Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Verliebte Gedichte. Auff den mund. MUnd! der die seelen kan durch lust zusammen hetzen/ Mund! der viel süsser ist als starcker himmels-wein/ Mund! der du alakant des lebens schenckest ein/ Mund! den ich vorziehn muß der Inden reichen schätzen/ Mund! dessen balsam uns kan stärcken und verletzen/ Mund! der vergnügter blüht/ als aller rosen schein. Mund! welchen kein rubin kan gleich und ähnlich seyn. Mund! denn die Gratien mit ihren qvellen netzen; Mund! Ach corallen-mund/ mein eintziges ergetzen! Mund! laß mich einen kuß auff deinen purpur setzen. An Flavien. WIll das gelücke denn gantz meine feindin werden? Stürmt süd/ ost/ nord und west? Bin ich ein gauckel-spiel/ und leichter ball der erden/ Den Venus fallen läst? Will keine sonne mehr mein schwartzes haupt berühren? Umhüllt mich nichts als nacht? Will das verhängniß mich an einer keite führen/ So mich verzweiffelt macht? Orontes weiß fast nicht was ferner sey zu dencken/ Zürnt Venus oder du? Ach gläub es! Flavia/ mein leiden und dein kräncken Kommt mir und dir nicht zu; Was hab ich dir gethan/ daß du mich nicht wilst kennen? Wie heist du meine schuld? Soll mein verbrechen sich mit rechten namen nennen? So rufft es: Lieb und huld/ Du
Verliebte Gedichte. Auff den mund. MUnd! der die ſeelen kan durch luſt zuſammen hetzen/ Mund! der viel ſuͤſſer iſt als ſtarcker himmels-wein/ Mund! der du alakant des lebens ſchenckeſt ein/ Mund! den ich vorziehn muß der Inden reichen ſchaͤtzen/ Mund! deſſen balſam uns kan ſtaͤrcken und verletzen/ Mund! der vergnuͤgter bluͤht/ als aller roſen ſchein. Mund! welchen kein rubin kan gleich und aͤhnlich ſeyn. Mund! denn die Gratien mit ihren qvellen netzen; Mund! Ach corallen-mund/ mein eintziges ergetzen! Mund! laß mich einen kuß auff deinen purpur ſetzen. An Flavien. WIll das geluͤcke denn gantz meine feindin werden? Stuͤrmt ſuͤd/ oſt/ nord und weſt? Bin ich ein gauckel-ſpiel/ und leichter ball der erden/ Den Venus fallen laͤſt? Will keine ſonne mehr mein ſchwartzes haupt beruͤhren? Umhuͤllt mich nichts als nacht? Will das verhaͤngniß mich an einer keite fuͤhren/ So mich verzweiffelt macht? Orontes weiß faſt nicht was ferner ſey zu dencken/ Zuͤrnt Venus oder du? Ach glaͤub es! Flavia/ mein leiden und dein kraͤncken Kommt mir und dir nicht zu; Was hab ich dir gethan/ daß du mich nicht wilſt kennen? Wie heiſt du meine ſchuld? Soll mein verbrechen ſich mit rechten namen nennen? So rufft es: Lieb und huld/ Du
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0082" n="38"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Verliebte Gedichte.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Auff den mund.</hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">C. H. V. H.</hi> </byline><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">M</hi>Und! der die ſeelen kan durch luſt zuſammen hetzen/</l><lb/> <l>Mund! der viel ſuͤſſer iſt als ſtarcker himmels-wein/</l><lb/> <l>Mund! der du alakant des lebens ſchenckeſt ein/</l><lb/> <l>Mund! den ich vorziehn muß der Inden reichen ſchaͤtzen/</l><lb/> <l>Mund! deſſen balſam uns kan ſtaͤrcken und verletzen/</l><lb/> <l>Mund! der vergnuͤgter bluͤht/ als aller roſen ſchein.</l><lb/> <l>Mund! welchen kein rubin kan gleich und aͤhnlich ſeyn.</l><lb/> <l>Mund! denn die Gratien mit ihren qvellen netzen;</l><lb/> <l>Mund! Ach corallen-mund/ mein eintziges ergetzen!</l><lb/> <l>Mund! laß mich einen kuß auff deinen purpur ſetzen.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">An Flavien.</hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">C. H. V. H.</hi> </byline><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>Ill das geluͤcke denn gantz meine feindin werden?</l><lb/> <l>Stuͤrmt ſuͤd/ oſt/ nord und weſt?</l><lb/> <l>Bin ich ein gauckel-ſpiel/ und leichter ball der erden/</l><lb/> <l>Den Venus fallen laͤſt?</l><lb/> <l>Will keine ſonne mehr mein ſchwartzes haupt beruͤhren?</l><lb/> <l>Umhuͤllt mich nichts als nacht?</l><lb/> <l>Will das verhaͤngniß mich an einer keite fuͤhren/</l><lb/> <l>So mich verzweiffelt macht?</l><lb/> <l>Orontes weiß faſt nicht was ferner ſey zu dencken/</l><lb/> <l>Zuͤrnt Venus oder du?</l><lb/> <l>Ach glaͤub es! Flavia/ mein leiden und dein kraͤncken</l><lb/> <l>Kommt mir und dir nicht zu;</l><lb/> <l>Was hab ich dir gethan/ daß du mich nicht wilſt kennen?</l><lb/> <l>Wie heiſt du meine ſchuld?</l><lb/> <l>Soll mein verbrechen ſich mit rechten namen nennen?</l><lb/> <l>So rufft es: Lieb und huld/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [38/0082]
Verliebte Gedichte.
Auff den mund.
C. H. V. H.
MUnd! der die ſeelen kan durch luſt zuſammen hetzen/
Mund! der viel ſuͤſſer iſt als ſtarcker himmels-wein/
Mund! der du alakant des lebens ſchenckeſt ein/
Mund! den ich vorziehn muß der Inden reichen ſchaͤtzen/
Mund! deſſen balſam uns kan ſtaͤrcken und verletzen/
Mund! der vergnuͤgter bluͤht/ als aller roſen ſchein.
Mund! welchen kein rubin kan gleich und aͤhnlich ſeyn.
Mund! denn die Gratien mit ihren qvellen netzen;
Mund! Ach corallen-mund/ mein eintziges ergetzen!
Mund! laß mich einen kuß auff deinen purpur ſetzen.
An Flavien.
C. H. V. H.
WIll das geluͤcke denn gantz meine feindin werden?
Stuͤrmt ſuͤd/ oſt/ nord und weſt?
Bin ich ein gauckel-ſpiel/ und leichter ball der erden/
Den Venus fallen laͤſt?
Will keine ſonne mehr mein ſchwartzes haupt beruͤhren?
Umhuͤllt mich nichts als nacht?
Will das verhaͤngniß mich an einer keite fuͤhren/
So mich verzweiffelt macht?
Orontes weiß faſt nicht was ferner ſey zu dencken/
Zuͤrnt Venus oder du?
Ach glaͤub es! Flavia/ mein leiden und dein kraͤncken
Kommt mir und dir nicht zu;
Was hab ich dir gethan/ daß du mich nicht wilſt kennen?
Wie heiſt du meine ſchuld?
Soll mein verbrechen ſich mit rechten namen nennen?
So rufft es: Lieb und huld/
Du
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |