Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite
Galante Gedichte.
4.
Du bist zu schwer/ der erden zu entfliehen/
Du kanst noch kein gestirne seyn.
Komm/ sammle freudens-blumen ein/
Die dir als dienerin itzt selbst entgegen ziehen.
Wer ungezwungen ihm das marterthum begehrt/
Ist der erbarmung zwar/ doch keines ruhmes werth.
5.
Lisippe laß die prächtigen gedancken/
Kein mensch verengelt sich doch nicht;
Vernimm was deine jugend spricht/
Und schreit itzt nicht so bald aus deinen freuden-schrancken/
Da tausend lieblichkeit auff süsse spiele denckt/
Und lust-rubinen dir zu deinem schmucke schenckt.
6.
Geneuß doch noch der welt ambrirte früchte/
Der himmel bleibt dir unversagt.
Wer allzu kühn zur sonne jagt/
Den macht ein scharffer strahl den heissen flug zunichte.
Mensch und auch engel hat uns zeitlich kund gethan/
Daß man im paradieß und himmel fallen kan.


Ver-
C 3
Galante Gedichte.
4.
Du biſt zu ſchwer/ der erden zu entfliehen/
Du kanſt noch kein geſtirne ſeyn.
Komm/ ſammle freudens-blumen ein/
Die dir als dienerin itzt ſelbſt entgegen ziehen.
Wer ungezwungen ihm das marterthum begehrt/
Iſt der erbarmung zwar/ doch keines ruhmes werth.
5.
Liſippe laß die praͤchtigen gedancken/
Kein menſch verengelt ſich doch nicht;
Vernimm was deine jugend ſpricht/
Und ſchreit itzt nicht ſo bald aus deinen freuden-ſchrancken/
Da tauſend lieblichkeit auff ſuͤſſe ſpiele denckt/
Und luſt-rubinen dir zu deinem ſchmucke ſchenckt.
6.
Geneuß doch noch der welt ambrirte fruͤchte/
Der himmel bleibt dir unverſagt.
Wer allzu kuͤhn zur ſonne jagt/
Den macht ein ſcharffer ſtrahl den heiſſen flug zunichte.
Menſch und auch engel hat uns zeitlich kund gethan/
Daß man im paradieß und himmel fallen kan.


Ver-
C 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0081" n="37"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="4">
            <head>4.</head><lb/>
            <l>Du bi&#x017F;t zu &#x017F;chwer/ der erden zu entfliehen/</l><lb/>
            <l>Du kan&#x017F;t noch kein ge&#x017F;tirne &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Komm/ &#x017F;ammle freudens-blumen ein/</l><lb/>
            <l>Die dir als dienerin itzt &#x017F;elb&#x017F;t entgegen ziehen.</l><lb/>
            <l>Wer ungezwungen ihm das marterthum begehrt/</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t der erbarmung zwar/ doch keines ruhmes werth.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head>5.</head><lb/>
            <l>Li&#x017F;ippe laß die pra&#x0364;chtigen gedancken/</l><lb/>
            <l>Kein men&#x017F;ch verengelt &#x017F;ich doch nicht;</l><lb/>
            <l>Vernimm was deine jugend &#x017F;pricht/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chreit itzt nicht &#x017F;o bald aus deinen freuden-&#x017F;chrancken/</l><lb/>
            <l>Da tau&#x017F;end lieblichkeit auff &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;piele denckt/</l><lb/>
            <l>Und lu&#x017F;t-rubinen dir zu deinem &#x017F;chmucke &#x017F;chenckt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head>6.</head><lb/>
            <l>Geneuß doch noch der welt ambrirte fru&#x0364;chte/</l><lb/>
            <l>Der himmel bleibt dir unver&#x017F;agt.</l><lb/>
            <l>Wer allzu ku&#x0364;hn zur &#x017F;onne jagt/</l><lb/>
            <l>Den macht ein &#x017F;charffer &#x017F;trahl den hei&#x017F;&#x017F;en flug zunichte.</l><lb/>
            <l>Men&#x017F;ch und auch engel hat uns zeitlich kund gethan/</l><lb/>
            <l>Daß man im paradieß und himmel fallen kan.</l>
          </lg>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">C 3</hi> </fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ver-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0081] Galante Gedichte. 4. Du biſt zu ſchwer/ der erden zu entfliehen/ Du kanſt noch kein geſtirne ſeyn. Komm/ ſammle freudens-blumen ein/ Die dir als dienerin itzt ſelbſt entgegen ziehen. Wer ungezwungen ihm das marterthum begehrt/ Iſt der erbarmung zwar/ doch keines ruhmes werth. 5. Liſippe laß die praͤchtigen gedancken/ Kein menſch verengelt ſich doch nicht; Vernimm was deine jugend ſpricht/ Und ſchreit itzt nicht ſo bald aus deinen freuden-ſchrancken/ Da tauſend lieblichkeit auff ſuͤſſe ſpiele denckt/ Und luſt-rubinen dir zu deinem ſchmucke ſchenckt. 6. Geneuß doch noch der welt ambrirte fruͤchte/ Der himmel bleibt dir unverſagt. Wer allzu kuͤhn zur ſonne jagt/ Den macht ein ſcharffer ſtrahl den heiſſen flug zunichte. Menſch und auch engel hat uns zeitlich kund gethan/ Daß man im paradieß und himmel fallen kan. Ver- C 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/81
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/81>, abgerufen am 22.11.2024.