt ſich an/ wann ſolches Cammer-Gut zu Buͤrgerlichen Gewerben gedeyet/ dahin auch die Proviants-Glieder Graͤſten/ Scheibs/ Burchſtall und dergleichen gehoͤren. Kaͤyſerliche Beamte/ nechſt den Cammer-Grafen/ ſind der Bergrichter/ Rauch-Eyſen-Waͤger/ Mautner/ Schinerer/ der mit dem Berg-Compoſt weiß umzuge- hen/ die von der Hoff-Cammer beſoldet werden. Zu Beſtellung und Bewirtſchafftung am Berg in Eyſen- Ertz ſind beſtellet ein Bergſchaffer und zwey Ober-Hut- leute/ die von der Gewerckſchafft beſoldet ſind. Die Vorgeher werden von den Gliedern der Gewerckſchafft ſelbſt erwehlet. Drey Vorgeher ſamt den Kaſtnern ſollen zu Steyer wohnen/ ihnẽ auch ein Caſſier/ ein Buchhalter/ ein Zeugs-Verhandler/ ein Eyſen-Cam̃erer/ zweẽ Zeugs- Empfanger/ ein Kaſtner und Pfund-Außwaͤger zuge- ordnet ſeyn; wiewol die Haupt-Buchhalterey itzund ins Eyſen-Ertz transferirt worden. Bey der Rad- und Ham̃erwerks-Bewirtſchaffung/ ſoll an jedem Ort gleich- falls L

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/99>, abgerufen am 20.11.2024.