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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Sinn-Gedichte.

Seht doch wie er handthiert/ es scheint/ er wird sich nähren/
Er schleifft die scheeren gut/ und kan zugleich auch scheeren.



Die Narren bey der wirthschafft.
1.
An den Gärtner.
DEr Gärtner reichet fast bis an den himmel hin;
Doch strahlt weit über ihn die kleine Gärtnerin/
Wie glücklich ist der mann auch wider die vernunfft;
Er hat das schönste weib von dieser gantzen zunfft.
2.
An die Römerin.
DJe schlancke Römerin ist prächtig angekleidet;
Sie hat viel artigkeit und wird darum geneidet/
Doch fürchtet sie sich nicht/ weil sie dem mann gefällt;
Und jene Gärtnerin sie in der blüth erhält.
4.
Die Narren zu einander.
WJr Narren müssen heut uns zu der narrheit zwingen/
Ein ampt/ das mancher hier natürlich kan vollbringen.
Was aber geben sie für uns dis werck zu treiben?
Wir sinds auff einen tag/ sie müssen narren bleiben.


Die mit Preussen aemulirende
Marck.


WJe glücklich bistu doch/ o König Friederich!
Schau! deine länder zancken sich/
Und wissen kaum für treu/ wie sie dich sollen ehren.
Die Marck beut hundert tausend an;
Und

Sinn-Gedichte.

Seht doch wie er handthiert/ es ſcheint/ er wird ſich naͤhren/
Er ſchleifft die ſcheeren gut/ und kan zugleich auch ſcheeren.



Die Narren bey der wirthſchafft.
1.
An den Gaͤrtner.
DEr Gaͤrtner reichet faſt bis an den himmel hin;
Doch ſtrahlt weit uͤber ihn die kleine Gaͤrtnerin/
Wie gluͤcklich iſt der mann auch wider die vernunfft;
Er hat das ſchoͤnſte weib von dieſer gantzen zunfft.
2.
An die Roͤmerin.
DJe ſchlancke Roͤmerin iſt praͤchtig angekleidet;
Sie hat viel artigkeit und wird darum geneidet/
Doch fuͤrchtet ſie ſich nicht/ weil ſie dem mann gefaͤllt;
Und jene Gaͤrtnerin ſie in der bluͤth erhaͤlt.
4.
Die Narren zu einander.
WJr Narren muͤſſen heut uns zu der narrheit zwingen/
Ein ampt/ das mancher hier natuͤrlich kan vollbringen.
Was aber geben ſie fuͤr uns dis werck zu treiben?
Wir ſinds auff einen tag/ ſie muͤſſen narren bleiben.


Die mit Preuſſen aemulirende
Marck.


WJe gluͤcklich biſtu doch/ o Koͤnig Friederich!
Schau! deine laͤnder zancken ſich/
Und wiſſen kaum fuͤr treu/ wie ſie dich ſollen ehren.
Die Marck beut hundert tauſend an;
Und
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[120/0130] Sinn-Gedichte. Seht doch wie er handthiert/ es ſcheint/ er wird ſich naͤhren/ Er ſchleifft die ſcheeren gut/ und kan zugleich auch ſcheeren. Die Narren bey der wirthſchafft. 1. An den Gaͤrtner. DEr Gaͤrtner reichet faſt bis an den himmel hin; Doch ſtrahlt weit uͤber ihn die kleine Gaͤrtnerin/ Wie gluͤcklich iſt der mann auch wider die vernunfft; Er hat das ſchoͤnſte weib von dieſer gantzen zunfft. 2. An die Roͤmerin. DJe ſchlancke Roͤmerin iſt praͤchtig angekleidet; Sie hat viel artigkeit und wird darum geneidet/ Doch fuͤrchtet ſie ſich nicht/ weil ſie dem mann gefaͤllt; Und jene Gaͤrtnerin ſie in der bluͤth erhaͤlt. 4. Die Narren zu einander. WJr Narren muͤſſen heut uns zu der narrheit zwingen/ Ein ampt/ das mancher hier natuͤrlich kan vollbringen. Was aber geben ſie fuͤr uns dis werck zu treiben? Wir ſinds auff einen tag/ ſie muͤſſen narren bleiben. Die mit Preuſſen aemulirende Marck. WJe gluͤcklich biſtu doch/ o Koͤnig Friederich! Schau! deine laͤnder zancken ſich/ Und wiſſen kaum fuͤr treu/ wie ſie dich ſollen ehren. Die Marck beut hundert tauſend an; Und

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/130>, abgerufen am 21.12.2024.