Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
Der wett-streit der sinnen an dem Sinner- und Guldischen Hochzeit- Feste beygelegt. J. B. M. ES stellte Venus nechst den grossen Reichs-tag an/ Und ließ nun nach der hand der liebe streitigkeiten Und was noch sonsten mehr darauf wird abgethan/ Durch den versuchten sohn zu frohem schluße leiten; Jndem erschienen auch die sinnen insgesamt/ Die waren unter sich in einen streit gerathen/ So daß sie/ weil es doch der Venus hohes amt/ Sie allerseits hierin umb einen ausspruch baten. Nun hatte Venus längst mit schmertzen angemerckt/ Daß zwist und eyffersucht bey ihren Cammer-Damen/ Die man die sinne nennt/ sich nach und nach gestärckt/ So daß sie ietzo gar zu freyer klage kamen. Als ihnen Venus nun zu reden urlaub gab/ Da baten sie alsbald/ sie möchte sich erklären/ Und
Der wett-ſtreit der ſinnen an dem Sinner- und Guldiſchen Hochzeit- Feſte beygelegt. J. B. M. ES ſtellte Venus nechſt den groſſen Reichs-tag an/ Und ließ nun nach der hand der liebe ſtreitigkeiten Und was noch ſonſten mehr darauf wird abgethan/ Durch den verſuchten ſohn zu frohem ſchluße leiten; Jndem erſchienen auch die ſinnen insgeſamt/ Die waren unter ſich in einen ſtreit gerathen/ So daß ſie/ weil es doch der Venus hohes amt/ Sie allerſeits hierin umb einen ausſpruch baten. Nun hatte Venus laͤngſt mit ſchmertzen angemerckt/ Daß zwiſt und eyfferſucht bey ihren Cammer-Damen/ Die man die ſinne nennt/ ſich nach und nach geſtaͤrckt/ So daß ſie ietzo gar zu freyer klage kamen. Als ihnen Venus nun zu reden urlaub gab/ Da baten ſie alsbald/ ſie moͤchte ſich erklaͤren/ Und
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Hochzeit-Gedichte.
Hat doch der himmel ſelbſt nicht lauter lichte ſterne/
Und in Granaten ſind nicht alles gute kerne/
Ja/ ob auch Nattern gleich in den gepuͤſchen ſeyn/
So kehrn doch in der ſtadt auch Seorpionen ein/
Des landes mißwachs muß zugleich die ſtadt empfinden/
Sie baͤckt das brodt nach dem/ wie die/ die garben binden/
Die meelthau/ ſchloſſen/ brand/ der hofnung hat entſetzt/
Und gibt es wolfeil erſt/ wenn ſie die erndt ergetzt.
Bey zucker-roſen kan man Bieſam leicht entbehren/
Worinn die falſchheit offt den todt pflegt zu gewehren/
Und ſchenckt ein landmann nicht Frontiniae offt ein/
So hat er ziegenmilch und darf nicht kranck drauf ſeyn.
Drum laß ich dich/ mein ſchatz/ mich hertzlich gerne leiten/
Jch kan an deiner hand in keinen unmuth gleiten/
Und wo ſich deine lieb hinſetzt und deine treu/
Da weis ich/ daß ich auch hinfort zu hauſe ſey.
Der wett-ſtreit der ſinnen an dem
Sinner- und Guldiſchen Hochzeit-
Feſte beygelegt.
J. B. M.
ES ſtellte Venus nechſt den groſſen Reichs-tag an/
Und ließ nun nach der hand der liebe ſtreitigkeiten
Und was noch ſonſten mehr darauf wird abgethan/
Durch den verſuchten ſohn zu frohem ſchluße leiten;
Jndem erſchienen auch die ſinnen insgeſamt/
Die waren unter ſich in einen ſtreit gerathen/
So daß ſie/ weil es doch der Venus hohes amt/
Sie allerſeits hierin umb einen ausſpruch baten.
Nun hatte Venus laͤngſt mit ſchmertzen angemerckt/
Daß zwiſt und eyfferſucht bey ihren Cammer-Damen/
Die man die ſinne nennt/ ſich nach und nach geſtaͤrckt/
So daß ſie ietzo gar zu freyer klage kamen.
Als ihnen Venus nun zu reden urlaub gab/
Da baten ſie alsbald/ ſie moͤchte ſich erklaͤren/
Und
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