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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.
Auff ihre grausamkeit.
C. E.
DOrinde/ ists nun aus mit meinem armen leben?
Hab' ich nun einst verzehrt das dürre kummer-brod/
Und den vergällten tranck/ den deine hand mit bot/
Vor dessen bittrigkeit noch geist und blut erbeben?
Jsts möglich/ wiltu mich des jammers überheben/
Und seh' ich denn einmahl die endschafft meiner noth?
Ach! ja/ dein grausam seyn bringt endlich mir den todt/
Und will ein schwartzes grab mir zur belohnung geben.
Weil dann mein leben nichts in deinen augen gilt/
So säume nur nicht lang/ wann du mich tödten wilt/
Und überhebe mich nur zeitig meiner plage:
Doch glaube sicherlich/ du tödt'st mich nicht allein;
Mein todt wird auch dein todt/ und dein verderben seyn/
Weil ich dich lebendig in meinem hertzen trage.


Als er kam/ löschte sie das licht aus/ daß
er sie nicht sehen solte.

C. E.
VErsteck dich immer hin! schleich heimlich zu der wand!
Lösch alle lichter aus! du kanst mir nicht verschwinden;
Halt dich noch eins so still; ich will dich dennoch sinden:
Wird aus dem schatten nicht das helle licht erkant?
Gläntzt nicht bey dunckler nacht ein echter diamant?
Ja/ ob die finsterniß sich selbst wolt unterwinden/
Der sonnen göldnes rad in wolcken einzuspünden/
So bricht sie doch hervor durch ihren lichten brand.
Licht/ demant/ sonne bleibt in ihrem werth und pracht:
Was schad't die finsterniß/ der schatten und die nacht?
Jhr glantz kan desto eh' uns in die augen steigen.
Bistu mir nun mein licht/ demant und sonnen-schein/
So wird die demmerung selbst dein verräther seyn/
Und dich durch schatten/ nacht und finsterniß mir zeigen.
Die
Galante Gedichte.
Auff ihre grauſamkeit.
C. E.
DOrinde/ iſts nun aus mit meinem armen leben?
Hab’ ich nun einſt verzehrt das duͤrre kummer-brod/
Und den vergaͤllten tranck/ den deine hand mit bot/
Vor deſſen bittrigkeit noch geiſt und blut erbeben?
Jſts moͤglich/ wiltu mich des jammers uͤberheben/
Und ſeh’ ich denn einmahl die endſchafft meiner noth?
Ach! ja/ dein grauſam ſeyn bringt endlich mir den todt/
Und will ein ſchwartzes grab mir zur belohnung geben.
Weil dann mein leben nichts in deinen augen gilt/
So ſaͤume nur nicht lang/ wann du mich toͤdten wilt/
Und uͤberhebe mich nur zeitig meiner plage:
Doch glaube ſicherlich/ du toͤdt’ſt mich nicht allein;
Mein todt wird auch dein todt/ und dein verderben ſeyn/
Weil ich dich lebendig in meinem hertzen trage.


Als er kam/ loͤſchte ſie das licht aus/ daß
er ſie nicht ſehen ſolte.

C. E.
VErſteck dich immer hin! ſchleich heimlich zu der wand!
Loͤſch alle lichter aus! du kanſt mir nicht verſchwinden;
Halt dich noch eins ſo ſtill; ich will dich dennoch ſinden:
Wird aus dem ſchatten nicht das helle licht erkant?
Glaͤntzt nicht bey dunckler nacht ein echter diamant?
Ja/ ob die finſterniß ſich ſelbſt wolt unterwinden/
Der ſonnen goͤldnes rad in wolcken einzuſpuͤnden/
So bricht ſie doch hervor durch ihren lichten brand.
Licht/ demant/ ſonne bleibt in ihrem werth und pracht:
Was ſchad’t die finſterniß/ der ſchatten und die nacht?
Jhr glantz kan deſto eh’ uns in die augen ſteigen.
Biſtu mir nun mein licht/ demant und ſonnen-ſchein/
So wird die demmerung ſelbſt dein verraͤther ſeyn/
Und dich durch ſchatten/ nacht und finſterniß mir zeigen.
Die
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[30/0046] Galante Gedichte. Auff ihre grauſamkeit. C. E. DOrinde/ iſts nun aus mit meinem armen leben? Hab’ ich nun einſt verzehrt das duͤrre kummer-brod/ Und den vergaͤllten tranck/ den deine hand mit bot/ Vor deſſen bittrigkeit noch geiſt und blut erbeben? Jſts moͤglich/ wiltu mich des jammers uͤberheben/ Und ſeh’ ich denn einmahl die endſchafft meiner noth? Ach! ja/ dein grauſam ſeyn bringt endlich mir den todt/ Und will ein ſchwartzes grab mir zur belohnung geben. Weil dann mein leben nichts in deinen augen gilt/ So ſaͤume nur nicht lang/ wann du mich toͤdten wilt/ Und uͤberhebe mich nur zeitig meiner plage: Doch glaube ſicherlich/ du toͤdt’ſt mich nicht allein; Mein todt wird auch dein todt/ und dein verderben ſeyn/ Weil ich dich lebendig in meinem hertzen trage. Als er kam/ loͤſchte ſie das licht aus/ daß er ſie nicht ſehen ſolte. C. E. VErſteck dich immer hin! ſchleich heimlich zu der wand! Loͤſch alle lichter aus! du kanſt mir nicht verſchwinden; Halt dich noch eins ſo ſtill; ich will dich dennoch ſinden: Wird aus dem ſchatten nicht das helle licht erkant? Glaͤntzt nicht bey dunckler nacht ein echter diamant? Ja/ ob die finſterniß ſich ſelbſt wolt unterwinden/ Der ſonnen goͤldnes rad in wolcken einzuſpuͤnden/ So bricht ſie doch hervor durch ihren lichten brand. Licht/ demant/ ſonne bleibt in ihrem werth und pracht: Was ſchad’t die finſterniß/ der ſchatten und die nacht? Jhr glantz kan deſto eh’ uns in die augen ſteigen. Biſtu mir nun mein licht/ demant und ſonnen-ſchein/ So wird die demmerung ſelbſt dein verraͤther ſeyn/ Und dich durch ſchatten/ nacht und finſterniß mir zeigen. Die

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/46>, abgerufen am 26.04.2024.