Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Natur und Kunst oder Saturn und Jupiter. Du waltest hoch am Tag' und es blühet Dein Gesetz, Du hältst die Wage, Saturnus Sohn! Und theilst die Loos' und ruhest froh im Ruhm der unsterblichen Herrscherkünste. Doch in den Abgrund, sagen die Sänger sich, Habst Du den heil'gen Vater, den eignen, einst Verwiesen und es jammern drunten, Da, wo die Wilden vor Dir mit Recht sind, Schuldlos der Gott der goldenen Zeit schon längst, Einst mühelos, und größer, wie Du, wenn schon Er kein Gebot aussprach und ihn der Sterblichen Keiner mit Namen nannte. Herab denn! oder schäme des Danks Dich nicht! Und willst Du bleiben, diene dem Aelteren Und gönn' es ihm, daß ihn vor Allen, Göttern und Menschen, der Sänger nenne! Natur und Kunſt oder Saturn und Jupiter. Du walteſt hoch am Tag' und es bluͤhet Dein Geſetz, Du haͤltſt die Wage, Saturnus Sohn! Und theilſt die Looſ' und ruheſt froh im Ruhm der unſterblichen Herrſcherkuͤnſte. Doch in den Abgrund, ſagen die Saͤnger ſich, Habſt Du den heil'gen Vater, den eignen, einſt Verwieſen und es jammern drunten, Da, wo die Wilden vor Dir mit Recht ſind, Schuldlos der Gott der goldenen Zeit ſchon laͤngſt, Einſt muͤhelos, und groͤßer, wie Du, wenn ſchon Er kein Gebot ausſprach und ihn der Sterblichen Keiner mit Namen nannte. Herab denn! oder ſchaͤme des Danks Dich nicht! Und willſt Du bleiben, diene dem Aelteren Und goͤnn' es ihm, daß ihn vor Allen, Goͤttern und Menſchen, der Saͤnger nenne! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0039" n="31"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Natur und Kunſt<lb/> oder<lb/> Saturn und Jupiter</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du walteſt hoch am Tag' und es bluͤhet Dein</l><lb/> <l>Geſetz, Du haͤltſt die Wage, Saturnus Sohn!</l><lb/> <l>Und theilſt die Looſ' und ruheſt froh im</l><lb/> <l>Ruhm der unſterblichen Herrſcherkuͤnſte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch in den Abgrund, ſagen die Saͤnger ſich,</l><lb/> <l>Habſt Du den heil'gen Vater, den eignen, einſt</l><lb/> <l>Verwieſen und es jammern drunten,</l><lb/> <l>Da, wo die Wilden vor Dir mit Recht ſind,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Schuldlos der Gott der goldenen Zeit ſchon laͤngſt,</l><lb/> <l>Einſt muͤhelos, und groͤßer, wie Du, wenn ſchon</l><lb/> <l>Er kein Gebot ausſprach und ihn der</l><lb/> <l>Sterblichen Keiner mit Namen nannte.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Herab denn! oder ſchaͤme des Danks Dich nicht!</l><lb/> <l>Und willſt Du bleiben, diene dem Aelteren</l><lb/> <l>Und goͤnn' es ihm, daß ihn vor Allen,</l><lb/> <l>Goͤttern und Menſchen, der Saͤnger nenne!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [31/0039]
Natur und Kunſt
oder
Saturn und Jupiter.
Du walteſt hoch am Tag' und es bluͤhet Dein
Geſetz, Du haͤltſt die Wage, Saturnus Sohn!
Und theilſt die Looſ' und ruheſt froh im
Ruhm der unſterblichen Herrſcherkuͤnſte.
Doch in den Abgrund, ſagen die Saͤnger ſich,
Habſt Du den heil'gen Vater, den eignen, einſt
Verwieſen und es jammern drunten,
Da, wo die Wilden vor Dir mit Recht ſind,
Schuldlos der Gott der goldenen Zeit ſchon laͤngſt,
Einſt muͤhelos, und groͤßer, wie Du, wenn ſchon
Er kein Gebot ausſprach und ihn der
Sterblichen Keiner mit Namen nannte.
Herab denn! oder ſchaͤme des Danks Dich nicht!
Und willſt Du bleiben, diene dem Aelteren
Und goͤnn' es ihm, daß ihn vor Allen,
Goͤttern und Menſchen, der Saͤnger nenne!
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/39>, abgerufen am 23.02.2025. |